HEILIGE WOCHE - KARWOCHE
PALMSONNTAG B
FEIER DES EINZUGS JESU IN JERUSALEM
Evangelium Mk 11, 1 - 10
Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Markus
Es war einige Tage vor dem Osterfest
1 Als sie in die Nähe von Jerusalem kamen, nach Betfage und Betanien am Ölberg, schickte Jesus zwei seiner Jünger voraus. 2 Er sagte zu ihnen: Geht in das Dorf, das vor uns liegt; gleich wenn ihr hineinkommt, werdet ihr einen jungen Esel angebunden finden, auf dem noch nie ein Mensch gesessen hat. Bindet ihn los, und bringt ihn her! 3 Und wenn jemand zu euch sagt: Was tut ihr da?, dann antwortet: Der Herr braucht ihn; er lässt ihn bald wieder zurückbringen. 4 Da machten sie sich auf den Weg und fanden außen an einer Tür an der Straße einen jungen Esel angebunden und sie banden ihn los. 5 Einige, die dabeistanden, sagten zu ihnen: Wie kommt ihr dazu, den Esel loszubinden? 6 Sie gaben ihnen zur Antwort, was Jesus gesagt hatte, und man ließ sie gewähren. 7 Sie brachten den jungen Esel zu Jesus, legten ihre Kleider auf das Tier, und er setzte sich darauf. 8 Und viele breiteten ihre Kleider auf der Straße aus; andere rissen auf den Feldern Zweigen von den Büschen ab und streuten sie auf den Weg. 9 Die Leute, die vor ihm hergingen und die ihm folgten, riefen: Hosanna! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn! 10 Gesegnet sei das Reich unseres Vaters David, das nun kommt. Hosanna in der Höhe!
Jerusalem- die Stadt der Sehnsucht
In Jerusalem einziehen- das ist mehr als das Ende einer Wallfahrt, mehr als ein liturgischer Brauch, mehr als eine interessante Tourismusattraktion. Mit dem Namen sind Sehnsucht und Erwartungen, Katastrophen und Tränen, maßloses Leid und ungebrochene Hoffnung verbunden. Die Stadt hat eine lange, abgründige Geschichte. Sie wurde des Öfteren erobert, bis auf die Grundmauern niedergebrannt und immer wieder aufgebaut. Wir dürfen an das Heimweh derer denken, denen diese Stadt genommen wurde. Es sei an den Psalm erinnert „An den Flüssen von Babylon saßen wir und weinten, als wir dein gedachten, Zion".(Ps.137) Da stehen die Sätze: "Wenn ich dich je vergesse, Jerusalem, soll meine rechte Hand verdorren. Die Zunge soll mir am Gaumen kleben, wenn ich an dich nicht mehr denke, wenn ich Jerusalem nicht zu meiner höchsten Freude erhebe". Es ist nicht nur der Schmerz der Verbannten in Babylon im sechsten Jahrhundert vor Christus, es ist der Schmerzensschrei der Israeliten aller Jahrtausende bis in die Todeskammern von Auschwitz. Heimat, Sicherheit, Geborgenheit, aber auch nationaler Stolz schwingen mit, wenn der Name dieser Stadt gedacht, ausgesprochen oder gesungen wird.
