Vierter Adventssonntag B 24.12.2024
Eröffnungsvers
Vgl. Jes 45, 8
Tauet, ihr Himmel, von oben!
Ihr Wolken, regnet herab den Gerechten!
Tu dich auf, o Erde, und sprosse den Heiland hervor!
Tagesgebet
Allmächtiger Gott,
gieße deine Gnade in unsere Herzen ein.
Durch die Botschaft des Engels
haben wir die Menschwerdung Christi,
deines Sohnes, erkannt.
Führe uns durch sein Leiden und Kreuz
zur Herrlichkeit der Auferstehung.
Darum bitten wir durch ihn, Jesus Christus.
Erste Lesung
2 Sam 7, 1-5.8b-12.14a.16
Dein Haus und dein Königtum sollen durch mich auf ewig bestehen bleiben
Lesung aus dem zweiten Buch Samuel
1In jenen Tagen als König David in seinem Haus wohnte und der Herr ihm Ruhe vor allen seinen Feinden ringsum verschafft hatte,
2sagte er zu dem Propheten Natan: Ich wohne in einem Haus aus Zedernholz, die Lade Gottes aber wohnt in einem Zelt.
3Natan antwortete dem König: Geh nur und tu alles, was du im Sinn hast; denn der Herr ist mit dir.
4Aber in jener Nacht erging das Wort des Herrn an Natan:
5Geh zu meinem Knecht David, und sag zu ihm: So spricht der Herr: Du willst mir ein Haus bauen, damit ich darin wohne?
8bIch habe dich von der Weide und von der Herde weggeholt, damit du Fürst über mein Volk Israel wirst,
9und ich bin überall mit dir gewesen, wohin du auch gegangen bist. Ich habe alle deine Feinde vor deinen Augen vernichtet, und ich will dir einen großen Namen machen, der dem Namen der Großen auf der Erde gleich ist.
10Ich will meinem Volk Israel einen Platz zuweisen und es einpflanzen, damit es an seinem Ort sicher wohnen kann und sich nicht mehr ängstigen muss und schlechte Menschen es nicht mehr unterdrücken wie früher
11und auch von dem Tag an, an dem ich Richter in meinem Volk Israel eingesetzt habe. Ich verschaffe dir Ruhe vor allen deinen Feinden. Nun verkündet dir der Herr, dass der Herr dir ein Haus bauen wird.
12Wenn deine Tage erfüllt sind und du dich zu deinen Vätern legst, werde ich deinen leiblichen Sohn als deinen Nachfolger einsetzen und seinem Königtum Bestand verleihen.
14aIch will für ihn Vater sein, und er wird für mich Sohn sein.
16Dein Haus und dein Königtum sollen durch mich auf ewig bestehen bleiben; dein Thron soll auf ewig Bestand haben.
Antwortpsalm
Ps 89 (88), 2-3.20a u. 4-5.27 u. 29 (R: 2a)
R Von den Taten deiner Huld, o Herr, will ich ewig singen. - R
(GL neu 60, 1)
2
Von den Taten deiner Huld, Herr, will ich ewig singen,
bis zum fernsten Geschlecht laut deine Treue verkünden.
VI. Ton
3
Denn ich bekenne: Deine Huld besteht für immer und ewig;
deine Treue steht fest im Himmel. - (R)
20a
Einst hast du in einer Vision zu deinen Frommen gesprochen:
4
„Ich habe einen Bund geschlossen mit meinem Erwählten
und David, meinem Knecht, geschworen:
5
Deinem Haus gebe ich auf ewig Bestand,
und von Geschlecht zu Geschlecht richte ich deinen Thron auf. - (R)
27
Er wird zu mir rufen: Mein Vater bist du,
mein Gott, der Fels meines Heiles.
29
Auf ewig werde ich ihm meine Huld bewahren,
mein Bund mit ihm bleibt allzeit bestehen."
R Von den Taten deiner Huld, o Herr, will ich ewig singen.
