5.Sonntag der Osterzeit C
Liturgische Texte: www.erzabtei-beuron.de/schott/
1.Lesung Apg 14,21b - 27
2.Lesung Offb 21,1 - 5a
Evangelium Joh 13, 31 33a; 34, 35
Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes
In jener Zeit
31 als Judas hinausgegangen war, sagte Jesus: Jetzt ist der Menschensohn verherrlicht, und Gott ist in ihm verherrlicht.
32 Wenn Gott in ihm verherrlicht ist, wird auch Gott ihn in sich verherrlichen, und er wird ihn bald verherrlichen.
33a Meine Kinder, ich bin nur noch kurze Zeit bei euch.
34 Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben.
35 Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt.
Handeln aus Freude
Jesus erinnert in seiner Abschiedsrede an die dichtesten Stunden seines Zusammenseins mit den Jüngern. Dies steht hinter den Worten: „Der Menschensohn ist verherrlicht“ (Joh 13, 31). Matthäus überliefert, dass Jesus einmal mit drei seiner Apostel auf einem Berg war. „Da verwandelte sich sein Aussehen. Sein Gesicht leuchtete wie die Sonne, sein Gewand wurde weiß wie Schnee" (Mt 17, 1-18). Hier ist etwas durchgebrochen vom Wesen Jesu. Es ist das Licht Gottes. Als Jesus ein anderes Mal vom Berg herunterkam, wo er die Nacht verbracht hatte, „ging eine Kraft von ihm aus, die alle heilte" (Lk 6, 19). Weiter wird berichtet, dass er nach der Rückkehr der Jünger einen Lobgesang anstimmt, weil das Wunderbare und Kostbare, das er selbst in sich spürt, auch bei den Jüngern angekommen ist (Vgl. Mt 11, 25 ff). Immer ist damit Ausstrahlung von Licht und Energie sowie grenzenlose Freude verbunden. Das Innerste Jesu drängt nach außen. Dies ist zugleich ein bedingungsloses Ja zu jedem Menschen, zu jedem Geschöpf und jedem lebenden Wesen. Dies dürfte dem nahe kommen, was mit „verherrlicht-sein“ gemeint ist.
Auf diesem Hintergrund wird verständlich, dass Jesus von einem neuen Gebot, dem der Liebe spricht. Aus der inneren Fülle heraus jedem gut zu sein! Unsere Not mit dem Liebesgebot besteht zum größten Teil darin, dass anscheinend von uns etwas verlangt wird, das wir nicht können. Wir meinen, wir müssten ab sofort die mögen, welche uns unsympathisch sind, bei einem Streit immer nachgeben, das angetane Unrecht und die Verletzungen einfach vergessen. Zudem sollten wir nicht nur, was uns übrig ist, den Hungernden spenden, sondern unser ganzes Vermögen und damit im Hinblick auf die Not immer ein schlechtes Gewissen haben. Im Grunde ist dies aber ein Missverständnis. Es entspricht nicht der Absicht Jesu. Es ist, als ob der dritte vor dem ersten Schritt gefordert wäre. Zunächst geht es darum, dass es in uns selbst gut wird. Erinnert sei noch einmal die Verklärung Jesu, die Petrus miterlebte und ihn veranlasste zu sagen: „Hier ist gut sein“ (Mt 17,4). In seiner Nähe sind die Kraft, die Freude und überfließenden Güte Gottes spürbar. Deshalb schließt sich diesem Satz auch die Rede über die Liebe an. „Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben“ (Mt 13,34).
Der erste Schritt des Liebesgebotes besteht zunächst darin, dass wir uns um unser eigenes Heil sein kümmern. Solange wir verletzt, missmutig, verwirrt, kraftlos und lahm sind, können wir nicht verzeihen und vergessen, können wir auf niemand in Offenheit zugehen und sind zu keiner Tat in reiner Freude fähig.
Zunächst sollten wir mit uns selbst ins Reine kommen und den Anschluss an die erfüllende Kraft Gottes finden, dann geht alles wie von selbst; denn Liebe ist etwas, das aus Freude geschieht, nicht aus bloßem Pflichtbewusstsein, nicht aus Verkrampfung und Überanstrengung. Es gilt, die innere Stärke und Größe zu gewinnen, welche den Zwang, einander das Leben schwer zu machen und es schwer zu haben, aufhebt. Man hat es dann nicht mehr nötig, um Vorteile zu kämpfen und mit gleicher Münze heimzuzahlen. Es ist innerlich logisch, dass Menschen, die nicht vom Mangel, sondern von der Fülle geprägt sind, anders miteinander umgehen. Die Liebe wird das Erkennungszeichen der Jünger sein. „Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt" (Joh 13,35).
Nicht nur Gutes tun, sondern einander gut tun! Bei den ersten Christen war das so. Betrachtet man die Geschichte der Kirche, dann haben es die leicht, welche das Gegenteil behaupten. In der Geschichte gibt es viel Schlimmes, das Menschen, die sich als Christen bezeichneten, einander angetan haben. Dies wird heute mit Zorn oder Schadenfreude festgestellt. Mit Beschämung müssen wir auch diese Tatsachen anerkennen. Jedoch finden wir auch Menschen, welche Jesus und sein Gebot verstanden haben. Hier drängt sich der heilige Franziskus wie von selbst auf. Von ihm wird gesagt, dass er vom Geiste Gottes ergriffen war. Er trug eine Erfahrung in sich, die alle anderen Interessen und Begehrlichkeiten wie in Nichts auflöste. Auf diesem Erlebnisgrund ging er zu den Aussätzigen. In seinem Testament sagt er, dass ihn Gott zu ihnen geführt habe und dass ihm das, was ihm früher so eklig war, zur Freude wurde für Seele und Leib. Liebe ist wie ein Funken, der zündet. So ist es bei jeder menschlichen Liebe und erst recht bei der Liebe Gottes. Unsere erste Aufgabe besteht darin, dem Feuer einen Raum zu geben.