Sonntag in der Weihnachtsoktav    B 31.12.2024

        Fest der Heiligen Familie  

Eröffnungsvers

Lk 2, 16
Die Hirten eilten hin und fanden Maria und Josef
und das Kind, das in einer Krippe lag.
Ehre sei Gott
Tagesgebet
Herr, unser Gott,
in der Heiligen Familie
hast du uns ein leuchtendes Vorbild geschenkt.
Gib unseren Familien die Gnade,
dass auch sie in Frömmigkeit und Eintracht leben
und einander in der Liebe verbunden bleiben.
Führe uns alle
zur ewigen Gemeinschaft in deinem Vaterhaus.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.

 

Erste Lesung  (Gen 15, 1-6; 21, 1-3)

Der Herr hat den Kindern befohlen, ihren Vater zu ehren und das Recht ihrer Mutter zu achten
Lesung aus dem Buch Jesus Sirach
2Der Herr hat den Kindern befohlen, ihren Vater zu ehren, und die Söhne verpflichtet, das Recht ihrer Mutter zu achten.
3Wer den Vater ehrt, erlangt Verzeihung der Sünden,
4und wer seine Mutter achtet, gleicht einem Menschen, der Schätze sammelt.
5Wer den Vater ehrt, wird Freude haben an den eigenen Kindern, und wenn er betet, wird er Erhörung finden.
6Wer den Vater achtet, wird lange leben, und wer seiner Mutter Ehre erweist, der erweist sie dem Herrn.
12Mein Sohn, wenn dein Vater alt ist, nimm dich seiner an, und betrübe ihn nicht, solange er lebt.
13Wenn sein Verstand abnimmt, sieh es ihm nach, und beschäme ihn nicht in deiner Vollkraft!
14Denn die Liebe zum Vater wird nicht vergessen, sie wird als Sühne für deine Sünden eingetragen.
Antwortpsalm
Ps 128 (127), 1-2.3.4-5 (R: vgl. 1)

R Selig die Menschen,
(GL 649, 1)
die Gottes Wege gehen! - R

1 Wohl dem Mann, der den Herrn fürchtet und ehrt
V. Ton
und der auf seinen Wegen geht!
2 Was deine Hände erwarben, kannst du genießen;
wohl dir, es wird dir gut ergehen. - (R)
3 Wie ein fruchtbarer Weinstock ist deine Frau
drinnen in deinem Haus.
Wie junge Ölbäume sind deine Kinder
rings um deinen Tisch. - (R)
4 So wird der Mann gesegnet,
der den Herrn fürchtet und ehrt.
5 Es segne dich der Herr vom Zion her.
Du sollst dein Leben lang das Glück Jerusalems schauen. - R

 

                                                                                                                                                                        ZWEITE Lesung     Kol 3, 12-21


Die Liebe ist das Band, das alles zusammenhält
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Kolosser
Brüder!
12Ihr seid von Gott geliebt, seid seine auserwählten Heiligen. Darum bekleidet euch mit aufrichtigem Erbarmen, mit Güte, Demut, Milde, Geduld!

13Ertragt euch gegenseitig, und vergebt einander, wenn einer dem andern etwas vorzuwerfen hat. Wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr!
14Vor allem aber liebt einander, denn die Liebe ist das Band, das alles zusammenhält und vollkommen macht.
15In eurem Herzen herrsche der Friede Christi; dazu seid ihr berufen als Glieder des einen Leibes. Seid dankbar!
16Das Wort Christi wohne mit seinem ganzen Reichtum bei euch. Belehrt und ermahnt einander in aller Weisheit!                                                                                                                                           Singt Gott in eurem Herzen Psalmen, Hymnen und Lieder, wie sie der Geist eingibt, denn ihr seid in Gottes Gnade.
17Alles, was ihr in Worten und Werken tut, geschehe im Namen Jesu, des Herrn. Durch ihn dankt Gott, dem Vater!
18Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter, wie es sich im Herrn geziemt.
19Ihr Männer, liebt eure Frauen, und seid nicht aufgebracht gegen sie!
20Ihr Kinder, gehorcht euren Eltern in allem; denn so ist es gut und recht im Herrn.
21Ihr Väter, schüchtert eure Kinder nicht ein, damit sie nicht mutlos werden.
Ruf vor dem Evangelium
Vers: Kol 3, 15a u. 16a
Halleluja. Halleluja.
In eurem Herzen herrsche der Friede Christi.
Das Wort Christi wohne mit seinem ganzen Reichtum bei euch.
Halleluja.
Halleluja. Halleluja.
Einst hat Gott zu den Vätern gesprochen durch die Propheten;
heute aber hat er zu uns gesprochen durch den Sohn.
Halleluja.