2. Lesung
Röm 16, 25-27
Das Geheimnis, das seit ewigen Zeiten unausgesprochen war, wurde jetzt offenbar
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Römer
25Ehre sei dem, der die Macht hat, euch Kraft zu geben - gemäß meinem Evangelium und der Botschaft von Jesus Christus, gemäß der Offenbarung jenes Geheimnisses, das seit ewigen Zeiten unausgesprochen war,
26jetzt aber nach dem Willen des ewigen Gottes offenbart und durch prophetische Schriften kundgemacht wurde, um alle Heiden zum Gehorsam des Glaubens zu führen.
27Ihm, dem einen, weisen Gott, sei Ehre durch Jesus Christus in alle Ewigkeit! Amen.
Ruf vor dem Evangelium
Vers: vgl. Lk 1, 38
Halleluja. Halleluja.
Maria sagte:
Siehe, ich bin die Magd des Herrn;
mir geschehe nach deinem Wort.
Halleluja.
.
Evangelium Lk 1, 26-38
Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas
26Im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazaret
27zu einer Jungfrau gesandt. Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt, der aus dem Haus David stammte. Der Name der Jungfrau war Maria.
28Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir.
29Sie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe.
30Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden.
31Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären: dem sollst du den Namen Jesus geben.
32Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben.
33Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen, und seine Herrschaft wird kein Ende haben.
34Maria sagte zu dem Engel: Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?
35Der Engel antwortete ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden.
36Auch Elisabet, deine Verwandte, hat noch in ihrem Alter einen Sohn empfangen; obwohl sie als unfruchtbar galt, ist sie jetzt schon im sechsten Monat.
37Denn für Gott ist nichts unmöglich.
38Da sagte Maria: Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast. Danach verließ sie der Engel.
Der Engel, der Menschen verwandelt
Die Szene mit Maria und dem Engel ist uns als Maria Verkündigung vertraut und doch so fremd. Es wird uns gesagt: Es ist der Augenblick, in dem Gott Mensch wird. Aber wissen wir jetzt mehr über Gott? Was bedeutet es , dass Gott Mensch wird?
Wir denken dabei meist an die Heiligen, die uns als groß und wunderbar geschildert werden, aber auch unerreichbar erscheinen. Doch sie waren ganz normale Menschen wie du und ich, bevor ihr Leben eine andere Richtung nahm. Am meisten interessiert, was sie dazu veranlasst hat. Es war nicht so, dass sie das Evangelium lasen, von heut auf morgen einen guten Vorsatz fassten und dann alles verließen. Es waren vielmehr Vorgänge in ihrem Innern so beeindruckend, überwältigend und schön , dass sie aus den gewohnten Gleisen geworfen wurden.
Auf diesem Hintergrund könnten wir eine Spur entdecken, die uns das geschilderte
Ereignis vom Engel Gabriel, von der Jungfrau Maria, vom Herrscher auf dem Thron Davids etwas näher bringt.
Franziskus- der Engel der heiligen Klara
Zur Szene in Nazareth finden wir eine Parallele in der Geschichte des heiligen Franziskus und der heiligen Klara.
Wer wüsste noch den Namen einer Chiara Offreduccio aus einer Stadt des 13.Jahrhunderts, wäre sie nicht Francesco Bernardone begegnet? Dieser junge Mann aus demselben Ort tritt wie ein „Engel" in ihren Lebensraum und löst in ihr etwas so Mächtiges und Schönes aus, dass sie das Haus ihres reichen Vaters verlässt und nur mehr dem entdeckten Weg folgt. Ihr Leben bekommt einen völlig neuen Inhalt.
