MEIN HERZ NEU ENTDECKEN
I.Vortrag: Betroffensein
Das Göttliche an Jesus zeigt sich in der Betroffenheit, die er auslöst. In der Betroffenheit liegt die Wandlung der Menschen. Die Gottesferne ist überwindbar.
1.Hl.Schrift:
Jesus: 22 Und die Menschen waren sehr betroffen von seiner Lehre; denn er lehrte sie wie einer, der (göttliche) Vollmacht hat, nicht wie die Schriftgelehrten (Mk 1,22).
„Da erschraken alle und einer fragte den andern: Was hat das zu bedeuten? Hier wird mit Vollmacht eine ganz neue Lehre verkündet. Sogar die unreinen Geister gehorchen seinem Befehl. 28 Und sein Ruf verbreitete sich rasch im ganzen Gebiet von Galiläa (Mk 1, 27).
28 Als Jesus diese Rede beendet hatte, war die Menge sehr betroffen von seiner Lehre; 29 denn er lehrte sie wie einer, der (göttliche) Vollmacht hat, und nicht wie ihre Schriftgelehrten (Mt 7,28,29).
Das Reich Gottes, das Jesus verkündet, kann unter keinen Umständen etwas Äußeres sein. Das hieße: anderen seinen Willen aufzwingen, Angst verbreiten, die Ungehorsamen bestrafen. Die Absicht Jesu ist vielmehr, die Menschen vom Innersten her zu überzeugen und umzugestalten. Dies tut er nicht durch Ermahnungen und Drohungen, sondern indem er durch seine Zuwendung und Konfrontation tiefste Betroffenheit auslöst. Gefühle, Werteinstellungen, Interessen werden nicht durch Wille und Vernunft verändert, sondern durch ein stärkeres und tieferes Gefühl, durch eine überzeugendere Erfahrung, die ergreift, durch ein Erleben und Wort, das für diesen Menschen bedeutsamer ist. „Nur das Bedeutsame erlöst“ sagt Jung.
Jesus trägt in sich eine existentielle Kraft, die in der Begegnung mit ihm, in seiner Rede, in seinem Blick, in seiner Berührung spürbar wird. Diese Kraft, die aufhorchen lässt, aufwühlt, erschüttert, aufschreien und Gott loben lässt wird als göttliche Vollmacht - griechisch exousia - bezeichnet. Das heißt: das Göttliche an Jesus dürfen wir weniger in den außerordentlichen Taten, Wunderheilungen sehen, sondern in der Kraft und Tiefe seiner Ausstrahlung.
Menschen werden anders, sodass sie von sich aus Freude am Guten haben. Dafür ist weiterhin der berühmte Zachäus, der schon die Hälfte seines Vermögens den Armen gibt, ein eindrucksvolles Beispiel. Es waren welche, die Haus und Hof verließen, weil sie von der Richtigkeit des neuen Weges durch die Ausstrahlung Jesu überzeugt wurden. Genau auf dieser Ebene sollten die Jünger Jesu sein Werk fortsetzen. Ihr Auftrag ist, den Funken Gottes in einem jedem zu einem großen Feuer zu entfachen und auf diese Weise nicht nur im eigenen Land vielmehr auf der ganzen Erde eine neue Zeit herbeizuführen. Dafür bekommen sie die Kraft von oben (Lk 24,49). Es ist zugleich die existentielle Kraft, die durch die gemeinsame Geschichte mit Jesus, durch den Tod Jesu wie dadurch die ausgelöste Erschütterung als das große Geschenk an seine Jünger gegeben wird und die Jünger befähigen, ähnliche Wirkungen hervorzubringen: Die Stelle aus Apostelgeschichte “Aber ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch herabkommen wird“ (Apg1,8) und „Als sie das hörten, traf es sie mitten ins Herz, und sie sagten zu Petrus und den übrigen Aposteln: Was sollen wir tun, Brüder?“ (Apg 2,37) gehören zusammen. Es ist die Kraft, aus der heraus Petrus spricht, welche die Zuhörer ins Herz trifft oder wie es im Text heißt, es ist der Heilige Geist, den Jesus ausgegossen hat.
Noch einmal: Es ist die Kraft, Menschen zu wandeln, die Gesellschaft zu verändern, der Erde ein neues Aussehen zu geben. Im griechischen Urtext heißt Kraft dynamis. Davon kommt unser bekanntes Wort Dynamik. Damit in Zusammenhang steht noch ein griechisches Wort, das zurzeit im Mittelpunkt fast aller wirtschaftlicher und politischer Diskussionen steht: nämlich energeia - Energie. Im Epheserbrief lesen wir vom Wirken Gottes in Kraft und Stärke (Eph 1,19), welche sich gegen alle Strömungen sogar gegen Untergang und Zerfall durchsetzt, wie es sich an der Auferstehung Christi erwiesen hat.
Energie und Dynamik sind demnach zentrale Begriffe, mit denen wir unseren Glauben erst recht verstehen lernen.
Hier müssen wir noch einmal in das Erfahrungsfeld der Ostergeschichten eintauchen. Im Osterbericht des Matthäus heißt es, dass am Morgen des ersten Wochentages ein Engel vom Himmel stieg: "Sein Aussehen war wie ein Blitz“ (Mt 28, 3). Ein Blitz hat eine Energie, die im ganz wörtlichen Sinn nicht zu fassen ist. Blitze in den Augen von Menschen sind Zeichen von Lebendigkeit und Ausstrahlung. Wir dürfen an manche Geistbegabte denken, bei denen die Augen oft wie Funken sprühen und denen zuzuhören eine Lust ist. Von dem russischen Einsiedler und Heiligen Serafim von Sarow, der in der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts gelebt hat wird erzählt, dass ihn einmal der Landrichter und Gutsbesitzer Motowilow aufgesucht und ihn nach der Gabe des Heiligen Geistes gefragt hat. Die Antwort war, dass das Gesicht des Starzen wie die Sonne leuchtete und Blitze aus seinen Augen fuhren. Es war die Demonstration dessen, was mit der Kraft des Geistes gemeint ist: nämlich das Durchbrechen und Aufscheinen von Energie. Eines dürfte sicher sein: Personen, die Gott erfahren, ob es die ersten Jünger sind oder ein heiliger Franziskus, sind energiegeladene, wenn nicht sogar „energische“ Menschen, die ein Energiefeld um sich verbreiten, das berührt, aufwühlt, andere sogar innerlich umwirft und zugleich wohltuend und heilend wirkt.
Das „gewaltige Erdbeben“ (Mt 28,2), von dem im Osterbericht die Rede ist, lässt etwas vom Beben des Seelengrundes, d.h. von der gewaltigen Erschütterung der ersten Christen ahnen. Eine kurze Bemerkung in der Apostelgeschichte bestätigt diese Annahme. Es heißt von der Urgemeinde: „Als sie gebetet hatten, bebte der Ort, an dem sie versammelt waren, und alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt“ (Apg 4,31). Das Beben der Erde ist Ausdruck für das Beben des Herzens, das der Geist bewirkt. Man erzählt ja auch etwas, das unfassbar ist, mit bebender Stimme. Daran dürfen wir denken, wenn von „der überragenden Größe seiner Kraft“ (Eph1,19) die Rede ist. Betroffenheit ist ein anderes Wort für die von selbst ergreifende Atmosphäre in einer Runde, im Gottesdienst, bei einem Vortrag. Vielleicht kann sich der/die eine oder andere erinnern, als der eigene Vater oder ein Verwandter vom Krieg erzählte, von den Abenteuern und Schrecken. Es war muckmäuschen still, sodass man die berühmte Stecknadel fallen hörte. Ergriffenheit überträgt sich von selbst.
2.Franziskus:
Er sprach in einfältiger Rede, aber sein Wort aus der Fülle des Herzens ergriff die Zuhörer. Es war wie ein brennendes Feuer, das in die Tiefe der Herzen drang und alle mit Bewunderung erfüllte. (Legenden und Laude,S. 88).
Es waren aber seine Worte nicht leer noch lächerlich, sondern durchdrungen von des Heiligen Geistes Kraft, drangen sie auch ins Innerste der Herzen, so dass die die Zuhörer von tiefem Staunen ergriffen waren.“
Wir dürfen uns vorstellen, dass der unbekannte Mann aus Assisi auf dem Marktplatz Menschen ansprach und sie in ein Gespräch verwickelte. Vorbeigehende sahen betroffene, gespannte, nachdenkliche Gesichter und schlossen sich den Zuhörern an. Es war die Atmosphäre, welche anzog.
Noch eine andere Stelle aus dem Leben Heiligen soll erwähnt werden, welche die Betroffenheit als den zentralen Punkt seines Auftretens deutlich macht. Er war von seinem Freund dem Kardinal Hugolino zu einer Predigt vor dem Kardinalskollegium eingeladen worden. „Wie nun der Heilige an dem bezeichneten Ort erschien, sagte er nicht das auf,, was ihm entworfen worden war und was er lange durchdacht hatte: er wusste überhaupt nichts mehr davon und schien zu versagen. Aber in seiner Verlegenheit setzte er sein Vertrauen auf Gott, schlug sein Brevier auf und stieß auf die Stelle : “Den ganzen Tag bedeckt die Scham mein Antlitz“ (pas.43,16). Er übertrug es in die Volkssprache und hielt darüber eine ausgiebige Rede vom Hochmut der Prälaten, von ihrem schlechten Beispiel und was für eine Schmach darin für die ganze Kirche liege….. Und so gut und ausgiebig war die Rede, dass es für jene eine heilsame Beschämung und Erbauung war (Legenden und Laude,193).
Franziskus fällt ein Psalm in die Augen, der wie zugeschnitten auf die Situation passt. Im lateinischen Text steht für Scham „rot werden“ und damit ist auf die roten Gewänder der Kardinäle angespielt. Das Besondere an Franziskus ist, dass er nicht seinen Zorn auf seine Zuhörer ergießt und sie zur Weißglut bringt, sondern dass es am Schluss zu einer heilsamen Beschämung und Erbauung kommt. Das heißt, dass er aus dem Geist Jesu gesprochen und den Sitz der Gefühle getroffen hat.
Noch während seiner Todeskrankheit gelang es ihm, die beiden verfeindeten Oberhäupter der Stadt, den Bischof und Bürgermeister miteinander zu versöhnen, indem er das Lied von Schöpfung singen ließ. Dieses stiftete eine solche Ergriffenheit, dass die beiden ihren Zorn vergessen konnten.
3.Der Atheismus, die Gottesferne, der Unglaube ist überwindbar auf der Ebene der Betroffenheit
Es hat den Anschein, als ob die Entwicklung zu einer mehr und mehr religionslosen Gesellschaft nicht aufzuhalten sei. Der Unglaube unserer Zeit - sprich Atheismus - scheint unüberwindbar, trotz der guten Argumente dagegen. Die brisanteste Frage ist deshalb: Wie kann das Religiöse wieder die Bedeutung erlangen, die ihm eigentlich zusteht? Wie werden Menschen wieder religiös? Will die Kirche in einer religionslos gewordenen Gesellschaft wieder einen angemessenen Stand finden, müsste sie sich als allererstes dieser Frage zuwenden.
Paul Tillich: "Gott ist das grundlegende Symbol für das, was uns unbedingt angeht.“ (Ges. Werke, Bd VIII,S142) „Glaube ist das Ergriffensein von dem, was uns unbedingt angeht.“ (GW,VIII 66) „Alles Reden über göttliche Dinge ist sinnlos, wenn es nicht im Zustand letzter Ergriffenheit geschieht.“ (ebenda 118).
