SONNTAG 06.11.2022 (32.S.C)

ERÖFFNUNGSVERS Ps 88 (87),

3Herr, lass mein Gebet zu dir dringen,                                                                                                                                                                                                                                                                wende dein Ohr meinem Flehen zu.

Ehre sei Gott
TAGESGEBET
Allmächtiger und barmherziger Gott,
wir sind dein Eigentum,
du hast uns in deine Hand geschrieben.
Halte von uns fern, was uns gefährdet,
und nimm weg, was uns an Seele und Leib bedrückt,
damit wir freien Herzens deinen Willen tun.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.

ERSTE LESUNG 2 Makk 7, 1-2.7a.9-14


Lesung aus dem zweiten Buch der Makkabäer
In jenen Tagen
1geschah es, dass man sieben Brüder mit ihrer Mutter festnahm. Der König wollte sie zwingen, entgegen dem göttlichen Gesetz Schweinefleisch zu essen, und ließ sie darum mit Geißeln und Riemen peitschen.
2Einer von ihnen ergriff für die andern das Wort und sagte: Was willst du uns fragen und von uns wissen? Eher sterben wir, als dass wir die Gesetze unserer Väter übertreten.
7aAls der erste der Brüder auf diese Weise gestorben war, führten sie den zweiten zur Folterung.
9Als er in den letzten Zügen lag, sagte er: Du Unmensch! Du nimmst uns dieses Leben; aber der König der Welt wird uns zu einem neuen, ewigen Leben auferwecken, weil wir für seine Gesetze gestorben sind.
10Nach ihm folterten sie den dritten. Als sie seine Zunge forderten, streckte er sie sofort heraus und hielt mutig die Hände hin.
11Dabei sagte er gefasst: Vom Himmel habe ich sie bekommen, und wegen seiner Gesetze achte ich nicht auf sie. Von ihm hoffe ich sie wiederzuerlangen.
12Sogar der König und seine Leute staunten über den Mut des jungen Mannes, dem die Schmerzen nichts bedeuteten.
13Als er tot war, quälten und misshandelten sie den vierten genauso.
14Dieser sagte, als er dem Ende nahe war: Gott hat uns die Hoffnung gegeben, dass er uns wieder auferweckt. Darauf warten wir gern, wenn wir von Menschenhand sterben. Für dich aber gibt es keine Auferstehung zum Leben.
ANTWORTPSALM Ps 17 (16), 1 u. 3.5-6.8 u. 15 (R: vgl. 15)
R In Gerechtigkeit werde ich schauen, (GL 528, 3)
wenn ich erwache. -
1 Höre, Herr, die gerechte Sache, VI. Ton
achte auf mein Flehen,
vernimm mein Gebet von Lippen ohne Falsch!
3 Mein Mund verging sich nicht,
trotz allem, was die Menschen auch treiben;
ich halte mich an das Wort deiner Lippen. - (R)
5 Auf dem Weg deiner Gebote gehn meine Schritte,
meine Füße wanken nicht auf deinen Pfaden.
6 Ich rufe dich an, denn du, Gott, erhörst mich.
Wende dein Ohr mir zu, vernimm meine Rede! - (R)
8 Behüte mich wie den Augapfel, den Stern des Auges,
birg mich im Schatten deiner Flügel,
15 Ich will in Gerechtigkeit dein Angesicht schauen,
mich satt sehen an deiner Gestalt, wenn ich erwache. - R

 

 

