Siebter Oster-Sonntag 01.06.2025

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EröffnungsversPs 27 (26), 7-9

Vernimm, o Herr, mein lautes Rufen;
sei mir gnädig und erhöre mich!
Mein Herz denkt an dein Wort: „Sucht mein Angesicht!"
Dein Angesicht, Herr, will ich suchen.
Verbirg nicht dein Gesicht vor mir! Halleluja.

Ehre sei Gott, S. 365 f.
Tagesgebet

Allmächtiger Gott,
wir bekennen, dass unser Erlöser - bei dir in deiner Herrlichkeit ist.
Erhöre unser Rufen
und lass uns erfahren,
dass er alle Tage bis zum Ende der Welt
bei uns bleibt, wie er uns verheißen hat.
Er, der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.

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Erste LesungApg 7, 55-60

Ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen

Lesung
aus der Apostelgeschichte.

In jenen Tagen
55 blickte Stéphanus, erfüllt vom Heiligen Geist,
zum Himmel empor,
sah die Herrlichkeit Gottes
und Jesus zur Rechten Gottes stehen
56und rief:
Siehe, ich sehe den Himmel offen
und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen.
57Da erhoben sie ein lautes Geschrei,
hielten sich die Ohren zu,
stürmten einmütig auf ihn los,
58trieben ihn zur Stadt hinaus und steinigten ihn.
Die Zeugen legten ihre Kleider
zu Füßen eines jungen Mannes nieder, der Saulus hieß.
59So steinigten sie Stéphanus;
er aber betete
und rief: Herr Jesus, nimm meinen Geist auf!
60Dann sank er in die Knie
und schrie laut:
Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an!
Nach diesen Worten starb er.
AntwortpsalmPs 97 (96), 1-2.6-7.9 u. 12 (Kv: 1a u. 9a)

Kv Der Herr ist König,GL 52,1
er ist der Höchste über der ganzen Erde. - Kv

Oder: Kv Halleluja. - Kv
1Der Herr ist König. Es juble die Erde! *
Freuen sollen sich die vielen Inseln.
2Rings um ihn her sind Wolken und Dunkel, *
Gerechtigkeit und Recht sind die Stützen seines Thrones. - (Kv)
6Seine Gerechtigkeit verkünden die Himmel, *
seine Herrlichkeit schauen alle Völker.
7Alle, die Bildern dienen, werden zuschanden, /
die sich der Götzen rühmen. *
Vor ihm werfen sich alle Götter nieder. - (Kv)
9Denn du, Herr, bist der Höchste über der ganzen Erde, *
hoch erhaben bist du über alle Götter.
12Freut euch am Herrn, ihr Gerechten, *
dankt seinem heiligen Namen! - Kv.

Zweite LesungOffb 22, 12-14.16-17.20

Komm, Herr Jesus!

Lesung
aus der Offenbarung des Johannes.

Ich, Johannes, hörte eine Stimme, die zu mir sprach:
12Siehe, ich komme bald
und mit mir bringe ich den Lohn
und ich werde jedem geben,
was seinem Werk entspricht.
13Ich bin das Alpha und das Ómega,
der Erste und der Letzte,
der Anfang und das Ende.
14Selig, die ihre Gewänder waschen:
Sie haben Anteil am Baum des Lebens
und sie werden durch die Tore in die Stadt eintreten können.
16Ich, Jesus, habe meinen Engel gesandt
als Zeugen für das, was die Gemeinden betrifft.
Ich bin die Wurzel und der Stamm Davids,
der strahlende Morgenstern.
17Der Geist und die Braut aber sagen: Komm!
Wer hört, der rufe: Komm!
Wer durstig ist, der komme!
Wer will, empfange unentgeltlich das Wasser des Lebens!
20Er, der dies bezeugt, spricht:
Ja, ich komme bald. -
Amen.
Komm, Herr Jesus!
Ruf vor dem EvangeliumVers: vgl. Joh 14, 18; 16, 22b

Halleluja. Halleluja.
(So spricht der Herr:)
Ich lasse euch nicht als Waisen zurück.
Ich komme zu euch. Dann wird euer Herz sich freuen.
Halleluja.

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EvangeliumJoh 17, 20-26

Sie sollen eins sein, wie wir eins sind: Sie sollen vollendet sein in der Einheit

Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes.

