„Diebstahl an existentiellem Ernst"

Drewermann - wichtiger Mann

 

Einleitung
1.Das Christentum ist keine Lehre

2.Beim Traum, nicht beim Wort ist zu beginnen-
Mythos statt Geschichte?
Die tiefenpsychologische Schriftauslegung

3. Erlösung von der Sünde oder von der Angst? Durch das Kreuz Christi oder durch die Psychoanalyse?

4. Selbstverleugnung oder Selbstfindung?

5. Reifen zur Liebe
Wie unauflöslich ist die Ehe?

 


Einleitung:
Eugen Drewermann hatte in den achtziger und neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts als Theologe, Priester und Psychoanalytiker im deutschen Sprachraum höchste Aufmerksamkeit erregt und dabei begeisterte Zustimmung und entschiedene Ablehnung gefunden. Er entwickelte einen ganz neuen Stil des Redens theologische Themen. Sein Hauptanliegen war, aufzuzeigen, dass theologische Aussagen mit dem Menschen zu tun haben. Bei ihm kommen Theologisches und Psycho­logisches, Religiöses und Menschliches zusammen, was von den einen als befreiend und wohltuend, von den andern als bedrohend und Angst machend empfunden wird. Es waren die Schärfe sei­ner Sprache und der Reichtum seiner Ausdrucksweise, mit welchen er es verstand, unterschwellige Gefühle, unterdrückte Unzufriedenheiten und Konflikte beim Namen zu nennen. Sein Anliegen lässt sich so zusammenfassen: Es geht es ihm um den existentiellen Ernst.
Er versuchte, im kirchlichen Raum etwas zu bewegen, theologisches Reden aus der Erstarrung zu lösen und so zu gestalten, dass es wieder hilft zu leben. Seine massive Kritik an der herkömmlichen Art, Theologie zu treiben, und an den kirchlichen Institutionen schaffte ihm sehr bald eine geschlossene Front von Gegnern und führten schließlich zu einer Eskalation, welche mit dem Entzug der kirchlichen Lehrbefugnis, mit der Suspendierung vom priesterlichen Amt und mit seinem Austritt aus der Kirche
endeten. Die Vorwürfe gegen ihn gipfeln darin, dass er mit seiner Kritik maßlos übertreibe, , dass er wissenschaftlich unsauber arbeite, wichtige Beiträge der theologischen Szene nicht kenne, dass er zu suggestiv und einseitig argumentiere, dass er den gemeinsamen Konsens der kirchlichen Lehre verlassen habe.
Aus der fachlicher Sicht der Psychoanalyse kann man ihm vorwerfen, dass er seine eigene Analyse abgebrochen, dass seine Reaktionen auf Angriffe emotional unkontrolliert und überzogen sind, dass er einen ausgeglichenen Umgang mit den Emotionen nicht praktiziere und damit die Ergebnisse einer gelungenen der Psychoanalyse selbst nicht vorweise.
Dabei ist nicht zu übersehen, dass sein Auftreten die namhaftesten Theologen seiner Zeit im deutschen Sprachraum zu einer Stellungnahme herausforderte. In einem Sammelband „Tiefenpsychologische Deutung des Glaubens?" 1 versuchen sie richtig zu stellen, was nach ihrer Meinung bei Drewermann schief liegt.
Die Kritiker aus den Reihen der Theologie dem tiefenpsychologischen Ansatz nicht gerecht. Dies zeigt schon der Titel des Sammelbandes. Die Bezeichnung „Tiefenpsychologische Deutung des Glaubens?"erweckt den Eindruck, als ob es dem Autor darum ginge, den Glauben in Tiefenpsychologie umzudeuten und ihn deren Begrifflichkeiten aufzulösen. In Wirklichkeit ist es der Versuch, aus ihrer Sicht den Glauben besser zu verstehen und zu erschließen. Im Mittelpunkt steht der konkrete Mensch mit seiner Geschichte, mit seiner Not und Verzweiflung, nicht eine kluge Theorie. Wer von Tiefenpsychologie eine Ahnung hat und sich auch in Theologie auskennt, kommt bei der Lektüre zu dem Ergebnis: Hier treffen zwei verschiedene Denkweisen aufeinander. Derselbe Ausdruck ruft im Denkrahmen der Theologie andere Inhalte und Reaktionen hervor als in dem der Tiefenpsychologie. Nehmen wir den Begriff „Selbstverwirklichung". Allein schon das Wort „selbst" klingt für die einen nach purem Egoismus und Auflehnung gegen Gott. Für die psychotherapeutisch Tätigen ist jedoch eine verantwortlich, in Bewusstheit gestaltete Selbstwerdung nichts als der Weg eines Menschen aus seinen Sackgassen, Verstrickungen und Ängsten, welche in der Entfremdung vom Ureigensten ihre Ursache haben. Mit anderen Worten: Es ist die Heilung der Menschen, wozu Jesus die Jünger beauftragt und auch befähigt hat(Vgl.Mt10,1 und 10,8). Der tiefenpsychologische Zugang zum Menschen gewinnt insofern an Bedeutung, als der Sitz der Emotionen und der Motivation, welche sein Schicksal bestimmen, dem denkenden Ich verborgen ist. Die Psychotherapie enthält die Kunst, diesen verborgenen, bisher unzugänglichen Raum der Seele zu öffnen und neu zu gestalten. Konkret heißt das: Menschenwerden in ihren bedrängenden Lebensfragen, in ihrem Leid, in ihrer Verwirrung und Orientierungslosigkeit aufgefangen und es wird ihnen eine neue, intensivere, positive Erfahrung vermittelt. Damit werden sie vom Grund her gewandelt.
Damit wird bestätigt, was schon der Philosoph Spinoza (1632-1677) erkannte, dass Gefühle nicht durch die Vernunft sondern nur durch ein stärkeres Gefühl verändert werden.
Es ist offensichtlich, wie der Zulauf zu den psychotherapeutischen Stellen ständig im Wachsen, während kirchliche Seelsorge im Schwinden ist. Die Leute gehen dahin, wo sie wirksame Hilfe bekommen. Damit ist auch eingeschlossen: Mit der Tiefenpsychologie - richtig verstanden und angewendet - wäre es möglich, in die geistige und emotionale Strömung der Zeit einzugreifen und sie zum Guten zu lenken. Wenn das Böse, worüber so viel in der Kirche geklagt wird, vornehmlich durch Angst, Mangel an echter Beziehung, Vereinsamung und Überforderung bedingt ist, dann gebührt jener Methode der oberste Rang, welche Menschen aus ihren Nöten herauszuführen vermag. Das bedeutet aber: Wer die Ansätze und Möglichkeiten der Psychotherapie übergeht, verzichtet auf die Chance, den Menschen von heute das notwendige Heilmittel zu geben und Einfluss auf die Stimmung und Entwicklung der Zeit zu nehmen.
Der entscheidende Punkt ist nicht, dass man mit der Tiefenpsychologie eine neue Doktrin dem bisherigen Wissen vom Menschen hinzufügt, sondern dass man dem Menschen von heute in seinem Elend und in seiner Hoffnung gerecht wird.
Im Letzten geht es darum, jenen Teil der menschlichen Seele zu erreichen, der in der Heiligen Schrift "das Herz, in der therapeutischen Methode das „Unbewusste"" genannt wird. Es ist nichts anderes als der Sitz der Gefühle und Motivationen.Hier treffen wir unmittelbar auf das zentrale Anliegen Jesu, der seine Enttäuschung über die geistliche Führungsschicht seiner Landsleute mit den Worten des Jesaia ausdrückt: „Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, ihr Herz aber ist weit von mir"(Vgl.Mt15,8).
Diese harte Kritik überträgt Drewermann auf die Maß-gebenden Lehrenden und Leitenden der Kirche von heute, und erntete damit die zu erwartende Ablehnung.
Für den Umgang mit seinen Werken heißt das nicht, sich unbedingt von seinen Emotionen mitreißen, wohl aber sich zum eigenen Weiterdenken anregen zu lassen. Man würde ihn sicher falsch verstehen, würde man sich kritiklos zum Ver­fechter seiner Ideen machen. Damit würde man dem echten, bedrängenden Anliegen, das er vertritt, nicht gerecht. Wohl aber darf man genau hinschauen, wo auch D. einseitig und ergänzungsbedürftig ist. Eine neue Sicht der Dinge, in diesem Fall des Glaubens, ist dann fruchtbar und bereichernd, wenn eine Wahrheit auf­gezeigt wird, die bisher zu wenig gesehen, noch weniger gelebt wurde. Wer so denkt, wird die Schriften Drewermanns nicht als Bedro­hung empfinden, vielmehr als Herausforderung, seinen geistigen Rahmen im Hinblick auf den Glauben zu erweitern, und sogar zu einer Vertiefung und neuen Lebendigkeit seines Glaubens finden.