Es ist die Liebe, die in ihr erwacht, die menschlich ist und doch anders, mehr als menschlich. Sie hat wohl -so dürfen wir annehmen- in der Begegnung mit diesem Mann eine seelische Tiefe ausgelotet, die eine erotische Nähe und deren Verlangen weit zurück lässt. Es muss ein Glück gewesen sein, das den Gedanken, ein normales bürgerliches -adeliges Dasein mit dem jungen Mann zu teilen, gar nicht aufkommen ließ. Der Rahmen dafür wäre zu eng gewesen.Es brannte in ihr ein Feuer, das sie immer mehr antrieb, es zu nähren und noch mehr auflodern zulassen. Dies war wohl der Sinn ihres Lebens in vollkommener Armut mit allen Entbehrungen. Wir dürfen annehmen, dass sie den Gruß des Engels an Maria, "Du bist voll der Gnade" an sich selbst gerichtet weiß. Die Gnade Gottes ist für sie kein leerer Begriff, sondern konkretes Erleben, das ihr die endgültige Ausrichtung gibt. Vorausgegangen war, dass sich in Franziskus, der ihr zum Engel geworden war, Ähnliches ereignet hatte. Wir dürfen an jene Szene denken, wo er auf dem nächtlichen Nachhauseweg plötzlich stehen bleibt und nicht mehr weitergehen kann, weil Gott ihn berührt hat. Es geht in ihm etwas vor, so gewaltig, dass ihm die Glieder versagen und er kein Wort mehr hervorbringt. Wir dürfen uns an die Stelle im Evangelium erinnern: „Maria erschrak über diese Anrede" (Lk1, 29). Es ist ein Ereignis, das den gewohnten Rahmen des Denkens aufbricht. Das göttliche Feuer von Franziskus und Klara Die Legende hat das, was in den beiden Heiligen brannte, in einem sehr anschaulichen Bild dargestellt. Als Franziskus und Klara im Gespräch über die Gnade Gottes vertieft sind, war es den Bewohnern von Assisi, als stünde das Haus, in dem sie sich aufhielten, und der Wald rings um in Flammen. Sie kamen eilends, um zu löschen. Es war aber kein normales, sondern ein göttliches Feuer, heißt es in der Erzählung. Es mag unbegründet klingen, wenn wir beim Bild des „göttlichen Feuers" das Wort von der Jungfrau Maria aufgreifen. Wir lesen im Text „Der Engel wurde zu einer Jungfrau gesandt..... Der Name der Jungfrau war Maria (Lk1, 26). Der Begriff "Jungfrau" lässt vielleicht an Einschränkung und Leibfeindlichkeit denken, an emotionale Kälte, an unzugängliche Personen, die dem Leben nicht trauen. Soll diese Einstellung auch noch eine Tugend sein? Der Einwand ist berechtigt, wenn man unter jungfräulichem Leben den bloßen Verzicht versteht. Dann wäre es ein entscheidender Einschnitt in die Lebensqualität. Nach den Berichten ist aber das, was Klara und Franziskus leben, nicht Mangel, sondern genau das Gegenteil, eine Steigerung und Erfüllung in höchstem Maß. Weil ein anderes, stärkeres Feuer in ihnen brennt, hat das Feuer der Sexualität im üblichen Sinn seine Bedeutung und seine Forderungen verloren.Dafür spricht die Ausstrahlung, die von beiden ausgeht. Betrachtet man die Verbreitung des Ordens in alle Länder der damaligen Welt, die geistigen und spirituellen Größen, die vom Geist der Heiligen aus Assisi angezogen wurden, und auch die gewaltigen Kirchenbauten mit dem Namen des Heiligen, scheint es, als hätte Franziskus eine Lawine losgetreten. Die ganz andere Herrschaft
Es muss in ihm eine Kraft gewesen sein, welche die Strömung der Zeit wesentlich mitbestimmte.