20In jener Zeit erhob Jesus seine Augen zum Himmel
und betete:
Heiliger Vater, ich bitte nicht nur für diese hier,
sondern auch für alle, die durch ihr Wort an mich glauben.
21Alle sollen eins sein:
Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin,
sollen auch sie in uns sein,
damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast.
22Und ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben,
die du mir gegeben hast,
damit sie eins sind, wie wir eins sind,
23ich in ihnen und du in mir.
So sollen sie vollendet sein in der Einheit,
damit die Welt erkennt,
dass du mich gesandt hast
und sie ebenso geliebt hast, wie du mich geliebt hast.
24Vater, ich will, dass alle, die du mir gegeben hast,
dort bei mir sind, wo ich bin.
Sie sollen meine Herrlichkeit sehen,
die du mir gegeben hast,
weil du mich schon geliebt hast vor Grundlegung der Welt.
25Gerechter Vater, die Welt hat dich nicht erkannt,
ich aber habe dich erkannt
und sie haben erkannt, dass du mich gesandt hast.
26Ich habe ihnen deinen Namen kundgetan
und werde ihn kundtun,
damit die Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen ist
und ich in ihnen bin.

Die große Sehnsucht

Die Abschiedsrede Jesu nähert sich dem Ende. Darin spricht er noch einmal aus, was sein innerstes Anliegen ist: „Alle sollen eins sein! (Joh 17,21) In der Apostelgeschichte heißt es von den ersten Christen: „Sie waren ein Herz und eine Seele" (Apg 4,32). Was anscheinend nur für eine kleine, auserwählte Gruppe galt, ist das Grundanliegen der Menschen gerade unserer Zeit. Es geht um das Zusammensein, wo immer Menschen sind: in einem Land, wo Fremde auf uns stoßen, in den Familien,  in religiösen Gemeinschaften oder in ganz persönlichen Beziehungen, die in der modernen Großstadtkultur immer weniger gelingen.

Die Liebe, nach der sich alle sehnen

Man wird dem Problem gerechter, wenn man von einer Not und Unfähigkeit im Zusammenleben spricht als von einem verkommenen, moralischen Verhalten. Hinter allem dürfen wir die Sehnsucht nach Liebe sehen. Sie wird in Tausend Varianten uns ständig vor Augen geführt. In keinem Film und in keinem Theaterstück darf dieses Thema fehlen, ein Zeichen dafür, wie sehr es die Menschen bewegt. Bei vielen ist es ein beständiges Auf und Ab, zwischen Erfüllung und Enttäuschung, zwischen Nähe und Einsamkeit. Ob nun in ehelichen oder nichtehelichen Partnerschaften oder in kirchlichen Gruppen und Gemeinschaften, es tun sich zu oft unüberwindbare Barrieren auf, um sich tiefer und umfassender zu verstehen. Weil das Thema so zentral ist und das Schicksal so vieler bestimmt, hat es Jesus zum Inhalt seiner Abschiedsrede und seines letzten Gebets gemacht. Damit hängt engstens zusammen, was wir gewöhnlich Heil und Erlösung nennen.

Die neuen Jünger Christi

Ein Beispiel aus der Geschichte, wie es sein könnte, ist das Leben der ersten Brüder des heiligen Franziskus. Dazu lesen wir: 
„Von welcher Liebesglut waren die neuen Jünger Christi entflammt! ...Voll Sehnsucht suchten sie zusammenzukommen, umso größer war ihre Freude, zusammen zu sein. schwer war dagegen die Trennung von einander, deshalb waren sie überall voll Zuversicht, von keiner Furcht befangen, von keiner Sorge zerstreut, und ohne Besorgnis sahen sie dem morgigen Tag entgegen....Bei all dem trachteten sie nach Frieden und Verträglichkeit mit allen, handelten immer lauter und friedfertig und gaben sich die größte Mühe, alles Ärgernis zu vermeiden....Kein Neid, keine Bosheit, kein Groll, kein Widerspruch, kein Argwohn, keine Bitterkeit hatte bei ihnen Platz, vielmehr wohnten große Eintracht, dauernder Friede, Danksagung und Lobgesang bei ihnen".

Das neue Lebensgefühl

Man könnte die Grundstimmung der ersten Gemeinschaft so zusammenfassen: Es ist ein neues Lebensgefühl. Es ist eine innere Gestimmtheit, die heute gesucht wird, die stärker, dichter, lebendiger und echter ist als der bisherige ausgehöhlte, langweilige, geistlose Alltag. Gemeint ist mehr als eine gute Laune. Das Zusammensein fällt leichter, ist anziehend und nicht mühsam. Es herrscht nicht mehr die Angst, entwertet, übergangen oder übervorteilt zu werden. Das Reden miteinander fällt leicht und ist angenehm. Man freut sich auf jede Begegnung. Man muss nicht jedes Wort abwägen. In der Schilderung des franziskanischen Ursprungs finden wir, wovon viele träumen: eine Atmosphäre, wo man einander versteht und verstanden wird, wo man sich geborgen und aufgehoben fühlt, wo man in lebendigem, spontanen Austausch bereichert wird. Es braucht Gleichgesinnte, welche dieselbe Wellenlänge und dieselben mühsam erkämpften Wertvorstellungen und Ziele haben. Es kommt dem nahe, was Jesus mit dem einen Satz ausdrückt: „Sie sollen eins sein, wie du Vater in mir bist und ich in dir bin" (Joh 17,21).