ZWEITE LESUNG 2 Thess 2, 16 - 3, 5

Der Herr gebe euch Kraft zu jedem guten Werk und Wort
Lesung aus dem zweiten Brief des Apostels Paulus an die Thessalonicher
Brüder!
16Jesus Christus aber, unser Herr, und Gott, unser Vater, der uns seine Liebe zugewandt und uns in seiner Gnade ewigen Trost und sichere Hoffnung geschenkt hat,
17tröste euch und gebe euch Kraft zu jedem guten Werk und Wort.
1Im übrigen, Brüder, betet für uns, damit das Wort des Herrn sich ausbreitet und verherrlicht wird, ebenso wie bei euch.
2Betet auch darum, dass wir vor den bösen und schlechten Menschen gerettet werden; denn nicht alle nehmen den Glauben an.
3Aber der Herr ist treu; er wird euch Kraft geben und euch vor dem Bösen bewahren.
4Wir vertrauen im Herrn auf euch, dass ihr jetzt und auch in Zukunft tut, was wir anordnen.
5Der Herr richte euer Herz darauf, dass ihr Gott liebt und unbeirrt auf Christus wartet.
RUF VOR DEM EVANGELIUM Vers: Offb 1, 5a.6b
Halleluja. Halleluja.
Jesus Christus ist der Erstgeborene der Toten.
Ihm sei die Herrlichkeit und die Macht
in alle Ewigkeit.
Halleluja.

EVANGELIUM (LK,20,27-38)

Er ist kein Gott von Toten, sondern von Lebenden
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas
In jener Zeit
27kamen einige von den Sadduzäern, die die Auferstehung leugnen, zu Jesus und fragten ihn:
28Meister, Mose hat uns vorgeschrieben: Wenn ein Mann, der einen Bruder hat, stirbt und eine Frau hinterlässt, ohne Kinder zu haben, dann soll sein Bruder die Frau heiraten und seinem Bruder Nachkommen verschaffen.
29Nun lebten einmal sieben Brüder. Der erste nahm sich eine Frau, starb aber kinderlos.
30Da nahm sie der zweite,
31danach der dritte, und ebenso die anderen bis zum siebten; sie alle hinterließen keine Kinder, als sie starben.
32Schließlich starb auch die Frau.
33Wessen Frau wird sie nun bei der Auferstehung sein? Alle sieben haben sie doch zur Frau gehabt.
34Da sagte Jesus zu ihnen: Nur in dieser Welt heiraten die Menschen.
35Die aber, die Gott für würdig hält, an jener Welt und an der Auferstehung von den Toten teilzuhaben, werden dann nicht mehr heiraten.
36Sie können auch nicht mehr sterben, weil sie den Engeln gleich und durch die Auferstehung zu Söhnen Gottes geworden sind.
37Dass aber die Toten auferstehen, hat schon Mose in der Geschichte vom Dornbusch angedeutet, in der er den Herrn den Gott Abrahams, den Gott Isaaks und den Gott Jakobs nennt.
38Er ist doch kein Gott von Toten, sondern von Lebenden; denn für ihn sind alle lebendig.

 

Ewig ist jetzt!

