31.Sonntag C 30.10.2022

ERÖFFNUNGSVERS Ps 38 (37), 22-23
Herr, verlass mich nicht, bleib mir nicht fern, mein Gott!
Eile mir zu Hilfe, Herr, du mein Heil.
Ehre sei Gott
TAGESGEBET
Allmächtiger, barmherziger Gott,
es ist deine Gabe und dein Werk,
wenn das gläubige Volk
dir würdig und aufrichtig dient.
Nimm alles von uns,
was uns auf dem Weg zu dir aufhält,
damit wir ungehindert der Freude entgegeneilen,
die du uns verheißen hast.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.


ERSTE LESUNG Weish 11, 22 - 12, 2


Du hast mit allen Erbarmen, weil du alles liebst, was ist
Lesung aus dem Buch der Weisheit
22Herr, die ganze Welt ist ja vor dir wie ein Stäubchen auf der Waage, wie ein Tautropfen, der am Morgen zur Erde fällt.
23Du hast mit allen Erbarmen, weil du alles vermagst, und siehst über die Sünden der Menschen hinweg, damit sie sich bekehren.
24Du liebst alles, was ist, und verabscheust nichts von allem, was du gemacht hast; denn hättest du etwas gehasst, so hättest du es nicht geschaffen.
25Wie könnte etwas ohne deinen Willen Bestand haben, oder wie könnte etwas erhalten bleiben, das nicht von dir ins Dasein gerufen wäre?
26Du schonst alles, weil es dein Eigentum ist, Herr, du Freund des Lebens.
1Denn in allem ist dein unvergänglicher Geist.
2Darum bestrafst du die Sünder nur nach und nach; du mahnst sie und erinnerst sie an ihre Sünden, damit sie sich von der Schlechtigkeit abwenden und an dich glauben, Herr.


ANTWORTPSALM Ps 145 (144), 1-2.8-9.10-11.13c-14 (R: 1a)
R Ich will dich rühmen, mein Gott und König. - R (GL 477)
1 Ich will dich rühmen, mein Gott und König. V. Ton
und deinen Namen preisen immer und ewig;
2 ich will dich preisen Tag für Tag
und deinen Namen loben immer und ewig. - (R)
8 Der Herr ist gnädig und barmherzig,
langmütig und reich an Gnade.
9 Der Herr ist gütig zu allen,
sein Erbarmen waltet über all seinen Werken. - (R)
10 Danken sollen dir, Herr, all deine Werke
und deine Frommen dich preisen.
11 Sie sollen von der Herrlichkeit deines Königtums reden,
sollen sprechen von deiner Macht. - (R)
13cd Der Herr ist treu in all seinen Worten,
voll Huld in all seinen Taten.
14 Der Herr stützt alle, die fallen,
und richtet alle Gebeugten auf. -

 

ZWEITE LESUNG 2 Thess 1, 11 - 2, 2

Der Name Jesu soll in euch verherrlicht werden und ihr in ihm
Lesung aus dem zweiten Brief des Apostels Paulus an die Thessalonicher
Brüder!
11Wir beten immer für euch, dass unser Gott euch eurer Berufung würdig mache und in seiner Macht allen Willen zum Guten und jedes Werk des Glaubens vollende.
12So soll der Name Jesu, unseres Herrn, in euch verherrlicht werden und ihr in ihm, durch die Gnade unseres Gottes und Herrn Jesus Christus.
1Brüder, wir schreiben euch über die Ankunft Jesu Christi, unseres Herrn, und unsere Vereinigung mit ihm und bitten euch:
2Lasst euch nicht so schnell aus der Fassung bringen und in Schrecken jagen, wenn in einem prophetischen Wort oder einer Rede oder in einem Brief, der angeblich von uns stammt, behauptet wird, der Tag des Herrn sei schon da.
RUF VOR DEM EVANGELIUM Vers: Joh 3, 16
Halleluja. Halleluja.
So sehr hat Gott die Welt geliebt,
dass er seinen einzigen Sohn hingab,
damit jeder, der an ihn glaubt, in ihm das ewige Leben hat.
Halleluja.

