Der Priester zwischen Zenmeister und Psychotherapeut
Mit oder ohne Frau

Nach den Missbrauchsskandalen und dem immensen Verlust an Vertrauen und an Mitgliedern ist eine der wichtigsten Fragen, wie der Zugang zu den kirchlichen Ämtern, speziell zum Priestertum gestaltet werden soll. Im Vordergrund steht die immer wieder vorgebracht Forderung, den Zölibat, die Verpflichtung zur Ehelosigkeit abzuschaffen und den Frauen den Zugang zu diesem Amt zu gewähren. Die Widerstände in den höheren, kirchlichen Rängen scheinen unüberwindbar. Obwohl immer betont wird, dass es sich beim Zölibat um eine disziplinäre Angelegenheit handelt, wird er wie ein Dogma behandelt. Man fürchtet, mit der Aufhebung des Zölibats würde die Kirche einen hohen Wert, eine kostbare Perle verlieren. Bei der ganzen Diskussion sollte klar werden, dass es nicht um eine Minderung von edlen Idealen geht, sondern um die Werte, die dem Evangelium entsprechen und heute gefordert sind. Diese müssten Priorität erhalten gegenüber Tradition und gesetzlichen Vorschriften.

Die Anforderungen heute
Das Amt des Priesters, des Seelsorger und Gemeindeleiters/ Pfarrers verlangt heute besonders hohe Qualifizierung, weil das bloße Ausüben der traditionellen, vorgegebenen Rolle nicht mehr genügt und nicht mehr möglich ist.
Solange die Kirche als die von Christus eingesetzte Autorität uneingeschränkte Geltung hatte, war die Vollmacht des Priesters unangetastet. Man hörte auf ihn, weil er im Auftrag der Kirche sprach. Dies hat sich gerade in den letzten Jahren gewaltig geändert. Es ist eine Zeit, in welcher der Name „Kirche" mit Abstand, Misstrauen und sogar Verachtung aufgeladen ist. Ein Verkündiger des Evangeliums, ob Laie oder Priester ist wie in einer heidnischen Umgebung darauf angewiesen, was er selbst darstellt. Er ist sein eigenes Instrument. Nicht mehr die Rolle als Vertreter Gottes und der Kirche zählt, sondern seine ganz persönliche Überzeugung, er selbst als Mensch, inwieweit er vom Geist Christi durchdrungen ist.


1. Spirituelle Suche: Zen und Evangelium
Da ist als erstes die spirituelle Suche zu nennen, mit ihr die geistige Desorientiertheit welche gerade durch die Überflutung der sozialen Medien verstärkt wird. Damit verbunden ist Beziehungslosigkeit, Vereinsamung und Heimatlosigkeit der Menschen unserer Tage.
Nach traditionellem Verständnis hat der Priester eine dreifach Aufgabe: die Verkündigung des Wortes Gottes (martyria), das sakrale Heilshandeln, (leiturgia) und Aufbau bzw. Leitung der Gemeinde(diakonia). Die Frage ist, wie diese Aufgaben ausgeführt werden, um dem Auftrag Christi und der Not und den Anfragen der Menschen unserer Tage gerecht zu werden.
Beginnen wir mit der spirituellen Suche und der Aufgabe des „sakralen Heilshandelns"(leiturgia).1
Weil die Tradition mit ihren Überzeugungen für den größten Teil der Bevölkerung nicht mehr trägt, muss sich der verlorene Seinsgrund als Seelengrund wieder ganz neu auftun. Es geht primär um die Erfahrung des Religiösen, erst sekundär um die Vermittlung von Glaubensinhalten. Der Psychiater und Tiefenpsychologe C.G.Jung sah sich schon vor hundert Jahren mit Problemen konfrontiert , die eigentlich dem Theologen angehören. Seine Patienten fragten, ob er ihnen den Sinn des Lebens sagen könnte.
„Sie fühlen samt und sonders, dass unsere religiösen Wahrheiten irgendwie hohl geworden sind... Man fühlt sich durch den Tod Christi nicht mehr erlöst." 2
Wie aktuell die Sehnsucht nach spiritueller Tiefe ist, zeigt die Tatsache, dass Ungezählte nach Indien, Thailand oder ein anderes asiatisches Land strömen, um dort in einem Ashram Einkehr zu halten oder an einem Sesshin teilzunehmen. Man sucht Religion pur, die bei uns zu verflacht erscheint. Dazu sei hingewiesen auf den Ansturm auf Zen-Kurse, die unmittelbar nach Erscheinen des Programms ausgebucht sind und entsprechend lange Wartelisten haben..
Auf diesem Hintergrund ist das Amt des Priesters durchaus mit der Aufgabe und Wirken eines Zenmeisters vergleichbar, der den Menschen von heute die gesuchte, spirituelle Erfahrung erschließt. Voraussetzung ist dessen eigene spirituelle Tiefe und entsprechende Sensibilität für innere Vorgänge.
Für die Eignung als Priester wäre eine solche spirituelle Kompetenz nicht nur wünschenswert, vielmehr sogar gefordert, wenn er die existentielle und spirituelle Qualität des Evangeliums d.h. Jesu und der ersten Jünger vermitteln will. Denn man darf annehmen, dass das spirituelle Niveau, das Jesus vertritt, nicht hinter dem eines Zenmeisters zurückbleibt.
Der Kern der Verkündigung Jesu liegt nicht in den Worten als solchen, sondern in der Atmosphäre, nicht nur auf der Inhaltsebene, mehr noch auf der Beziehungsebene.
Ein dermaßen qualifizierter Priester würde als Zelebrant eine Atmosphäre schaffen, die Ergriffenheit auslöst und der Feier der Eucharistie Würde, Achtung und Anziehung verleiht, die dem Leben tieferen Sinn verleiht und im Alltag weiterwirkt.