 


I. Das Christentum ist keine Lehre
"Man kann von Gott nur sprechen, indem die ganze eigene Existenz dabei betroffen ist."2
Drewermann stimmt dem dänischen Philosophen Sören Kierkegaard zu, wenn er bestreitet, dass man das Christentum in einer syste­matischen Abhandlung zusammenfassen und dozieren könne. Das Christentum ist nicht lehrbar und nicht lernbar wie irgendein Schulfach.
Wenn man es tut, hat man sich gewiss Begriffe und Gedankengebäude angeeignet, aber vom eigentlichen Anliegen des Christlichen, also vom Geist und Sinn Jesu hat man noch nichts verstanden. Es hat nichts mit dem zu tun, wovon und wofür Jesus und die ersten Jünger lebten nämlich: Erfüllt sein von der Kraft Gottes, von seinem Geist, welche die Menschen von innen verwandelt. Hier ist es angebracht, einen Blick auf Wirklichkeit zu werfen. Es ist der massenhafte Auszug aus der Kirche trotz religiöser Unterweisung von Kindheit an. Damit einhergehen die Klagen der Eltern und die Ratlosigkeit der Seelsorger, die auf diese Erscheinungen nicht vorbereitet sind.
Anstatt Erfahrungen zu vermitteln, lehrt die Theologie Begriffe zur Deu­tung fremder Erfahrungen. Sie ersetzt die ursprüngliche existentielle Wirklichkeit des religiösen Erlebens durch rationale Begrifflichkeiten, die für den heutigen Menschen inhaltslos geworden sind.
Man ist sich in der Theologie nicht mehr bewusst, dass Begriffe wie "Reich Gottes" und "Erlösung" Symbole für reale, den ganzen Menschen verwandelnde, wirkende Erfahrungen waren. Dem Religiösen wird man nur gerecht, wenn es vom Innern der See­le her gedeutet wird, so Drewermann, und wenn Gott nicht als eine von außen kommende Autorität dargestellt wird. Anstatt, wie Jesus es getan hat, die Menschen aus Angst und Einsamkeit herauszuholen und sie in das Glück der Nähe Gottes zu versetzen, verschüttet die­se Theologie mehr den Ursprung religiöser Erfahrung als dass sie ihn eröffnet.
Wenn vermittelt wird, dass Gott mit dem realen Erleben nichts zu tun habe, so nennt D. dieses Sprechen von Gott seelenlos, weil es die menschliche Seele erstarren und versteinern lässt. Das erfah­rungslose Reden von Erfahrungen, die man nicht gemacht hat, müsse aufhören, stattdessen müssten eigene Erfahrungen gesucht und beachtet werden. Nur sie können Grundlage einer authentischen und wirksamen Verkündigung sein. Im Grunde ist nur das gemeint, was Lothar Zenetti ehemals Gemeindepfarrer in Frankfurt in einem Gedicht ausdrückt: „Ergreift das „Ergreift nur das Wort, das euch selbst ergriffen hat."3
Alle, die um ihrer Position willen, aufgrund ihres Amtes und ihrer Rolle ihre Wissenschaft betreiben, aber sich vom existentiellen Suchen nach der Wahrheit nicht anstecken lassen, ja alles aufwen­den, damit eine Frage nie subjektiv wird und ihren eigenen Lebens­bereich, ihre Lebensgeschichte nie berührt und die damit an der Not der Menschen vorbei lehren, bezeichnet D. als Brotgelehrte.
Folgende Tatsachen scheinen Drewermann Recht zu geben: Die
Sorge um die Seelen und um ihre Heilung geschieht heute zum großen Teil außerhalb der Kirche: in psychologischen Beratungsstellen und in Selbsterfahrungskursen. Selbst das Monopol des Religiösen haben die Kirchen verloren: in nichtkirchlichen Beratungs­stellen ist heute eine spirituelle Begleitung möglich. Der Zulauf zu esoterischen Gruppierungen entspringt einem emotionalen und spirituellen Hunger, den man in den geschlossenen Gruppierungen, der Gemeinden und der Ordensgemeinschaften der Kirche vermisst. Religiös Suchende finden in den Angeboten der kirchlichen Veranstaltungen keine Antwort und fühlen sich in ihrer Not und ihrer Sehnsucht nicht verstanden. Dagegen werden mit großem Eifer Meditationshäuser aufgesucht, auch wenn sie nichtkirchlich sind. Der Hauptvorwurf des streitbaren ehemaligen Paderborner Dozenten lautet also: Die Theologen reden ständig von Erlösung, von der Basileia, vom Reich Gottes, aber sie sind unfähig zu sa­gen, worin Erlösung wirklich besteht, und noch unfähiger, sie einem Menschen in seiner konkreten seelischen Not zu vermitteln.
Auf den Spuren Sören Kierkegaards
Drewermann begibt sich in die Spuren des dänischen Philosophen, den er als großen Propheten des christlichen Abendlandes bezeichnet, weil er wie keiner seiner Zeit den abso­luten Mangel der abendländischen Theologie gesehen und ange­prangert hat.
Das Verhältnis der Theologie zur Wirklichkeit, von der sie redet, sieht Kierkegaard in folgender Begebenheit dargestellt: Als er einmal in Kopenhagen mit einem Korb Wäsche unterwegs war, um eine Wäscherei aufzusuchen, fand er ein Geschäft, in dessen Auslage ein Schild mit der Aufschrift hing: "Hier wird Wäsche gewaschen". Als er in den Laden trat, um seine Wäsche abzuliefern, sagte ihm die Angestellte: "Sie irren sich. Dies ist hier keine Wäscherei; dies ist eine Fabrik für Schilder. Hier wird nicht Wäsche gewa­schen und gebügelt. Hier werden Schilder hergestellt, auf denen steht: Hier wird Wäsche gewaschen und gebügelt."4 So sieht Kierkegaard und mit ihm Drewermann die Funktion einer Theologie, die die Ver­bindung zum konkreten Leben verloren hat, die nur Begriffe zur Deutung fremder, schon längst eingetretener Erfahrungen lehrt und den heutigen Menschen in seinem Hunger nach Sinn, Ganzheit und Einheit seines Lebens allein lässt. Dazu eignet sich noch eine andere Ge­schichte, die Drewermann ebenfalls von Kierkegaard übernimmt und die als Parodie auf den Werdegang eines ganz normalen protestantischen, mit einigen Varianten eines katholischen Pfarrers zu lesen ist.
