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Die Sonne der Seele.

 Jetzt haben wir die Sonne, die den Sommer beherrscht. Natürlich kann man sagen: Nichts ist banaler als vom Wetter zu reden. Doch kann man nicht leugnen, wie sehr Wetter und Gemüt, die Sonne und die Seele einander verwandt sind, gerade wenn der Himmel unsern Wünschen nicht entspricht. Wie sehr Äußeres und Inneres zusammenhängen!  Nicht umsonst spricht man vom heiteren Wetter und heiteren Gemüt und  vom trüben Wetter und vom trüben Gemüt! Die Sprache drückt die Erfahrung der Jahrtausende aus und schöpft aus dem Seelengrund. Deshalb können wir ihr viel entnehmen, um unsere Seele zu erkennen. So dürfen wir es ganz wörtlich nehmen, wenn von leuchtenden Gesichtern und strahlenden Augen die Rede ist.

Vieles deutet auf die Aussage hin: Unsere Seele ist der Sonne ähnlich. Sie hat etwas von ihrer Leuchtkraft. Nicht zufällig sagen Eltern zu ihrer zwei - jährigen Tochter: Du bist unser Sonnenschein!  Das Kind ist noch in einem Stadium, wo die Seele noch voll durchscheint wie die Sonne am unbewölkten Himmel.

Gewiß hatte Jesus die strahlenden Augen der Kinder, die er auf den Arm genommen hatte, vor sich, als er sagte: "Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder .... " So werden eure Gesichter sein, wenn das Reich Gottes in euch ist!  Dies bestätigt Jesus noch an einer anderen Stelle: "Die Gerechten werden leuchten wie die Sonne." (Mt 17, 2).

Nicht unerwähnt darf bleiben, daß dieses Wort bei Jesus selbst in Erfüllung gegangen ist auf dem Berg der Verklärung: „Sein Angesicht leuchtete wie die Sonne." (Mt 17, 2) Dem läßt sich noch hinzufügen, daß in den Auferstehungsberichten Sonnenaufgang und Erscheinungen in einem Zug genannt werden, ebenso daß Christus in der Überlieferung, sehr bald Sonne der Gerechtigkeit heißt. Wie selbstverständlich muß es erscheinen, daß ein Mann wie Franziskus, der Christus so nahe war, zu einem Gesang auf die Sonne inspiriert  wurde. "Gepriesen seist du Herr durch Schwester Sonne".  Das Leuchten und der große Glanz erregten seine Freude und Bewunderung, weil er selbst ein Erleuchteter war, er selbst war der Sonne ähnlich. Darauf weisen die Darstellungen hin, wo Franziskus mit dem "Heiligenschein" umgeben ist.

Für uns mag das heißen: in einem jeden von uns ist die Sonne, der leuchtende. Seelengrund, der Goldgrund der alten Gemälde! Wir können ihn entdecken!  Im Grunde (ganz wörtlich genommen) sind wir leuchtende Wesen, sagt ein alter Indianer. Die Quelle der Energie und Kraft tragen wir in uns selbst. Unser Glaube sagt uns ja, daß Christus in unseren Herzen wohnt. Es gilt, den Grund von fremden Überlagerungen frei  zu schaffen und sich der inneren Sonne zu öffnen. Dann haben wir Strahlen auch  für kalte und dunkle Tage.