Betroffen, zu innerst engagiert, aufgewühlt, berührt sind Menschen bei den großen Ereignissen des Lebens: Geburt, Hochzeit, Tod. Zu diesen Ereignissen kommen sie auch noch zur Kirche. Neben diesen großen Ereignissen gibt es ein Bemühen um existentielle Tiefe, um Authentizität und Sinn, Lebenserfüllung außerhalb der Kirche. (Sinnsucher e.V. Bonn).
Kennzeichen einer neuen Gottsuche sind: Hineinhorchen in sich selbst, Achtsamkeit für die eigene Seele, Neugierde, was sich im Innern tut, Wachwerden für neue Impulse, Interesse für neue spirituelle Wege. Wir öffnen dann einen Weg zu Gott, wenn wir und uns gegenseitig in unserem Gefühl, in unserer Not und in unserem Denken und Streben ernst nehmen, und auch die Einwände der sogenannten und wirklichen Außenstehenden. Wir gelangen sogar zu einer tieferen und umfassenderen Gotteserkenntnis und soweit, dass wir die Kritik der Moderne als die Reinigung unseres Gottesbildes sehen lernen.
4.Gottsuche in der modernen Zeit:
Der französische Philosoph Blaise Pascal des 17.Jahhrhunderts, der zeitlebens mit der Frage nach Gott gerungen hat und sie vom Intellekt her zu lösen versuchte, hatte gegen Ende seines Lebens ein Erlebnis, das er nie mehr vergessen konnte. Er hat dies in Worte zu fassen versucht, es auf Pergament geschrieben und in seinen Rock eingenäht. Es lautet:
Feuer, Gott Abrahams, Gott Isaaks, Gott Jakobs, nicht der Gott der Philosophen und der Gelehrten. Gewissheit. Freude. Friede. Gott Jesu Christi. Er wird nur gefunden auf den Wegen, die im Evangelium gelehrt werden. Tränen der Freude. Ich hatte mich von ihm getrennt. Ich bin vor ihm geflohen, habe ihn verleugnet, gekreuzigt. Dass ich nie mehr von getrennt werden. Hingabe an Jesus Christus“. (Mémorial zit. bei Huub Oosterhuis, Im Vorübergehen, Wien1969,18)
Die Gottesferne ist überwindbar durch eine transzendierende Einstellung. Die Spur Gottes liegt auf der Ebene der Wahrnehmung, der existentiellen Betroffenheit, der religiösen Erfahrung und des selbstkritischen Denkens - durch die Praxis des engagierten, durchdachten, reflektierten Lebens.
II.Vortrag: Da traf es sie mitten ins Herz
1.Ein überwältigendes Erlebnis
Ein Bericht mit Demenzkranken von Rosmarie Maier.
(aus Rosmarie Maier: Ich will dich doch erreichen, Begegnungen mit demenzkranken Menschen ermöglichen, München 2009, S.80)
Die Autorin, Lehrerin für Pflegeberufe beschreibt jede Einzelheit ihres Vorgehens in der Begegnung mit demenzkranken Menschen. Sie betritt den Aufenthaltsraum einer beschützenden Anstalt (sie schreibt nicht eines Altersheimes) und grüßt zunächst allgemein und nimmt dabei mit Einzelnen Kontakt auf.
Dann begrüßt sie Herrn S. mit seinem vollständigen Namen und reicht ihm die Hand. Völlig verblüfft darüber, fängt er sofort an zu weinen und sagt: „Das gibt es doch nicht. Das kann ich doch gar nicht glauben“. Diese Worte wiederholt er mehrmals.
Sie sagt dann: „Gell Sie sind ganz überrascht, dass zu Ihnen jemand kommt.“
Er : „Ja“ und weint.
Sie fragt: „ Darf ich mich zu Ihnen setzen?“
Er: „Ja freilich, ja freilich“ und hält dabei ihre Hand ganz fest…………
Sie spricht sanft weiter: „Gell, Sie weinen, weil Sie so bewegt sind und sich freuen“.
Er: „Ja, das ist es“, schaut ihr in die Augen und wird erst einmal ganz still.
„Was sind das für Augen, die mich so anstrahlen, vor langer Zeit hab ich solche Augen gesehen.“
Ich behutsam: „Ja“?
Er: „Was ist das für ein Leuchten, ja so etwas hab ich noch nie gesehen, das Leuchten in diesen Augen; ja das gibt es doch nicht, was ist denn das?“
Er ist wie gebannt.
Plötzlich ist es ganz still am Tisch.
Immer wieder ruft er: „Was ist das für ein Leuchten, ja so etwas hab ich noch nie gesehen.“
Sie fühlt, wie die Liebe durch sie hindurchfließt und sagt ganz erfüllt davon:
„Das ist ein Geheimnis.“
Er: „Ja das ist wahr. Das ist ein Geheimnis.“
Sie: „Das weiß nur einer.“
Er:“ Ja, das weiß nur einer“
Sie: „Der Herrgott.“
Er: „Der weiß es“.
Zärtlich berührt er mit beiden Händen ihre Hand, die er noch seit der Begrüßung hält.
Sie antwortet auf seine Berührung, indem sie sanft ihre zweite Hand auf seine Hände legt. Sie sitzen ganz innig da, er weint immer etwas lauter dabei………
Dazwischen hört man die Bemerkung einer anderen Frau, er soll nicht so weinen…
Sie (Autorin) sagt: „Sie weinen vor Dankbarkeit und Freude.“
Er: „Ja, das ist es.“
Sie sagt ihm, dass sie auch sehr dankbar sei und sich freue, und fragt ihn, ob sie zusammen „ Großer Gott wir loben dich“ singen wollten.
Er sagt weinend: „Ja.“
Sie stimmt das Lied an und sie singen: „Großer Gott wir loben dich“ und halten sich gegenseitig an den Händen.
Alle andern am Tisch singen nach den ersten Worten von sich aus mit, viele mit strahlenden Gesichtern und leuchtenden Augen. Der Aufenthaltsraum ist erfüllt von einer heiligen Stimmung.
Nach dem Singen verabschiedet sie sich von Herrn S., der sie mit einem warmen Blick ansieht und dabei anerkennend sagt: „Das ist ein richtiger bayerischer Händedruck.“
Sie wünscht ihm alles Gute und dankt ihm von Herzen für diese Begegnung.
Die Autorin bemerkt dann, dass sie voller Dankbarkeit, Ehrfurcht und Demut von Herrn S. weg ging, so sehr bewegt, dass sie unmittelbar danach zu Boden sinken wollte, um Gott zu danken.
Die Worte des alten Mannes „Was ist das für ein Leuchten in deinen Augen“ hatten sie zutiefst berührt. Sie fühlte sich innerlich so bewegt, dass sie selbst nicht verstand, was gerade geschehen war. Sie sagt wörtlich:
„Ich war in die Liebe eingetaucht, wie in ein umhüllendes Licht - wir beide waren eingetaucht. Diese göttliche Kraft floss zwischen uns hin und her, das spürte ich deutlich. Ich ließ zu, was da war: meine Sprachlosigkeit und eine tiefe innere Nähe und gleichzeitig die Wahrnehmung, dass ich vor Dankbarkeit und Freude hätte weinen können.
Ich merkte, wie stimmig und stärkend auch für mich selbst das Singen des Liedes „Großer Gott wir loben dich“ war.“
In diesem Augenblick ist die Energie zusammengeflossen, spürbar durch die Verbundenheit mit allen in diesem Raum. Für mich eine heilige Messe.“
2.Das andere Zentrum der Persönlichkeit - die handelnde Instanz
- Es gibt ein Zentrum der Persönlichkeit, das tiefer und umfassender ist als das vordergründige Ichbewusstsein. Selbst wenn dieses gestört ist, kann es durch volle persönliche Zuwendung aktiviert werden.
- Diese Zuwendung geschieht verbal durch das Aussprechen des vollen Namens, durch Körperkontakt, durch Berührung der Hände und Blick in die Augen.
- Dieses Zentrum ist höchst individuell - es verlangt die volle Aufmerksamkeit allein für diese Person.
- Dieses Zentrum hat eine eigene Dynamik, ist autonom. Beide, der demenzkranke Mann und die Altenpflegerin sind ergriffen, sogar zu Tränen überwältigt von dieser Kraft. Das handelnde Subjekt ist nicht das Ich der beiden Personen sondern eine Instanz außerhalb ihres Bewusstseins. Der Mann weint, er verliert die Fassung, der Frau ist auch zum Weinen zumute, sie hält ihre Tränen zurück.
- Die Dynamik, die aus dem Zentrum hervorgeht, bleibt nicht bei den beiden, sie ergreift alle Anwesenden, sie bestimmt die Atmosphäre im Raum. Alle werden still, hören aufmerksam zu und stimmen in das Lied ein: „Großer Gott, wir loben dich.“
Eine verbale Aufforderung zum Singen ohne diese Begegnung wäre wahrscheinlich erfolglos geblieben. Die strahlenden Gesichter und leuchtenden Augen sprechen von der Dankbarkeit und Freude aller Beteiligten.
Das heißt: dieses Zentrum ist im höchsten Masse individuell und universal zugleich.
Es erfasst den ganzen Menschen, Gefühl und Verstand und alle anderen.
Der Demenzkranke reagiert in dieser für ihn so dichten Begegnung mit seinen Äußerungen völlig normal. Das heißt sein Verstand ist wieder hergestellt.
- Dieses Zentrum ist höchst spirituell. Die Begegnung gipfelt, so schreibt die Verfasserin, in der feierlichen Hinwendung zu Gott. Sie singen gemeinsam „Großer Gott wir loben dich.“
- Die Dynamik des Zentrums ist die Kraft aus dem Transzendenten
Dynamik kommt vom griechischen dynamis = Kraft. Es ist ein zentrales Wort in der Lebensbeschreibung Jesu und in den Erfahrungsberichten der ersten Jünger im Neuen Testament. Wenn Jesus etwas Außerordentliches bewirkt, taucht dieses Wort auf. An einer Stelle heißt es, dass Jesus die Nacht auf dem Berg im Gebet verbracht hatte, kamen viele Leute zu ihm. „Denn es ging eine Kraft von ihm aus, die alle heilte“ (Lk 6,19). Man könnte auch sagen: Er war im Gebet mit Kraft aufgeladen. Dies war die Wirkung des Gebets. Als sich Jesus vor der Himmelfahrt endgültig verabschiedet, verspricht er ihnen die Kraft von oben, die gleich bedeutend ist mit dem Heiligen Geist (Lk 24,49).
3.Andere Namen
Die beschriebene Instanz nennt C.G. Jung das Selbst, Karl Rahner spricht von der Personmitte des Menschen und in der Hl. Schrift steht das Wort „Herz“.
Herz verbinden wir mit Herzlichkeit, mit Zuwendung aus Freude, mit Ausstrahlung, mit zuvorkommender Spontaneität. Es ist der Sitz der Gefühle, die wir mit dem bloßen guten Vorsatz nicht verändern können. Von dort kommen die unerwarteten Reaktionen, die beglückend schön, aber auch abweisend, hart und vernichtend sein können. Man sagt ja: „Wenn Blicke töten könnten!“
Die Instanz, aus der die Liebe kommt, kann auch verdunkelt sein; dunkel heißt, dass man nicht weiß, was man tut, unbewusst sein über sich selbst, über Beweggründe und Gefühle, die Unheil anrichten. Diesen Bereich der Seele nennt die Tiefenpsychologie das „Unbewusste.“
Unser Bewusstsein, der Raum unserer Persönlichkeit, über den wir frei verfügen, ist im Verhältnis zur Ganzheit der Seele nur eine Insel im Ozean des Unbewussten. Jedermann weiß, welche Gefahren, welche Stürme, Tiefen und Strömungen sich in ihm befinden. Ihnen entsprechen die dunklen und verwirrenden Impulse, die ein Glück zerstören und Leben verhindern. Jesus spricht von „bösen Gedanken, von Unzucht, Diebstahl, Mord, Ehebruch, Habsucht, Bosheit, Hinterlist…“ (Markus 7,22) und vielen anderen Schlechtigkeiten, die aus dem Herzen kommen. Wie der Ozean aber auch unergründliche Reichtümer enthält und die Quelle allen Lebens ist, so ist das Herz der Ort des Gefühls und des Glücks, wo der Glaube sich bildet.