Es ist die Geschichte eines fiktiven Theologiestudenten namens Ludwig Fromm, den das Wort Jesu nicht loslässt: "Suchet zuerst das Reich Gottes"(Mt6,33) und der sich denn auch bemüht, mit seinem ganzen Leben diesem Wort zu entsprechen. Aber wie könnte ein junger Theologiestudent so an­maßend sein zu glauben, er vermöchte naiv und unmittelbar, einfach wie es seiner Person entspricht, etwas so Erhabenes wie das Reich Gottes zu verstehen und zu suchen - ohne die sachgerechte Anlei­tung und Unterweisung von Männern, die schließlich ihr ganzes Leben dem Ziel gewidmet haben, das Wort Gottes immer besser, immer gemäßer dem eigentlichen Wortsinn und immer gemäßigter, d.h. immer "angemessener" dem Wort der Gemeinde der Glaubenden aus­zulegen? In jedem Fall muss er auf der Suche nach dem Reich Gottes zuerst auf die Suche nach einem Studienplatz gehen, und alsdann muss er zuerst sich bemühen, die nötigen Sprachkenntnisse zu er­werben, um das Jesuswort möglichst angenähert dem ursprünglichen Wortlaut in Hebräisch, Aramäisch, Griechisch und Koptisch aufneh­men zu können; er muss zuerst die verschiedenen Verfahren kennen­lernen, mit denen es möglich ist, herauszufinden, ob Jesus ein solches Wort wie das vom Reich Gottes überhaupt gesagt haben kann und, wenn ja, in welch einer Situation, zu welchen Leuten usw. er es gesagt haben könnte; und dann muss er zuerst die Begriffsge­schichte des Wortes von der Gottesherrschaft, die altorientali­schen Vorstellungen von der Königsherrschaft, ihre Wirkungsge­schichte bis hin zu dem Nomadenideal mancher Bewegungen noch im heutigen Islam, desgleichen die Rolle der Reich-Gottes-Verheißung im Kontext der Gemeinde Israels nach dem Ende des Babylonischen Exils und zur Zeit Jesu selber möglichst sorgfältig studieren, um dann seine wachsenden Kenntnisse in einer Vielzahl entspre­chender Prüfungen nach und nach unter Beweis zu stellen, wobei ihm fortschreitend die Berechtigung zuteilwird, Stufe für Stufe den Fortschritt seiner durchlaufenen Studien durch Inbesitznahme eines jeweils neuen Titels zu markieren.
Endlich ist es dann soweit: er ist mit allen nötigen Kenntnissen der theologischen Wissenschaften versehen, das Kollegium der Pro­fessoren der Fakultät zeigt sich von seinen Leistungen befrie­digt, im Namen der Gemeinde Jesu Christi spricht der bischöfliche Ordinarius in einer eigenen Weihehandlung ihm sein Vertrauen aus, fortan als rechter Zeuge der Wahrheit unseres Erlösers segens­reich für das Reich Gottes zu wirken - da entsteht einen Moment lang eine kleine Verwirrung: wann ist er, der auszog, das Reich Gottes zu suchen, eigentlich dahin gelangt, es wirklich zu fin­den? Jedoch, mein Lieber, das sind jetzt nichtige Fragen, das sind in diesem Augenblick versucherische Fragen, das sind Gedan­ken, die von Gott gar nicht sein können; denn gerade jetzt, wo du ausgesandt wirst, das Reich Gottes der Gemeinde Gottes zu verkünden, ist es doch ganz klar, dass du es selbst bereits gefun­den haben musst, und der Beweis liegt offen zutage: Dein ganzes jahrelanges Studium, all das aufgewandte Geld, deine nunmehr er­worbene gelehrte Gewandtheit - sie alle beweisen klar, dass es
Dir zuerst und vor allem wirklich darum ging, das Reich Gottes zu suchen. Insofern kann es keine Bedenken erwecken, dass Ludwig Fromm jetzt, bevor sein Verkündigen vom Reich Gottes recht ei­gentlich beginnt, zuerst noch auf die Suche nach einer rechten Pfarre gehen muss; und da er gedenkt, mit seiner Frau, die er in­zwischen gefunden, einen ansehnlichen Hausstand zu gründen, muss er natürlich zuerst eine Gemeinde suchen, die ihm als erstes ein ansehnliches Gehalt zu zahlen verspricht. Indes; alles das findet sich, dank Gottes Gnade, wie es verheißen ward: "alles wird euch dazu gegeben werden"(Mt 6,33) - wenn ihr zuerst das Reich Gottes sucht. Und auch so zeigt es sich nunmehr, dass Ludwig Fromm das Reich Gottes nicht nur gesucht, sondern wirklich gefunden hat, und zwar wohlgemerkt kein überirdisches, kein jenseitiges, kein privates Reich Gottes, sondern ein irdisches, ein häusliches, ein gemeinschaftliches Reich, wie es die wahre Gemeinde Christi liebt, die angesehenen Leute, tüchtige und vernünftige Köpfe, zu schätzen und von Schwarmgeistern und Träumern wohl zu unterscheiden weiß.
So naht sich denn der Augenblick, an dem eines schönen Sonntagvormittags der wohl beste, neu gewählte Pfarrer Ludwig Fromm unter dem volltönenden und wohltönenden Gebraus einer vielregistrigen Orgel, unter den freudigen Augen einer vielköpfigen Men­ge in das Gotteshaus Einzug hält und in feierlichem Ornat mit er­griffener Stimme von der fein verzierten Kanzel, einem Meister­stück gotischer Schnitzkunst, herab jene Worte zu sprechen anhebt, die ihm all sein Leben lang die wichtigsten waren und immer sein werden: "Suchet zuerst das Reich Gottes." "Wirklich" schreibt anerkennend in der nächsten Nummer der "Christliche Bote", "es war erbaulich und ergreifend, wie Pfarrer L. Fromm uns die Schrift auslegte, und besonders zu Herzen gehend war die Art, wie er je­nes Zuerst betonte: Suchet zuerst das Reich Gottes."5
Kierkegaard nahm im Hinblick auf die Theologen seiner Zeit das Wort Jesu auf: "Hütet euch vor denen mit den langen Gewändern!"
An diese Warnung schließt sich Drewermann voll und ganz an.
Nach dessen Überzeugung war Jesus kein Rabbi, der in abgehobener Gelehrsamkeit alte Traditionen überlieferte oder weiterentwickel­te, sondern ein Mann, in dem das Feuer Gottes glühte, der fähig war, in einfachen Worten von der absoluten Güte Gottes zu reden, um die Menschen in die Nähe Gottes heimzuholen. Prophet sein heißt unmittelbar von Gott gerufen sein, außerhalb jeden offi­ziellen Auftrags, jeder Beamtung, jeder Lehrmeinung.
Keine Lehre, sondern Ereignis
Wenn Jesus zu den Menschen spricht, ist das ein Ereignis, d.h. er schafft ein Umfeld, in dem die Zuhörer den Schritt zum absoluten Vertrauen in die Güte Gottes tun können. Ausdruck dafür sind die Geschichten von Heilungen, wo der Glaube es ist, der ret­tet (Lk 8,48); ebenso geschieht etwas Gewaltiges bei Menschen, die alles verlassen, um ihm nachzu­folgen (Lk 3,11).
Die Verkündigung Jesu ist immer verbunden mit dem Prozess der Wandlung der Jünger und kann nie abgetrennt davon verstanden werden; sie ist immer mit der Kraft verbunden, die ins Erleben geht. Der Glaubensweg der Jünger ist mit tiefgreifenden, existenziellen Erschütterungen verbunden. Dem absoluten Vertrauen geht die Bedrohung durch die Angst voraus. Dafür stehen verschiedene Begebenheiten mit Jesus: Einmal ist es der Sturm auf dem See (Mk 4 35 - 41). Die Jünger sind verzweifelt wegen des bevorstehenden Untergangs. Das Wort Jesu „Sei still" beruhigt den See und ihre Angst. Ähnlich ist es, als sie mitten in der Nacht Jesus auf dem Wasser gehen sehen. (Mk 6, 45-52) Der Schrecken ist groß. Für sie ist da nur eine unheimliche Gestalt. Die Stimme Jesu "Ich bin es" wandelt die ganze Situation. Der Wind, gegen den sie angekämpft hatten, legt sich und damit auch ihre Angst. Anschaulicher noch macht der Ver­such des Petrus, über das Wasser zu gehen (Mt 14, 28-31), deutlich, was Vertrauen und Angst bewirken. Solange er ganz auf das Wort Jesu „Komm" ausgerichtet ist, trägt ihn das Wasser, sobald aber die Konzentration nachlässt und sich vom Wind ablenken lässt, sinkt er ein.
