12.02.2023   6. SONNTAG    A

ERÖFFNUNGSVERS Ps 31 (30), 3-4
Sei mir ein schützender Fels, eine feste Burg, die mich rettet.
Denn du bist mein Fels und meine Burg;
um deines Namens willen wirst du mich führen und leiten.
Ehre sei Gott
TAGESGEBET
Gott, du liebst deine Geschöpfe,
und es ist deine Freude,
bei den Menschen zu wohnen.
Gib uns ein neues und reines Herz,
das bereit ist, dich aufzunehmen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
.

ERSTE LESUNG Sir 15, 15-20 (16-21)

Keinem gebietet er zu sündigen
Lesung aus dem Buch Jesus Sirach
15Gott gab den Menschen seine Gebote und Vorschriften. Wenn du willst, kannst du das Gebot halten; Gottes Willen zu tun ist Treue.
16Feuer und Wasser sind vor dich hingestellt; streck deine Hände aus nach dem, was dir gefällt.
17Der Mensch hat Leben und Tod vor sich; was er begehrt, wird ihm zuteil.
18Überreich ist die Weisheit des Herrn; stark und mächtig ist er und sieht alles.
19Die Augen Gottes schauen auf das Tun des Menschen, er kennt alle seine Taten.
20Keinem gebietet er zu sündigen, und die Betrüger unterstützt er nicht.


ANTWORTPSALM Ps 119 (118), 1-2.4-5.17-18.33-34 (R: vgl. 1)
R Selig die Menschen, (GL neu 31,1)
die leben nach der Weisung des Herrn. - R
1 Wohl denen, deren Weg ohne Tadel ist, IV. Ton
die leben nach der Weisung des Herrn.
2 Wohl denen, die seine Vorschriften befolgen
und ihn suchen von ganzem Herzen. - (R)
4 Du hast deine Befehle gegeben,
damit man sie genau beachtet.
5Wären doch meine Schritte fest darauf gerichtet,
deinen Geboten zu folgen! - (R)
17 Herr, tu deinem Knecht Gutes, erhalt mich am Leben!
Dann will ich dein Wort befolgen.
18 Öffne mir die Augen
für das Wunderbare an deiner Weisung! - (R)
33 Herr, weise mir den Weg deiner Gesetze!
Ich will ihn einhalten bis ans Ende.
34 Gib mir Einsicht, damit ich deiner Weisung folge
und mich an sie halte aus ganzem Herzen. - R

ZWEITE LESUNG 1 Kor 2, 6-10

Wir verkündigen die Weisheit, die Gott vorausbestimmt hat zu unserer Verherrlichung
Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Korinther
Brüder!
6Wir verkündigen Weisheit unter den Vollkommenen, aber nicht Weisheit dieser Welt oder der Machthaber dieser Welt, die einst entmachtet werden.
7Vielmehr verkündigen wir das Geheimnis der verborgenen Weisheit Gottes, die Gott vor allen Zeiten vorausbestimmt hat zu unserer Verherrlichung.
8Keiner der Machthaber dieser Welt hat sie erkannt, denn hätten sie die Weisheit Gottes erkannt, so hätten sie den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt.
9Nein, wir verkündigen, wie es in der Schrift heißt, was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, was keinem Menschen in den Sinn gekommen ist: das Große, das Gott denen bereitet hat, die ihn lieben.
10Denn uns hat es Gott enthüllt durch den Geist. Der Geist ergründet nämlich alles, auch die Tiefen Gottes.
RUF VOR DEM EVANGELIUM Vers: vgl. Mt 11, 25
Halleluja. Halleluja.
Sei gepriesen, Vater, Herr des Himmels und der Erde;
du hast die Geheimnisse des Reiches den Unmündigen offenbart.
Halleluja.
ZUM EVANGELIUM „Das Gesetz und die Propheten" versteht Jesus als die eine große Willenskundgabe Gottes für sein Volk. Jesus will diesen Willen Gottes neu und unverfälscht verkünden. Für die Erfüllung des Gesetzes genügt nicht die rein äußerliche Tat; auf die innere Haltung, auf das „Herz" kommt es an.