Der gemeinsame Punkt

Wenn Jesus mit einem Gebet seine Sorge um die Einheit aller zum Ausdruck bringt, heißt das als erstes: Man kann sie nicht nach Plan wie eine Ware herstellen, auch nicht mit geschickten psychologischen Anleitungen. Bei allem guten Willen, bei allem klugen Verhalten ist die Einheit, nach der man sich sehnt, ein Geschenk. Sie ereignet sich nur dann, wenn wir für innere Vorgänge achtsam und aufnahmebereit sind. Dann kann sich etwas Neues in uns und zwischen uns bilden. Wie das geschieht, hat Jesus aufgezeigt. Von ihm wird berichtet, dass sich einmal während des Gebets sein Aussehen veränderte und sein Gesicht wie die Sonne leuchtete. Er hat einen Raum geöffnet, von dem die Jünger nur sagen konnten: Hier ist gut sein. Wir wollen Hütten bauen und hier bleiben! (Vgl. Mt 17,4) Es ist die Verbindung mit dem Punkt, den Jesus mit dem rätselhaften Wort „Vater" ausdrückt. Gemeint sind der Grund seiner Seele und der Urgrund der Welt, an den er angeschlossen und mit dem er eins geworden ist. Als die Jünger in die Atmosphäre Jesu eingetaucht werden, haben sie ähnlich wie ihr Meister den Anschluss an diesen Punkt, die Mitte der Welt erfahren. Es ist der Grund, der allen gemeinsam ist, der alle trägt und alle inspiriert. Wahrscheinlich hat Jesus diesen Vorgang im Auge, wenn er sagt: „Ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast, damit sie eins seien" (Joh 17,22).

Der Glanz, der von selbst leuchtet

Menschen, die den Glauben an Jesus auf dieser Ebene entdeckt haben, empfinden seitdem ihr Leben als umfassender, tiefgründiger, sinnvoller und heller. Es ist ein Glanz, der von selbst leuchtet und auf andere anziehend wirkt. Sie beschreiben es als Stimmig sein mit sich selbst. Die Angst vor der Zukunft, vor Vereinsamung, vor dem Verschwinden des Lebens hat ihre bedrängende Macht verloren. Sie haben das Gefühl, an eine große Kraft angeschlossen zu sein, welche das für sie tut, was sie selbst nicht tun können.
Der Weg zum andern geht über den Punkt in uns, wo jeder Bild Gottes und ganz er selbst ist. Dies bedeutet zugleich aus einer gemeinsamen Mitte heraus zu fühlen und zu denken. Damit öffnet sich das Feld des Vertrauens. Sobald wir einander in der Tiefe des Herzens berühren, kommen wir der großen Vision von der Einheit aller näher.

 

Glaubensbekenntnis, S. 368 ff.

Fürbitten vgl. S. 809 ff.

Zur Eucharistiefeier Jesus, ich danke dir, dass ich jetzt schon Gemeinschaft mit dir und dem Vater im Heiligen Geist haben darf. Eines Tages darf ich im Himmel sein und dich mit allen Engeln und Heiligen anbeten. Aber ich will es auch hier und jetzt schon tun. Danke, dass ich in deiner Gegenwart leben darf.
Gabengebet

Herr und Gott,
nimm die Gebete und Opfergaben
deiner Gläubigen an.
Lass uns diese heilige Feier
mit ganzer Hingabe begehen,
damit wir einst das Leben
in der Herrlichkeit des Himmels erlangen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

Präfationen von Christi Himmelfahrt, S. 417 f.
KommunionversVgl. Joh 17, 22

Ich bitte dich, Vater, lass sie eins sein,
wie wir eins sind. Halleluja.
Schlussgebet

Erhöre uns, Gott, unser Heil,
und schenke uns die feste Zuversicht,
dass durch die Feier der heiligen Geheimnisse
die ganze Kirche jene Vollendung erlangen wird,
die Christus, ihr Haupt,
in deiner Herrlichkeit schon besitzt,
der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.


Für den Tag und die Woche

Das ganze Leben Jesu war ein Zeugnisgeben von der Liebe seines Vaters im Himmel. Jesus ruft alle, die ihm nachfolgen, auf, dieses Zeugnis in seinem Namen weiterzutragen. Als Getaufte und Glaubende sind wir in diese Welt gesandt, um sichtbare Zeichen der bedingungslosen Liebe Gottes zu den Menschen zu sein. Deshalb werden wir nicht zuerst danach gerichtet werden, was wir sagen, sondern danach, wie wir leben ...
In einer von Rivalität, Angst, Hass und Feindschaft gespaltenen Welt haben wir das Privileg und die Berufung, lebendige Zeichen seiner Liebe zu sein, die alle Spaltungen überbrücken und alle Wunden heilen kann. (Henri Nouwen)