2. Suche nach Nähe - gegen Vereinzelung und Vereinsamung

Als Gemeindeleiter (Koinonia-Diakonia) trägt der Priester die Verantwortung für die Organisation, Verwaltung, für die Vertretung nach außen und für den inneren Aufbau und Zusammenhalt. Eine christliche Gemeinde sollte das heilende Mittel gegen Beziehungslosigkeit, Vereinsamung und Heimatlosigkeit sein. Verlangt wird die Fähigkeit, aus der Vereinzelung herauszuführen, lebendige Gruppen und Gemeinden aufzubauen und erfolgreich zu leiten.
Dazu braucht es eine feste Identität, spirituelle Kraft und Ausstrahlung, die Suchende anzieht, eine geistige Weite, die Kritische und Andersdenkende verstehen kann. Wo immer das Evangelium verkündet und von der Liebe Gottes gesprochen wird, müsste diese unmittelbar spürbar sein als eine Atmosphäre, die absolut bejaht, die befreit, die schöpferisch wirkt und die Beziehung stiftet.3 Man sollte sich angenommen fühlen, Lasten und Behinderungen sollten abfallen. Man sollte offen über alles reden können. Es sollte Platz sein für neue, hilfreiche Ideen. Neue Reaktionen auf alte Probleme sollten spontan aufkommen können. So war es bei Jesus und nach der Sendung des Geistes bei seinen Jüngern.
Auf diese Weise würde ein Verkündiger dem nahe kommen, was Jesus mit dem Reich Gottes gemeint hat.

Die Einstellung des Psychotherapeuten
Im Neuen Testament ist es das Wirken des Hl.Geistes, die Kraft von oben, welche die Jünger zu überzeugenden Verkündigern macht und zu außerordentlichen Taten befähigt. Vergleicht man damit die Einstellung, die von einem Psychotherapeuten gefordert wird. Sie hat verschiedene Bezeichnungen, meint aber doch eine Gesinnung, die aus der Sicht des Evangeliums äußerst bemerkenswert ist.
Carl Rogers verlangt von einem Psychotherapeuten „bedingungslose Wertschätzung, einfühlendes Verstehen, absolute Authentizität und aufrichtige Echtheit. Sigmund Freud ist der Meinung, ein Psychoanalytiker müsse den Menschen mit Barmherzigkeit betrachten, Carl Gustav Jung spricht von Fühlungnahme mit der Seele des Patienten, die nur durch vorurteilslose Objektivität zustande kommt.4 Hier geht es nicht um irgendwelche undurchschaubare Techniken von Experten, sondern eigentlich „nur" um mit letzter Konsequenz praktizierte Nächstenliebe. Es ist das Grund legende Bedürfnis jedes Menschen, mit allem, wie man ist, geachtet und ernst genommen zu werden.
Was spricht eigentlich dagegen, dass die für den Psychotherapeuten geforderte Einstellung Auftrag und Chance des Evangeliums ist und dies von einem Priester und von jedem Seelsorger, ob Mann oder Frau, gefordert werden müsste?