„Gott ist ein Gott der Lebenden"(Lk20,37). „Sie können nicht mehr sterben"(Lk20,36) sagt uns Jesus heute eindeutig. Es ist eigentlich eine Botschaft, die alles Denken um die Zukunft, um Absicherungen, um Ansehen und Karriere, um Geld und Vermögen umdrehen müsste. Stattdessen lässt sie die allermeisten kalt. Wer in der modernen Welt aufgewachsen ist, dem erscheint das, was mit dem Tod zu tun hat, einfach irrelevant. Der Gedanke an den eigenen Tod und schon gar nicht an das, was nachher kommt, beschäftigt nur ganz wenige. Wie soll da eine Verheißung ankommen, die gar nicht gefragt ist?
Eine Diskussion über das Leben nach dem Tod weckt deshalb kaum Interesse; man ist fixiert an dem, was hier und jetzt in dieser Welt geschieht. Über Tod, Gericht, Himmel und Hölle, die letzten Dinge des Menschen predigten einst die Volksmissionare. Dies wurde zum Anlass, der christlichen Verkündigung vorzuwerfen, sie würde vom Glück in dieser Welt ablenken und auf das Jenseits vertrösten. Die Anfrage ist ernsthaft zu prüfen, ohne zugleich etwas von der großen Verheißung Jesu aufzugeben. Entscheidend ist, wie die Verkündigung seit Jahrhunderten bei den Menschen angekommen ist und welche Auffassung über das Leben in dieser Welt und dem Jenseits sich festgesetzt hat. Versuchen wir trotz allem, die Worte Jesu von der Auferstehung der Toten, von den Lebenden nach dem Tod näher zu betrachten. „Die aber, die Gott für würdig hält, an jener Welt und an der Auferstehung der Toten teilzuhaben, werden nicht mehr heiraten. Sie können auch nicht mehr sterben, weil sie den Engeln gleich und durch die Auferstehung zu Söhnen Gottes geworden sind."(Lk20,36). Im Johannesevangelium spricht Jesus vom „ewigen Leben". Er bezeichnet sich als das Brot, das ewiges Leben gibt. „Wer dieses Brot isst, wird ewig leben" (Joh 6,59).
Warum haben diese Worte ihre Anziehung verloren? Versuchen wir, dem nachzugehen. In der traditionellen Frömmigkeit wird ewiges Leben gleichbedeutend mit „Himmel" gebraucht. Der gute Christ kommt nach dem Tod in den Himmel, so ist die allgemeine Überzeugung. Man denkt an die Belohnung für ein gerechtes, tugendhaftes Leben, für die Mühen, die man auf sich genommen hat, an einen Art Ausgleich für erlittenes Unrecht, an ein paradiesisches Dasein. Den meisten ist diese Verheißung einfach zu weit weg und erscheint nicht erreichbar.
Der Akzent scheint hier auf dem Gedanken zu liegen, dass erst nach dem Tod die volle und wahre Lebensfreude zugelassen sei, während man sich in dieser Welt einzuschränken habe und seinen Wünschen enge Grenzen setzen müsse. Der Gedanke an den Tod verderbe einem deshalb die Lebensfreude und sei Ausdruck einer pessimistischen Weltsicht. Friedrich Nietzsche hat seine Kritik an diesem Punkt des Christentums in die Worte gefasst: „Bleibt mir der Erde treu!". Man möchte hier und jetzt leben und zwar möglichst aus dem Vollen schöpfen. Eine ewige Jugend wäre den meisten lieber als ein ewiges Leben, das heißt ein jugendliches Dasein, mit dem es sich ganz erträglich leben lässt, als eine vage Verheißung, die nur Anstrengung kostet. Das Hier und Jetzt ist entscheidend, nicht eine ferne Zukunft.- so denken die meisten. Die moderne Medizin ermöglicht zudem eine längere Lebenszeit und scheint damit diese Auffassung zu bestätigen. In Wirklichkeit gibt es in den Kliniken auch ganz junge Krebspatienten und in den Todesanzeigen erscheinen auch junge Gesichter. Es gilt, einige Missverständnisse auszuräumen. . Die Ewigkeit ist nicht die ferne Zukunft, sie hat keine Sekunden, Stunden, Tage und Jahre. Sie ist ohne Zeit. Sie ist ein immerwährendes Jetzt. Dieses Jetzt spüren wir dann, wenn wir ein intensives Erlebnis haben, wenn wir aus lauter Freude gar nicht mehr an die Zukunft denken, wenn wir von einem Erlebnis so berührt sind, dass uns die Tränen in die Augen steigen. Es kann sein, dass uns eine Musik ergreift. Obwohl deren Schöpfer schon Jahrhunderte tot ist, treten wir mit ihm in Kontakt. Es kann sein, dass uns ein Wort aus der Heiligen Schrift aufgeht, das schon mehr als 2000 Jahre alt ist. Hier spielt die dazwischen liegende Zeit keine Rolle.