EVANGELIUM Mt 5, 17-37

Zu den Alten ist gesagt worden - ich aber sage euch
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
17Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz und die Propheten aufzuheben. Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfüllen.
18Amen, das sage ich euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird auch nicht der kleinste Buchstabe des Gesetzes vergehen, bevor nicht alles geschehen ist.
19Wer auch nur eines von den kleinsten Geboten aufhebt und die Menschen entsprechend lehrt, der wird im Himmelreich der Kleinste sein. Wer sie aber hält und halten lehrt, der wird groß sein im Himmelreich.
20Darum sage ich euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.
21Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
22Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du gottloser Narr!, soll dem Feuer der Hölle verfallen sein.
23Wenn du deine Opfergabe zum Altar bringst und dir dabei einfällt, dass dein Bruder etwas gegen dich hat,
24so lass deine Gebe dort vor dem Altar liegen; geh und versöhne dich zuerst mit deinem Bruder, dann komm und opfere deine Gabe.
25Schließ ohne Zögern Frieden mit deinem Gegner, so lange du mit ihm noch auf dem Weg zum Gericht bist. Sonst wird dich dein Gegner vor den Richter bringen, und der Richter wird dich dem Gerichtsdiener übergeben, und du wirst ins Gefängnis geworfen.
26Amen, das sage ich dir: Du kommst von dort nicht heraus, bis du den letzten Pfennig bezahlt hast.
27Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
28Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
29Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
30Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
31Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine Scheidungsurkunde geben.
32Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
33Ihr habt gehört. dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst keinen Meineid schwören, und: Du sollst halten, was du dem Herrn geschworen hast.
34Ich aber sage euch: Schwört überhaupt nicht, weder beim Himmel, denn er ist Gottes Thron,
35noch bei der Erde, den er ist der Schemel für seine Füße, noch bei Jerusalem, denn es ist die Stadt des großen Königs.
36Auch bei deinem Haupt sollst du nicht schwören; denn du kannst kein einziges Haar weiß oder schwarz machen.
37Euer Ja sein ein Ja, euer Nein ein Nein; alles andere stammt vom Bösen.