3. Wie kommt ein Kandidat dahin?
Mit oder ohne Zölibat, mit oder ohne Frau?
Nun ist bedingungslose Wertschätzung nicht Sache des guten Willens und guter Beichtvorsätze allein. Wertschätzung das heißt Nächstenliebe ist nur dann echt und heilend, wenn sie ganz aus dem Innersten kommt, aus dem Bereich, der nicht unmittelbar vom Willen beherrscht wird. Dazu bedarf es einer inneren Entwicklung, eines Wachstums zum größeren Umfang der Persönlichkeit. Zur Ausbildung eines Psychotherapeuten gehört die eigene Psychoanalyse oder eine andere, ihr entsprechende Form der Selbsterfahrung. Es geht um die Korrektur des Denkrahmens, der einem durch Herkunft, Erziehung, Bildung und Arbeitswelt vorgegeben ist, aber die Fülle der Gnade und des Lebens verengt und verschließt. Erst auf diese Weise kann die Fähigkeit der bedingungslosen Wertschätzung erworben werden. Im Grunde braucht es das Interesse an sich selbst, die Chance wahrzunehmen, sich weiterzuentwickeln. In der neuen spirituellen Literatur ist der Begriff „Innerer Weg" gebräuchlich. Darauf weisen Träume von unterwegs sein.
In der humanistischen Psychologie spricht man von persönlichem Wachstum. Man darf an die Gleichnisse vom Sämann, vom Senfkorn, von der wachsenden Saat
(Mt13,3-32) denken, in denen das innere Wachstum veranschaulicht wird.
In der Tiefenpsychologie C.G.Jungs steht der Begriff Individuation im Mittelpunkt. Es geht um mehr als um die Wiederherstellung des Normalzustandes, es geht um die Entwicklung zum größeren Umfang der Persönlichkeit.

Anruf und Aufbruch
Wegen der Eigentätigkeit und Eigendynamik des Unbewussten kann der Prozess des inneren Weges nicht wie ein Studienprogramm begonnen und durchgezogen werden. Die gute Absicht und der Gehorsam können es nicht leisten. Dazu bedarf es einer Einstiegserfahrung; die nicht willentlich herbeigeführt werden kann. Wohl aber kann man sich als Suchender dafür sensibilisieren und bereit halten. Es ist ein Ereignis, das einem widerfährt. Vom Inhalt her ist es wie eine Reise in ein unbekanntes Land, in dem eine neue Dimension des Daseins, sogar eine neue Welt aufgeht.
Als erstes wird man seinem Schatten begegnen. Gemeint ist der vom Bewusstsein ausgeschlossene Teil der Persönlichkeit, der Antriebe und Möglichkeiten. Er ist der dunkle, nicht kultivierte Bereich der Seele, welcher der jeweiligen bewussten Einstellung entgegengesetzt ist. Wenn er nicht berücksichtigt und bearbeitet wird, führt er sein Eigendasein, mischt er in allem mit, vereitelt das Gelingen von Beziehungen, sogar der Arbeit.
Der Schatten zeigt sich im Traum in Figuren, die gerade im Gegensatz zu den offiziellen guten Idealen stehen.. Ein Mann in guter gesellschaftlicher Position träumt von Obdachlosen. Jemand hat das Gelübde der Keuschheit abgelegt und träumt von Prostituierten. Man muss sich eingestehen: Das bin ich auch! Dies macht demütig und bereit, sich auf Neues einzulassen.