Jesus nimmt die Klage Jahwes über sein Volk wieder auf: „Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, ihr Herz ist fern von mir (Markus 7,6). Wer nur Lehrsprüche und Befolgung von Gesetzen und Verordnungen kennt, geht am Eigentlichen, nämlich der spontanen Zuwendung zu Gott vorbei.
Eine tiefgehende Psychotherapie, welche den unbewussten Teil der Seele bearbeitet, schafft die Voraussetzung, etwas von der großen Verheißung: „Ich schenke euch ein neues Herz und einen neuen Geist“ (Ezechiel 36,26) anzunehmen und zu verstehen. Schließlich steht über allem das erste und wichtigste Gebot: „Du sollst den Herrn deinen Gott lieben aus deinem ganzen Herzen, aus deiner ganzen Seele, aus deinem ganzen Denken und aus deiner ganzen Kraft!“ (Mk12,30; Dt 6,4).
Wir lieben erst dann Gott mit ganzem Herzen, wenn auch jener Teil in uns, der uns gewöhnlich nicht zugänglich ist, auf ihn ausgerichtet ist.
Ganzheit heißt Verstand und Gefühl, Ratio und Emotion, Kopf und Herz sind geeint, auf einen Punkt gebracht in der transzendierenden Kraft der spirituellen Erfahrung.
Hierin kommen sich die Bibel und die moderne Psychotherapie durchaus nahe. Denn diese schließt ja die Existenz - im Grunde das Herz - des einzelnen auf und ermöglicht es, sich wieder von Herzen zu freuen und das Leben wieder in die Hand zu nehmen. Wenn Blockaden beseitigt und Gefühle wieder zum Fließen kommen, betritt man die Spur einer Erfahrung, die Menschen mit Jesus machten. Es ist die Begegnung von Mensch zu Mensch, welche heilt.
Jesus hat Menschen nicht durch Ermahnung sondern durch Begegnung verändert, er hat ihr Herz angesprochen. Denken wir uns noch einmal an das Erlebnis der Verfasserin:
„Ich war in die Liebe eingetaucht, wie in ein umhüllendes Licht - wir beide waren eingetaucht. Diese göttliche Kraft floss zwischen uns hin und her, das spürte ich deutlich“. Wir werden erinnert an das Hauptgebot, das lautet: „Du sollst den Herrn, deinen Gott lieben aus deinem ganzen Herzen!“ (Mt 22,37) In der Begegnung wurde tatsächlich das Gebot erfüllt.
4.Das ganze und das reine Herz
Bei der geschilderten Szene kommt noch eine weitere Stelle in den Sinn.
„Selig, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen“ (Mt 5,8). Wir dürfen sogar sagen, dass „ganz“ und „rein“ in diesem Fall dasselbe meinen.
Unser Herz ist dann rein, wenn auch die Quelle unserer Antriebe, unser Unbewusstes, über das wir nicht verfügen können, auf Gott ausgerichtet ist. Schon immer wurde die neue Art zu fühlen und zu denken als Geschenk Gottes erlebt, weil wir es selbst nicht machen können. Tiefenpsychologisch gesehen ist der Archetyp des Gottesbildes aktiv geworden. Es ist jenes Organ, mit dem wir Gott wahrnehmen und wo Gottes Stimme vernehmbar ist. Weil diese seelische Größe zugleich die Anlage der Ganzheit und der Kern unseres Wachstums ist, gilt: Wer Gott gefunden hat, hat die volle Gestalt seines Wesens entdeckt. Menschen, die auf der Suche nach Gott sind, ahnen etwas von diesem Zusammenhang und wissen, dass die Nähe Gottes das eigene Glück bedeutet.
III.Vortrag: Ewig ist Jetzt
Achte gut auf diesen Tag
Denn er ist das Leben.
Das Leben allen Lebens.
In seinem kurzen Ablauf
Liegt alle Wirklichkeit und Wahrheit des Daseins
Die Wonne des Wachsens,
die Größe der Tat
und die Herrlichkeit der Kraft.
Denn das Gestern ist nichts als ein Traum
Und das Morgen nur eine Vision
Das Heute jedoch - recht gelebt -
Macht jedes Gestern zu einem Traum voller Glück
Und jedes Morgen zu einer Vision voller Hoffnung
Darum achte gut auf diesen Tag!
„Wer dieses Brot isst, wird ewig leben“ (Johannes 6,59).
„Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben“ (Johannes 11,25/26).
Christlicher Glaube verspricht ewiges Leben
Das Wort vom ewigen Leben kommt am häufigsten beim Evangelisten Johannes vor. Jesus bezeichnet sich als das Brot, das ewiges Leben gibt. Bei der Auferweckung des Lazarus sagt er zu seiner Schwester: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben (Joh 11,25).
Stellen wir einmal Skepsis und Zweifel für einen Moment zurück und lassen die Sätze ungefiltert auf uns wirken, dann ergibt sich eine Sicht des Daseins von nicht mehr zu überbietendem Wert. Stellen wir uns einmal vor, wir seien ein Mensch, der das voll und ganz bejaht, was alles würde sich in unserem Leben umkehren?
Aber warum haben diese Worte ihre Anziehung verloren?
Man hat der christlichen Verkündigung vorgeworfen, sie würde vom Glück in dieser Welt ablenken und auf das Jenseits vertrösten. Diese Anfrage ist ernsthaft zu prüfen, ohne zugleich etwas von der großen Verheißung Jesu aufzugeben.
Entscheidend ist, wie die Verkündigung seit Jahrhunderten bei den Menschen angekommen ist und welche Auffassung sich über das Leben in dieser Welt und dem Jenseits festgesetzt hat.
In der traditionellen Frömmigkeit wird Ewiges Leben gleichbedeutend mit „Himmel“ gebraucht. Der gute Christ kommt nach dem Tod in den Himmel, so ist die allgemeine Überzeugung.
Man denkt an die Belohnung für ein gerechtes, tugendhaftes Leben, für die Mühen, die man auf sich genommen hat, an eine Art Kompensation für erlittenes Unrecht, an ein paradiesisches Dasein.
Der Akzent scheint hier auf dem Gedanken zu liegen, dass erst nach dem Tod die volle und wahre Lebensfreude zugelassen sei, während man sich in dieser Welt zu beherrschen habe und seinen Wünschen und Trieben enge Grenzen setzen müsse. Sehr häufig wird der Streitpunkt, ob es Gott gibt und ob Religion sinnvoll ist, gleichgesetzt mit der Frage, ob es nach dem Tod noch „etwas gibt“, ein Jenseits, ein Weiterleben, eine Verantwortung, der man sich stellen müsse. Da man aber solches nicht beweisen könne, lohne sich auch die Beschäftigung mit der Religion nicht. Der Gedanke an den Tod verderbe einem zudem die Lebensfreude und sei Ausdruck einer pessimistischen Weltsicht. Friedrich Nietzsche hat seine Kritik an diesem Punkt des Christentums in die Worte gefasst: „Bleibt mir der Erde treu!“.
Man möchte hier und jetzt leben und zwar möglichst aus dem Vollen schöpfen.
Moderne Medizin ermöglicht zudem eine längere Lebenszeit. Viele Anleitungen der alternativen Gesundheitspraxis zu einem gesünderen und bewussteren Leben sind tatsächlich auch nützlich, sie geben ein besseres und erfüllteres Lebensgefühl und können das Altern durchaus aufschieben.
Also ein jugendliches Dasein, mit dem es sich ganz erträglich leben lässt, ist einem lieber als eine vage Verheißung, die nur Anstrengung kostet.
Zunächst gilt es, zum Begriff „ewig“ ein Missverständnis auszuräumen.
Die Ewigkeit stellt man sich gewöhnlich als eine unendlich lange, nie aufhörende Zeit vor. Um Kindern die Ewigkeit zu erklären, hat man früher vom Vöglein erzählt, das alle tausend Jahre kommt, um seinen Schnabel am Gipfel eines hohen Berges zu wetzen. Wenn der Berg vom Wetzen des Vogels abgetragen ist, ist eine Sekunde der Ewigkeit vergangen. Das Bild ist zwar sehr anschaulich, trifft aber nicht den wahren Kern der Aussage. Denn Ewigkeit hat gar keine Sekunde, Ewigkeit ist zeitlos. Es gibt nur ein immerwährendes Jetzt.
Es gibt Zeitlosigkeit in den Aussagen von Dichtern, Philosophen, Religionsstiftern und Heiligen. Deshalb können wir uns auch heute noch nach mehr als zweitausend Jahren von der Weisheit Laotses, des biblischen Kohelets, von den Worten Jesu und vom Sonnengesang des heiligen Franziskus ergreifen und inspirieren lassen. Wir reagieren dabei mit dem Bereich unserer Persönlichkeit, der nicht an der Oberfläche, sondern in der Tiefe unserer Seele liegt. Das heißt wir bemühen uns, die Wirkung dieser Aussagen auf uns selbst wahrzunehmen, stoßen zu einer tieferen Einsicht vor, was wir als beglückend und erfüllend erleben. Wer sich auf eine solche Erfahrung einlässt, gewinnt den Eindruck, in Kontakt mit dem bisher unbewussten Teil seiner Existenz in Berührung gekommen zu sein, mehr er/sie selbst geworden zu sein, mehr im Hier und Jetzt zu leben.
In diesem Sinn kann das Wort des dänischen Philosophen Sören Kierkegaard, dass jeder Augenblick, den wir als erfüllt und vollendet erleben, „ein Atom der Ewigkeit“ sei, verstanden werden.
„Ewigkeit“ meint also nicht eine nie unterbrochene Zeit, sondern ist als Qualität der Existenz zu verstehen, als die Zeitlosigkeit, in der das Eigentliche unseres Daseins, das Wahre, Gute und Schöne des Seins zum Tragen kommt.
Wir dürfen deshalb die Aussage Jesu vom ewigen Leben nicht trennen von seinem Wort über die Fülle des Lebens. „Ich aber bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben“ (Johannes 10,10). „Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben“ (Johannes 6,35). Der Glaube an Jesus schließt, richtig verstanden, die Ewigkeit und die Fülle des Lebens zusammen.
Evidenzerfahrung im Hier und Jetzt
Die Dichte des Augenblicks: alles ist vergessen
„Und er machte sich auf und ging zu seinem Vater. Er war noch weit weg, da sah ihn sein Vater und lief, von Mitleid bewegt, ihm entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn…. … Der Vater aber sagte zu seinen Knechten: Holt ihm geschwind das beste Kleid heraus und zieht es ihm an; gebt ihm einen Ring an die Hand und Schuhe an die Füße; bringt auch das gemästete Kalb und schlachtet es! Wir wollen essen und ein Freudenfest feiern! denn dieser mein Sohn war tot und wurde lebendig; er war verloren und wurde gefunden. Und sie fingen an, ein Freudenfest zu feiern…(Lk 15,20 - 24).
Die Freude des Augenblicks, als der Vater seinen Sohn sieht, überstrahlt alles, was in der Vergangenheit war, den Zorn, die Angst, die Sorgen, die schlaflosen Nächte, die Trauer, den Schmerz des Vaters. Nur das Hier und Jetzt ist maßgebend. Wir erfahren „ewig“ in der Fülle des Daseins. Diese ereignet sich am intensivsten in der bedingungslosen Liebe, im Ergriffensein von einer Macht, die wir nicht selbst sind, die aber doch von unserem wahren Selbst kommt.