Es war der König David, der sie um das Jahr 1000 vor Christus zum Sitz seines Reiches machte. Er schuf eine ansehnliche Macht, die alle Stämme einte und keinem fremden Herrscher tributpflichtig war. Das Reich Davids, das schon nach kurzer Zeit zerfiel, wurde so zum Mythos. Er wird geweckt, wenn der Name „David" fällt. Als Jesus in Jerusalem einzieht, erschallt der Ruf „Hosanna dem Sohn Davids"(Mt 21,9). Er betritt damit nicht nur den Boden einer Stadt, sondern den der Geschichte, eines Ortes, der aufgeladen ist mit Ruhm und Stolz, mit Blut getränkt und mit Erwartungen von einer besseren Zeit, von einem Auserwählten, der in die Fußspuren Davids tritt, von einem König , der alles in Ordnung bringt, von Größe und Freiheit. Diese Stimmung mag wohl das Volk erfasst haben, als Jesus erscheint. Es ist der Jubel einer großen Zukunft, in der alles gut wird. Man erwartet die Erfüllung aller Verheißungen, die von den Propheten verkündet wurden. Es hat den Anschein, dass sich Jesus von der Begeisterung der Menge tragen lässt. Er hat ja den feierlichen Einzug angeordnet. Wir dürfen annehmen, dass sich Jesus auf der Linie der großen Propheten sieht, aber anders, als eine leicht entzündbare Stimmung es vermuten lässt. Er, der Gott in der Stille der Berge Galiläas erfahren hat und ihn in der Tiefe seines Herzens spürt, weiß, dass leicht gewonnene Sympathien noch lange nicht das ausmachen, was mit dem Gott seines Volkes gemeint ist, mit dem Gott, den er seinen Vater nennt. Er spürt, dass die großen Verheißungen nicht durch jubelnde Zustimmung erfüllt werden. Ihm ist vielmehr bewusst, dass noch ganz andere Mächte das Sagen haben. Er hat ein tieferes Wissen um die Wirklichkeit. So taucht Jesus mit seinem Einzug nicht einfach blindlings in die große Welle der Euphorie ein, er betritt vielmehr den Schnittpunkt der Gegensätze, welche in die letzten Tiefen der Menschheit reichen. An Ort und Stelle sind auf der einen Seite die Römer, die gegen jedes Recht im Land die Herrschaft ausüben und auf der anderen Seite steht das unterdrückte Volk, das nach Freiheit dürstet. Viel tiefgreifender ist allerdings der Gegensatz seiner unmittelbaren Gotteserfahrung und der in Gesetzen und Vorschriften erstarrten Religion seiner Heimat. Er spürt Gott unmittelbar und das bedeutet unbedingten Anspruch, überwältigende Kraft, grenzenlose Freude und Güte und er sieht das Elend der Menschen in der Gottesferne! Diesen Gegensatz hat Jesus in seinem Land angetroffen. Er ist aber überall, universal, in jedem Land, zu allen Zeiten. Mit anderen Worten: Es geht um Wahrheit, Würde, Größe und Glück jedes Menschen in der Nähe Gottes gegen Angst, Sinnlosigkeit, Einsamkeit, Verachtung, Erniedrigung, Vernichtung, und Missbrauch von Macht in der Gottesvergessenheit. Jesus ist sich bewusst, so dürfen wir annehmen, dass diese Gegensätze nur gelöst werden, wenn er selbst durch sie hindurchgeht, wenn er sie an seinem eigenen Leib austrägt, wenn er Gottesnähe undGottesferne in sich aushält, wenn er der Wucht der Geschichte in der Tiefe seines Wesens begegnet. Damit tritt die große Wende ein. Maßloses Leid wird zur beglückenden Hoffnung. So wird in der Sicht der gläubigen Jünger der Einzug vor dem Osterfest zum Bild für den Einzug in das himmlische Jerusalem.
Erste LesungJes 50, 4-7
Mein Gesicht verbarg ich nicht vor Schmähungen, doch ich weiß, dass ich nicht in Schande gerate (Drittes Lied vom Gottesknecht)
Lesung
aus dem Buch Jesája.
4Gott, der Herr, gab mir die Zunge von Schülern,
damit ich verstehe,
die Müden zu stärken durch ein aufmunterndes Wort.
Jeden Morgen weckt er mein Ohr,
damit ich höre, wie Schüler hören.
5Gott, der Herr, hat mir das Ohr geöffnet.
Ich aber wehrte mich nicht
und wich nicht zurück.
6Ich hielt meinen Rücken denen hin, die mich schlugen,
und meine Wange denen, die mir den Bart ausrissen.