Erst dieser eigene Weg machte die Apostel zu glaubwürdigen Zeugen; sie sprechen von Ereignissen, in die sie selbst verwickelt und die sie selbst durchgestanden hatten.
Es waren Wege wie durch Hölle und Himmel. Paulus nennt seine ganz eigene Geschichte gekreuzigt werden, sterben, begraben werden und auferstehen mit Christus, mit ihm einen Platz im Himmel einnehmen. (Vgl. Röm 6, 1-14; Eph 2, 2-6) Das ist der Prozess, welche die Schriften des Neuen Testamentes mit der Taufe meinen. Das entscheidende Kriterium für den Unterschied zwischen einer gläubigen und einer schriftgelehrten Auslegung heiliger Schriften ist deshalb die Frage, ob ein Verkünder diesen Weg von der Angst in das Vertrauen selbst gegangen ist; sie erweist sich an der Klarheit, mit der nach überwundener Angst das eigene Vertrauen spürbar wird. Es ist die wesentliche Basis, um die Rede Gottes und sein Handeln zu verstehen.
Wenn nun gelehrt wird, ohne den Erfahrungsweg selbst erlitten und bewältigt zu haben, wenn man sogar nicht mehr weiß, dass es um einen solchen geht, dann nennt das D. erfahrungsloses Sprechen von fremden Erfahrungen. Wer immer auf diese Weise eine Verkündigung betreibt, redet von etwas, wovon er keine Ahnung hat und erreicht seine Zuhörer nicht. Es dürfte der Hauptgrund für die überall um sich greifende Entfremdung der Gesellschaft von der Kirche trotz gesicherter Privilegien sein.
Die unterschlagenen Schritte zum Glauben
Am Beispiel der Frau am Jakobsbrunnen wird nach D. aufgezeigt, wie mühsam, schwierig, aufregend und lohnend die Schritte zum Glauben sind. In diesem Zusammenhang stößt ihm am meisten auf, dass in der herkömmlichen Verkündigung diese Stufen einfach über­sprungen werden, indem gesagt wird: durch die Taufe geschieht Gotteszeugung und eschatalogisch-gegenwärtige Geistverleihung, und damit kann man Gott im Geist und in der Wahrheit anbeten.
Wir müssen uns in aller Aufrichtigkeit fragen: Sind wir an die­ses Ziel eines spirituellen Weges schon deshalb angekommen, weil wir als Kinder im Alter von zwei oder drei Wochen diesem Kult unterzo­gen wurden? Ist das spirituelle Niveau einer heute bestehenden Pfarrgemeinde unendlich höher als das einer jüdischen Gemeinde zur Zeit Jesu oder auch unserer Zeit?
D. nennt solches Reden, wo durch die Kindertaufe alles abge­macht ist, was einmal Aufregung und Mühe gekostet hat, "einen Diebstahl an existentiellem Ernst zugunsten eines erfahrungs­leeren, formalisierten Rituals, der in den entsprechenden Sprachspielen einer Exegese sogar noch als neutestament1ich legitimiert ausgegeben wird".6 Deshalb stellt er an jedes Wort der Verkündigung die Forderung, dass es den Raum anspricht, wo Menschen leiden, gequält werden und betroffen sind. Erlösende Macht hat dann ein Wort, wenn es im Umraum des Vertrauens die Angst des Menschen bewusst und im Überfluss der Gnade überflüssig macht; anders als ohne diese er­lösende Macht ist kein Wort Gottes Wort.
Dazu gehören Gespräche, wo Menschen ihre Ängste anschauen, aussprechen und ablegen können.
Auf den Punkt gebracht lautet der Vorwurf D.s an die Theologie: Das reale Erleben und damit der konkrete Mensch wird nicht ernst genommen. Hierzu gab es einmal im Fernsehen eine sehr anschauliche Szene. Es war eine Diskussion zwischen Walter Kasper und Eugen Drewermann. Es ging um das Thema der Abtreibung. Als D. die Position der Kirche angriff, konterte Kaspar mit der Aussage: Die Kirche nimmt den Menschen ernst.
Die Frage stellte sich im Geheimen: Nimmt W.Kaspar den vor ihm sitzenden D. mit seiner berechtigten Kritik ernst oder die die offizielle Lehre der Kirche?
Die theologische Ausbildung gibt von sich aus keinerlei Hilfe, um die Probleme der Menschen, wie Schwierig­keiten in der Ehe und in der Familie, Einsamkeit, Sinnleere, Verzweiflung oder auch das Verlassen der Kirche so vieler zu verstehen und sie in der Gesinnung und in der Kraft Jesu aufzufangen. Wer sich darum bemüht, muss die Befähi­gung dazu außerhalb der theologischen Ausbildung suchen.
Noch schwerer wiegt, dass die herkömmliche Theologie einen nicht in den Stand versetzt, zur religiösen Urerfahrung hinzuführen, bzw. das Religiöse als Antwort auf die Lebensfragen zu erfahren. Dies ist umso gravierender, als religiöse Erfahrung heute nicht mehr wie früher einfach auf breiter Basis voraus­gesetzt werden kann.
Die Theologie weiß nicht mehr um den Weg, der einmal Erwachsene zur Taufe geführt hat. Alle Aussagen des Neuen Testaments und der frühchristlichen Theologen über die Taufe gehen auf Erfahrungen Erwachsener zurück. Nun haben wir aber die Kindertaufe. Wenn nun die Wirkungen der Taufe, die einmal Ergebnis eines langen, schmerzlichen und mühsamen Prozesses waren, auf ein Neugeborenes übertragen werden, wird damit der Bezug zur empfundenen seelischen Realität verlassen. Wenn dem Kind beziehungsweise den Eltern gesagt wird: „Du bist nun wiedergeboren aus Wasser und Geist" würde dies dem entsprechen, als wenn es ihm versichert würde: Du hast schon dein Diplom. Du hast deine Ausbildung schon abgeschlossen.
Im Grunde weiß man nicht mehr, was die theologischen Aussagen in ihrem Ursprung für das konkrete Leben der Betroffenen bedeutet haben. Man beruft sich auf sie, um die Richtigkeit der Lehre von heute sicher zu stellen. Aber man bemerkt nicht, dass die ursprünglichen Inhalte damit nicht getroffen sind.
Hier wird deutlich, dass die Theologie, wie sie in der Kirche zum großen Teil ver­standen wird, Ergebnis der Spaltung des abendländischen Menschen in Verstand und Gefühl, in Intellekt und Emotion, in Bewusstsein und Unbewusstes ist. Daraus ist die Krise der westlichen Kultur sowie des einzelnen entstanden.
Das Umdenken in der Theologie würde dann beginnen, wenn die damit Beauftragten und Beschäftigten sich die­ser Spaltung bewusst würden. Es würde dann auch heißen, dass man das Leiden um die emotionale und spirituelle Austrocknung bewusst wahrnimmt, es beim Namen nennt, es in einer, wenn möglich psychotherapeuti­schen Situation aufarbeitet und sich den neuen Möglichkeiten ganzheitlicher spiritueller Erfahrung aussetzt. Nur wer selbst heil geworden ist, wer die Spaltung von Geist und Leben, von ra­tionalem Begreifen und emotional -spirituellem Ergriffensein über­wunden hat, kann von Jesus so reden, dass es heilend wird, dass daraus ein Ereignis wird.
Nur auf diese Weise kann das Christentum aus der Enge einer Lehre in den Strom des Lebendigen geführt werden.