Im kirchlichen Raum wird meist Liebe verstanden als Aufforderung zum Tun, das heißt zum radikalen Einsatz für andere, Arme, Schwache, der Hilfe Bedürftige. Das Ideal ist: sich selbst, (gemeint sind eigene Bedürfnisse) vergessen. Es ist wahr: Es gibt Situationen, die so dicht sind, die den vollen Einsatz, alle Aufmerksamkeit und Kraft zum Beispiel in Katastrophen bei der Rettung von Menschen erfordern, dass die Zeit stehen bleibt. Man kann sogar einen Teil seines Lebens damit verbringen. Aber wie ist es, wenn man außerhalb dieses Bereichs steht, wenn der Anspruch in dieser Form nicht mehr besteht? Konkret heißt das, wenn man nicht mehr in der Arbeit ist. Dann wird sehr häufig das Hier und Jetzt sehr lang, man wartet bis die Zeit vergeht.
Liebe als radikaler Einsatz kann dann seine Kraft und Bedeutung verlieren.
Aber wie es mit dem Gefühl der Liebe?
Bei manchen Andachtsformen versucht man mit Überlegungen, ein solches zu erzeugen. „Christus ist für uns aus Liebe gestorben, also müssen wir Gott und einander lieben“. Aber die Argumente greifen nicht so recht, die tiefere Dynamik der Gefühlsströme wird nicht ausgelöst. Meist kann man hören, dass das Gefühl nicht wichtig sei.
Etwas anderes ist hingegen, wenn Liebe unmittelbar spürbar wird, wenn sie zwischen zwei Menschen und sogar von Gott her aufbricht. Nur dann hat sie die Kraft, überzeugend zu motivieren. Es braucht eine Evidenzerfahrung im Hier und Jetzt. Sie ist die Grundlage, damit die Atmosphäre und mit ihr die Menschen sich verändern. So geschah es mit Zachäus auf dem Baum. Als der Mann, der nur sein Geld kennt, erfährt, dass er dem großen Meister einen Besuch wert ist, kippt alles bei ihm um. Es hat ihn in einem Augenblick getroffen.
Es leuchtet hier etwas vom Glanz der Nachfolge auf, was im Laufe der Geschichte tabuisiert und verschüttet wurde. Dazu ist noch ein Bericht der Lehrerin für Altenpflege äußerst aufschlussreich. Nachdem sie mit einer verwirrten Frau Kontakt aufgenommen hatte, ereignete sich folgendes:
„Ihre Augen strahlten mich weit her voller Liebe an. Ich war ergriffen von ihrem Blick und konnte ihn für mich weder einordnen noch fassen. Mir wurde bewusst, dass wir uns gegenseitig anstrahlten, in einer Intensität, die über das rein Menschliche hinausgeht. Es war eine unglaubliche Dichte spürbar. Ich hatte weder ein Zeit - noch ein Raumgefühl: es war eine gespürte Ewigkeit …Ich nahm nur ihren von Liebe erfüllten Blick wahr“. (1)
Der Wert der Liebe als Erfahrung und Gefühl - nicht nur der Wert der Liebe als Tat - gehört zu den Schätzen nicht nur unseres Menschseins sondern noch mehr unseres Glaubens.
Der Bericht der Altenpflegerin zeigt, dass sich die beiden Seiten der Grunderfahrung und des Grundauftrags nicht ausschließen. Denn es ist das Gefühl, das die Motivation liefert und das Tun des Guten ermöglicht. Dies beweist auch der schon angeführte Zachäus. Er ist bereit, die Hälfte seines Vermögens den Armen zu geben.
Wo immer Menschen - ob in der Alten - und Krankenpflege, in der Seelsorge oder Psychotherapie in ihrer konkreten Situation, in ihrer Not, in ihrem Versagen und in ihren Wertvorstellungen ernst genommen werden, verändert sich ihr Erleben und ihr Verhalten, und ein Zugang zum Liebesgefühl wird geöffnet. Es vollzieht sich ein Prozess der Heilung sowohl in der tieferen Seelensubstanz wie auf der Ebene der Beziehung. Im Grunde ist es eine praktizierte Form der Nächstenliebe. Denn wer in existentieller Not ist, möchte weder ein Almosen, noch Mitleid, noch herablassende Barmherzigkeit sondern verstanden werden. Wegen dieses berechtigten Bedürfnisses verlangt Carl Rogers die bedingungslose positive Wertschätzung des Hilfesuchenden durch den Therapeuten. Nach Jung kann der Arzt die Seele eines anderen nur führen, wenn er mit ihr Fühlung hat und nicht verurteilt und er wird nur heilen, „wenn er der lebendigen Ganzheit des Patienten mit seiner ganz eigenen Persönlichkeit entgegentritt“ (2).
Es ist deshalb im Sinne Jesu, den Blick nicht in die ferne Zukunft, sondern in das Hier und Jetzt des Lebens zu lenken und zwar zum Anspruch der Tiefe, des Urgewissens, wie es Viktor Frankl nennt.
Die Fülle des Lebens ist nach einem Traum eines Patienten C.G. Jungs die einzig legitime Quelle der Religion.
So heißt es wörtlich:
„Die Religion ist nicht die Steuer, die du bezahlen sollst, um das Bild der Frau entbehren zu können, denn dieses Bild ist unentbehrlich…Kein Ersatz ist die Religion, sondern sie soll als letzte Vollendung zur anderen Tätigkeit der Seele hinzukommen. Aus der Fülle deines Lebens sollst du deine Religion gebären, nur dann wirst du selig sein.“ (3)
Um aus dem Vollen zu schöpfen, braucht es keine Wellness - Kultur, keine gekünstelten Anleitungen zum Genießen aus der Werbung, auch nicht die Freiheit der Schrankenlosigkeit, sondern die Bereitschaft, in mein eigenes Leben zu schauen und dafür die Verantwortung zu übernehmen und zwar Hier und Jetzt ohne Aufschub ganz gleich, wie alt man ist.
Praktisch wird das für jeden, der einen Zugang zum Religiösen - heute sagt man zum Spirituellen - finden will.
Man muss sich nicht nach Beweisen umschauen, ob es nach dem Tod noch etwas gibt, ob Gott ist und die Aussagen über ihn stimmen. Man muss sich auch nicht dazu zwingen, Unverständliches und Unvernünftiges hinzunehmen.
Fußnoten:
1.Rosmarie Maier, Ich will dich doch erreichen, Begegnungen mit demenzkranken Menschen ermöglichen, München 2009, 89
2.C.G.Jung, GW Bd VIII/2, S.653
3.CG.Jung. GW Bd XI, S.37
IV.Vortrag: Alte Ideale - Neue Wege
Unsere tiefste Angst ist nicht, unzulänglich zu sein.
Unsere tiefste Angst besteht darin,
grenzenlos kraftvoll zu sein.
Es ist unser Licht, das wir fürchten,
nicht unsere Dunkelheit.
Du bist ein Kind Gottes.
Wenn du dich klein machst,
hat die Welt nichts von dir.
Zusammenschrumpfen, nur damit sich andere
In unserer Gesellschaft nicht unsicher fühlen,
hat nichts mit Erleuchtung zu tun.
Wir wurden geboren, um die Herrlichkeit Gottes
In der Welt zum Ausdruck zu bringen.
Diese Herrlichkeit ist nicht nur in manchen
Menschen - wir alle haben sie.
Und wenn wir unser Licht strahlen lassen,
dann geben wir unbewusst auch
allen anderen Menschen die Erlaubnis,
ihr Licht strahlen zu lassen.
Wenn wir von Angst befreit sind ,
wird unsere Gegenwart automatisch auch auf
andere Menschen befreiend wirken.
Marianne Williamson
Rosmarie Maier: Mein spiritueller und beruflicher Entwicklungsweg
(aus dieselbe: Ich will dich doch erreichen, Begegnungen mit Demenzkranken ermöglichen, Hilfen für Angehörige und Pflegende, München 2009)
Persönlicher Weg und Arbeit mit Demenzkranken
„Meine innere Haltung gegenüber Menschen mit Demenz sowie meine Erkenntnisse, die ich aus den Begegnungen mit ihnen gewann, entspringen einem langjährigen inneren und äußeren Weg, der noch nicht zu Ende ist.
……………………………
Zum einen bin ich in den mehr als 20 Jahren, in denen ich Menschen mit Demenz begleite, selbst einen sehr intensiven persönlichen Weg gegangen. Zum anderen hat sich mein eigener Entwicklungsprozess auf die Qualität der Begegnungen mit Menschen mit Demenz spürbar ausgewirkt. Zum Dritten wiederum haben mir diese Begegnungen mitunter entscheidende Impulse für mein eigenes inneres Wachstum geschenkt.
Ich bin ursprünglich katholisch erzogen, jedoch vor über 20 Jahren aus der Kirche ausgetreten, die ich schon lange nicht mehr besuchte. Mit dieser Entscheidung fühlte ich mich selbstbestimmt.
Schon in diesen Jahren habe ich als Altenpflegerin Menschen in Pflegeheimen begleitet, wovon viele an Demenz erkrankt waren. Ich hatte keinen Bezug zu religiösen Bedürfnissen, es war mir nicht wichtig, auf dieser Ebene zu handeln. Ich habe in mir gar keine religiösen Bedürfnisse wahrgenommen. Sie waren einfach nicht existent für mich….
Dies spiegelt eindeutig meine damalige Wahrnehmung meiner selbst wider. Ich hatte nichts abgewertet, sondern religiöse und spirituelle Bedürfnisse einfach nicht wahrgenommen und deshalb auch nicht darauf reagiert…….
Das sollte sich ändern.
Überraschende Reaktion auf Kirchenmusik
Als ich vor 18 Jahren zum ersten Mal völlig unerwartet mit klassischer Kirchenmusik in Verbindung kam, weinte ich aus tiefstem Herzen und wusste gar nicht, was mich da so tief bewegte und erschütterte, beziehungsweise, was da in mir bewegt wurde!
Ich ahnte, diese Musik hat etwas mit Liebe zu tun, aber irgendwie brachte ich diese gespürte Liebe nicht mit Personen in Verbindung.
In Indien sich selbst entdeckt
Etwa drei Jahre später reiste ich nach Indien. Dort besuchte ich viele heilige Orte, übernachtete an dem heiligen Fluss „Ganges und umwanderte betend und weinend Stupas (kuppelartige Bauten). Ich spürte, wie sehr mich abends, wenn ich im Bett lag, das Trommeln und Singen in den Tempeln berührte. Mit jedem Mal Hören wuchs meine Sehnsucht danach.
In den Stunden, in denen ich mich am einsamsten und fremdesten fühlte, waren die Gebete und Gesänge das Einzige, was mir wirklich in der Tiefe Halt gab und wodurch ich mich mit fremden Menschen verbunden fühlte. Obwohl ich kein Wort davon verstand und mir jeder Rhythmus und jedes Lied neu war, war es für mich tiefste Heimat.
Ich erlebte mich so behütet, aufgehoben, getragen und unendlich frei dabei. Oft habe ich aus Dankbarkeit und tiefer Ergriffenheit – über meine eigene erlebte Tiefe - geweint und ein Aufgehoben sein in Gott gespürt.
Ich habe mich selbst entdeckt. Das war und ist eine unendlich wichtige und kostbare Erfahrung für mich.
Parallele und Nähe zu den Demenzkranken
In diesem Erleben sehe und spüre ich eine sehr tiefe Verbindung und Empathie zu den Menschen mit Demenz, die sich nach meiner Erfahrung oft einsam, verloren, fremd, ausgeschlossen und ohnmächtig fühlen.
