4.Sonntag der Osterzeit (8.Mai 2022)

ERÖFFNUNGSVERS Ps 33 (32), 5-6
Die Erde ist voll von der Huld des Herrn.
Durch das Wort des Herrn wurden die Himmel geschaffen.
Halleluja.
Ehre sei Gott
TAGESGEBET
Allmächtiger, ewiger Gott,
dein Sohn ist der Kirche siegreich vorausgegangen
als der Gute Hirt.
Geleite auch die Herde,
für die er sein Leben dahingab,
aus aller Not zur ewigen Freude.
Darum bitten wir durch ihn, Jesus Christus.

1.Lesung Apg 13.14.4 3b-52
Lesung aus der Apostelgeschichte
14 Sie selbst wanderten von Perge weiter und kamen nach Antiochia in Pisidien. Dort gingen sie am Sabbat in die Synagoge und setzten sich. 43 Und als die Versammlung sich aufgelöst hatte, schlossen sich viele Juden und fromme Proselyten Paulus und Barnabas an. Diese redeten mit ihnen und ermahnten sie, der Gnade Gottes treu zu bleiben.
44 Am folgenden Sabbat versammelte sich fast die ganze Stadt, um das Wort des Herrn zu hören.
45 Als die Juden die Scharen sahen, wurden sie eifersüchtig, widersprachen den Worten des Paulus und stießen Lästerungen aus.
46 Paulus und Barnabas aber erklärten freimütig: Euch musste das Wort Gottes zuerst verkündet werden. Da ihr es aber zurückstoßt und euch des ewigen Lebens unwürdig zeigt, wenden wir uns jetzt an die Heiden.
47 Denn so hat uns der Herr aufgetragen: Ich habe dich zum Licht für die Völker gemacht, bis an das Ende der Erde sollst du das Heil sein.
48 Als die Heiden das hörten, freuten sie sich und priesen das Wort des Herrn; und alle wurden gläubig, die für das ewige Leben bestimmt waren.
49 Das Wort des Herrn aber verbreitete sich in der ganzen Gegend.
50 Die Juden jedoch hetzten die vornehmen gottesfürchtigen Frauen und die Ersten der Stadt auf, veranlassten eine Verfolgung gegen Paulus und Barnabas und vertrieben sie aus ihrem Gebiet.
51 Diese aber schüttelten gegen sie den Staub von ihren Füßen und zogen nach Ikonion.
52 Und die Jünger waren voll Freude und erfüllt vom Heiligen Geist.

ANTWORTPSALM Ps 100 (99), 1-3.4.5 (R: vgl. 3c)
R Wir sind das Volk des Herrn,
die Herde seiner Weide. - R (GL 646, 1)
Oder: Halleluja - R
1 Jauchzt vor dem Herrn, alle Länder der Erde! V. Ton
2 Dient dem Herrn mit Freude!
Kommt vor sein Antlitz mit Jubel!
3 Erkennt: Der Herr allein ist Gott.
Er hat uns geschaffen wir sind sein Eigentum,
sein Volk und die Herde seiner Weide. - (R)
4 Tretet mit Dank durch seine Tore ein!
Kommt mit Lobgesang in die Vorhöfe seines Tempels!
Dankt ihm, preist seinen Namen! - (R)
5 Denn der Herr ist gütig,
ewig währt seine Huld,
von Geschlecht zu Geschlecht seine Treue. - R

2.Lesung Offb 7,9.14b-17
Lesung aus der Offenbarung des Johannes
9 Danach sah ich: eine große Schar aus allen Nationen und Stämmen, Völkern und Sprachen; niemand konnte sie zählen. Sie standen in weißen Gewändern vor dem Thron und vor dem Lamm und trugen Palmzweige in den Händen.
10 Sie riefen mit lauter Stimme: Die Rettung kommt von unserem Gott, der auf dem Thron sitzt, und von dem Lamm.
11 Und alle Engel standen rings um den Thron, um die Ältesten und die vier Lebewesen. Sie warfen sich vor dem Thron nieder, beteten Gott an
12 und sprachen: Amen, Lob und Herrlichkeit, / Weisheit und Dank, / Ehre und Macht und Stärke / unserem Gott in alle Ewigkeit. Amen.
13 Da fragte mich einer der Ältesten: Wer sind diese, die weiße Gewänder tragen, und woher sind sie gekommen?
14 Ich erwiderte ihm: Mein Herr, das musst du wissen. Und er sagte zu mir: Es sind die, die aus der großen Bedrängnis kommen; sie haben ihre Gewänder gewaschen und im Blut des Lammes weiß gemacht.
15 Deshalb stehen sie vor dem Thron Gottes und dienen ihm bei Tag und Nacht in seinem Tempel; und der, der auf dem Thron sitzt, wird sein Zelt über ihnen aufschlagen.
16 Sie werden keinen Hunger und keinen Durst mehr leiden und weder Sonnenglut noch irgendeine sengende Hitze wird auf ihnen lasten.
17 Denn das Lamm in der Mitte vor dem Thron wird sie weiden und zu den Quellen führen, aus denen das Wasser des Lebens strömt, und Gott wird alle Tränen von ihren Augen abwischen.