 

 

 

 

 

 

 


 

Träume als Wegweiser
Es hat sich in der Psychoanalyse erwiesen, dass die Arbeit mit
Träumen am schnellsten, unmittelbarsten und fruchtbarsten eine Kon­frontation des Patienten mit seiner Grundproblematik ermöglicht. Träume der Nacht steigen aus der ganz anderen Seite unserer Seele auf, welche das Tagesbewusstsein unterschätzt, unterdrückt und meist auch absichtlich ausschließt. In diesem unbewussten Bereich sind aber jene Inhalte unserer Lebensgeschichte ge­speichert, die unser Glück und Unglück bestimmen, die vergesse­nen und verdrängten Verwundungen, Abschnürungen und Abschneidungen, wie auch die noch nicht entdeckten Heilungs- und Wachs­tumskräfte.
In der Tiefe der Seele liegt das, was für unser Leben bedeutsam ist. Sich mit den eigenen Träumen auseinandersetzen heißt des­halb bis in jene Ebene Vordringen, die existentiell und religiös von Belang ist. Bevor wir uns religiösen Themen zuwenden, müssen wir zunächst einmal aufgeschlossen und aufgewühlt werden für alles, was den Inhalt, Sinn und Zukunft unseres Lebens betrifft. Dies liegt ganz im Sinne Karl Rahners der das Wort geprägt hat: Von Gott reden heißt vom Menschen reden.
Zuerst müssen Hunger und Durst geweckt werden, ehe man mit der Speise von der Botschaft der endgültigen Annahme und des ewigen Lebens kommt. Indem wir über die Träume zu dem gelangen, „was uns unbedingt angeht" im Sinne von Paul Tillich, schaffen sie schon dadurch eine Aufnahme­fähigkeit für das Wort Gottes.
Ein zweites kommt hinzu. Durch die Träume tauchen wir in die Welt der Kindheit mit ihren Vorstellungen und Bildern, in das persönliche Unbewusste ein und in das kollektive Unbewusste, in den Bereich, wo in uns das Wissen der Menschheit aus früheren Zeiten und Kulturen verbor­gen ist. Die Bilder, die aufsteigen, entsprechen Erfahrungen der Menschen im Umgang mit der Natur, mit dem anderen Geschlecht, mit Krankheit, Leid und Tod, mit Gott, wie sie zu allen Zeiten und überall vorkommen.
Über die Träume finden wir den erlebnismäßigen Anschluss an die Urbilder der Hl. Schrift, die einen aufwühlen und existentiell wachrütteln, dann auch erhellend, heilend, tröstend und beruh- igend auf uns einwirken. Auf Selbsterfahrungskursen mit Träumen und Hl. Schrift zeigt sich immer wieder, wie sehr die Träume zu den Bildern der Hl. Schrift überführen. Mit den Träumen wird auch die Lebensproblematik der einzelnen in das Feld des Glaubens gebracht und aufgehoben. So träumte eine Frau, sie fahre mit Verwandten auf einen Berg. Die Straße ist durch einen Bergrutsch verschüttet. Sie stürzen ab, werden jedoch noch ge­rettet. Die Aufgabe war, in der Hl. Schrift für diesen Traum und für ihre schwere Problematik ein Anschluss -bild zu suchen.Sie wählte spontan den Gang des Petrus über das Wasser. Auch er sinkt ein, wird aber von Jesus gerettet (Mt 14, 28-31). Diese Geschichte gab ihr so viel Hoffnung, dass sie mit ihrem schweren Schicksal einer zeitweiligen Depression leben konnte. Ein anderes Beispiel, wie sich biblische Bilder mit der Lebens­geschichte heutiger Menschen verbinden können, ereignete sich in einer Gruppe, die sich auf das spirituelle Geschehen von Ostern vorbereitete. Zunächst wurde der Bericht vom Durchzug durch das Rote Meer (Ex 14, 5-31), von der Bedrohung und Ret­tung der Israeliten vorgelesen. Dann sollte sich jeder an einen Traum erinnern, wo er einen Fluss oder See überqueren muss, und die Gefahren, die damit verbunden sind, betrachten. Ebenso waren andere Wasserträume zugelassen. Jeder Teilnehmer konnte einen Traum berichten, welcher fast immer mit einer schweren Lebenskrise, mit wichtigen Entschei­dungen, mit dem Verlassen eines alten Zustandes und dem Gewinnen eines neuen verbunden war. Es breitete sich eine tiefe Er­griffenheit im Raum aus, weil jeder mit seinem Traum ein ent­scheidendes Stück seiner Lebensgeschichte mit einbrachte. Den Beteiligten ging auf, was die Taufe, die in Wassererzählungen versinnbildet ist, einmal bedeutet hat und wie sie selbst jetzt ihre Taufe vollzogen.
Mit dem Traum, nicht mit dem Wort beginnen heißt also, dass wir uns zunächst einmal äußere Tatsachen und innere Bilder auf uns wirken, uns aufwühlen lassen, unsere Gefühle zulassen und reflektieren, unser Inneres erforschen lernen und unsere persönliche Lebensgeschichte aufarbeiten. Das hat zur Folge, dass wir das Organ für die religiöse Erfahrung schärfen, mit dem Weg des Glaubens sofort beginnen, anstatt akademisch über ihn zu reden.