 

EVANGELIUM Lk 19, 1-10

Der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas
In jener Zeit

1kam Jesus nach Jericho und ging durch die Stadt.
2Dort wohnte ein Mann namens Zachäus; er war der oberste Zollpächter und war sehr reich.
3Er wollte gern sehen, wer dieser Jesus sei, doch die Menschenmenge versperrte ihm die Sicht; denn er war klein.
4Darum lief er voraus und stieg auf einen Maulbeerfeigenbaum, um Jesus zu sehen, der dort vorbeikommen musste.
5Als Jesus an die Stelle kam, schaute er hinauf und sagte zu ihm: Zachäus, komm schnell herunter! Denn ich muss heute in deinem Haus zu Gast sein.
6Da stieg er schnell herunter und nahm Jesus freudig bei sich auf.
7Als die Leute das sahen, empörten sie sich und sagten: Er ist bei einem Sünder eingekehrt.
8Zachäus aber wandte sich an den Herrn und sagte: Herr, die Hälfte meines Vermögens will ich den Armen geben, und wenn ich von jemand zu viel gefordert habe, gebe ich ihm das Vierfache zurück.
9Da sagte Jesus zu ihm: Heute ist diesem Haus das Heil geschenkt worden, weil auch dieser Mann ein Sohn Abrahams ist.
10Denn der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist.

 

Die belohnte Neugier

Kann man auf Jesus neugierig sein?    Der Mann, dessen Name der Schriftsteller zum Erwähnen für wichtig hielt, war es. Er war Oberzöllner, oberster Zollpächter. Er hätte den Namen  „Obergauner" verdient. Denn es war eine recht anrüchige Sache. Ein Zollpächter  hat der römischen Besatzung eine bestimmte Summe gezahlt, dann konnte er so viel aus der Bevölkerung herausschlagen, als ihm gut schien. Auf diese Weise hatte Zachäus  sein Vermögen angehäuft und ebenso den Hass und die Verachtung seiner Landsleute. Worin er sich nun von den Reichen unterscheidet, vor denen Jesus warnt, ist der eine Satz: „Er wollte gern sehen, wer dieser Jesus sei" (LK 19,3). Zunächst könnte es der Auflauf der Menge gewesen sein, die ihn dazu trieb. Hinter dem, was zunächst als Neugierde aussieht, verbirgt sich mehr. Im innersten Kämmerlein seines Herzens ist da noch eine Stelle, die nicht hart und kalt ist, die frei geblieben ist von Habsucht und Raffgier. Da ist noch etwas Lebendiges, das ihn antreibt. Ob es nicht die Sehnsucht ist, einmal anders zu sein, einem Menschen zu begegnen, der einen ernst nimmt, mit dem man reden kann ohne Hinterhalt, ohne Härte zu zeigen und ohne Verachtung zu spüren! Wer Zeit seines Lebens nur Ablehnung erlebt, ist  vom ganz normalen Leben ausgeschlossen. Ein  hartes Schicksal! Wer hat es schon gern, wenn er durch die Stadt geht und  trifft nur auf verschlossene, abweisende Gesichter, dass die Leute sich umdrehen, hinter seinem Rücken tuscheln oder ihm Spottverse nachrufen. Nehmen wir an, er habe von diesem Jesus gehört, dass er überall Aufsehen erregt, dass er den Sabbat bricht, dass er das Missfallen der Treuen und Frommen erregt, dass Menschen erschüttert und beglückt bei ihm bleiben wollen und vor allem dass dieser Rabbi  sogar auf seine Kollegen zugeht und mit ihnen ganz anders spricht als seine Landsleute. Vieles von dem, wie Jesus auftrat, erinnert an den Papst Johannes XXIII , der eine ganz neue Tonart anstimmte, wenn es um Menschen ging, die bisher nur Verurteilung von Seiten der Kirche gewohnt waren: Personen aus einer anderen politischen  Partei,  Linke, Schwule, Lesben, Geschiedene, Frauen, die eine Abtreibung hinter sich haben. Man hörte, dass viele zu Tränen gerührt waren..                                                                                                                                                                                                                                     Die Neugierde des Zöllners ist auch  Sehnsucht. Sie ist so groß, dass er - wahrscheinlich unter dem Gelächter der Umstehenden- auf einen Baum steigt. Dann beginnt die große Wende seines Lebens. Gerade er, den niemand mag, wird von Jesus angesprochen und vor den Frommen und Eifrigen bevorzugt. Jesus trifft ihn dort, wo die Wunde seines Herzens ist: dass er, als der Kleine niemals ernst genommen, stattdessen übersehen, übergangen wurde, sodass er es nötig hatte, sich auf andere Weise Geltung zu verschaffen. Jetzt fühlt er sich  angenommen wie noch nie  in seinem Leben. Es ist  das, was er sein ganzes Leben lang gesucht hatte. Es ist wie ein Erwachen und Aufblühen; er spürt, es gibt noch etwas ganz anderes als Geld. Es ist etwas so Kostbares, dass alles andere seinen Wert verliert. Das Herz dieses Mannes wird verwandelt. Der Reichtum, der ihm einmal alles bedeutet hatte, spielt keine Rolle mehr. Er mus  nun nicht mehr vom Geiz getrieben  seine Landsleute auspressen, um sich Achtung zu verschaffen, sondern  es macht ihm Freude, für die Armen zu sorgen und  das Unrecht an den Betrogenen und Geschädigten gut zu machen. Er tut Dinge, die er selbst nie für möglich gehalten hätte, über die alle nur staunen. Seine neue Gesinnung beginnt, als er den Namen Jesu hört und aufmerksam wird. Da beginnt wohl  die Wunde seines Herzens zu brennen. Am Ende kann er feststellen: Es hat sich für ihn gelohnt, neugierig zu sein. Eines dürfen wir der Erzählung entnehmen.                                                                                                                                                                      Die Frage: Wer ist  Jesus? wird am ehesten gelöst über die Sehnsucht unseres Herzens, wenn wir die Wunde, die in uns verborgen ist, zulassen. Es geschieht Neues, wenn der Teil unseres Inneren, der nicht verhärtet ist, der zwar weh tut, aber noch lebendig ist, zum Zug kommt. Wir dürfen dann neugierig sein, was die Begegnung mit Jesus mit uns macht. Das bedeutet aber: Man kann Jesus nicht begegnen ohne zutiefst aufgeregt, aufgewühlt, betroffen  und ohne dabei ein anderer zu werden. Menschen, denen es so ergangen ist, sagen, für sie habe sich die Welt umgedreht. Sie hätten einen solchen Überfluss , eine solche Dichte des Lebens, eine soche Freude in sich gespürt, dass sie alles andere leicht aufgeben konnten. Begegnungen mit anderen Menschen hätten sich ereignet, oft wie ein Wunder, so ergreifend schön und kostbar. Es fühle sich an, als ob das Leben immer wertvoller würde. Jedenfalls werden wir überrascht sein.