An den Wurzeln des Tuns

Wir stehen heute wieder mitten in der Bergpredigt. Die Frage ist berechtigt, woran es liegt, dass sie so wenig Erfolg hat. Haben wir das Uranliegen Jesu wirklich verstanden? Warum ist es so wenig gelungen, Menschen von Grund auf zu wandeln? Noch mehr aber interessiert, wie diese Kunst wiedergewonnen werden kann. Wenn wir von Schriftgelehrten und Pharisäern hören, sind wir als Jünger Jesu wie von selbst auf seiner Seite. Wir sind entrüstet über die Schlechtigkeit seiner Gegner und merken gar nicht, dass hier Bilder eigener Fehler dargestellt sind. Die Kritik Jesu betrifft die Frommen aller Zeiten, uns heute nicht ausgenommen. Wir müssen eingestehen, dass die Christen im Laufe der Geschichte so ziemlich gegen alle Gebote der Bergpredigt in einem Ausmaß verstoßen haben, als ob es sie nie gegeben hätte. Kritiker unseres Glaubens zählen dazu gerne einiges auf:
So wurde in den Ländern, die seit mehr als tausend Jahren als christianisiert galten, das Verbot des Tötens in unvorstellbarer Weise verletzt. Die als christlich geltenden Völker zerfleischten sich gegenseitig, die Menschen anderer Herkunft und Kulturen wurden unterdrückt, entwürdigt, sogar ausgerottet. Die Jünger Jesu konnten den Mord an den Juden nicht verhindern, sie haben sogar selbst Schuld auf sich geladen.
Heute steht die Leitung der Kirche ratlos da im Hinblick auf das Zerbrechen der Ehen und Familien, ebenso vor der Tatsache, dass in einer modernen Gesellschaft das Vertrauen in ein Wort seltener wird. Wann ist schon ein Ja wirklich ein Ja, ein Nein ein Nein? So fragen sich viele.
Die recht überspitzt klingenden Forderungen Jesu laufen auf die Aussage hinaus, dass die bürgerliche Moral nicht genügt. Damit ist ein Verhalten gemeint, in dem das Zusammenleben einigermaßen erträglich ist: dass man niemand ermordet, dass man keinen Meineid schwört, auch keinen Ehebruch begeht, dass man eine Trennung einigermaßen in Ehren hinter sich bringt.
Jesus hat aber ein Gut-sein im Auge, das weit über ein anständiges, unauffälliges Leben hinausgeht. Er nennt es die weitaus größere Gerechtigkeit. Was Jesus meint, lässt sich als eine Atmosphäre beschreiben, in der man aufatmen kann, die einen entlastet , wo keine neuen Forderungen auf einen warten, wo man achtsam miteinander umgeht und einander zuhört und wo man keine Angst vor einander haben muss. Es ist ein Ort, der einen anzieht, wo einer dem andern guttut. Diese Atmosphäre gab es unter den Christen der Frühzeit, bei den Brüdern und Schwestern des heiligen Franziskus und auch bei vielen andern, die vom Geist Christi angesteckt waren. Es gibt sie auch heute noch.
Sie kann aber mit einem Aufruf nicht hergestellt werden. Ob man einander mag oder nicht mag, ob man einander versteht und sich geborgen und willkommen fühlt, hängt nicht nur vom guten Willen des einzelnen ab.
Vielmehr haben Gefühle und Antriebe ihre eigene Dynamik, die wir nicht unmittelbar steuern können. Selbst wenn man seinen Wutausbruch unterdrückt, ist damit noch lange nicht ein Klima des Wohlwollens und des freien Austausches entstanden. Vielmehr bleibt die Spannung bestehen, so dass häufig eisige Kälte auch unter kirchlichen Personen herrscht. Selbst durchgehaltene eheliche Treue bedeutet nicht, dass die Liebe zweier Menschen gelungen ist. Man kann sich trotzdem entfremden.
Alles läuft darauf hinaus, den Schlüssel dafür zu finden, wie sich Gefühle und Stimmungen von innen her umkehren, wie es gelingen kann, einander wie von selbst gut zu sein. Jesus kritisiert die Schriftgelehrten und Pharisäer, obwohl sie das Gesetz streng befolgen. Er hat an ihnen auszusetzen, dass sie kein Gefühl, nur die Vorschrift kennen. Immer dann, wenn es um einen konkreten Menschen geht, kommt er mit ihnen in Konflikt. Bekannt ist jene dramatische Szene, in der die Hüter des Gesetzes eine Frau herbeischleppen, die beim Ehebruch ertappt worden war. Sie wollen Jesus eine Falle stellen. Die Frau soll dazu das Instrument sein. Jesus lässt sich auf keine Diskussion ein. Es gibt keine Argumente, die ausgetauscht werden und doch nicht überzeugen würden, auch keine Autoritäten, deren Meinung in diesem Fall gelten soll. Hier hilft keine messerscharfe Logik. Jesus schweigt. Wir dürfen vermuten: aus Betroffenheit, aus Mitleid und Entsetzen. Er mag sich wohl vorgestellt haben, wie der Körper dieser jungen Frau unter dem Steinhagel zerquetscht, zermalmt, blutüberströmt zusammenbricht. Einem solchen Schauspiel kann er nicht zustimmen. Dies kann keinesfalls der Wille Gottes, seines Vaters sein. Er ist in der Tiefe seines Mitgefühls berührt. Er nimmt den Menschen, der unmittelbar vor ihm steht, ernst und nicht ein allgemeines Gesetz. Auf dieser Ebene muss er auch die Ankläger erreichen. So konfrontiert er sie mit ihren eigenen dunklen Gefühlen und Verhalten. Er lenkt ihre Aufmerksamkeit von außen nach innen, weg von der Beschuldigten hin zu ihnen selbst. Plötzlich ist alles anders. Die Großsprecher und Alleswisser werden ganz klein. Sie kommen an die Wurzeln ihres Denkens und Tuns. An das Gesetz denken sie gar nicht mehr, sie sind mit sich selbst genug beschäftigt. Für die Frau bedeutet dies einen Freispruch. Der Würgegriff hat sich gelöst. Sie darf leben. Man kann sich vorstellen, dass sie vor Freude weint. Frei sein, aufatmen, leben dürfen sind die Spur, die Jesus vorgibt. Das Neue, das er bringt, ist etwas wesentlich anderes als Vorschriften noch genauer und enger zu befolgen. Es kommt aus der Tiefe des Herzens, von jenem Punkt, an dem uns das Schicksal eines Menschen zuinnerst nahe geht und erschüttert, wo wir selbst Betroffene sind und nicht auf andere zeigen. Es ist genau jenes Zentrum, welches über unsere Stimmungen, Sympathien und Antipathien entscheidet. Es ist die Quelle der Gefühle, das, was in der Hl. Schrift das Herz genannt wird. Dort sitzt die Kraft, welche die hohen Ideale möglich macht. Menschen, die Jesus begegnet sind, durften sie erfahren. Nach seinem Tod wird es heißen: es ist die Kraft des Heiligen Geistes. Es gibt viele Szenen, in denen Männer oder Frauen erschüttert sind von der Ausstrahlung Jesu, von so viel Güte und Zuwendung. Da ist der Fischer Petrus, der nach dem Wunder des Fischfangs ihm zu Füßen fällt und sich ganz klein vorkommt. Denken wir auch an jene Frau in Bethanien, die Jesus mit dem kostbaren Nardenöl die Füße salbt. In ihr ist ein Strom der Liebe aufgebrochen, der sie zur Verschwendung treibt. Seine Lebenskraft, sein absolutes Ja zu jedem Menschen überträgt sich auf jeden, der sich ihm öffnet. Wer die Kostbarkeit der Nähe Gottes, wie Jesus sie ausstrahlt, in sich spürt, dessen Erlebnisbasis wird verwandelt. Die Freude und Dichte des Erfahrenen lassen Groll und Hader, eine Gesinnung des Abrechnens und Nachtragens nicht mehr zu. Die Bergpredigt zu verstehen beginnt also damit, in unser Herz zuschauen, uns von außen nach innen zu kehren und mit jenem Punkt in uns selbst in Kontakt zu kommen, wo wir Gott, uns selbst und den andern nahe sind.


Glaubensbekenntnis

GABENGEBET
Barmherziger Gott,
das heilige Opfer reinige uns von Sünden
und mache uns zu neuen Menschen.
Es helfe uns, nach deinem Willen zu leben,
damit wir den verheißenen Lohn erlangen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

Präfationen für die Sonntage im Jahreskreis
KOMMUNIONVERS Vgl. Ps 78 (77), 29-30

Alle aßen und wurden satt; er gab ihnen, was sie begehrten.
Ihr Verlangen wurde erfüllt.
SCHLUSSGEBET
Gott, du Spender alles Guten,
du hast uns das Brot des Himmels geschenkt.
Erhalte in uns das Verlangen nach dieser Speise,
die unser wahres Leben ist.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
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