Evangelium  Lk 2, 22-40

Das Kind wuchs heran; Gott erfüllte es mit Weisheit
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas
22Es kam für die Eltern Jesu der Tag der vom Gesetz des Mose vorgeschriebenen Reinigung. Sie brachten das Kind nach Jerusalem hinauf, um es dem Herrn zu weihen,
23gemäß dem Gesetz des Herrn, in dem es heißt: Jede männliche Erstgeburt soll dem Herrn geweiht sein.
24Auch wollten sie ihr Opfer darbringen, wie es das Gesetz des Herrn vorschreibt: ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben.
25In Jerusalem lebte damals ein Mann namens Simeon. Er war gerecht und fromm und wartete auf die Rettung Israels, und der Heilige Geist ruhte auf ihm.
26Vom Heiligen Geist war ihm offenbart worden, er werde den Tod nicht schauen, ehe er den Messias des Herrn gesehen habe.
27Jetzt wurde er vom Geist in den Tempel geführt; und als die Eltern Jesus hereinbrachten, um zu erfüllen, was nach dem Gesetz üblich war,
28nahm Simeon das Kind in seine Arme und pries Gott mit den Worten:
29Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden.
30Denn meine Augen haben das Heil gesehen,
31das du vor allen Völkern bereitet hast,
32ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel.
33Sein Vater und seine Mutter staunten über die Worte, die über Jesus gesagt wurden.
34Und Simeon segnete sie und sagte zu Maria, der Mutter Jesu: Dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele durch ihn zu Fall kommen und viele aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird.
35Dadurch sollen die Gedanken vieler Menschen offenbar werden. Dir selber aber wird ein Schwert durch die Seele dringen.
36Damals lebte auch eine Prophetin namens Hanna, eine Tochter Pénuels, aus dem Stamm Ascher. Sie war schon hochbetagt. Als junges Mädchen hatte sie geheiratet und sieben Jahre mit ihrem Mann gelebt;
37nun war sie eine Witwe von vierundachtzig Jahren. Sie hielt sich ständig im Tempel auf und diente Gott Tag und Nacht mit Fasten und Beten.
38In diesem Augenblick nun trat sie hinzu, pries Gott und sprach über das Kind zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten.
39Als seine Eltern alles getan hatten, was das Gesetz des Herrn vorschreibt, kehrten sie nach Galiläa in ihre Stadt Nazaret zurück.
40Das Kind wuchs heran und wurde kräftig; Gott erfüllte es mit Weisheit, und seine Gnade ruhte auf ihm.
 
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Das Heilige der Familie

Das Fest dieses Tages soll uns das Thema der Familie nahe bringen. Die drei Personen Jesus, Maria und Joseph werden uns als leuchtendes Vorbild der Eintracht und der Liebe vor Augen gestellt. Wir beten um die Gnade, dass auch alle, die heute in einer Familie leben, wie sie ihr Zusammenleben gestalten.
Es ist  verständlich, wenn sich hier bei manchen  starke Widerstände erheben. Der zeitliche Abstand von 2000 Jahren entspricht ungefähr auch der inneren Entfernung vieler von dem geschilderten Idealbild.
 Nach dem Bericht des Lukas ist Jesus, ihr Kind auf eine wunderbare Weise durch die Botschaft des Engels gezeugt. Damit fällt in der Familie von Nazareth jener Bereich zwischen Mann und Frau aus, der zur Entstehung eines neuen Lebens führt. Es ist die erotisch-sexuelle Anziehung und deren Austausch. Im Raum der Kirche ist viel zu wenig durchgedrungen, dass  die gewünschte Liebe und Eintracht auch von dessen Gelingen abhängen. Wer zu diesem Thema  Nichts Hilfreiches zu sagen hat oder sogar ausklammert, muss damit rechnen, nicht mehr gehört zu werden und jeden Einfluss zu verlieren. So ist die Kritik an der Kirche von heute, wenn es um Trennung, Zerbrechen der Familien und um all die Probleme geht, welche damit einhergehen.

Der entscheidende Kern                                                                                                                                                                                                                                                                                   Damit könnte die Betrachtung des Festes zu Ende sein, wenn da nicht im gehörten Evangelium ein Kern wäre, den es zu entdecken gilt. Die Erzählung beginnt damit, dass die Eltern ihr Kind nach „Jerusalem bringen, um es dem Herrn zu weihen"(Lk2,22).Auch dieses Vorgehen erscheint uns fremd. Wer weiht heute noch sein Neugeborenes dem Herrn? Oder doch!                                               Dazu eine Begebenheit, die weiterführen kann. Es handelt sich um eine taufähnliche Feier in einer Familie. Eine aus der nichtkirchlichen Bildungsarbeit bekannte Frau hatte ein Kind bekommen. Sie ist evangelisch, aber ohne Verbindung zu ihrer Kirche. Das Religiöse erlebt sie eher naturhaft mit einem sehr starken Empfinden für tiefere, existentielle  Vorgänge. So war ihr nach der Geburt bewusst geworden, dass das Geschenk des neuen Lebens in einer religiösen Form gefeiert werden müsste. Sie tritt deshalb mit der Bitte an mich heran, aus diesem Anlass ein Ritual zu gestalten. Eine Taufe komme nicht in Frage. Wir können aber den Ritus des Kreuzzeichens, der Handauflegung, des Lichtes auch ohne die Taufe vollziehen als Segnung des Kindes. Die Mutter bereitet mit großem Eifer die Feier vor und lädt dazu noch Freunde ein. Der Ablauf mit Liedern, Lesungen, Handaufle­gung und ganz individuell gestalteten Wünschen für das Kind geschieht in einer solch innigen Weise, dass alle Beteiligten zutiefst ergriffen sind, der Vater sogar vom Weinen geschüttelt wird. Es entsteht eine Dichte, die in einer „normalen" Tauffeier kaum vorkommt.                                               Kann man abstreiten, dass in dieser Stunde Gott spürbar anwesend war?                                                                                                                                                                                                      Könnte  man diese Feier auch eine Weihe an Gott nennen?                                                                   