RUF VOR DEM EVANGELIUM Vers: Joh 10, 14
Halleluja. Halleluja.
(So spricht der Herr:)
Ich bin der gute Hirt.
Ich kenne die Meinen, und die Meinen kennen mich.
Halleluja.

 

Evangelium Joh 10, 27-30

 


+ Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes

27 Meine Schafe hören auf meine Stimme; ich kenne sie und sie folgen mir. 28 Ich gebe ihnen ewiges Leben. Sie werden niemals zugrunde gehen und niemand wird sie meiner Hand entreißen. 29 Mein Vater, der sie mir gab, ist größer als alle und niemand kann sie der Hand meines Vaters entreißen. 30 Ich und der Vater sind eins.

 


Die Stimme mit dem guten Klang

Nach altem liturgischem Brauch gilt der heutige Sonntag Jesus, dem Guten Hirten. Das Bild des Hirten ist uns fremd im Gegensatz zu den Menschen der Zeit Jesu. Und noch dazu: Wer möchte schon in der Rolle eines Schafs angesprochen werden? Bei alledem bleibt ein Wort, das unsere volle Aufmerksamkeit verdient, das der Stimme. Sie ist eine wichtige Erscheinung unseres Alltags, indem wir Menschen begegnen ohne sie zu sehen, nur über die Stimme am Telefon. Es lohnt sich, die Qualität der Stimmen genauer zu betrachten. Es gibt Anrufe, die uns weiter nicht berühren, es gibt aber Stimmen, die uns sehr vertraut sind, die uns hell wach machen. Es kann sein, dass es der Mensch ist, auf den wir schon lange gewartet haben. Wir haben ihn am Klang der Stimme schon erkannt. Allein schon im Hören gerät etwas in Schwingung, baut sich eine Atmosphäre von Vertrautheit auf, von verstanden werden, von Nähe. Es ist, als ob der Mensch, den wir kennen, unmittelbar vor uns stünde. Es kann sogar ein uns fremder Mensch sein, der uns über die Stimme näherkommt, wenn wir an der Färbung des Dialekts etwas von der Heimat, von zuhause und von geborgensein wahrnehmen. Beim Klang einer Stimme kann uns das Herz aufgehen.
Mit dieser Erfahrung im Hintergrund dürfen wir uns der Stimme Jesu zuwenden. Wir dürfen auch fragen, wie wohl die Stimme Jesu geklungen hat. Wir haben keine Tonaufnahme aber wir können aus verschiedenen Berichten die Wirkung wahrnehmen. Nach Beendigung der Bergpredigt spricht der Evangelist von Volksmassen, die ihm zuhörten und nur noch staunten. Von göttlicher Vollmacht (Mt7, 28) ist die Rede. Diese bedarf einer Erklärung. Falsch wäre es zu meinen, die Leute hätten erkannt, dass er der Sohn Gottes ist und deshalb ihm zugehört. Was der Schriftsteller als „göttliche Vollmacht" bezeichnet, liegt -so dürfen wir vermuten- weniger in der Lehre als solcher, sondern vorzüglich in der Art, wie Jesus sprach, an der Atmosphäre und an der Anziehung, die von ihm ausging. Wenn man sich das vorstellt: Es ist von fünf Tausend die Rede, die bei ihm in einsamer Gegend ausharren. Man darf denken, dass sie eher fasziniert waren von dem, was Jesus ausstrahlte, als dass sie jedes Wort verstanden hätten. Es war wohl oft nur die Stimme Jesu, der alle Aufmerksamkeit galt, die ihnen wie eine Kostbarkeit in die Seele drang. Eine Parallele dürfen wir im Leben des heiligen Franziskus sehen, als er auf dem Marktplatz in Assisi, in Bologna und in anderen Stätten zur Umkehr aufrief. In der Lebensbeschreibung des Thomas von Celano steht: „Er sprach in einfältiger Rede, aber sein Wort aus der Fülle des Herzens ergriff die Zuhörer. Es war wie ein brennendes Feuer, das in die Tiefe der Herzen drang". (1) Man kann sich sein Auftreten so vorstellen: Er kommt auf den Markt, spricht einen einzelnen Mann an, verwickelt ihn in ein Gespräch, andere werden aufmerksam