Arra

Die  Diagnose des nahen Todes

Mitte Juni 2021 war ich plötzlich mit der Tatsache konfrontiert: O- das wird jetzt eine ernste Angelegenheit.

Reflexhandlungen:
Ausräumen, meine persönlichen Sachen radikal reduzieren, möglichst geordnet hinterlassen, was noch von Bedeutung sein könnte.
(u.a. zurechtlegen und mit Namen versehen, was ich wem weitergeben wollte) ... Vieles, was ich machte, geschah intuitiv, wie nebenbei/oder evtl. auch für „endgültig".
- Ich wusste ja nicht, was auf mich zukommt und wie alles verlaufen wird.
Ich erinnere mich an die ersten Arzt-Gespräche (wie wichtig die mir schon vor Jahren verfasste Patienten-Verfügung damals war...
Denn anfangs glaubte ich, mir ganz sicher zu sein, was ich alles nicht alles wollte im Ernstfall.
Bald stellte sich heraus, dass ich auch bereit gewesen wäre zu „gehen#2, wenn es schon soweit wäre..
Ich erinnere mich, wie ich einem Arzt erklärte, wie müde ich sei...so müde vom Leben/ „lebensmüde"-
Was nicht bedeuten würde „lebensüberdrüssig"- „nein"
So viele Begegnungen in dieser langen Zeit: mit Ärzten , Pflegerinnen, vor allem mit den jeweilig ebenso Betroffenen im gemeinsamen Zimmer-
--All das hat mich verändert....
-Ich habe so viel Verständnis erlebt, wurde ernst genommen und meine Vorurteile als unberechtigt erkannt.
Ich habe damals auch viel zum Thema „Tod" gelesen, lebenslang Gesammeltes wieder; entdeckt, spirituelle Artikel, Seminar-Notizen, Bücher--- einige von Graf Dürckheim..z.B.)
Vieles davon eröffnete sich erst jetzt- aus dem konkreten Anlass heraus.
Ich habe auch viel meditiert
(im Gehen in den Gängen der Klinik, mit meinen inneren Formeln im Rhythmus des tiefen, ruhigen Atmens).
Relativ bald war mir klar: gegen die Krankheit „kämpfen"(was mir oft gesagt wurde)-nein, das wollte ich nicht..
Was mir vorschwebte-
„anfreunden" damit wäre zwar übertrieben ausgedrückt- aber etwa in dieser Richtung soll `gehen.
Also: Zustimmung finden zu dem, was jeweils ist....
Und allem „Neuen „sogar mit einem gewissen Interesse zu begegnen.
Ja , es war wirklich so..

.. Ich wurde immer ruhiger), gelassener, ..und das ist nicht mein „Verdienst"(manche sprachen ihre Bewunderung aus deswegen)