Die Frau im Mann
Besonders wichtig ist in diesem Zusammenhang die Frage, welcher Schatten entsteht, wenn ein Mensch, Mann oder Frau auf eine menschliche, erotische, partnerschaftliche Liebe verzichtet.
Mann und Frau sind von ihrem Wesen aufeinander bezogen. Sie sind sich gegenseitig »Ergänzung«, das heißt »Ganzheit«. Ein Mann ohne Frau, eine Frau ohne Mann ist nur ein halber Mensch. Erst die Liebe der beiden macht die Ganzheit, den ganzen Menschen aus.
Der Tiefenpsychologie C.G.Jung sieht das so: Im Mann lebt auch die Frau, in der Frau auch der Mann. Er nennt sie Anima, beziehungsweise Animus. Dass sich ein Mann und eine Frau anziehend finden, hat mit der Frau im Mann beziehungsweise mit dem Mann in der Frau zu tun. Damit auch der/die Zölibatäre die Ganzheit erlangt, muss er/sie die Frau bzw.den Mann in sich heiraten. Ein Mann muss es lernen, eigene, tiefere Gefühle wahrzunehmen und kritisch zu überprüfen. Es geht aber kaum ohne die Begegnung mit einem konkreten Menschen des anderen Geschlechts. .


Der Schatten des Zölibats
Wenn diese Auseinandersetzung und Integration nicht geschieht, dann übernimmt der Schatten die Herrschaft über einen wesentlichen Teil der Persönlichkeit.
Die Psychotherapeutin Hanna Wolf sieht die Problematik eines solchen Mannes so:
„Der Mann, der seinen gegengeschlechtlichen Seelenanteil nicht integriert hat, wird selbst unbewusst von diesem regiert, eben darum verhält er sich faktisch, trotz aller betont männlichen Fassade, wie ein primitives Weib, nämlich launisch, empfindlich, nervös, gereizt, unkontrolliert, oft in Wut und Ärger... Speziell das Denken dieses Mannes, egozentrisch im Prinzip, ist von keinem weiblichen Gefühlsmoment befruchtet, darum ist er nur intellektualistisch, formal, lebensfern, grundsatzverhaftet und schließlich ideologiebesessen. Er ist gefühlsarm, verletzend und entsprechend wertblind. « 5
Die Therapeutin hat keinen besonderen Berufsstand im Auge, aber man kann in diesen Aussagen eine vielfach geäußerte und zutreffende Kritik an klerikalen Personen erkennen. Man darf wohl vom Schatten des durchgehaltenen, nicht gebrochenen Zölibats sprechen. Das bedeutet aber auch, dass die oft sogar mit Begeisterung vorgezeigte Bereitschaft für die Ehelosigkeit als das große Opfer des Lebens noch nichts über die affektive Reife eines jungen Mannes unter 30 aussagt.
Gerade die Begeisterung sollte vorsichtig machen; denn das kann bedeuten, dass der Kandidat keinen Kontakt mit seinem Schatten hat. Dieser wird sich offenbaren und viel Unheil mit ihm, wenn der jugendliche Schwung erlahmt und die Enttäuschungen des Berufes überwiegen. Unter diesem Aspekt darf man die Missbrauchsfälle betrachten, ebenso das Schicksal von vielem Priestern, die wegen des Zölibatsgesetzes ihren Beruf aufgeben müssen.
Der Sinn dieser Lebensweise muss daran gemessen werden, ob christliche Existenz, das heißt die Nachfolge Christi gelingt. Deren höchste Norm ist die Liebe. Dabei sind nicht nur äußere Werke wie Sorge für die Amen gemeint, sondern die Begegnung von Mensch zu Mensch und insbesondere von Mann und Frau. Es wäre verkehrt, den edlen und heroischen Einsatz für andere zu vergessen oder gar zu entwerten. Aber die Not, unter welcher heute Menschen leiden, sind nicht nur die fehlenden materiellen Hilfen, die auch eine gute Sozialpolitik leisten kann. Es ist vielmehr der Mangel an einer Atmosphäre, in der man sich geborgen und beheimatet fühlt, wo man willkommen ist, wo man frei und offen aufeinander zugeht und gerne mit einander ins Gespräch kommt, wo Vertrauen und Verstehen wie selbstverständlich spürbar sind. Eine solche Atmosphäre kann nicht durch Verordnung, nicht durch Ermahnung und nicht mit gutem Willen allein hergestellt werden. Sie ist ja wesentlich von Gefühlen bestimmt, welche eine eigene Dynamik haben. Gefühle sind nicht unmittelbar lenkbar, aber es ist möglich, auf sie Einfluss zu nehmen. Dies geschieht in einer therapeutischen Sitzung und in jeder tieferen, existentiellen Erfahrung gerade der spirituellen Praxis. So ist die tägliche Übung des Sitzens in absoluter Stille und Unbeweglichkeit ein wesentlicher Beitrag. Es öffnet sich ein spiritueller und existentieller Raum, in welchem die Gefühlsseite des Mannes bzw.der Frau und deren gegenseitige Anziehung leben und sich entfalten können. Damit kann eine freiwillig, bewusst angenommene Ehelosigkeit ihren vollen Sinn erhalten. Es gibt Begegnungen zwischen Männern und Frauen auf der spirituellen Ebene, die ergreifend einander nahe kommen, aber keinem erotischen Charakter unterliegen. Erwähnt seien der hl. Franziskus und die hl. Klara, Franz von Sales und Francoise von Chantal und manch andere Gestalten der christlichen Geschichte.