und kommen hinzu, es bildet sich eine Gruppe und dies deshalb, weil man interessierte, betroffene, nachdenkliche Gesichter sieht. Man ist beeindruckt und kann den Mann aus Assisi und was er sagte, nicht mehr vergessen. Es wirkt weiter und bei manchem hat es das ganze Leben umgedreht. Dabei sind seine Volkspredigten alles andere als ausgefeilt und durchdacht. Er spricht gerade das aus, was ihm aus dem Herzen kommt. Es sind nicht die Argumente sondern die Macht seiner Ergriffenheit, die sich auf die Zuhörer von selbst überträgt. Ganz entscheidend ist hier die Stimme des Sprechenden, weil dabei der ganze Mensch, Seele und Leib in Schwingung geraten.
Kommen wir zurück auf die Stimme Jesu. Es gibt eine Szene, die uns aus den österlichen Erzählungen vertraut ist. Gemeint ist jenes Ereignis, als Maria von Magdala dem Auferstandenen begegnet. Ihr Blick ist von Tränen, Trauer und Verzweiflung verschleiert, sodass sie nur einen Fremden sieht. Erst als sie ihren Namen hört, ausgesprochen von einer Stimme, die ihr zuinnerst vertraut ist, ist sie zutiefst getroffen und total verwandelt. Alle Gefühle kippen um. In dem Bericht wird gar nicht erwähnt, dass sie ihn erkennt. Es wird nur ihre Reaktion dargestellt, um das Dramatische des Ereignisses noch prägnanter auszudrücken. Sie kann nur ausrufen: „Rabbuni! Mein Meister!". Damit sagt sie zugleich, dass sie ihm alles zu verdanken hat: die große Wende ihres Lebens, als er sie von den Dämonen befreite, und dass er jetzt unmittelbar vor ihr steht als der Lebendige, als der, der da ist. In ihrem Ausruf liegt zugleich ein Ausdruck endgültiger Erfüllung und Gewissheit. Erfüllung ist ein anderes Wort für sich verstanden fühlen in seiner letzten Sehnsucht, ein Gegenüber zu spüren, das die letzte Kammer des Herzens aufsucht und ausleuchtet. Wir dürfen an das Wort Jesu denken: „Ich kenne die meinen"(Joh 10,27). Einem solchen Gegenüber zu folgen ergibt sich von selbst, dafür werden alle Anstrengungen leicht. Für die erfahrene Nähe gibt es keine Alternative. Wer immer unbegrenzte Liebe spürt, für den und für die ist die Angst geschwunden. Der Gedanke, jemals verlassen zu werden, kann nicht aufkommen, ebenso wenig. Leere und Verzweiflung, selbst der Tod ist nicht mehr zu fürchten. Dies meint Jesus, wenn er sagt: „Sie werden niemals zugrunde gehen. Niemand wird sie meiner Hand entreißen"(Joh 10,28). Uns bleibt:eines: Wir können nur  die Sinne  schärfen für die Stimme Jesu. Wir tun es dann, wenn wir  aufmerksam werden  für das Echte und Dauerhafte in unserem Leben, für alles, was uns in die Tiefe des eigenen Herzens führt, für alles, was unser Leben wertvoll, reich und sinnvoll macht. Wir dürfen gewiss sein, dass uns die gesuchte Stimme entgegenkommt gerade dort, wo wir sie nicht vermuten.

GABENGEBET Herr, unser Gott,
gib, dass wir dir allzeit danken
durch die Feier der österlichen Geheimnisse.
In ihnen führst du das Werk der Erlösung fort,
mache sie für uns
zur Quelle der unvergänglichen Freude.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Präfationen für die Osterzeit KOMMUNIONVERS Auferstanden ist der Gute Hirt. Er gab sein Leben für die Schafe.
Er ist für seine Herde gestorben. Halleluja.

 

SCHLUSSGEBET
Gott, du Hirt deines Volkes,
sieh voll Huld auf deine Herde,
die durch das kostbare Blut deines Sohnes erkauft ist;
bleibe bei ihr
und führe sie auf die Weide des ewigen Lebens.
Darum bitten wir durch ihn, Christus, unseren Herrn.

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