Erlösung von der Sünde oder von der Angst?
Durch das Kreuz Christi oder durch die Psychoanalyse?
"Warum soll ich mich durch das Kreuz Christi erlöst fühlen?", fragen viele, die von Einsamkeit, Verzweiflung und würgenden Ängsten gequält werden. Und man kann ihnen die Berechti­gung dieser Frage nicht absprechen. Theologische Begriffe wie Sünde und Erlösung haben heute für die allermeisten ihre Bedeutung verloren und ihren existentiellen Ernst eingebüßt.
Eugen Drewermann versucht nun, das Reden von Sünde und Erlö­sung von der abstrakten Ebene theologischer Lehre in das Zen­trum menschlicher Erfahrung zu rücken. Ausgehend von der Exi­stenzphilosophie sieht er die Angst als die Grundbefindlich- keit des Menschen, welche ihn in sein Unglück treibt. So kreist in seinem dreibändigen Werk "Strukturen des Bösen" die Aus - legung der Schöpfungsgeschichte (Gen 1 - 3) aus exegetischer,
psychoanalytischer und philosophischer Sicht um das eine Thema der Angst.10 '
Einer der Vorwürfe, die Rudolf Pesch und Gerhard Lohfink gegen
D. erheben, lautet denn auch: „Ist der Mensch nur noch von
seiner Angst zu erlösen, aber nicht mehr von der Sünde - der
Sünde des Unglaubens".11 ' Die offizielle kirchliche Lehre lau­tet: "Christus hat uns durch seinen Opfertod am Kreuz losge­kauft und mit Gott versöhnt". 12
Aber was hilft eine solche Aussage einem Menschen, der den Teufelskreis seiner Ängste und der daraus folgenden falschen Entscheidungen nicht durchbrechen kann? Was hilft das zum Bei­spiel einer schwer depressiven Frau, die ihren Mann verloren hat und deren Tochter aus dem Haus gegangen ist, deren Leben unerträglich erscheint?
Es gilt, einmal den Begriff der Sünde aus dem abstrakten theo­logischen Rahmen, ebenso aus dem des moralischen Versagens und der falschen Schuldgefühle herauszulösen und aufzuzeigen, was Sünde mit Angst zu tun hat. Die Hauptaussage Drewermanns lautet: Erlösung im christlichen Sinn wird nicht real und kann nicht ver­standen werden, wenn sie nicht zugleich Erlösung von der Angst ist; vor allem aber, diese Erlösung kann nur im Glauben als Vertrauen in ein absolutes Du geschehen.
Wie muss nun die Erlösung durch Christus am Kreuz inter -pretiert werden, ohne Wesent­liches aufzugeben?
Angst als Begleiter
Ängste begleiten uns immer dann, wenn Veränderungen stattfinden, wenn wir uns der neuen Situation nicht gewachsen fühlen. Es beginnt mit den Prüfungsängsten in der Schule. Im Beruf ist es die Angst, die Leistung nicht zu erbringen.
Oft ist auch die Angst da, ob man von den Gleichaltrigen ge­schätzt und angenommen wird. Findet man den Menschen, der zu einem passt? Es macht Angst, wenn alte Ideale, für die wir ein­mal gelebt haben, oder auch festgefügte Strukturen des täglichen Lebens ihre Gültigkeit verlieren. Dies geschieht in der Arbeitswelt, im Umbruch in der Kirche, und in ganz persön - lichen Beziehungen. Verunsichert werden Menschen, wenn der Arbeitsplatz weg zu brechen droht oder wenn Personen der Kirche oder aus dem privaten Bereich nicht dem Ideal entpre- chen, wofür man sie einst hochgeschätzt hat.
Viele plagt die Angst vor dem Älterwerden, vor Krankheit und Tod.
Erklärungen der Psychoanalyse
Nach Erik Erikson setzt Angst immer dann ein, wenn das Ich sich weitet und mit Aufgaben konfrontiert wird, für die es noch keine Lösungen hat; das heißt, wenn die neue Konstella­tion der Wirklichkeit nicht eingeordnet werden kann, wenn sich das Ich an bisher geltenden Maßstäben nicht mehr orientieren kann.
Die tieferen Ursachen der Angst liegen nach der Psychoanalyse in der frühen Kindheit, wenn die Bindung an die nächste Bezugsperson unsicher ist, wenn die Geborgenheit fehlt. Damit wird das Kind einer grenzenlosen Hilflosigkeit ausgeliefert. Dies spielt in Beziehungen mit herein und führt zu schweren Störungen.
Nach Freud gibt es eine Realangst, die zu Recht eintritt, wenn Gefahr droht und eine neurotische Triebangst, die durch Trieb­verdrängung bedingt ist. Jedoch reichen die psychoanalytischen Erklärungen dieser Art nur soweit, um auffallende, von der Norm abweichende Phänomene durch Erfahrungen der frühen Kindheit zu erklären.
Ob auffällig oder nicht, jeder muss sich mit Ängsten auseinandersetzen. Sie treten dann auf, so wurde gesagt, wenn man sich einer Situation gegenübersieht, die man mit den bisherigen Mitteln nicht mehr bewältigen kann. Man stößt an Grenzen seines Lebens und ist gezwungen, nach den Grundbedingungen seiner Existenz zu fragen. Hier erfährt er die endlichkeit seines Lebens. Sie wird zur Quelle ständiger Angst,
wenn sie nicht durch die Nähe Gottes als einem personalen Gegenüber aufgehoben wird. Dies ist zusammengefasst die Aussage Drewermanns in seinen Abhandlungen über die Angst.
Er greift auf S.Kierkegaard zurück, der "Sünde" und "Schuld" durch die Begriffe "Angst" und "Verzweiflung" ersetzt. Der dänische Philosoph trifft damit das Empfinden der meisten unserer Zeit, die kein Schuldgefühl kennen, wohl aber in einer Sackgasse stecken, die „Verzweiflung" genannt werden kann und mit massiven Ängsten behaftet ist. Damit ist nicht gesagt, dass die „Sünde" als die Beziehung zu Gott geleugnet wird.
Im tiefsten Grunde steht er im Missverhältnis zu sich selbst und dies hat mit dem Missverhältnis zum Absoluten, dem er sich verdankt, zu tun. Angst ist genau das Ergebnis, wenn die Verbindung zum Absoluten abgerissen ist. Die Gottesferne bedingt die Angst, welche die ganze Existenz infiltriert. Im Felde der Angst missrät alles, was ein Mensch denkt und unternimmt.
Er verfehlt in allem sein Leben. Selbst Gott wird zum grausamen Tyrannen, der einem die Freude am Leben missgönnt. Darin sieht D. die Aussage der Paradiesesgeschichte (in Gen 3, 1-6).
Die Angst verbiegt unser Dasein; und deshalb ist es nicht mög- lich, von heute auf morgen durch einen Entschluss des freien Willens - den „guten Vorsatz"- das Böse zu meiden und das Gute zu tun.