Parallel dazu machte ich die Erfahrung, dass Menschen mit Demenz sehr erreichbar sind für religiöse Gesänge und Gebete, auch wenn sie fremdsprachig gesungen werden. Sie finden dabei Halt, Zuflucht und Geborgenheit, Nähe, Freude und auch Erfüllung.“
Tiefenerfahrung in Selbstwahrnehmung und Begegnung
„Von diesem Zeitpunkt an ist mir diese Fähigkeit, so tief zu erleben, mich selbst wahrzunehmen, zu spüren und mich darin anzunehmen, gewachsen.“
Mein Verständnis für die Gefühle und Emotionen anderer Menschen wurde umso größer und tiefer, je mehr ich mich selbst mit meinen eigenen Gefühlen und Emotionen - auch meiner spirituellen Sehnsucht - spüren und annehmen konnte. Ich wurde für andere Menschen auf dieser Ebene erreichbar, weil ich mich zunehmend öffnen konnte.
… Wenn der Impuls aus dieser tiefen Ebene kommt, fühlt das Gegenüber sich ebenfalls in seiner Tiefe berührt.“
Als Beispiel führt R.M. die Begegnung mit einer demenzkranken Frau aus ihrer Nachbarschaft an. Früher, vor diesem inneren Aufbruch, war die Autorin verlegen, wenn sie ihr begegnete oder wich ihr aus. „Ach die schon wieder!“
Jetzt spürte sie auf einmal Verständnis, wo zuvor Wut und Ratlosigkeit waren. Und sie konnte ihr Verständnis auch mitteilen. Sie fühlte sich frei und wohl, wenn sie ihr begegnete. Die Nachbarin dankte für das Gespräch und es herrschte zwischen ihnen Zufriedenheit.
Der spirituelle Schmerz
In ihrer Ausbildung zur Trauerbegleiterin erfuhr sie in einer Übung ihren großen spirituellen Schmerz. Es war ihre unendliche Sehnsucht nach Gott. „Ich hatte keine Ahnung, dass so viel Schmerz in mir ist und noch dazu von einer solchen Intensität.“
Ihre Aufmerksamkeit in Bezug auf das Spirituelle wuchs immer mehr und auf die spirituellen Bedürfnisse der Demenzkranken, ihre Sehnsucht nach Nähe und Trost, ihre verschlüsselten Botschaften wie nach Hause gehen, verlassen sein, begann sie aufzugreifen. Sie verstand ihren spirituellen Schmerz.
Sie konnte ihn aufgrund ihrer eigenen Erfahrung wahrnehmen. Es waren ihr die Antennen dafür gewachsen.
Spiritueller Schmerz drückt sich aus in Worten: Gott hat mich vergessen… Ich falle immer wieder ins Nichts…Ich kann nicht mehr beten…
Ergreifende Begegnungen
„Inzwischen erlaube ich mir, dass mich diese Begegnungen sehr berühren…. Es entsteht etwas, was über mich selbst hinaus geht. Ein gemeinsames Eintauchen in etwas Umfassendes , Umhüllendes und Durchdringendes….
In meiner ersten Begegnung mit einer Frau mit Demenz war ich völlig absichtslos und unvorbereitet…Es war der Blickkontakt, der mich zutiefst ergriff.. Es war so, als schaute ich in eine andere Dimension, als sich unsere Blicke begegneten. Und ich spürte ganz viel Liebe von dieser Frau zu mir und von mir selbst zu ihr. Wir sprachen nur einzelne Worte miteinander, bis ich sprachlos wurde, das Zeitgefühl verlor.“
„Der Heimleiter sah diese Begegnung und spürte deren Qualität und Energie. Er war ebenso ergriffen davon. Gleich danach sprach er mich an, dabei zitterte er fast und sagte: “Mein Gott, was ist da passiert, das ist ja unglaublich.“
Die Autorin merkte, dass ihr Erleben mit der Frau sich auf den Heimleiter übertragen hatte und schließt daraus: „Es muss eine umfassende, liebevolle Energie sein, in die jeder eintauchen kann.“
(Das könnte einmal die Taufe gewesen sein!“)
Gegenseitige Spiegelungen und Öffnungen
„Im Laufe der Zeit machte ich viele solche Erfahrungen und ich weiß für mich ganz sicher, dass die Tiefe und Qualität dieser Begegnungen mit meiner persönlichen, vor allem spirituellen Entwicklung zusammenhängen. Die Menschen mit Demenz spiegeln mir, wozu ich in der Lage bin - ohne es machen zu können -, und ich spiegle ihnen, zu welchem Erleben sie in der Lage sind. So ist es uns möglich, uns selbst zu spüren und zu erfahren, durch den anderen hindurch“.
„Es ist, als ob sich die Herzen öffnen, jedes Herz in seine Schwingung gerät und die jeweiligen Schwingungen sich treffen und so die tiefe Begegnung geschieht. Es ist auf beiden Seiten die gleiche Schwingung und es geschieht ein inniger Tanz der beiden Energien. Staunen, Berührt sein, Glück, Wunder, Liebe.“
Innerer Weg, spirituelle Entwicklung:
Inhalte und Ziele, die ewig sind
Der spirituelle Weg beginnt damit, dass ich lerne, mich selbst wahrzunehmen und zu verstehen, dass ich mich von der anderen Seite meiner Persönlichkeit, die sich in stillen Stunden, in Krisen - und Wendezeiten meldet, wie von einem Gedicht oder einer Musik berühren oder sogar erschüttern lasse; dass ich mit mir selbst in Kontakt komme und mich mit mir selbst konfrontiere.
Auf den Wandel der Einstellung kommt es an, ob wir die Dinge, das heißt unser Schicksal nur von außen oder von innen betrachten.
Es geht darum, einen Standpunkt zu finden, der den Erscheinungen des gesamten Lebens gerecht wird, welcher der ganzen Wahrheit ins Auge schaut.
Es gibt tatsächlich Menschen, denen diese Aufgabe gelungen ist.
Begriffsklärung:
„So verstehe ich unter „Spiritualität“ die Geistigkeit, das tiefe innere Leben, das geistige, ja auch das Herzens - Wesen des Menschen.
Mit religiöser Haltung bezeichne ich des Menschen, die eine unmittelbare geistige Verbindung mit Gott in den Vordergrund stellt und die aus der Gewissheit lebt, den göttlichen Geist, die göttliche Liebe erfahren zu können und zwar hier auf dieser Erde.“
„Spirituell“: .. „Heute weiß ich, es ist so etwas wie ein innerer Vorgang des Sich - Öffnen oder ein Zustand des Geöffnet - Seins, währenddessen es sich ereignet, dass man durch die eigene Tiefe geht und immer mehr bei sich ankommt.“
Aus einem Gespräch mit einem Mann um die vierzig, welcher mit dem, was Kirche ist und anbietet, nicht allzu viel anfangen kann, ergaben sich einige interessante Hinweise.
Voller Begeisterung erzählt er von seinen ersten Selbsterfahrungskursen. Da sei es ganz anders gewesen als im so trüben Alltag. Da habe er eine völlig neue Welt kennen gelernt. Es sei möglich gewesen, offen aufeinander zuzugehen, einander zu sagen, was einen bedrückt. Es war eine Atmosphäre der gegenseitigen Annahme und Herzlichkeit. Man musste sich nicht vor einander in Acht nehmen, sich verteidigen, sondern man konnte sich einmal so zeigen, wie man wirklich ist.
Menschen, denen er anschließend begegnete, wunderten sich über seine ausstrahlende Freundlichkeit. Er selbst musste aber bald einsehen, dass die neue Art, miteinander umzugehen, an Grenzen stieß. Er spürte die Härte und Kälte seiner Umwelt und der täglichen Belastung umso intensiver. Und dann kommt er auf einen Traum zu sprechen, den er schon lange hegt:
Er möchte ein Kloster gründen, in dem es so zugeht, wie er es auf dem Seminar des positiven Denkens erlebt hatte. Er stellt sich vor, man könne dorthin kommen und dort diese Atmosphäre der Freiheit, der Leichtigkeit, des Wohlwollens, der gegenseitigen Annahme antreffen, das vom eigenen Können anbieten, was anderen gut tut, einen Raum aufbauen, wo nicht Misstrauen, Übervorteilung, Ängste und nackte Gewalt herrschen, sondern ein Leben im gegenseitigen Vertrauen, das echte Heimat sein kann.
Ein alternatives Lebensgefühl
Man könnte die tieferen Wünsche vieler an das Leben, die hinter den so genannten Visionen von einer alternativen Gesellschaft stecken, so formulieren:
Gesucht ist eine innere Gestimmtheit, die stärker, dichter, lebendiger und echter ist als der bisherige ausgehöhlte, langweilige, geistlose Alltag.
Gemeint ist mehr als eine gute Laune. Das Zusammensein sollte leichter fallen, anziehend, nicht schwer und mühsam sein. Ideal wäre es, dafür Gleichgesinnte zu finden, die auf derselben Wellenlänge liegen, die dieselben mühsam erkämpften Wertvorstellungen und Ziele haben, mit denen zu reden leicht und angenehm ist, auf die wir uns freuen, gegen die wir keine Vorbehalte haben, bei denen wir nicht jedes Wort überlegen müssen, bei denen wir nicht das Gefühl haben, auf Unverständnis und Ablehnung zu stoßen.
Wenn schon Gemeinschaft, dann müssten ihre Ziele klar definiert sein, zu denen alle auch stehen, wo über Grundmeinungen Konsens herrscht, wo der Funke aufrichtigen, existentiellen Suchens, lebendiger Ideen, und konsequenten Handelns ansteckend ist, wo Kritik am Bisherigen möglich und neue Ansätze des spirituellen Lebens wie eines neuen Lebensgefühls willkommen sind, wo gegenseitige Annahme selbstverständlich ist.
Das entscheidende Kriterium für eine solche Gemeinschaft wäre, ob der von Krisen geschüttelte Mensch darin einen Platz findet. Er, der Verständnis dafür sucht, dass sein Leben anders gelaufen ist als ursprünglich beabsichtigt, bei dem vieles unfertig geblieben oder misslungen ist. Er möchte Gewissheit haben, dass er sich für getroffene Entscheidungen und die Art, wie er ist, nicht verteidigen oder entschuldigen muss.
Er bräuchte Räume des Aufatmens gegenüber Angst und Überforderung, eine geistige und emotionale Heimat gegenüber der Verlorenheit und Anonymität einer globalisierten Welt.
Im Grunde hungern viele eigentlich nur danach, einmal in Frieden leben zu können, ohne Spannungen, ohne Missverständnisse. Es wäre schon sehr viel gewonnen, wenn sie sich beim Erwachen auf den kommenden Tag freuen, ihn in Zufriedenheit abschließen und mit Gelassenheit der Zukunft entgegen schauen könnten.