Priesterweihe nicht unter 35
Die Schwierigkeit liegt darin, dass es eine innere Entwicklung wie die des inneren Weges nicht mit dem Lebensalter und Ablauf des Studiums festzulegen ist. Sie ergibt sich erst durch das gelebte Leben, durch Begegnungen und Verwicklungen mit ihren Höhen und Tiefen, mit ihren Sackgassen und Rettungsvorgängen. Dazu braucht es Zeit. Unter diesen Voraussetzungen sollte die Priesterweihe nicht unter 35 gespendet werden. Es dürfte doch wohl der Würde und dem Sinn des Sakramentes eher entsprechen, wenn ein Kandidat den beschriebenen Prozess vor dem Empfang der Weihe durchmacht als dass er im vollen Amt von ihm das heißt von aufbrechenden, unbearbeiteten Problemen überfallen wird.
Wer immer dieses Amt ausüben will, sollte befähigt sein, die Atmosphäre Jesu für Menschen von heute zu erschließen. Dies ist nur möglich, wenn er selbst den Weg der spirituellen und therapeutischen Selbsterfahrung geht und eine Entwicklung durchmacht, die geprägt ist von einem ganzheitlichen Glauben in der Nachfolge Christi.
Entscheidend für die Weihe sollten deshalb das spirituelle Niveau und die Fähigkeit zur bedingungslosen positiven Wertschätzung und zu einfühlendem Verstehen sein. Dies in voller Authentizität. Altgewohnte Begriffe sind dafür erworbene und bewiesene menschliche Reife, seelsorgliche Kompetenz und spirituelle Ausstrahlung.6
Dies würde dem Anspruch des Evangeliums entsprechen und müsste das letzte Kriterium für die Zulassung zur Priesterweihe sein, ganz gleich ob unverheiratet oder verheiratet, ob Mann oder Frau.
Die Verpflichtung zur Ehelosigkeit würde ihren Stellenwert als Kriterium der Auswahl und die Debatte darüber würde ihre Schärfe verlieren. Damit könnten jene beruhigt sein, die in der Abschaffung des Pflichtzölibats einen großen Verlust sehen, als ob der Kirche ein Kronjuwel genommen würde.
Mit den genannten Vorschlägen werden die Forderungen gerade im Sinne des Evangeliums erhöht. Dies bedeutet höchster Anspruch und Freiheit zugleich,
ebenso Wachstum zum größeren Umfang der Persönlichkeit .
Im letzen geht es um die Nachfolge Christi, welche keine zusätzliche Last, sondern größte Chance der Lebensgestaltung in sich birgt.
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1 LTHK, Artikel Priesterliche Spiritualität
2 C.G.Jung,GWBd11,365
3 LTHK Art. Gottesliebe
4 C.G. Jung GW Bd 11,367
5 Hanna Wolf, Jesus, der Mann, Stuttgart 1975
6 LTHK Art .Priesterseminar