Wie wird man wieder religiös?
Jeder Mensch ist im Innersten religiös. Es ist der Antrieb, der eigentätig die stärkste existen-tielle Kraft enthält. Es ist das Ureigenste, d. h. höchste Selbstbestimmung und Frei-heit. Das Religiöse ist meist verschüttet und muß erst erschlossen werden. Gott ist in der Tiefe des Seins! Man kann Gott nicht beweisen, aber das „Organ" für Gott kann geweckt werden. Es ist ein Impuls, den man nicht unter Druck herbeiführen kann, vielmehr der von sich aus geschieht, wenn ich an mir selbst Interesse habe und mich mir selbst zuwende. Deshalb die Frage:
Habe ich Interesse an mir selbst?
Der Weg in die Tiefe beginnt dann, wenn wir uns voll der eigenen, inneren Befindlichkeit zuwenden, den beherrschenden Emotionen und Vorstellungen.
Deshalb muss die Frage: Wer bin ich? Und wie bin ich? Vorrang haben vor der Frage: Was muss ich tun? Die Frage, ob ich religiös werde, hängt davon ab, ob ich Interesse an mir selbst habe. Die meisten haben äußerst starkes Interesse an den andern, an deren Sün-den und Verfehlungen. Da lohnen sich die Schlagzeilen. Hilfreicher ist es, sich den eige-nen Problemen zuzuwenden, wie man selbst daran beteiligt ist, was sie aus einem ma-chen. Es brechen dann tieferliegende Lebensfragen auf. Es entsteht ein Prozess, der sich von selbst weiterentwickelt und die Aufmerksamkeit auf sich zieht., ein Weg der Su-che nach einem selbst, was einen im Letzten trägt und zufrieden macht.
Erst aus dem Hunger nach Sinn und nach einem erfüllten Leben, nach dem Religiösen werden die christlichen Symbole (Weihnachten Wer bin ich?, Ostern Leid, Tod, Aufer-stehung) als Antwort auf die Lebensfragen verstanden..
Die Stille gibt den Raum, wo das Religiöse eigentätig aufbrechen kann.
Die Entchristlichung kann umgekehrt werden, wenn die Menschen in ihrer Ganzheit mit Gefühlen, Erleben, Denken, Handeln ernst genommen werden.
Ergriffensein schafft Einheit
Wer in Beziehung zu sich selbst kommt, schafft innere Einheit und Einheit untereinander
Die Polarisierung in der Kirche, die emotionsgeladenen, sogar gehässigen Gegensätze können überwunden werden. Es braucht allerdings eine tiefe, überwältigende Erfahrung des eigenen, geistigen Innersten wie sie z.B. im Zen geschieht. Glaubenswahrheiten (Dogmen)werden wieder mit Kraft aufgeladen und bieten die Geborgenheit, die verloren ging. Wenn Glaubenswahrheiten als Antwort auf die Lebensfragen durchgelebt, durchge-litten und durchgedacht Werden, werden sie auch als sinnvoll angenommen.
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