„Besonders aber geht es uns darum, von dem Orden zu sprechen, dessen Vater und Erhalter er ebenso in Liebe, wie in Bekennermut war. Von welcher Liebesglut waren die neuen Jünger Christi entflammt! Welche Liebe zu frommer Gemeinschaft war in ihnen lebendig! Wenn sie sich nämlich irgendwo trafen oder auf dem Weg irgendwo begegneten, sprang ein Pfeil geistiger Liebe über, der über alle natürliche Zuneigung den Samen einer wahren, höheren Liebe streute“. …Voll Sehnsucht suchten sie zusammenzukommen, umso größer war ihre Freude, zusammen zu sein, schwer war dagegen die Trennung von einander, bitter das Scheiden, hart das Geschieden sein……deshalb waren sie überall voll Zuversicht, von keiner Furcht befangen, von keiner Sorge zerstreut, und ohne Besorgnis sahen sie dem morgigen Tag entgegen….Bei all dem trachteten sie nach Frieden und Verträglichkeit mit allen, handelten immer lauter und friedfertig und gaben sich die größte Mühe, alles Ärgernis zu vermeiden.…Kein Neid, keine Bosheit, kein Groll, kein Widerspruch, kein Argwohn, keine Bitterkeit hatte bei ihnen Platz, vielmehr wohnten große Eintracht, dauernder Friede, Danksagung und Lobgesang bei ihnen…(1)
Man könnte die Grundstimmung der ersten Gemeinschaft so zusammenfassen: Es ist ein neues Lebensgefühl. Es ist eine innere Gestimmtheit, die heute gesucht wird, die stärker, dichter, lebendiger und echter ist als der bisherige ausgehöhlte, langweilige, geistlose Alltag. Gemeint ist mehr als eine gute Laune. Das Zusammensein fällt leichter, ist anziehend und nicht mühsam. Es herrscht nicht mehr die Angst, von anderen entwertet, ausgestochen, übergangen, übervorteilt zu werden. Es sind Gleichgesinnte, welche dieselbe Wellenlänge und dieselben mühsam erkämpften Wertvorstellungen und Ziele haben. Es ist leicht und angenehm mit einander zu reden, man freut sich auf jede Begegnung. Man braucht keine Vorbehalte zu haben, man muss nicht jedes Wort abwägen, man hat nicht das Gefühl, auf Unverständnis und Ablehnung zu stoßen. In der Schilderung des franziskanischen Ursprungs, welche durch die schnelle Ausbreitung bestätigt wird, finden wir, wovon viele träumen: eine Atmosphäre desZusammenseins, die das Leben erträglicher, reicher und erfüllter macht. Das wäre es eigentlich,wofür es sich lohnt zu leben. Ist es nicht das, was so viele heute suchen: Verstehen und verstanden werden, in Nähe aufgehoben sein, in lebendigem, spontanen Austausch bereichert sein? Es ist das, was Jesus mit dem einen Satz ausdrückt: „Sie sollen eins sein, wie du Vater in mir bist und ich in dir bin“. In der Apostelgeschichte heißt es dann von den ersten Christen: “Sie waren ein Herz und eine Seele“ (Apostelgeschichte 4,32).
Innerer Weg, spirituelle Entwicklung
Inhalte und Ziele, die ewig sind
Der spirituelle Weg beginnt damit, dass ich lerne, mich selbst wahrzunehmen und zu verstehen, dass ich mich von der anderen Seite meiner Persönlichkeit, die sich in stillen Stunden, in Krisen - und Wendezeiten meldet, wie von einem Gedicht oder einer Musik berühren oder sogar erschüttern lasse; dass ich mit mir selbst in Kontakt komme und mich mit mir selbst konfrontiere.
Auf den Wandel der Einstellung kommt es an, ob wir die Dinge - das heißt unser Schicksal nur von außen oder von innen betrachten.
Es geht darum, einen Standpunkt zu finden, der den Erscheinungen des gesamten Lebens gerecht wird, welcher der ganzen Wahrheit ins Auge schaut.
Es gibt tatsächlich Menschen, denen diese Aufgabe gelungen ist. Ich denke jetzt an die Begegnung mit einer äußerst interessanten Figur aus dem französischen Sprachbereich, mit Marcel Légaut, der Mathematikprofessor, Bauer, Kirchenkritiker und spiritueller Meister war, der im Alter von über 80 Jahren vor einem begeisterten Publikum seine Vorträge hielt, der auf der Heimfahrt von seinem letzten Auftritt als Neunzigjähriger gestorben ist. Die Ausstrahlung seiner Persönlichkeit bleibt in dauernder Erinnerung: die Güte in seinem Gesicht, die leuchtenden Augen, die manchmal bei einem Gedanken richtig aufblitzen konnten, die innere Ruhe. Da war nichts von Weltverneinung und düsteren Vorstellungen zu spüren, sondern da war erfülltes Leben. Und das obwohl er mit 40 auf seine Karriere an der Universität verzichtet, dafür das rechte karge, anstrengende Dasein als Bauer in den Alpen gewählt hatte.
Man muss sich das einmal vorstellen: er, der in Paris aufgewachsen war, bezog im November 1940 bei Wintereinbruch ein verlassenes Gehöft auf einer Anhöhe, das vom nächsten Dorf nur auf einem Bergpfad in zwei Stunden zu erreichen war. Dazu kam, dass der Großstädter keine Ahnung hatte vom ländlichen Leben, vom Umgang mit Kühen, Ziegen und Schafen. Er musste erst lernen, wie man Ochsen einspannt, so erzählte er.
In den Augen seiner Kollegen muss diese Entscheidung die totale Verrücktheit gewesen sein. Für ihn war es genau der richtige Schritt seiner persönlichen, spirituellen Entwicklung, die ihn zu dem geführt hat, als der er im Alter geschätzt wurde.
Kommen wir noch einmal auf Mister Bradford und seine wunderbare Verjüngung zurück.
Hier geht es nicht darum, nachzuprüfen, ob sich die Geschichte je so ereignet hat.
Daran kann man berechtigte Zweifel haben. Wichtig ist vielmehr, dass eine solche erzählt wird. Alles dreht sich um „die Quelle der Jugend“, um jenen geheimnisvollen Ort, wo man wieder um dreißig und mehr Jahre jünger werden kann. Tatsache ist, dass hier eine verborgene, nicht ausgesprochene Sehnsucht angesprochen wird, um damit die Bereitschaft für eine alternative Gesundheits - und Lebenspraxis zu wecken. Dahinter steht eine Auffassung von jung sein und älter werden, die ungefähr so lautet: Der eigentliche Wert des Lebens liegt so in den dreißiger Jahren. Da ist man lebendig, beweglich, leistungsfähig, attraktiv, unternehmungsfreudig, ganz im Gegensatz zu späteren Jahren, in denen man diese Eigenschaften zunehmend verliert.
Es drängt sich hier das Wort vom „Jugendlichkeitswahn“ auf, das so häufig in der Kritik an unserer Zeit auftaucht. In Wirklichkeit ist aber die Vorstellung vom Wiederjungwerden uralt, es ist ein Mythos, der in Märchen und Volksliedern auftaucht.
Man braucht niemand zu beweisen, dass Wünsche nach jung - werden im Sinne der fünf Tibeter nie erfüllt werden, aber es lohnt sich, diese Art von Lebensauffassung mit der eines Marcel Légaut zu vergleichen.
Marcel Légaut hat sich schon in jungen Jahren den existentiellen Fragen des Lebens gestellt und hat ganz bewusst eine spirituelle Entwicklung angestrebt. Die Frucht dieser seiner Entscheidung war, dass er im Alter aus einem reichen Schatz an menschlicher und spiritueller Erfahrung schöpfen konnte, daraus seine Texte schrieb und gerade jüngere Menschen ansprach. Er war jung geblieben oder eher noch: er war jung geworden. Seine schöpferische Art, seine Originalität und Ursprünglichkeit zogen gerade Suchende an.
Zwischen dem Jung - Werden des Obersten Bradford und dem Jung - Sein eines Marcel Légaut liegen Welten.
Der Mathematikprofessor und Bauer suchte die Antwort auf die Frage nach dem tiefsten Grund seines Lebens.
Es ist die Frage, die bei jedem Menschen auftaucht, der sie nicht verdrängt.
Ihre Zeit ist bei den meisten in der Lebenswende, wenn das, was man erstrebt und erhofft hatte, erreicht ist: man hat eine feste Position im Beruf, eine Familie, vielleicht sogar ein Haus. Häufig treten gerade in dieser Phase, in der der äußere Druck nachlässt, Krisen auf. Was ist jetzt, worauf ich zu gehen kann?
Ein anderer Wendepunkt ist der Eintritt in das Pensionsalter. Es ist der stärkste Einschnitt in das Selbstverständnis eines Menschen seit dem Beginn des Berufslebens. Nicht nur Gewohnheiten des täglichen Lebens ändern sich. Die ganze Persönlichkeit ist betroffen. Wer bin ich noch, wenn mein Wissen und Können nicht mehr gefragt sind?
Es bedarf einer Neuorientierung. Worauf lebe ich zu? Welche Ziele stehen noch aus?
Oder geht es nur darum, den ganz gewöhnlichen Tag zu genießen? Vorausgesetzt man kann es noch.
Es braucht eine Lebenseinstellung, in der man das typisch Wertvolle jeden Lebensalters, der Jugend, der mittleren und älteren Generation genauer anschaut und würdigt. Gelingt diese, tut sich ein Weg auf.
Blicken wir zunächst einmal auf die junge Generation.
Die Klage über den Jugendlichkeitswahn unserer Zeit ist ein fester Bestandteil der Zeitkritik. Sie ist berechtigt, wenn der Wert eines Menschen nur nach seiner Leistungsfähigkeit und seiner erotischen Ausstrahlung gemessen wird. In dieses Bild passt nur der junge, gesunde, dynamische, energiegeladene Mensch. Es braucht nicht eigens betont zu werden, wie bald diese Vorstellung von Lebenssteigerung ihren Grund verliert, wie brüchig sie ist. Was ist, wenn man seinen Arbeitsplatz verliert, wenn man Insolvenz anmelden muss, wenn eigenes Können nicht mehr gefragt ist, wenn man nicht mehr attraktiv ist?
Andererseits gibt es Eigenschaften, die wir an jungen Menschen schätzen, die das Klima in der Familie, am Arbeitsplatz, in einem Dorf, in einer Stadt oder in einer spirituellen Gemeinschaft sehr wohltuend prägen: man schaut nach vorne, man ist voller Erwartungen, man ist getragen von Kraft, Unternehmungsgeist, Lebendigkeit, Einfallsreichtum, Zuversicht, Hoffnung.
Deshalb ist es bedrückend, wenn man in einem Stadtteil, in einem Wohnviertel, in einer Kirchen- oder Stadtgemeinde keine jungen Gesichter mehr sieht.
Auf unsere Überlegung angewandt heißt das:
Man kann die Werte der Jugend ins Alter hinüberretten, ja sie sogar neu entdecken. Wir können tatsächlich Menschen begegnen, bei denen etwas von einem jugendlichen Elan zu spüren ist, von Ursprünglichkeit und Überzeugungskraft, von neuen ungewohnten Ideen, von Spontaneität, von Neugierde und Hoffnung auf das Kommende. Hier dürfen wir wieder an die Figur Marcel Légauts, Enomya Lasalles denken, die diese Eigenschaften ausstrahlten. Der Grund ihres Soseins ist, dass sie sich auf spirituelle Impulse eingelassen hatten, einer Persönlichkeitsentwicklung gefolgt und auf diese Weise einen spirituellen Weg gegangen sind. Sie haben etwas von der Fülle des Lebens und zugleich von der Ewigkeit. Ewige Jugend und Leben aus der Ewigkeit gehen in der Fülle des Hier und Jetzt zusammen.
1 Grau, Engelbert (Hrgs.): Thomas von Celano, Leben und Wunder des heiligen Franziskus von Assisi, Werl, 1955, S. 110
V.Vortrag: Fruchtbarer Abschied - Ewige Jugend
1.„Sterben ist mir Gewinn“ (Phil 1,21)
Abschiedspredigt von Eberhard Gottsmann, Priester und Oberstudienrat.
Er hatte am 1.August 2000 erfahren, dass er einen fortgeschrittenen Lebertumor hatte. Er starb am 23.8.2000 mit 53 Jahren. Von seinen „Internetfreunden verabschiedete er sich mit einer Abschiedspredigt, seinem geistlichen Testament. Es ist die Predigt zu seiner eigenen Beerdigung.
Liebe Festgemeinde!
Sie haben sich nicht verhört, und es ist auch kein makabrer Scherz von mir: Dieser gemeinsame Gottesdienst ist eine Feier, ein Fest.
Denn jetzt, da dieser Brief verlesen wird, bin ich an meinem Ziel angekommen: bei Gott, meiner Erfüllung und meinem ewigen Glück. Wenn das kein Grund zum Feiern ist! die weiße Farbe der Messgewänder, die frohen Lieder und Texte und das fröhliche anschließende Zusammensein sollen das zum Ausdruck bringen.