Mein Gesicht verbarg ich nicht
vor Schmähungen und Speichel.
7Und Gott, der Herr, wird mir helfen;
darum werde ich nicht in Schande enden.
Deshalb mache ich mein Gesicht hart wie einen Kiesel;
ich weiß, dass ich nicht in Schande gerate.
AntwortpsalmPs 22 (21), 8-9.17-18.19-20.23-24 (Kv: 2a)
Kv Mein Gott, mein Gott,GL 293
warum hast du mich verlassen? - Kv
8Alle, die mich sehen, verlachen mich, *
verziehen die Lippen, schütteln den Kopf:
9„Wälze die Last auf den Herrn! /
Er soll ihn befreien, *
er reiße ihn heraus, wenn er an ihm Gefallen hat!" - (Kv)
17Denn Hunde haben mich umlagert, /
eine Rotte von Bösen hat mich umkreist. *
Sie haben mir Hände und Füße durchbohrt.
18Ich kann all meine Knochen zählen; *
sie gaffen und starren mich an. - (Kv)
19Sie verteilen unter sich meine Kleider *
und werfen das Los um mein Gewand.
20Du aber, Herr, halte dich nicht fern! *
Du, meine Stärke, eile mir zu Hilfe! - (Kv)
23Ich will deinen Namen meinen Brüdern verkünden, *
inmitten der Versammlung dich loben.
24Die ihr den Herrn fürchtet, lobt ihn; /
all ihr Nachkommen Jakobs, rühmt ihn; *
erschauert vor ihm, all ihr Nachkommen Israels! - Kv
ZUR 2. LESUNG Aus der Gottesherrlichkeit ist der Sohn in die tiefste Erniedrigung hinabgestiegen. Er hat den Kreuzestod auf sich genommen. Sein Gehorsam war Liebe zum Vater und Liebe zu den Menschen. Ihn, den Erniedrigten, hat Gott zum Kyrios, zum Herrn über Zeiten und Welten gemacht. Auf ihn sollen wir schauen, an ihm uns orientieren: „Seid untereinander so gesinnt, wie es dem Leben in Christus Jesus entspricht" (Phil 2, 5).
Zweite LesungPhil 2, 6-11
Christus Jesus erniedrigte sich; darum hat ihn Gott über alle erhöht
Lesung
aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Philíppi.
6Christus Jesus war Gott gleich,
hielt aber nicht daran fest, Gott gleich zu sein,
7sondern er entäußerte sich
und wurde wie ein Sklave
und den Menschen gleich.
Sein Leben war das eines Menschen;
8er erniedrigte sich
und war gehorsam bis zum Tod,
bis zum Tod am Kreuz.
9Darum hat ihn Gott über alle erhöht
und ihm den Namen verliehen,
der größer ist als alle Namen,
10damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde
ihr Knie beugen vor dem Namen Jesu
11und jeder Mund bekennt:
„Jesus Christus ist der Herr" -
zur Ehre Gottes, des Vaters.
Ruf vor der PassionVers: vgl. Phil 2, 8b-9
Christus Sieger, Christus König, Christus Herr in Ewigkeit! - Kv
Christus war für uns gehorsam bis zum Tod,
bis zum Tod am Kreuz.
Darum hat ihn Gott über alle erhöht
und ihm den Namen verliehen, der größer ist als alle Namen.
Christus Sieger, Christus König, Christus Herr in Ewigkeit!
ZUR PASSION In Jerusalem muss sich das Geschick Jesu erfüllen, am jüdischen Osterfest, dem Fest der Befreiung aus der ägyptischen Knechtschaft. Vermutlich war es der 7. April des Jahres 30. - Im Leiden und Sterben Jesu wird sichtbar, was die ganze Zeit über verhüllt blieb: Jesus ist der Menschensohn und Gottesknecht, Messiaskönig, Gottes Sohn. Er selbst bestimmt den Augenblick seiner Verhaftung, er gibt das Signal für das Todesurteil, er stirbt bewusst und frei. Aber der Einzige, der ihn, den Gekreuzigten, als Sohn Gottes bekennt, ist der römische Offizier, ein Heide.