Ich empfinde es als großes Geschenk, vielleicht „Gnade", dass es so wurde, wie `s wurde.
Ich habe keine Angst, sondern mehr und mehr das Gefühl:
Ich bin in guten Händen---
Es geschieht das Richtige.
Vor allem wollte ich nicht bedauert werden..
Dass ich mich gegen nichts innerlich auflehnte, half wahrscheinlich, Energie zu sparen.
.. und all die mir wohlwollenden Menschen, die mich mit Gedanken und ihrer Seelenkraft begleiteten, haben dazu beigetragen, dass ich erstaunlich gut unterwegs war...
Im Sept. verlor ich ziemlich abrupt die Haare. eine besondere Erfahrung. ich wollte.- au in diesem Stadium zu mir stehen-„Perücke" kam nicht in Frage-so trug ich ab jetzt im Nacken gebunden Tücher (Piraten-Look)ganz selbstverständlich , auch in der Öffentlichkeit- es passte zum wieder gewonnenen (neuen) .anderen Lebens- Gefühl. Ich erinnere mich, wie sehr ich genoss z.B. zum Wochenmarkt am Stadtplatz zu gehen.
Mit dieser anderen „Sicht" auf die Menschen und das Getriebe.
Einerseits Freude über Begegnungen - andererseits war da auch eibe gewisse innere „Distanz"- denn:
Ich wusste jetzt ganz konkret von der Bedrohung und Zerbrechlichkeit alles Lebendigen...und die anderen...? womit allem diese die sich „herumschlugen" ...? und was alles ihnen wohl so wichtig erschien. Und mir ?!?)
Immer wieder wurde mir „Leben im und aus dem Augenblick zum Motto.
So vieles sah ich ganz neu... Kleinigkeiten im Garten, der Wandel in der Natur, in Erde und Himmel, - welch ein Reichtum.. oft helle Freude in mir - Wunder über Wunder l
Hatte keine nennenswerte Schmerzen.. und auch die befürchteten Nebenwirkungen der Chemo-Therapie blieben mir im Großen und Ganzen erspart.
Ich lebte - auch Corona-bedingt- sehr zurückgezogen, was meinem "Einsiedlernaturell" wenig ausmachte.
Knapp vor der großen OP(25.09.21)waren 2 SMS Meldungen von besonderer Bedeutung für mich
1. Mein Sohn I. „Bitte, bleib noch bei uns!"
Von seiner Partnerin Mader Zuspruch: „Ich will dir unbedingt noch sagen: egal, was sie dir morgen entfernen-deine wunderschöne Seele können sie dir nicht nehmen!"
Diese Nachrichten berühren mich immer wieder.
Es war auch, als ginge mir ein „Licht" auf, als ich erkannte:
„I.s Wunsch ist ja in Erfüllung gegangen, ich bin noch da!" und somit habe ich noch irgendeinen Auftrag hier."
War die letzte Schlussfolgerung
Diese Einsicht war vielleicht mit ein Grund, dass ich nach der OP so rasch wieder auf die Beine kam.
Wahrscheinlich kann ich als Laie das Ausmaß des Eingriffs nicht wirklich ermessen.-
Den beiden Operateuren, bzw. dem interdisziplinären Team,, die schließlich zur Entscheidung kamen, die OP abzubrechen- weil zu riskant für mich- bin ich dankbar.: sie haben mir möglicherweise mein Leben verlängert/ oder überhaupt Weiterleben ermöglicht.
Ich lebe jetzt aber (bis auf Weiteres!?)) mit verbliebenen Krebs-Herden in mir(woran ich aber keinen Gedanken verschwende..)
--inzwischen habe ich mich daran gewöhnt, dass wenig Energie da ist und alles viel mehr in Anspruch nimmt... Die Grund-Versorgung für meinen Mann und mich ist gut zu schaffen/ darüber hinaus nicht all zu viel.. Ich habe mich auf die notwendigen Rituale eingestellt (Medikamente/Ernährung/Bewegung in der frischen Luft/Ruhe-Phasen),Kontrolle und Behandlung in der Klinik).
Seit Mitte Dez. begleitet mich auch ein Homöopathie-Arzt(der seit 30 Jahren auf dem Gebiet Tumor-Erkrankungen forscht) mit Rat und Tat aus seinem enormen Wissensschatz..
Die Kommunikation mit ihm baut mich auf--- ein Glücksfall.
!
...Ziel ist, den Krebs durch Medikamente und eine bestimmte Form der Ernährung „auszuhungern"(d.h. sein Wachstum zu verzögern)-sodass sich langfristig die Lebensqualität verbessern kann.
Natürlich eine Frage der Geduld.--- klar!
Doch ist´s mir inzwischen zur Gewohnheit geworden, nicht mehr weitreichend zu planen-vielmehr den Tag/ die Stunde, den Augenblick zu schätzen / mehr noch :
als Geschenk anzunehmen und auszukosten... das „Jetzt" und „Heute" hat neues Gewicht und neue Bedeutung.. und eigentlich steht niemals im Vordergrund, was fehlt... sondern: was ich alles „habe" und noch kann...
die Wahrnehmung und Würdigung all dessen hat sich vertieft.
und nichts mehr ist selbstverständlich also eigentlich ein „Gewinn" insgesamt.
Wesentlich wurde mir auch das Thema „Abgrenzung"---
Nach wie vor möchte als Ansprechpartnerin offen sein für das, was von außen an mich herankommt... jedoch im Bewusstsein:::
Es soll nicht sein, dass ich mir (!)Sorgen mache...
Gedanken machen -Ja!
Aber keine Sorgen--!
 Gar nicht so einfach, diese alte Verhaltensweise zu lassen/ und einfach in den Tag hinein zu leben...
 ... Hören mit dem Herzen bleibt jedenfalls tägliche Übung
 ..und ebenso mein Bitten (für alle, die in meinem Herzen sind )um:
 Schutz und Segen
 Licht und Trost und Heil
 Klarheit und Kraft und Freude
 Frieden