In den Tagen seit meiner sicheren Diagnose hatte ich viele Gespräche, telefonisch und von Angesicht. Die meisten waren verwundert oder verunsichert über meine Gelassenheit, ja über meinen Humor - trotz des sicheren Todesurteils. Daher möchte ich Ihnen sagen, was der Grund für diese Haltung war. Jahrelang habe ich im Unterricht, in Vorträgen oder Bibelstunden begeistert von der Frohen Botschaft gesprochen. Ich habe meiner sicheren Zuversicht Ausdruck gegeben, dass unser Gott die absolute, unverlierbare, bedingungslose und stets verzeihende Liebe ist, die uns Menschen niemals schaden wird, sondern im Gegenteil heilen und glücklich machen möchte, und der man völlig und uneingeschränkt vertrauen kann. Wer mich kennt weiß, dass das keine leeren Worte waren, sondern aus innerster Überzeugung kam.
Und trotzdem waren das nur „Trockenübungen“. Denn ich hatte keine Ahnung, ob ich diese Überzeugung, dieses Gottvertrauen auch durchhalten könnte, wenn es mich einmal selbst trifft und zwar endgültig.
Heute kann ich Ihnen sagen: es hat durchgehalten und mich getragen, und nicht nur mich: auch die unmittelbare Umgebung, die Freunde um mich…..
..Ich bin am Ende meines Lebens zur Überzeugung gekommen, dass der Hauptsinn meines - und wahrscheinlich auch Ihres Lebens darin besteht, dieses Vertrauen immer stärker einzuüben.
Dieses Vertrauen habe ich lebenslang einüben können, und habe es auch getan. Es wäre wirklich zu spät gewesen, hätte ich erst im Moment der Todesdiagnose zu üben begonnen. Ich kann Ihnen aus eigener Erfahrung sagen: Übt man dieses Vertrauen immer wieder in kleinen „Schicksalsschlägen“, dann trägt es auch beim letzten „Schicksal“ dem Tod.
Ich bin Gott unendlich dankbar, dass er mir das Geschenk dieses Vertrauens gemacht hat und mir ermöglicht hat, damit auch andere anzustecken. Mein Anteil war ja nur: mich ihm immer wieder zu öffnen - denn im Grunde ist alles seine Gnade. …
Vielleicht verstehen Sie nun, warum ich diesen Gottesdienst als Freudenfest betrachte: Ich habe es nun geschafft, ich bin am Ziel, geborgen in der unendlichen Liebe, der mich nichts und niemand mehr entreißen kann. Dafür hat es sich gelohnt zu leben, und dafür hat es sich gelohnt, oft hart zu lernen
....Mein Wunsch für Sie alle:
Dass auch sie erfahren, dass dieses Gottvertrauen auch in schwersten Zeiten trägt und hält….
Dass sie Ihre gottgeschenkte Freiheit bewahren…
Dass Sie sich stets einzig und allein Ihrem eigenen Gewissen und Ihrem eigenen Verantwortungsgefühl verpflichtet fühlen…
Dass Sie die Liebe und Vergebung, die Sie täglich von Gott empfangen als „Engel“ an andere weitergeben.
Denken sie daran: Ich kann Ihnen nun näher sein als jemals im Leben-und es ist nur noch eine Frage der Zeit, wann wir uns wiedersehen. Ich freue mich drauf!
Amen (1)
2.Stufen der Fülle
Eberhard Gottsmann ist auf einer Spur, die der des Apostels Paulus entspricht.
„Christus will ich erkennen und die Macht seiner Auferstehung und die Gemeinschaft mit seinen Leiden; sein Tod soll mich prägen“ (Phil 3,10).
Die Grundüberzeugung von der Überwindung des Todes ist nicht nebenbei zu haben. Es ist ein Eintauchen in eine Lebenstiefe, die dem Sterben nahe kommt. Paulus erwähnt vorher, dass er zunächst auf der ganz anderen Seite stand, dass er ein Verfolger der jungen Kirche war. Dann ereignete sich für ihn etwas, das seine ganze innere Welt umdrehte. Alles, was ihm bisher wichtig war, erscheint ihm nun als unbedeutend, als nichtig, als Verlust, sogar als “Dreck”, weil die Erfahrung von Christus, dem Auferstandenen alles übertrifft. Er hat ein völlig neues Lebensziel entdeckt, für das es sich lohnt, alles daran zu geben. Paulus hat den Trost, den er brauchte, gefunden.
Eines sollte uns auch in schwerem Leid bewusst werden: Je tiefer wir erschüttert werden, umso größer ist die Chance einer totalen inneren Wandlung ähnlich der eines Paulus. Anscheinend war es für ihn notwendig, dass er aus seinem bisherigen Rahmen seines Denkens und seiner Werte heraus katapultiert wurde. Nur auf diese Weise konnte er zu dem werden, als der in die Geschichte einging.
Lebenstiefe und Tod sind aufeinander bezogen. Die Konfrontation mit allem, was unser Leben durchkreuzt, was unsere Vorstellungen, Ideale, Pläne, Wünsche beeinträchtigt taucht uns in eine tiefere Dimension. Wir werden gezwungen, uns nach innen zu wenden, uns um die Heilung unserer Wunden zu bemühen. Der innere Mensch hat die Chance zu wachsen. Voraussetzung ist allerdings, dass unsere innere Quelle geöffnet ist.
Das Sich öffnen bezeichnet der verstorbene Oberstudienrat als den wichtigsten Schritt zu einem Vertrauen, das den Schrecken des Todes überwindet.
3.Was heißt Sich öffnen?
Rosmarie Maier schildert in ihrem Buch "Ich will dich doch erreichen" (2) den Beginn ihres inneren Weges, als sie lernte, in sich hinein zu spüren, das wahrzunehmen, was in ihr da ist an Sehnsucht nach Nähe und Anerkennung, Einsamkeit, Schmerz und spirituellen Bedürfnissen. Ihnen Aufmerksamkeit zu schenken, ihnen Zeit und Raum zu geben, sie auszusprechen und zu bearbeiten. Den Fragen nachzugehen: Was treibt mich um? Was geht mir nach? Was steht an tieferen Sinnfragen dahinter ? ist besonders dann geboten, wenn äußere Stützen der Persönlichkeit wegfallen.
Dies ist in besonderer Weise der Fall, wenn man aus dem Beruf ausscheidet, wenn man die Rolle in der gewohnten Umgebung nicht mehr einnehmen kann, nicht mehr die Achtung erfährt, nicht mehr die geregelte Arbeit, die man beherrscht, verrichten kann, wenn einem keine erfüllende Tätigkeit mehr möglich ist.
Dann ist man sich selbst zur Aufgabe geworden. Was ansteht, ist die mögliche eigene Reife der Persönlichkeit, welche eine Antwort gefunden hat auf die Grundbedingungen des Daseins, die wir nicht verändern können, auf Einsamkeit, Vergänglichkeit, Alter, Tod.
„Gott schenke euch die Ernte des Lebens“! lautet der kirchliche Segen für die Neuvermählten. Wer nicht vermählt ist und keine Enkel hat, kann eine Fülle des Lebens in sich sammeln, welche der Ernte des Lebens im äußeren gleich kommt. Es gibt ein Zurückschauen in Enttäuschung, Bitterkeit, im Hadern, im Groll oder in Gelassenheit, in Zufriedenheit, oft sogar mit Schmunzeln aus einer Überzeugung heraus, in der man alles so sein lassen kann, wie es geworden ist, wo sich vieles geordnet hat und wo zugleich die Zuversicht überwiegt, dass sich alles, was jetzt noch schmerzlich anfühlt zum Guten kommen wird.
Die Vorstellung von einem Leben nach dem Tod ist dem modernen Menschen im Gegensatz zu nicht - europäischen Kulturen und zur Auffassung des Mittelalters fremd. Was nach dem Tod kommt, erscheint Lichtjahre entfernt. Wenn schon der Tod im Bewusstsein des normalen Mitteleuropäers nicht vorkommt, wie soll da ein Gedanke an das Schicksal nach dem Tod Fuß fassen können?
Dieser Frage stellt man sich weniger. Der Vorwurf der Vertröstung steigt sofort auf und ist sogar den Theologen so in die Knochen gefahren, dass sie von einem Leben nach dem Tod kaum zu reden wagen. In Wirklichkeit ist die beste Vorbereitung auf den Tod ein Leben im Hier und Jetzt in voller Dichte, Wachheit, in einem vollen Ja zum Leben, in Authentizität, welche den Schatten der eigenen Persönlichkeit genauso im Auge hat wie alles Hohe, Hehre und Heilige. Genau dies ist der Weg zur Lebenstiefe.
Auf die eigene Vollendung hin leben heißt deshalb auf den Tod hin leben, und auf den Tod hin leben heißt auf die eigene Vollendung zu leben.
Beim Blick in das letzte Ereignis, das uns bevorsteht, sollten wir uns an die Szene bei Markus am Ostermorgen erinnern.
„Sie gingen in das Grab hinein und sahen auf der rechten Seite einen jungen Mann sitzen, der mit einem weißen Gewand bekleidet war“ (Markus 16,5). Hier möchte ich den schon fast vergessenen Eugen Drewermann in seinem Kommentar zum Markusevangelium zitieren. “Die Wahrheit unseres Lebens liegt in dieser Vision eines jungen Mannes, der bekleidet ist mit dem Lichtglanz des Himmels, angetan mit dem Strahlengewand der Sonne und der Wolken. Dies ist das Bild, das wir in uns tragen, mitten in der scheinbaren Hoffnungslosigkeit…..So können wir einander wahr nehmen, dass nicht Alter und Verfall die letzte Auskunft über unser Leben sind, sondern dass etwas Unvergängliches an Schönheit in uns aufleuchtet, etwas Nie - verlöschendes an Licht, eine Vision der Liebe, die voneinander träumen macht“ (3).
4.Ewige Jugend oder ewiges Leben?
Die Botschaft von einer ewigen Jugend hört man lieber als die Verheißung vom ewigen Leben.
Interessant ist es, den Mythos von der ewigen Jugend in den Vorstellungen der alternativen Gesundheitspraxis zu betrachten.
Auf diesem Gebiet gehören „die fünf Tibeter" zum festen Begriff. Es sind Übungen, die ein gesundheitliches und geistiges Wohlbefinden versprechen. In der Einleitung wird die Geschichte eines englischen Obersten erzählt, der in seiner Dienstzeit in Indien von einem buddhistischen Kloster gehört hatte, in dem alte Menschen wieder jung werden. Es hieß in der Sprache der Einheimischen „die Quelle der Jugend“. Als er nun als Pensionist seine Zeit recht und schlecht mit alten Erinnerungen verbrachte, stieg in ihm der Gedanke an dieses Kloster immer wieder auf und ließ ihn keine Ruhe mehr. Er entschloss sich, wieder an den Ort seines früheren Einsatzes zurückzukehren und „die Quelle der Jugend“ aufzusuchen. Für dieses Vorhaben vertraut er sich einem Freund an, der ihn bei der Rückkehr nach einigen Jahren des Aufenthalts an diesem geheimnisvollen Ort zunächst nicht wiedererkennt. Statt des älteren Herrn mit grauem, schütterem Haar und blässlichen Aussehen, als den er den ausgedienten Offizier in der Erinnerung hat, sieht er einen Fremden, der sich als seinen Bekannten bezeichnet, als den Mann, der vor einiger Zeit zur Quelle der Jugend aufgebrochen war. Er ist um dreißig Jahre jünger, eine große, aufrechte Gestalt, die Gesundheit ausstrahlt, mit dichtem dunklem Haar, nicht der gebeugte, graue alte Herr mit Stock. “Er sei es wirklich“, beteuerte der ehemalige Colonel der königlichen Armee und begann von seinen Erfahrungen zu erzählen. Damit beginnt im Buch von Peter Kelden die Beschreibung der Übungen, die im Raum der alternativen Gesundheitspraktiken als „Die Fünf Tibeter“ bekannt sind. (4)
Diese Geschichte klingt unglaublich, sie widerspricht den Erkenntnissen der modernen Medizin wie der menschlichen Erfahrung, so weit uns bekannt ist. Der kritische Leser hält sie für eine gut erfundene Erzählung, um Lust auf die dargestellten Übungen zu wecken. Es wird ein geheimer Wunsch angesprochen und eine geheime Verlockung ausgelöst. (Wer möchte nicht so werden wie dieser Oberst und nicht gerne einiges dafür tun?)