Glaubensbekenntnis
Fürbitten: Im Jahreskreis
GABENGEBET
Heiliger Gott,
diese Gabe werde zum reinen Opfer,
das deinen Namen groß macht unter den Völkern.
Für uns aber werde sie zum Sakrament,
das uns die Fülle deines Erbarmens schenkt.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

 

Präfationen für die Sonntage im Jahreskreis
KOMMUNIONVERS Ps 16 (15), 11
Herr, du zeigst mir den Pfad zum Leben;
vor deinem Angesicht herrscht Freude in Fülle.
Oder: Joh 6, 57
So spricht der Herr:
Wie mich der lebendige Vater gesandt hat
und wie ich durch den Vater lebe,
so wird jeder, der mich isst, durch mich leben.
SCHLUSSGEBET
Gütiger Gott,
du hast uns mit dem Brot des Himmels gestärkt.
Lass deine Kraft in uns wirken,
damit wir fähig werden,
die ewigen Güter zu empfangen,
die uns in diesen Gaben verheißen sind.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
FÜR DEN TAG UND DIE WOCHE
Begegnung Das Du begegnet mir von Gnaden; alles Wirkliche im Leben ist Begegnung: Ich werde am Du; Ich-werdend spreche ich Du.
Jeder wird, der er sein soll, jeweils erst durch den Andern: Mein Ich entsteht im Du.
Was ist Erlösung denn sonst als die Vollendung der Schöpfung Gottes zum Reiche Gottes. (M. Buber und F. Rosenzweig)

Kann man auf Jesus neugierig sein? Der Mann, dessen Name der Schriftsteller zum Erwähnen für wichtig hielt, war es. Er war oberster Zollpächter oder auch Oberzöllner. In unserer Sprache hätte man statt Oberzöllner „Obergauner" gesagt. Denn es war eine recht anrüchige Sache. Er hat der römischen Besatzung eine bestimmte Summe bezahlt, dann konnte er so viel aus der Bevölkerung herausschlagen, als ihm gut schien. Auf diese Weise hatte er sein Vermögen angehäuft und ebenso den Hass und die Verachtung seiner Landsleute.