 Der Funke Gottes                                                                                                                                                                                                                                                                                              Wir dürfen hier Parallelen erkennen zu jener Szene im Tempel, die uns heute vor Augen geführt wird. Es sind außer den Eltern zwei Personen, ein Mann und eine Frau, welche den Funken Gottes im Neugeborenen erkennen und davon völlig überwältigt sind. In diesem Augenblick wird ihnen klar, dass sich hier erfüllt hat, wonach sie sich ein ganzes Leben lang gesehnt, worauf sie gehofft, worum sie gebetet und gelitten hatten. Man darf annehmen, dass der betagte Simeon mit Tränen in den Augen jenes Gebet spricht, das seinen Platz im kirchlichen Nachtgebet gefunden hat: „Nun lässt du, Herr deinen Diener in Frieden scheiden....."   Dasselbe ist wohl von der Frau zu sagen, die im hohen Alter sich nur noch im Tempel aufhält. Sie erinnert an eine Großmutter, die bei einer Taufe mit Tränen in den Augen ihr Enkelkind in den Armen hält.                                                                                                                                                                                                                   Szenen der Ergriffenheit                                                                                                                               

 Szenen der Ergriffenheit wie diese sind der große Schatz der Kirche und unserer christlichen Tradition. Es geht hier um mehr als um eine Episode, die man wieder vergisst. Ergriffen sein heißt, dass Menschen in der Tiefe ihrer Wesens getroffen sind, an jenem Punkt ihrer Existenz, an dem die vorherrschenden Motive ihren Sitz haben. Weil das Ganze nicht absichtlich veranlasst ist, vielmehr von innen her geschieht, ist am Ernst und an der Echtheit eines solchen Erlebnisses nicht zu zweifeln. Die frohe Botschaft ist zudem, dass eine Erfahrung dieser Art Menschen zusammenführt. Dies gilt in besonderer Weise für die, welche eine Familie bilden.  Damit ist auch etwas gesagt über das Problem, das unsere Gesellschaft zu zerreißen droht. Gemeint ist die Unfähigkeit zu dauerhaften Beziehungen, die Unverbindlichkeit und Vereinzelung. Nicht die Anmahnungen und das scheinbare Wissen um das Richtige sind es, was Menschen in der Ausweglosigkeit weiterhilft, sondern Räume des Erlebens, in denen Menschen Vertrauen und Mut fassen und sich öffnen können. Es bedeutet dann für eine Atmosphäre zu sorgen, in welcher der göttliche Kern, die unantastbare Eigenart und Würde eines jeden  zum Wirken kommt, in der man die Achtung voreiander spürt, wo  man Zeit  und Interesse für einander hat,  wo das Gespräch Freude macht und auch in Schwierigkeiten gepflegt werden kann, wo auch die Stille als etwas Wichtiges und Wertvolles erfahren wird.                                                                                                                                                                                          Wenn von der Heiligen Familie als Vorbild die Rede  die Rede ist, dann sollte bewusst werden, dass das Heilige als religöse Erfahrung eine Kraft ist,  welche Einbrüche, Spaltung und Krisen überwindet und Verstehen und  Nähe schafft.

Fürbitten: Weihnachten

Gabengebet
Herr, unser Gott,
am Fest der Heiligen Familie
bringen wir das Opfer der Versöhnung dar.
Höre auf die Fürsprache
der jungfräulichen Gottesmutter
und des heiligen Josef.
Erhalte unsere Familien in deiner Gnade
und in deinem Frieden.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Präfation von Weihnachten

Kommunionvers
Bar 3, 38
Unser Gott ist auf der Erde erschienen,
als Mensch unter den Menschen.
Schlussgebet
Gott, unser Vater,
du hast uns mit dem Brot des Himmels gestärkt.
Bleibe bei uns mit deiner Gnade,
damit wir das Vorbild der Heiligen Familie nachahmen
und nach der Mühsal dieses Lebens
in ihrer Gemeinschaft das Erbe erlangen,
das du deinen Kindern bereitet hast.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

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