Diese Tatsache kann uns helfen, eine sehr rätselhafte Stelle im heutigen Evangelium zu verstehen. Gemeint ist die Herrschaft, welche mit dem Namen des Königs David verbunden ist und dem verheißenen Sohn gegeben werden soll. Nichts ist uns ferner als ein Herrscher, der vor dreitausend Jahren gelebt hat und dazu noch in einem Land, das nicht das unsrige ist. Was sollen wir mit einer Verheißung, die sich nie erfüllt hat? Weiterführen kann uns jene Szene, in der Jesus nach der Auferstehung von seinen Jüngern gefragt wird, ob er in dieser Zeit das Reich Israel wieder herstellen werde. Das würde bedeuten, dass der uralte Traum von einer politischen Macht, die in der Verheißung an Maria anklingt, in Erfüllung ginge. Die Dynamik von oben Er verweigert die Auskunft und verweist sie auf die Kraft des Heiligen Geistes, mit der sie seine Zeugen in allen Ländern sein werden. Es klingt zunächst wie ein schwacher Trost für alle, die etwas Greifbares und Sichtbares erwarten. In Wirklichkeit ist die Kraft des Heiligen Geistes nicht weniger wirksam, aber von ganz anderer Art als die Faszination einer nationalen Größe. Kraft heißt im Griechischen, in der Sprache der Heiligen Schrift, dynamis.Davon kommen die Wörter „Dynamik" und „Dynamit". Genau diese Bezeichnungen führen zu dem, was mit "Kraft des Heiligen Geistes" gemeint ist. Es geht um eine Dynamik, welche die Herzen bewegt und die Menschen von innen her in ihrem Denken, ihren Interessen und ihrem Verhalten verändert.Es ist eine Herrschaft, welche anderen nicht den fremden Willen aufzwingt, sondern sie zu ihrem Ureigensten hinführt.Bei der Pfingstrede des Petrus heißt es wörtlich. Den Zuhörern „zerstach es ihr Herz" (Apg 2,37). Sie waren zutiefst betroffen und erschüttert.Genau damit beginnt eine totale Wandlung, der Gefühle und des Verhaltens, aber in völliger Freiheit. Es ist das Reich Gottes, das im Innern beginnt wie beim heiligen Franziskus, der heiligen Klara und bei ungezählten und unbekannten anderen.Es ist stärker als die Strömung der Zeit. Es ist das Licht, das mächtiger ist als die Finsternis.Gott beginnt Mensch zu werden nicht nur im Haus in Nazareth, ebenso in den tiefsten und edelsten Räumen jedes Herzens, das von der Kraft des Höchsten getroffen wird. Glaubensbekenntnis
Fürbitten: Advent
Zur Eucharistiefeier Gottes Wort und Gottes Geist stehen am Anfang der neuen Schöpfung. Wenn wir, wie Maria, dem Wort Gottes Raum geben in unserem Leben, wird der Geist Gottes auch uns erfüllen und heiligen. Das Sakrament, das wir empfangen, ist dafür das große, mächtige Zeichen.
Gabengebet
Herr, unser Gott,
wir legen die Gaben auf den Altar.
Heilige sie durch deinen Geist,
der mit seiner Kraft
die Jungfrau Maria überschattet hat.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Präfationen vom Advent
Kommunionvers
Jes 7, 14
Seht, die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären.
Sein Name ist Immanuel, Gott mit uns.
Schlussgebet
Allmächtiger Gott,
du hast uns in diesem Mahl das Heil zugesagt
und uns schon jetzt Anteil daran gegeben.
Lass uns das Kommen deines Sohnes in Freude erwarten
und mache uns umso eifriger in deinem Dienst,
je näher das Fest seiner Geburt heranrückt.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Für den Tag und die Woche
Wozu auf den warten, der schon gekommen ist? Ist der Advent nicht ein Abschnitt des Kirchenjahres „als ob"? Ein unaufrichtiges Vormachen, ein alljährliches Kinderspiel? „Nein, denn er ist in dir noch nicht wieder geboren. Und du bist neu. Du bist anders als vor einem Jahr. Du siehst anders als vor einem Jahr. Du hörst anders als vor einem Jahr. Du denkst anders als vor einem Jahr. Er muss in dir neu geboren werden." (Mieczyslaw Malinski)