PassionMk 14, 1 - 15, 47
Das Leiden unseres Herrn Jesus Christus
E = Evangelist, † Worte Jesu, S = Worte sonstiger Personen
Das Leiden unseres Herrn Jesus Christus nach Markus.
Der Todesbeschluss der Hohepriester und Schriftgelehrten
14, 1E Es war zwei Tage vor dem Pascha Sprich: Pas-cha.
und dem Fest der Ungesäuerten Brote.
Die Hohepriester und die Schriftgelehrten
suchten nach einer Möglichkeit,
Jesus mit List in ihre Gewalt zu bringen, um ihn zu töten.
2Sie sagten aber:
S Ja nicht am Fest,
damit es im Volk keinen Aufruhr gibt!
Die Salbung im Haus Simons des Aussätzigen
3E Als Jesus in Betánien
im Haus Simons des Aussätzigen zu Tisch war,
kam eine Frau
mit einem Alabastergefäß voll echtem, kostbarem Nardenöl,
zerbrach es
und goss das Öl über sein Haupt.
4Einige aber wurden unwillig
und sagten zueinander:
S Wozu diese Verschwendung?
5Man hätte das Öl um mehr als dreihundert Denáre verkaufen
und das Geld den Armen geben können.
E Und sie fuhren die Frau heftig an.
6Jesus aber sagte:
† Hört auf!
Warum lasst ihr sie nicht in Ruhe?
Sie hat ein gutes Werk an mir getan.
7Denn die Armen habt ihr immer bei euch
und ihr könnt ihnen Gutes tun, sooft ihr wollt;
mich aber habt ihr nicht immer.
8Sie hat getan, was sie konnte.
Sie hat im Voraus meinen Leib für das Begräbnis gesalbt.
9Amen, ich sage euch:
Auf der ganzen Welt, wo das Evangelium verkündet wird,
wird man auch erzählen, was sie getan hat,
zu ihrem Gedächtnis.
Einer der Zwölf als Überläufer
10E Judas Iskáriot, einer der Zwölf, ging zu den Hohepriestern.
Er wollte Jesus an sie ausliefern.
11Als sie das hörten,
freuten sie sich
und versprachen, ihm Geld dafür zu geben.
Von da an
suchte er nach einer günstigen Gelegenheit,
ihn auszuliefern.
Die Vorbereitung des Paschamahls
12E Am ersten Tag des Festes der Ungesäuerten Brote,
an dem man das Paschalamm zu schlachten pflegte,
sagten die Jünger zu Jesus:
S Wo sollen wir das Paschamahl für dich vorbereiten?
13E Da schickte er zwei seiner Jünger voraus
und sagte zu ihnen:
† Geht in die Stadt;
dort wird euch ein Mensch begegnen,
der einen Wasserkrug trägt.
Folgt ihm,
14bis er in ein Haus hineingeht;
dann sagt zu dem Herrn des Hauses:
Der Meister lässt dich fragen:
Wo ist der Raum,
in dem ich mit meinen Jüngern das Paschalamm essen kann?
15Und der Hausherr
wird euch einen großen Raum im Obergeschoss zeigen,
der schon für das Festmahl hergerichtet
und mit Polstern ausgestattet ist.
Dort bereitet alles für uns vor!
16E Die Jünger machten sich auf den Weg
und kamen in die Stadt.
Sie fanden alles so, wie er es ihnen gesagt hatte,
und bereiteten das Paschamahl vor.
Das Mahl
17E Als es Abend wurde,
kam Jesus mit den Zwölf.
18Während sie nun zu Tisch waren und aßen,
sagte Jesus:
† Amen, ich sage euch:
Einer von euch wird mich ausliefern,
einer, der mit mir isst.
