Dreifaltigkeitssonntag A
Hochfest


1.Lesung Ex 34, 4b.5. - 6.8 - 9

Jahwe ist ein barmherziger und gnädiger Gott

Lesung aus dem Buch Exodus
In jenen Tagen
4b stand Mose am Morgen zeitig auf und ging auf den Sinai hinauf, wie es ihm der Herr aufgetragen hatte.
5 Der Herr aber stieg in der Wolke herab und stellte sich dort neben ihn hin. Er rief den Namen Jahwes aus.
6 Der Herr ging an ihm vorüber und rief: Jahwe ist ein barmherziger und gnädiger Gott, langmütig, reich an Huld und Treue.
8 Sofort verneigte sich Mose bis zur Erde und warf sich zu Boden.
9 Er sagte: Wenn ich deine Gnade gefunden habe, mein Herr, dann ziehe doch mein Herr mit uns. Es ist zwar ein störrisches Volk, doch vergib uns unsere Schuld und Sünde, und lass uns dein Eigentum sein!
 

2.Lesung 2 Kor 13, 11 - 13

Die Gnade Jesu Christi und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen

Lesung aus dem zweiten Brief des Apostels Paulus an die Korinther
Brüder!
11 Freut euch, kehrt zur Ordnung zurück, lasst euch ermahnen, seid eines Sinnes, und lebt in Frieden! Dann wird der Gott der Liebe und des Friedens mit euch sein.
12 Grüßt einander mit dem heiligen Kuss! Es grüßen euch alle Heiligen.
13 Die Gnade Jesu Christi, des Herrn. die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!


Evangelium Joh 3, 16 - 18

Gott hat seinen Sohn gesandt, damit die Welt durch ihn gerettet wird

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes
16 Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass es seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat.
17 Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird.
18 Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er an den Namen des einzigen Sohnes Gottes nicht geglaubt hat.


Von Gott zu reden ist gefährlich oder faszinierend schön

„Von Gott zu reden ist "langweilig", sagt der größte Teil der Bevölkerung in unserem Land und meidet am Sonntag die Kirchen. War Jesus auch langweilig?

Er sprach so von Gott, dass die Zuhörer aufhorchten, sogar erschüttert waren, dass sie nach dem Gottesdienst noch zusammenstanden und einander fragten: Wer ist dieser?

Jesus spürt etwas in sich, das überwältigend schön und kostbar ist, er ist erfüllt von einer Freude und Güte, mit der er auf jedes Elend reagiert und  jedem Menschen gut sein kann. Deshalb spricht er von der kostbaren Perle, für die ein Kaufmann sein Vermögen gibt, vom Schatz im Acker, für den einer alles andere verkauft, vom großzügigen Gutsherrn, der gegen jede Vernunft so reichlich auszahlt. Ebenso dürfen wir an die Lilien des Feldes denken, die für ihn mehr bedeuten als das Märchenschloss eines orientalischen Königs. Damit verbindet sich seine innere Geradlinigkeit, sein entschiedener Sinn für das Echte und Aufrichtige und seine radikale Ablehnung alles Aufgesetzten und Erstarrten, was ihn in die Konfrontation mit den religiösen Führern bringt.

Diese Einstellung ist nicht Ergebnis von asketischen Übungen, auch nicht von guten Vorsätzen. Sie ist nur zu verstehen, wenn wir auf die Grunderfahrung Jesu zurückgreifen. Als er von Johannes getauft wird und aus dem Wasser steigt, da öffnet sich für ihn der Himmel. Hier dürfen wir unserer Fantasie freien Lauf lassen und in unser eigenes Leben schauen. Der Himmel öffnet sich immer dann, wenn uns Augen entgegen leuchten, wenn uns ein Lächeln einlädt, wenn eine Nähe wahrnehmbar wird, wenn sich eine Atmosphäre aufbaut, die Liebe genannt werden kann. Dabei ist es immer so, dass wir das Schöne einer Situation nicht einfach herstellen können, sondern es ereignet sich ohne unser unmittelbares Dazutun. Es ist hier eine Macht am Werk außerhalb des Zugriffs unserer Berechnungen, Definitionen und Erklärungen. So dürfen wir es auch bei Jesus annehmen. Die Macht, die Jesus zu dem befähigt, worin wir ihn bewundern, nennt er „Vater“. Er hört nach der Taufe das Wort: „Du bist mein geliebter Sohn. An dir habe ich mein Wohlgefallen“ (Mk 1,11). Es wird hier das intimste Geheimnis Gottes in einer dem Menschen nahen Sprache ausgedrückt. Wer immer eigene Kinder hat, wird zustimmen, dass die zutiefst ergreifende, durchgehende, nachhaltigste Liebe die zu den eigenem Kindern ist. Lebensgemeinschaften zerbrechen und deren Partner können einander vergessen. Aber Mutter und Vater ist man ein ganzes Leben lang. Eltern, die ein Kind verloren haben, tragen eine Wunde in sich, die nur schwer heilt. Jesus spricht denn auch diese Form der Liebe an, um das zu vermitteln, was ihn zuinnerst bewegt. Wir kennen die Erzählung vom Vater, der bei der Heimkehr seines verlotterten Sohnes seinen Zorn und Ärger vergisst und nur noch vom Jubel erfasst ist. Erinnert sei auch an das Wort, mit dem Jesus zum vertrauensvollen Beten aufruft: „Wer von euch wird seinem Kind, wenn es um Brot bittet, einen Stein geben“ (Mt 7, 9). Den Zuhörern soll deutlich werden, dass sie im ganz gewöhnlichen Leben Bild Gottes sind, dass dieser Gott gegenwärtig ist in der Mühe und Sorge des Vaters und der Mutter.

Noch einmal soll herausgestellt sein: Was Jesus verkündet, ist keine Lehre, die er wie ein Gelehrter oder ein großer Philosoph frei erfunden hätte. Es ist der Ausdruck dessen, was er selbst erlebt hat und noch erlebt. Den Grund, aus dem er sein Fühlen und Denken, seine Lebenskraft und seine Visionen schöpft, nennt er den „Vater“. Die Erfahrung am Jordan ist die volle Übereinstimmung mit ihm, dem Urgrund. Sie wird sein ganz Eigenes. Sie bricht immer dann neu durch, wenn er sich in das Gebet vertieft. Dies bedeutet, Jesus ist in dieser Stunde im Himmel und er gibt diesen Himmel weiter. Überall, wohin er kommt, entsteht eine Atmosphäre, in der Menschen aufatmen und neue Hoffnung schöpfen, gerade die Verrufenen und Verachteten. Wer ihm begegnet und in seinen Erfahrungsraum eintritt, erhält denselben Blick für die Wirklichkeit, für die Menschen in ihrer Not und in ihren Möglichkeiten, dafür, was das Leben reich und kostbar macht. Wer ihm folgt, wird dasselbe tun wie Jesus selbst. Auch durch ihn wird sich der Himmel öffnen und es werden sich die Freude und die Zuversicht verbreiten, dass eine neue Welt im Entstehen ist.

Die Kraft Jesu, welche Menschen wandelt, wirkt von selbst weiter, verbreitet sich wie der Sauerteig und das Feuer. Sie bekommt eine eigene Dynamik, entsprechend dem griechischen Wort dynamis - das Kraft heißt. Sie wird Heiliger Geist genannt. Wer iihn empfängt, wird wie von einem Sturm erschüttert und auch wie von einem Hauch sanft berührt. Er kommt dem nahe, was Jesus in sich trug: ein Erleben, unsagbar kostbar und überwältigend schön.