Worin er sich nun von den Reichen unterscheidet, vor denen Jesus warnt, ist der eine Satz: „Er wollte gern sehen, wer dieser Jesus sei" (LK 19,3). Zunächst könnte es der Auflauf der Menge gewesen sein, die ihn dazu trieb. Hinter dem, was zunächst als Neugierde aussieht, verbirgt sich mehr. Im innersten Kämmerlein seines Herzens ist da noch eine Stelle, die nicht hart und kalt ist, die frei geblieben ist von Habsucht und Raffgier. Da ist noch etwas Lebendiges, das ihn antreibt. Ob es nicht die Sehnsucht ist, einmal anders zu sein, einem Menschen zu begegnen, der einen ernst nimmt, mit dem man reden kann ohne Hinterhalt, ohne Härte zu zeigen und ohne Verachtung zu spüren! Wer Zeit seines Lebens nur Ablehnung erlebt, vom ganz normalen Leben ausgeschlossen ist, hat ein hartes Schicksal. Wer hat es schon gern, wenn er durch die Stadt geht und er trifft nur auf verschlossene, abweisende Gesichter, dass die Leute sich umdrehen, hinter seinem Rücken tuscheln oder ihm Spottverse nachrufen. Nehmen wir an , er habe von diesem Jesus gehört, dass er überall Aufsehen erregt, dass er den Sabbat bricht, dass er das Missfallen der Treuen und Frommen erregt, dass Menschen erschüttert und beglückt von ihm weggehen oder sogar bei ihm bleiben wollen und vor allem dass er sogar auf seine Kollegen zugeht und mit ihnen ganz anders spricht als seine Landsleute. Vieles von dem, wie Jesus auftrat, erinnert an den Papst Franziskus, der eine ganz neue Tonart anstimmt, wenn es um Menschen geht, die bisher nur Verurteilung von Seiten der Kirche gewohnt waren: Schwule, Lesben, Geschiedene, Frauen, die eine Abtreibung hinter sich haben. Man hört, dass viele zu Tränen gerührt sind. Seine Sehnsucht ist so groß, dass er - wahrscheinlich unter dem Hohngelächter der Umstehenden- auf einen Baum steigt. Dann beginnt die große Wende seines Lebens. Gerade er, den niemand mag, wird von Jesus angesprochen und vor den Frommen und Eifrigen bevorzugt. Jesus trifft ihn dort, wo die Wunde seines Herzens ist: dass er, der Kleine niemals ernst genommen, stattdessen übersehen, übergangen wurde, sodass er es nötig hatte, sich auf andere Weise Geltung zu verschaffen. Dieses getroffen und angenommen Sein ist das, was er sein ganzes Leben lang gesucht hat. Es ist wie ein Erwachen und Aufblühen; er spürt, es gibt noch etwas ganz anderes als Geld. Es ist etwas so Kostbares, dass alles andere seinen Wert verliert. Das Herz dieses Mannes wird verwandelt. Der Reichtum, der ihm einmal alles bedeutet hat, spielt keine Rolle mehr. Er handelt nun nicht mehr vom Geiz getrieben und presst seine Landsleute aus, sondern weil es ihm Freude macht, ist er bemüht, für die Armen zu sorgen, das Unrecht an den Betrogenen und Geschädigten gut zu machen. Er tut Dinge, die er selbst nie für möglich gehalten hätte, über die alle nur staunen. Seine neue Gesinnung beginnt, als die Wunde seines Herzens zu brennen anfängt, als er den Namen Jesu hört und aufmerksam wird. Es hat sich für ihn gelohnt, neugierig zu sein. Eines dürfen wir der Erzählung entnehmen. Die Frage: Wer ist dieser Jesus? wird am ehesten gelöst über die Sehnsucht unseres Herzens, wenn wir die Wunde, die in uns verborgen ist, zulassen. Es geschieht Neues, wenn der Teil unseres Inneren, der nicht verhärtet ist, der zwar weh tut aber noch lebendig ist, zum Zug kommt. Wir dürfen dann neugierig sein, was die Begegnung mit Jesus mit uns macht. Das bedeutet aber: Man kann Jesus nicht begegnen ohne zutiefst aufgeregt, aufgewühlt, betroffen zu sein und ohne dabei ein anderer zu werden. Menschen, denen es so ergangen ist, sagen, für sie hätte sich die Welt umgedreht. Sie hätten einen solchen Überfluss in sich gespürt, dass sie alles andere leicht aufgeben konnten. Begegnungen hätten sich ereignet, oft wie ein Wunder, so ergreifend schön und kostbar. Es fühlte sich an, als ob das Leben immer wertvoller würde. Jedenfalls werden wir überrascht sein.
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