Es ist eine Erfahrung, die jeder auf seine Weise gemacht hat; Angst verzerrt die Wahrnehmung, lähmt und entmutigt, verhindert das klare Denken, „macht dumm"; Angst treibt in Panik und Aggression. Wie ein scheues Pferd verhalten sich viele Menschen, wenn sie von der Angst plötzlich überflutet werden. Dies tritt vornehmlich dann ein, wenn bisherige Sicherheiten, die man in einer Religion, einer Welt­anschauung oder in einer politischen Vorstellung gefunden hatte, nicht mehr tragen. Der Aufstieg des Nationalsozia­lismus war wesentlich durch den Zusammenbruch der bisherigen politischen und geistigen Gewissheiten nach dem ersten Weltkrieg bedingt. In dieses Feld der Angst, bedingt durch das Vakuum der Orientierung, stieß Hitler mit seinen Parolen und konnte gewaltige Energien entfesseln, welche die Angst übertönten und zur Flucht nach vorne in die Aggression trieben. In Ähnlicher Weise darf man auch die Radikalisierung in der arabischen Welt sehen. Es ist die Reaktion auf die Bedrohung und Verunsicherung der Tradition durch die westlichen Lebensweise.
Im Raum der Kirche waren die noch strengere Gesetze und dogmatischen Formulierungen, womit man glaubte, die Verunsicherung und Angst abwehren zu können.
Was ist Sünde?
Allgemein verbreitet ist die Vorstellung, dass Sünde Übertretung der Gebote Gottes ist, wie sie konkret im Beichtspiegel stehen. Sehr viele, die in der Osterzeit zur Beichte gehen, sagen;
"Ich weiß nicht, was ich beichten soll. Ich habe keine Sünden".
Das traditionell übliche Verständnis von Sünde, wie es im Beichtspiegel aufscheint, greift offensichtlich nicht, außer man begreift Sünde nicht nur als äußerlich vollzogene Tat sondern tief liegende verkehrte Grundeinstellung, die immer wieder in dieselbe Richtung treibt. Richtig verstanden sind es die in der Bußpraxis genannten sieben Hauptsünden(Stolz, Habgier, Unkeuschheit, Neid, Unmäßigkeit, Zorn, Trägheit). Es
Fehlhaltungen, die in therapeutischen Sitzungen bear­beitet werden. Es führt weiter, wenn Sünde in Anlehnung an das griechische Wort hamartia als Verfehlung des Lebenszieles und -sinnes gesehen wird. Dieses Lebensziel fällt durchaus nicht mit der Befolgung eines Katalogs von Geboten zusammen; sondern entscheidet sich daran, ob ein Mensch an den Grundbe­dingungen des Daseins wie Gewordensein, Geschlecht, Alter,
Leid, Tod verzweifelt oder daran reift, d.h. ob er gelassener, gütiger, weiser wird, d.h. dass ihm die Antworten auf diese Fra­gen durch mühe- und leidvolle Auseinandersetzung aufgegangen sind.
Grundformen der Angst
Die vier Grundformen der Angst, die R.Riemann unterscheidet, geben gut die Möglichkeiten wieder, mit denen Menschen mit der Angst umgehen, ihr Dasein bestehen oder verfehlen.
Da ist die schizoide Charakterstruktur, die von der Angst vor Bindung geprägt ist. Sich auf niemand einlassen, nichts riskie­ren, sich ja nicht anstecken lassen von Stimmungen und Meinun­gen. Positiv daran ist die Selbständigkeit eines Menschen; ne­gativ, daß der Schizoide keine Gefühle für andere hat. Er be­deutet niemand etwas, weil andere ihm nichts bedeuten; er sperrt sich gegen tiefere Gefühle, vor allem gegen die ernsten Fragen des Daseins. Er verfehlt sein Leben, indem er vereinsamt, verbit­tert, verhärtet, verschlossen wird. Niemand weiß, was in ihm vorgeht.
Die entgegengesetzte Form weist der depressive Mensch auf, der von der Angst vor Verlust der Bindung, vor Verlassen werden und Ablehnung bestimmt ist. Seine Devise ist: Alle müssen mich mö­gen, niemand wehtun! Er ist nicht fähig, zur rechten Zeit nein zu sagen, sich abzugrenzen. Sein Lebensideal besteht im Dienst und in der Aufopferung für andere, für die Familie, oder ande­re edle Zwecke. Die dunkle Seite ist allerdings, daß solche Menschen andere festhalten, wenn sie Eltern sind, die eigenen Kinder. Manche alte Menschen werden krank, wenn man sie nicht rechtzeitig besucht und ihnen Aufmerksamkeit schenkt. Auf eine ganz subtile Weise üben sie Macht aus. Was sie erreichen wollten, erreichen sie nicht: dass man sie mag.
Eine dritte Form ist die zwanghafte Struktur. Der Zwanghafte ist fixiert an Normen, Gesetzen, festen Regeln, die ihm hel­fen, die Angst abzuwehren. Jede Veränderung bereitet ihm un­erträgliche Zustände.
Dem Zwanghaften fehlt die Wärme und Lebendigkeit eines erfül- ten Lebens; er hängt sich - wie es ein Traum ausdrückt - an einer Brücke fest, während der Fluss des Lebens unter ihm und ohne ihn vorbeifließt.
Dem steht wiederum die hysterische Form der Angst gegenüber. Während der Zwanghafte an den festen Normen seinen Halt sucht, glaubt der hysterische Typ an den Wert der Darstellung und Abwechslung. Auf sich aufmerksam machen, Sensationen und Ak­tionen - so meint er - würden die Rettung bringen. Er kommt nie zur Ruhe, sodass er sich ernsthaft auf seine Problematik einlassen und sich ihr stellen würde. Er nimmt nichts ernst in dem Sinn, indem er sich von keiner Tatsache noch von anderen Personen in Frage stellen lässt. hinter allen Formen, sein Leben zu verfehlen, steht die Angst. Das heißt: Das, was wir Sünde nennen, ist ohne die Angst nicht denkbar; ob es sich nun um Ausbeutung und um Unterdrückung der Schwächeren, um Misslingen einer ehelichen Partnerschaft, um mangelnde Verantwortung gegenüber den Kindern, um Härte und Grobheit im Umgang miteinander handelt; es lässt sich se­hen, dass im Grunde des Herzens die Angst vorhanden ist, der man sich nicht stellt, die die Sicht der Wirklichkeit verzerrt, die Gefühle erstarren lässt und das Verhalten in die verkehrte Richtung treibt.
Die Angst verkehrt alle guten Absichten in ihr Gegenteil: der Teufel vertauscht die Botschaften, alle gutgemeinten Worte und Taten kommen falsch an! Solange die Angst herrscht, gelingt es nicht, einander mit den Augen der Wahrheit und der Güte zu sehen, einander voll und ganz zu bejahen und doch ganz man selbst zu sein, ein Leben miteinander in Frieden und Er­füllung zu führen.
Die Erlösung von der Sünde