19E Da wurden sie traurig
und einer nach dem andern fragte ihn:
S Doch nicht etwa ich?
20E Er sagte zu ihnen:
† Einer von euch Zwölf,
der mit mir in dieselbe Schüssel eintunkt.&LB_pfeilu;
21Der Menschensohn muss zwar seinen Weg gehen,
wie die Schrift über ihn sagt.
Doch weh dem Menschen,
durch den der Menschensohn ausgeliefert wird!
Für ihn wäre es besser,
wenn er nie geboren wäre.
22E Während des Mahls nahm er das Brot
und sprach den Lobpreis;
dann brach er das Brot,
reichte es ihnen
und sagte:
† Nehmt, das ist mein Leib.
23E Dann nahm er den Kelch,
sprach das Dankgebet,
gab ihn den Jüngern
und sie tranken alle daraus.
24Und er sagte zu ihnen:
† Das ist mein Blut des Bundes,
das für viele vergossen wird.
25Amen, ich sage euch:
Ich werde nicht mehr von der Frucht des Weinstocks trinken
bis zu dem Tag,
an dem ich von Neuem davon trinke im Reich Gottes.
Die Ankündigung der Verleugnung
26E Nach dem Lobgesang gingen sie zum Ölberg hinaus.
27Da sagte Jesus zu ihnen:
† Ihr werdet alle Anstoß nehmen;
denn in der Schrift steht:
Ich werde den Hirten erschlagen,
dann werden sich die Schafe zerstreuen.
28Aber nach meiner Auferstehung
werde ich euch nach Galiläa vorausgehen.
29E Da sagte Petrus zu ihm:
S Auch wenn alle Anstoß nehmen -
ich nicht!
30E Jesus sagte ihm:
† Amen, ich sage dir:
Heute, in dieser Nacht, ehe der Hahn zweimal kräht,
wirst du mich dreimal verleugnen.
31E Petrus aber beteuerte:
S Und wenn ich mit dir sterben müsste -
ich werde dich nie verleugnen.
E Das Gleiche sagten auch alle anderen.
Das Gebet in Getsemani
32E Sie kamen zu einem Grundstück, das Getsémani heißt,
und er sagte zu seinen Jüngern:
† Setzt euch hier,
während ich bete!
33E Und er nahm Petrus, Jakobus und Johannes mit sich.
Da ergriff ihn Furcht und Angst
34und er sagte zu ihnen:
† Meine Seele ist zu Tode betrübt.
Bleibt hier und wacht!
35E Und er ging ein Stück weiter,
warf sich auf die Erde nieder
und betete, dass die Stunde, wenn möglich, an ihm vorübergehe.
36Er sprach:
† Abba, Vater,
alles ist dir möglich.
Nimm diesen Kelch von mir!
Aber nicht, was ich will,
sondern was du willst.
37E Und er ging zurück
und fand sie schlafend.
Da sagte er zu Petrus:
† Simon, du schläfst?
Konntest du nicht einmal eine Stunde wach bleiben?
38Wacht und betet,
damit ihr nicht in Versuchung geratet!
Der Geist ist willig,
aber das Fleisch ist schwach.
39E Und er ging wieder weg
und betete mit den gleichen Worten.
40Als er zurückkam,
fand er sie wieder schlafend,
denn die Augen waren ihnen zugefallen;
und sie wussten nicht, was sie ihm antworten sollten.
41Und er kam zum dritten Mal
und sagte zu ihnen:
† Schlaft ihr immer noch und ruht euch aus?
Es ist genug.
Die Stunde ist gekommen;
siehe, jetzt wird der Menschensohn in die Hände der Sünder ausgeliefert.
42Steht auf,
wir wollen gehen!
Siehe, der mich ausliefert, ist da.
Die Gefangennahme
43E Noch während er redete,
kam Judas, einer der Zwölf,
mit einer Schar von Männern,
die mit Schwertern und Knüppeln bewaffnet waren;
sie waren von den Hohepriestern,
den Schriftgelehrten und den Ältesten geschickt worden.