Wir reagieren dabei mit dem Bereich unserer Persönlichkeit, der nicht an die Zeit gebunden ist. Also ist da etwas, das nicht vergänglich ist. Es ist sogar das Wichtigste und Schönste. Es liegt nicht an der Oberfläche, sondern in der Tiefe unserer Seele. Es wirkt etwas in uns, das wir selbst gar nicht machen. Wir sind dabei äußerst beglückt und erfüllt. So ist es dem französischen Philosophen Blaise Pascal ergangen. Gegen Ende seines Lebens hatte er in der Nacht ein Erlebnis, das ihn zuinnerst getroffen und gewandelt hat. Es war ihm so wichtig, dass er es sofort aufschrieb und in seinen Rock einnähte. Es lautet: „Feuer. Gott Abrahams, Gott Isaaks, Gott Jakobs, nicht der Gott der Philosophen und der Gelehrten. Gewissheit, Freude, Friede. Gott Jesus Christi ..... Tränen der Freude..."
Er ist in diesem Augenblick so erschüttert und hingerissen, dass er an eine ferne Zukunft gar nicht denkt. Er ist voll und ganz im Hier und Jetzt. Er steht in diesem Moment im ewigen Leben. Er ist von Gott unmittelbar berührt. Für uns heißt das: Was mit „ewig" gemeint ist, liegt in der Tiefe und nicht in der Zukunft, in der Dichte, in der Intensität, im Erfüllt - und Ergriffen sein des Augenblicks.
Die Botschaft vom ewigen Leben ist so verstanden gar nicht so weit weg von der Einstellung des modernen Menschen, dem das Hier und Jetzt lieber ist als eine ferne Zukunft. Der Unterschied ist allerdings, ob man dieses Hier und Jetzt in der Ablenkung und in oberflächlichen Bedürfnissen sucht oder in der Tiefe des Herzens. Dort liegt die größte Kostbarkeit bereit, der Keim der unbegrenzten Entfaltung, der göttliche Funke, der zu einem großen Feuer erwacht. Wir tragen das Bild Gottes in uns, das erfahrbar werden möchte. Das meint Jesus, wenn er von den Söhnen und Töchtern Gottes spricht, zu denen wir gewandelt werden. Die Hoffnung auf die Ewigkeit -richtig verstanden- bedeutet keine Einschränkung, keine Einengung und Verkümmerung unseres Lebens, sondern die Entscheidung dafür, dass wir schon jetzt so nach und nach zu einem neuen, intensiveren Dasein erwachen, zur Fülle des Lebens, zu einem Augenblick, der nie vergeht.
Vor dem Grab seines Freundes Lazarus sagt Jesus zu dessen Schwester: „Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben" (Joh 11,25).Stellen wir einmal Skepsis und Zweifel für einen Moment zurück und lassen die Sätze einmal ungefiltert auf uns wirken. Wenn uns das gelingt, werden wir unser Dasein von einer ganz anderen Perspektive betrachten. Wir werden etwas entdecken, das nicht mehr überboten werden kann und das manches in unserem Leben umkehrt. Wir werden den tod mit anderen Augen sehen.
Glaubensbekenntnis
Fürbitten: Im Jahreskreis
ZUR EUCHARISTIEFEIER „Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott": mit dem Psalmwort spreche ich mich selber aus, strecke mich aus nach erfülltem Leben im Licht seines Angesichts. Mein ganzes Dasein hängt an diesem Dürsten nach dem lebendigen Gott.
GABENGEBET
Gott, unser Vater,
nimm unsere Opfergaben gnädig an
und gib, dass wir mit gläubigem Herzen
das Leidensgeheimnis deines Sohnes feiern,
der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.

Präfationen für die Sonntage im Jahreskreis
KOMMUNIONVERS Ps 23 (22), 1-2
Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen.
Er lässt mich lagern auf grünen Auen
und führt mich zum Ruheplatz am Wasser.
Oder: Vgl. Lk 24, 35
Die Jünger erkannten den Herrn Jesus,
als er das Brot brach.
SCHLUSSGEBET
Wir danken dir, gütiger Gott,
für die heilige Gabe,
in der wir die Kraft von oben empfangen.
Erhalte in uns deinen Geist
und lass uns dir stets aufrichtig dienen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
FÜR DEN TAG UND DIE WOCHE
Der Sinn Die Welt und das Leben sind geschaffen. Sie genügen dem Menschen nicht. Unsere Seele ist unruhig, bis sie in Gott ruht. - Der christliche Glaube und die aus ihm wachsende Hoffnung sind mehr als ein bloßes Wissen, wie es um den Sinn bestellt ist; sie sind bereits Teilnahme am neuen Leben. Durch die Gemeinschaft mit Christus hat für den Glaubenden die Zukunft schon begonnen. „Ich lebe", ruft uns der Menschensohn zu, und: „Auch ihr sollt leben". (Georg Moser)

 

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