Wenn es also eine Erlösung von der Sünde geben soll, d.h. von der Verfehlung des eigenen Lebens, dann muss diese Erlösung die Befreiung von der Angst miteinsch1ießen. Entscheidend ist, ob ein absolutes Vertrauen in den letzten, transzendenten Grund, auf Gott hin, eröffnet wird, dass die Angst des Daseins beruhigt wird. Vieles kann heute in einer guten Psychotherapie geschehen. Dabei sind die Vertrauenswürdigkeit und Echtheit Einfühlung und Wertschätzung des Therapeuten das ganz entscheidende Moment, damit ein Feld entsteht, wo sich Ängste auflösen. Sobald die Ängste geringer werden, schwinden auch die Fehlhaltungen wie unbegründete Schuldgefühle, Vorwürfe und Zweifel an sich selbst Härte, Gleichgültigkeit, Sprachlosig - keit, Verschlossenheit gegeneinander.
Personen, die solche Prozesse durchmachen, werden echter, lebendiger, kontaktfreudiger, überwin­den ein Stück die jeweilige falsche Grundhaltung.
Die Psychotherapie kann jedoch auf die letzten Fragen: Warum das Leid? Warum Krankheit und Tod? Keine Antwort geben. Da­zu bedarf es einer Erfahrung religiöser und personaler Art und einer personalen Vertiefung, die den transzendenten Grund aufschließt.
Erlösung durch Jesus Christus
Die Vorstellung, dass Jesus uns durch seinen Tod losgekauft hat, dass er Sühne für unsere Sünden geleistet hat, können die meisten heute schlecht nachvollziehen. Wie lässt es sich mit einem all-gütigen Gott, von dem Jesus Kunde gebracht hat, vereinbaren, dass dieser Gott den grausamen Tod seines Sohnes verlangt, um die Menschen zu erlösen?
Die Auffassung, dass Gott uns wegen der Verdienste Christi die Sünden nicht anrechnet, entstammt einem Gottesbild, das die Be­ziehung zu Gott mehr äußerlich sieht.
Wenn wir von der menschlichen Erfahrung mit Jesus ausgehen, wird uns manches verständlicher.
Jesus hat schon zu seinen Lebzeiten Menschen erlöst und an der Art, wie er es tat, erkennen wir, wie Erlösung aussieht. Sie ist mehr und sogar anders als das Nicht-Anrechnen einer Schuld.
Die Taten Jesu werden bei Matthäus so geschildert:
"Blinde sehen, Lahme gehen; Aussätzige werden rein; Taube hören;Tote stehen auf; den Armen wird das Evangelium verkündet"(Mt 11, 5-6).
Jesus hat ein Feld des absoluten Vertrauens um sich geschaffen - das ist die Erfahrung der ersten Jünger. In dem Feld der ab-
soluten Bejahung Jesu wird die Angst eines jeden, der sich ihm öffnet, überwunden. Die junge Kirche sieht in den Wundern Jesu mehr als die Heilung von körperlichen Gebrechen. Die ersten Christen erlebten die Taten Jesu als an ihnen vollzogen, indem die Angst endgültig überwunden wurde.
Es wurde gesagt, dass Angst lähmt; siehe da:
Lahme gehen.
Der spontane Antrieb zum Handeln wird entdeckt und zugelassen.
Blinde sehen(Mt11,5): Man sieht die Wirklichkeit nicht mehr verzerrt, verdüstert, verdunkelt, man sieht neue Wirklichkeiten, die trösten.
Aussätzige werden rein ( Mt11,5): Die Unreinheit des Minder - wertig seins und das Gefühl, nicht dazuzugehören, nicht berechtigt zu sein, schwindet.
Taube hören (Mt11,5): Wir hören aufeinander. Das Gespräch wird möglich....
Die Erlösung, die Jesus bringt, besteht darin, dass er die Men­schen in die Nähe Gottes führt, wo die Angst beruhigt wird und die Lasten abfallen.
Warum musste Jesus sterben?
Jesus hat seiner inneren Stimme gehorcht. Sie ist das, was im Johannesevangelium „der Wille des Vaters" (Joh4,34).genannt wird. Das bringt ihn in Gegensatz zu den von Ängsten beherrschten Schriftgelehrten und beamteten Priestern. Die Energie, die Jesus in seinem öffentlichen Auftreten ausstrahlte, bedroht die Grundfesten ihrer geistigen, religiösen und politischen Strukturen.
Sie fühlen sich total verunsichert und ihre Angst wird ins Maßlose gesteigert und zum absoluten Hass.
In dem sie den Erreger der Angst beseitigen, glauben sie, sich vor der Angst abzusichern. Nachdem Jesus tot ist, ist ihnen zunächst leichter. Aber als seine Anhänger mit derselben Kraft wie Jesus selbst auftreten, ja noch intensiver und mächtiger als zu seinen Lebzeiten, kehrt die Angst zurück.
Es ist die Erfahrung der ersten Christen, dass der Name Jesus ihnen die Angst nimmt. Deshalb geschieht die Taufe auf seinen Namen(Apg 10,48). Sie ist ein Eintauchen in eine Atmosphäre der Freiheit und der Überlegenheit gegenüber allen Bedrohungen. Indem die frühen Christen ihren neuen Zustand durch den Tod Jesu verursacht sehen, betrachten sie das Ereignis am Kreuz als „Lösegeld" wie beim Loskauf von Gefangenen. Der Ausdruck "Lösegeld" und „Loskauf" entspricht einer äußeren Betrachtungsweise eines inneren Vorgangs. Entscheidend ist, dass etwas bei den Christen selbst geschieht, damals und heute.
Man kann den Zusammenhang vom Leiden Jesu und der Erlösungserfahrung seiner Jünger auf diese Weise sehen: Indem Jesus dem Willen des Vaters gehorcht, folgt er der Stimme seines ureigensten Wesens, dem „Willen des Vaters". Es wird eins mit dem absoluten Wesensgrund, der Mitte der Welt. So hat sich bei seinem Tod alle Kraft der Tiefe und des Ursprungs mit seinem Namen verbunden.
Er öffnet den Raum, wo keine Angst mehr herrscht. So ist er zum Therapeuten geworden, der den Weg selbst gegangen ist. Er ist Retter und Heiland aller, weil er von der Mitte aus alle Wesen in ihrem Grund erreicht und wandeln kann.

Die Frage: „Erlösung durch das Kreuz Christi oder durch die Psychoanalyse?" kann so beantwortet werden:
Das Reden von Erlösung greift heute nur dann, wenn auch die Wirkungen einer gelungenen Psychoanalyse eingeschlossen sind. Sie kann wichtige Schritte tun, um der Angst zu begegnen; sie kann sie ein ganz großes Stück abbauen und dazu beitragen, um dieser Welt leben und sie menschlicher zu gestalten.
Die Psychotherapie kann zwar die letzten Fragen des Menschen nicht beantworten, wohl aber dafür öffnen und zum weiteren Suchen anregen.
Endgültig kann uns nur das feste Vertrauen, das wir in der Tiefe unseres Seins auf die liebende und rettende Macht Gottes setzen, über den Abgrund der Angst hinweg tragen.

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