44Der ihn auslieferte, hatte mit ihnen ein Zeichen vereinbart
und gesagt:
S Der, den ich küssen werde, der ist es.
Nehmt ihn fest,
führt ihn sicher ab!
45E Und als er kam,
ging er sogleich auf Jesus zu
und sagte:
S Rabbi!
E Und er küsste ihn.
46Da legten sie Hand an ihn
und nahmen ihn fest.
47Einer von denen, die dabeistanden,
zog das Schwert,
schlug auf den Diener des Hohepriesters ein
und hieb ihm das Ohr ab.
48Da sagte Jesus zu ihnen:
† Wie gegen einen Räuber
seid ihr mit Schwertern und Knüppeln ausgezogen,
um mich festzunehmen.
49Tag für Tag war ich bei euch im Tempel und lehrte
und ihr habt mich nicht verhaftet;
aber so mussten die Schriften erfüllt werden.
50E Da verließen ihn alle
und flohen.
51Ein junger Mann aber,
der nur mit einem leinenen Tuch bekleidet war,
wollte ihm nachfolgen.
Da packten sie ihn;
52er aber ließ das Tuch fallen
und lief nackt davon.
Das Bekenntnis Jesu und die Verleugnung durch Petrus
53E Darauf führten sie Jesus zum Hohepriester
und es versammelten sich alle Hohepriester
und Ältesten und Schriftgelehrten.
54Petrus aber war Jesus von Weitem
bis in den Hof des Hohepriesters gefolgt;
nun saß er dort bei den Dienern
und wärmte sich am Feuer.
55Die Hohepriester und der ganze Hohe Rat
bemühten sich um Zeugenaussagen gegen Jesus,
um ihn zum Tod verurteilen zu können;
sie fanden aber nichts.
56Viele machten zwar falsche Aussagen gegen ihn,
aber die Aussagen stimmten nicht überein.
57Einige der falschen Zeugen, die gegen ihn auftraten, behaupteten:
58S Wir haben ihn sagen hören:
Ich werde diesen
von Menschenhand gemachten Tempel niederreißen
und in drei Tagen einen anderen aufbauen,
der nicht von Menschenhand gemacht ist.
59E Aber auch in diesem Fall stimmten die Aussagen nicht überein.
60Da stand der Hohepriester auf,
trat in die Mitte
und fragte Jesus:
S Willst du denn nichts sagen
zu dem, was diese Leute gegen dich vorbringen?
61E Er aber schwieg
und gab keine Antwort.
Da wandte sich der Hohepriester nochmals an ihn
und fragte:
S Bist du der Christus, der Sohn des Hochgelobten?
62E Jesus sagte:
† Ich bin es.
Und ihr werdet den Menschensohn
zur Rechten der Macht sitzen
und mit den Wolken des Himmels kommen sehen.
63E Da zerriss der Hohepriester sein Gewand
und rief:
S Wozu brauchen wir noch Zeugen?
64Ihr habt die Gotteslästerung gehört.
Was ist eure Meinung?
E Und sie fällten einstimmig das Urteil:
S Er ist des Todes schuldig.
65E Und einige spuckten ihn an,
verhüllten sein Gesicht,
schlugen ihn
und riefen:
S Zeig, dass du ein Prophet bist!
E Auch die Diener schlugen ihn ins Gesicht.
66Als Petrus unten im Hof war,
kam eine von den Mägden des Hohepriesters.
67Sie sah, wie Petrus sich wärmte,
blickte ihn an
und sagte:
S Auch du warst mit diesem Jesus aus Nazaret zusammen.
68E Doch er leugnete
und sagte:
S Ich weiß nicht und verstehe nicht, wovon du redest.
E Dann ging er in den Vorhof hinaus.
69Als die Magd ihn dort bemerkte,
sagte sie zu denen, die dabeistanden, noch einmal:
S Der gehört zu ihnen.