Bei genauerer Betrachtung erinnert die Erzählung an das Märchen vom Wasser des Lebens, an die Vorstellung vom Jungbrunnen auf mittelalterlichen Gemälden und in Volksliedern, in dem man alt und verschrumpelt eintaucht und aus dem man jugendlich - frisch wieder heraus steigt. Es ist ein Menschheitstraum - ein Mythos seit Jahrtausenden, der heute unter dem Namen „Die Fünf Tibeter“ Gestalt angenommen hat. Was immer man von der Geschichte halten mag, eines ist sicher: Das Thema übt eine gewaltige Faszination aus. Es gibt eine Überfülle von Literatur und Selbsterfahrungskursen dazu. Dabei wird gesagt, es sei unnatürlich, krank zu werden, Ärzte, Krankenhäuser, Psychologen zu benötigen, Angst zu haben vor einem schlimmen Alter, es sei unnatürlich, wenn Beweglichkeit, Leistungskraft und Denkvermögen mit dem Alter abnehmen und wenn wir nur das statistische Durchschnittsalter von 72 bis 82 Jahren erreichen. Normal und natürlich sei vielmehr, ein Leben lang gesund zu sein, für sich selbst sorgen zu können, sich auf ein schönes Alter voller Aktivität, Lebenslust und Weisheit zu freuen und das biologische Alter von mindestens hundert Jahren bei voller körperlicher, geistiger und seelischer Gesundheit zu erreichen.
Die Vorstellung von der ewigen Jugend und alles, was heute dazu an medizinischem und finanziellem Aufwand, an Fitness - Trainings und Gesundheitspraktiken geschieht, macht wie kaum eine andere Erscheinung unserer Zeit deutlich, wie wirksam ein Mythos sein kann. Die Themen bestätigen die These, dass hier eine Art Gegenwelt zur alltäglichen Wirklichkeit der tristen Erfahrungen des Alltags, des traditionellen Christentums wie der modernen Wissenschaft aufgebaut wird.
5.Innerer Weg, spirituelle Entwicklung: Inhalte und Ziel, die ewig sind
Auf den Wandel der Einstellung kommt es an ob wir die Dinge, das heißt unser Schicksal nur von außen oder von innen betrachten.
Es geht darum, einen Standpunkt zu finden, der den Erscheinungen des gesamten Lebens gerecht wird, welcher der ganzen Wahrheit ins Auge schaut.
Es gibt tatsächlich Menschen, denen diese Aufgabe gelungen ist. Ich denke jetzt an die Begegnung mit einer äußerst interessanten Figur aus dem französischen Sprachbereich, mit Marcel Légaut, der Mathematikprofessor, Bauer, Kirchenkritiker und spiritueller Meister war, der im Alter von über 80 Jahren vor einem begeisterten Publikum seine Vorträge hielt, der auf der Heimfahrt von seinem letzten Auftritt als Neunzigjähriger gestorben ist. Die Ausstrahlung seiner Persönlichkeit bleibt in dauernder Erinnerung: die Güte in seinem Gesicht, die leuchtenden Augen, die manchmal bei einem Gedanken richtig aufblitzen konnten, die innere Ruhe. Da war nichts von Weltverneinung und düsteren Vorstellungen zu spüren, sondern da war erfülltes Leben. Und das obwohl er mit 40 auf seine Karriere an der Universität verzichtet, dafür das rechte karge, anstrengende Dasein als Bauer in den Alpen gewählt hatte. Man muss sich das einmal vorstellen: er, der in Paris aufgewachsen war, bezog im November 1940 bei Wintereinbruch ein verlassenes Gehöft auf einer Anhöhe, das vom nächsten Dorf nur auf einem Bergpfad in zwei Stunden zu erreichen war. Dazu kam, dass der Großstädter keine Ahnung hatte vom ländlichen Leben, vom Umgang mit Kühen, Ziegen und Schafen. Er musste erst lernen, wie man Ochsen einspannt, so erzählte er.
In den Augen seiner Kollegen muss diese Entscheidung die totale Verrücktheit gewesen sein. Für ihn war es genau der richtige Schritt seiner persönlichen, spirituellen Entwicklung, die ihn zu dem geführt hat, als der er im Alter geschätzt wurde.
Kommen wir noch einmal auf Mister Bradford und seine wunderbare Verjüngung zurück.Hier geht es nicht darum, nachzuprüfen, ob sich die Geschichte je so ereignet hat. Daran kann man berechtigte Zweifel haben. Wichtig ist vielmehr, dass eine solche erzählt wird. Alles dreht sich um „die Quelle der Jugend“, um jenen geheimnisvollen Ort, wo man wieder um dreißig und mehr Jahre jünger werden kann. Tatsache ist, dass hier eine verborgene, nicht ausgesprochene Sehnsucht angesprochen wird, um damit die Bereitschaft für eine alternative Gesundheits- und Lebenspraxis zu wecken. Dahinter steht eine Auffassung von jung sein und älter werden, die ungefähr so lautet: Der eigentliche Wert des Lebens liegt so in den dreißiger Jahren. Da ist man lebendig, beweglich, leistungsfähig, attraktiv, unternehmungsfreudig, ganz im Gegensatz zu späteren Jahren, in denen man diese Eigenschaften zunehmend verliert. Es drängt sich hier das Wort vom „Jugendlichkeitswahn“ auf, das so häufig in der Kritik an unserer Zeit auftaucht. In Wirklichkeit ist aber die Vorstellung vom Wiederjungwerden uralt, es ist ein Mythos, der in Märchen und Volksliedern auftaucht.
Man braucht niemand zu beweisen, dass Wünsche nach jung - werden im Sinne der fünf Tibeter nie erfüllt werden, aber es lohnt sich, diese Art von Lebensauffassung mit der eines Marcel Légaut zu vergleichen.
Marcel Légaut hat sich schon in jungen Jahren den existentiellen Fragen des Lebens gestellt und hat ganz bewusst eine spirituelle Entwicklung angestrebt. Die Frucht dieser seiner Entscheidung war, dass er im Alter aus einem reichen Schatz an menschlicher und spiritueller Erfahrung schöpfen konnte, daraus seine Texte schrieb und gerade jüngere Menschen ansprach. Er war jung geblieben oder eher noch: er war jung geworden. Seine schöpferische Art, seine Originalität und Ursprünglichkeit zogen gerade Suchende an.
Zwischen dem Jung - Werden des Obersten Bradford und dem Jung - Sein eines Marcel Légaut liegen Welten.
Der Mathematikprofessor und Bauer suchte die Antwort auf die Frage nach dem tiefsten Grund seines Lebens.
Es ist die Frage, die bei jedem Menschen auftaucht, der sie nicht verdrängt.
Ihre Zeit ist bei den meisten in der Lebenswende, wenn das, was man erstrebt und erhofft hatte, erreicht ist: man hat eine feste Position im Beruf, eine Familie, vielleicht sogar ein Haus. Häufig treten gerade in dieser Phase, in der der äußere Druck nachlässt, Krisen auf. Was ist jetzt, worauf ich zu gehen kann?
Ein anderer Wendepunkt ist der Eintritt in das Pensionsalter. Es ist der stärkste Einschnitt in das Selbstverständnis eines Menschen seit dem Beginn des Berufslebens. Nicht nur Gewohnheiten des täglichen Lebens ändern sich. Die ganze Persönlichkeit ist betroffen. Wer bin ich noch, wenn mein Wissen und Können nicht mehr gefragt sind?
Es bedarf einer Neuorientierung. Worauf lebe ich zu? Welche Ziele stehen noch aus?
Oder geht es nur darum, den ganz gewöhnlichen Tag zu genießen? Vorausgesetzt man kann es noch.
Es braucht eine Lebenseinstellung, in der man das typisch Wertvolle jeden Lebensalters, der Jugend, der mittleren und älteren Generation genauer anschaut und würdigt. Gelingt diese, tut sich ein Weg auf.
Blicken wir zunächst einmal auf die junge Generation.
Die Klage über den Jugendlichkeitswahn unserer Zeit ist ein fester Bestandteil der Zeitkritik. Sie ist berechtigt, wenn der Wert eines Menschen nur nach seiner Leistungsfähigkeit und seiner erotischen Ausstrahlung gemessen wird. In dieses Bild passt nur der junge, gesunde, dynamische, energiegeladene Mensch. Es braucht nicht eigens betont zu werden, wie bald diese Vorstellung von Lebenssteigerung ihren Grund verliert, wie brüchig sie ist. Was ist, wenn man seinen Arbeitsplatz verliert, wenn man Insolvenz anmelden muss, wenn eigenes Können nicht mehr gefragt ist, wenn man nicht mehr attraktiv ist?
Andererseits gibt es Eigenschaften, die wir an jungen Menschen schätzen, die das Klima in der Familie, am Arbeitsplatz, in einem Dorf, in einer Stadt oder in einer spirituellen Gemeinschaft sehr wohltuend prägen: man schaut nach vorne, man ist voller Erwartungen, man ist getragen von Kraft, Unternehmungsgeist, Lebendigkeit, Einfallsreichtum, Zuversicht, Hoffnung.
Deshalb ist es bedrückend, wenn man in einem Stadtteil, in einem Wohnviertel, in einer Kirchen - oder Stadtgemeinde keine jungen Gesichter mehr sieht.
Auf unsere Überlegung angewandt heißt das:
Man kann die Werte der Jugend ins Alter hinüberretten, ja sie sogar neu entdecken. Wir können tatsächlich Menschen begegnen, bei denen etwas von einem jugendlichen Elan zu spüren ist, von Ursprünglichkeit und Überzeugungskraft, von neuen ungewohnten Ideen, von Spontaneität, von Neugierde und Hoffnung auf das Kommende. Hier dürfen wir wieder an die Figur Marcel Légauts, Enomya Lasalles denken, die diese Eigenschaften ausstrahlten. Der Grund ihres Soseins ist, dass sie sich auf spirituelle Impulse eingelassen hatten, einer Persönlichkeitsentwicklung gefolgt und auf diese Weise einen spirituellen Weg gegangen sind. Sie haben etwas von der Fülle des Lebens und zugleich von der Ewigkeit. Ewige Jugend und Leben aus der Ewigkeit gehen in einander. Ein Gedicht von Annegret Kronenberg drückt die rechte Einstellung zum Älterwerden so aus:
Älter werden
Wir werden älter,
aber nicht alt.
Wir werden langsamer,
aber bleiben nicht stehen.
Wir werden ruhiger,
aber nicht starr.
Wir werden genügsamer
und dabei glücklich.
Anmerkungen:
1) Aus: Inge Hasselbeck, Über den Fluss schauen, St.Ottilien 2001
2) Rosmarie Maier: "Ich will dich doch erreichen", Begegnungen mit demenzkranken Menschen ermöglichen" München 2009
3) Eugen Drewermann: Das Markusevangelium, zweiter Teil, Oltern, 1988, 693
4) Peter Kellen, "Die fünf Tibeter", Das Geheimnis aus den Hochtälern des Himalaja lässt Sie Berge versetzen, München 2001