70E Er aber leugnete wieder.
Wenig später sagten die Leute, die dort standen,
von Neuem zu Petrus:
S Du gehörst wirklich zu ihnen;
du bist doch auch ein Galiläer.
71E Da fing er an zu fluchen
und zu schwören:
S Ich kenne diesen Menschen nicht, von dem ihr redet.
72E Gleich darauf krähte der Hahn zum zweiten Mal
und Petrus erinnerte sich an das Wort,
das Jesus zu ihm gesagt hatte: Ehe der Hahn zweimal kräht,
wirst du mich dreimal verleugnen.
Und er begann zu weinen.
Das Verhör vor Pilatus
15, 1E Gleich in der Frühe fassten die Hohepriester,
die Ältesten und die Schriftgelehrten,
also der ganze Hohe Rat,
über Jesus einen Beschluss.
Sie ließen ihn fesseln und abführen
und lieferten ihn Pilatus aus.
2Pilatus fragte ihn:
S Bist du der König der Juden?
E Er antwortete ihm:
† Du sagst es.
3E Die Hohepriester brachten viele Anklagen gegen ihn vor.
4Da wandte sich Pilatus wieder an ihn
und fragte:
S Willst du denn nichts dazu sagen?
Sieh doch, wie viele Anklagen sie gegen dich vorbringen.
5E Jesus aber gab keine Antwort mehr,
sodass Pilatus sich wunderte.
6Jeweils zum Fest
ließ Pilatus einen Gefangenen frei,
den sie sich ausbitten durften.
7Damals saß gerade ein Mann namens Bárabbas im Gefängnis,
zusammen mit anderen Aufrührern,
die bei einem Aufstand einen Mord begangen hatten.
8Die Volksmenge zog zu Pilatus hinauf
und verlangte, ihnen die gleiche Gunst zu gewähren wie sonst.
9Pilatus fragte sie:
S Wollt ihr, dass ich euch den König der Juden freilasse?
10E Er merkte nämlich,
dass die Hohepriester Jesus nur aus Neid
an ihn ausgeliefert hatten.
11Die Hohepriester aber wiegelten die Menge auf,
lieber die Freilassung des Bárabbas zu fordern.
12Pilatus wandte sich von Neuem an sie
und fragte:
S Was soll ich dann mit dem tun,
den ihr den König der Juden nennt?
13E Da schrien sie:
S Kreuzige ihn!
14E Pilatus entgegnete:
S Was hat er denn für ein Verbrechen begangen?
E Sie aber schrien noch lauter:
S Kreuzige ihn!
15E Darauf ließ Pilatus, um die Menge zufriedenzustellen,
Bárabbas frei.
Jesus lieferte er,
nachdem er ihn hatte geißeln lassen,
zur Kreuzigung aus.
Die Verspottung Jesu durch die römischen Soldaten
16E Die Soldaten führten ihn ab,
in den Hof hinein, der Prätórium heißt,
und riefen die ganze Kohórte zusammen.
17Dann legten sie ihm einen Purpurmantel um
und flochten einen Dornenkranz;
den setzten sie ihm auf
18und grüßten ihn:
S Sei gegrüßt, König der Juden!
19E Sie schlugen ihm mit einem Stock auf den Kopf
und spuckten ihn an,
beugten die Knie
und huldigten ihm.
20aNachdem sie so ihren Spott mit ihm getrieben hatten,
nahmen sie ihm den Purpurmantel ab
und zogen ihm seine eigenen Kleider wieder an.
Kreuzweg und Kreuzigung
20bE Dann führten sie Jesus hinaus,
um ihn zu kreuzigen.
21Einen Mann, der gerade vom Feld kam,
Simon von Kyréne,
den Vater des Alexander und des Rufus,
zwangen sie, sein Kreuz zu tragen.
22Und sie brachten Jesus an einen Ort namens Gólgota,
das heißt übersetzt: Schädelhöhe.
23Dort reichten sie ihm Wein, der mit Myrrhe gewürzt war;
er aber nahm ihn nicht.
24Dann kreuzigten sie ihn.
Sie verteilten seine Kleider,
indem sie das Los über sie warfen,
wer was bekommen sollte.
25Es war die dritte Stunde, als sie ihn kreuzigten.
26Und eine Aufschrift gab seine Schuld an:
Der König der Juden.
27Zusammen mit ihm kreuzigten sie zwei Räuber,
28den einen rechts von ihm, den andern links.
Die Verspottung Jesu durch die Schaulustigen
29E Die Leute, die vorbeikamen,
verhöhnten ihn,
schüttelten den Kopf
und riefen:
S Ach, du willst den Tempel niederreißen
und in drei Tagen wieder aufbauen?
30Rette dich selbst
und steig herab vom Kreuz!
31E Ebenso verhöhnten ihn auch die Hohepriester
und die Schriftgelehrten
und sagten untereinander:
S Andere hat er gerettet,
sich selbst kann er nicht retten.
32Der Christus, der König von Israel!
Er soll jetzt vom Kreuz herabsteigen,
damit wir sehen und glauben.
E Auch die beiden Männer,
die mit ihm zusammen gekreuzigt wurden,
beschimpften ihn.
(Hier stehen alle auf.)
Der Tod Jesu
33E Als die sechste Stunde kam,
brach eine Finsternis über das ganze Land herein -
bis zur neunten Stunde.
34Und in der neunten Stunde schrie Jesus mit lauter Stimme:
† Éloï, Éloï,
lema sabachtáni?,
E das heißt übersetzt:
† Mein Gott, mein Gott,
warum hast du mich verlassen?
35E Einige von denen, die dabeistanden und es hörten, sagten:
S Hört, er ruft nach Elíja!
36E Einer lief hin,
tauchte einen Schwamm in Essig,
steckte ihn auf ein Rohr
und gab Jesus zu trinken.
Dabei sagte er:
S Lasst,
wir wollen sehen, ob Elíja kommt und ihn herabnimmt.
37E Jesus aber schrie mit lauter Stimme.
Dann hauchte er den Geist aus.
Hier knien alle zu einer kurzen Gebetsstille nieder.
38E Da riss der Vorhang im Tempel in zwei Teile
von oben bis unten.
39Als der Hauptmann, der Jesus gegenüberstand,
ihn auf diese Weise sterben sah, sagte er:
S Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn.
40E Auch einige Frauen sahen von Weitem zu,
darunter Maria aus Mágdala,
Maria, die Mutter von Jakobus dem Kleinen und Joses,
sowie Sálome;
41sie waren Jesus schon in Galiläa nachgefolgt
und hatten ihm gedient.
Noch viele andere Frauen waren dabei,
die mit ihm nach Jerusalem hinaufgezogen waren.
Das Begräbnis Jesu
42E Da es Rüsttag war, der Tag vor dem Sabbat,
und es schon Abend wurde,
43ging Josef von Arimathäa,
ein vornehmes Mitglied des Hohen Rats,
der auch auf das Reich Gottes wartete,
zu Pilatus
und wagte es, um den Leichnam Jesu zu bitten.
44Pilatus war überrascht,
als er hörte, dass Jesus schon tot sei.
Er ließ den Hauptmann kommen
und fragte ihn, ob Jesus bereits gestorben sei.
45Als er es vom Hauptmann erfahren hatte,
überließ er Josef den Leichnam.
46Josef kaufte ein Leinentuch,
nahm Jesus vom Kreuz,
wickelte ihn in das Tuch
und legte ihn in ein Grab,
das in einen Felsen gehauen war.
Dann wälzte er einen Stein vor den Eingang des Grabes.
47Maria aus Mágdala aber
und Maria, die Mutter des Joses,
beobachteten, wohin er gelegt wurde.