HEILIGE NACHT
ERÖFFNUNGSVERS PS 2, 7
Freut euch im Herrn,
heute ist uns der Heiland geboren.
Heute ist der wahre Friede vom Himmel herabgestiegen.
Ehre sei Gott
TAGESGEBET
Herr, unser Gott,
in dieser hochheiligen Nacht
ist uns das wahre Licht aufgestrahlt.
Lass uns dieses Geheimnis
im Glauben erfassen und bewahren,
bis wir im Himmel
den unverhüllten Glanz deiner Herrlichkeit schauen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
ZUR 1. LESUNG Einem verwüsteten Land, einem verängstigten Volk kündigt der Prophet (um 730 v. Chr.) eine Zukunft an, in der es Gerechtigkeit, Frieden und Freude gibt. Jetzt schon leuchtet ein Licht in die Finsternis herein: die Geburt des königlichen Kindes, des Retters. Übergroße Namen und Eigenschaften werden ihm zugesprochen; der Blick weitet sich: In dem neugeborenen Kind liegt die Hoffnung der Menschheit beschlossen.
ERSTE LESUNG JES 9, 1-6
Ein Sohn wurde uns geschenkt; man rief seinen Namen aus:
Fürst des Friedens
Lesung aus dem Buch Jesája.
1Das Volk, das in der Finsternis ging,
sah ein helles Licht;
über denen, die im Land des Todesschattens wohnten,
strahlte ein Licht auf.
2Du mehrtest die Nation,
schenktest ihr große Freude.
Man freute sich vor deinem Angesicht,
wie man sich freut bei der Ernte,
wie man jubelt, wenn Beute verteilt wird.
3Denn sein drückendes Joch
und den Stab auf seiner Schulter,
den Stock seines Antreibers zerbrachst du
wie am Tag von Mídian.
4Jeder Stiefel, der dröhnend daherstampft,
jeder Mantel, im Blut gewälzt, wird verbrannt,
wird ein Fraß des Feuers.
5Denn ein Kind wurde uns geboren,
ein Sohn wurde uns geschenkt.
Die Herrschaft wurde auf seine Schulter gelegt.
Man rief seinen Namen aus:
Wunderbarer Ratgeber, Starker Gott,
Vater in Ewigkeit, Fürst des Friedens.
6Die große Herrschaft
und der Frieden sind ohne Ende
auf dem Thron Davids und in seinem Königreich,
es zu festigen und zu stützen durch Recht und Gerechtigkeit,
von jetzt an bis in Ewigkeit.
Der Eifer des HERRN der Heerscharen
wird das vollbringen.
ANTWORTPSALM PS 96 (95), 1-2.3 U. 11.12-13A (KV: VGL. LK 2, 11)
Kv Heute ist uns der Heiland geboren:GL 635,3
Christus, der Herr. - Kv
1Singet dem HERRN ein neues Lied, *
singt dem HERRN, alle Lande,
2singt dem HERRN, preist seinen Namen! *
Verkündet sein Heil von Tag zu Tag! - (Kv)
3Erzählt bei den Nationen von seiner Herrlichkeit, *
bei allen Völkern von seinen Wundern!
11Der Himmel freue sich, die Erde frohlocke, *
es brause das Meer und seine Fülle. - (Kv)
12Es jauchze die Flur und was auf ihr wächst. *
Jubeln sollen alle Bäume des Waldes
13avor dem HERRN, denn er kommt, *
denn er kommt, um die Erde zu richten. - Kv
ZUR 2. LESUNG Gottes Wort ist hörbar, seine Gnade ist sichtbar geworden: im Sohn, der geboren wurde und gestorben ist für uns. Zwischen der ersten Ankunft Christi und der Offenbarung seiner Herrlichkeit läuft die Zeit der Geschichte und die unseres eigenen Lebens. Es ist eine Zeit der Hoffnung und der Bewährung.
ZWEITE LESUNG TIT 2, 11-14
Die Gnade Gottes ist erschienen, um alle Menschen zu retten
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an Titus.
11Die Gnade Gottes ist erschienen,
um alle Menschen zu retten.
12Sie erzieht uns dazu,
uns von der Gottlosigkeit
und den irdischen Begierden loszusagen
und besonnen, gerecht und fromm in dieser Welt zu leben,
13während wir auf die selige Erfüllung unserer Hoffnung warten:
auf das Erscheinen der Herrlichkeit
unseres großen Gottes und Retters Christus Jesus.
14Er hat sich für uns hingegeben,
damit er uns von aller Ungerechtigkeit erlöse
und für sich ein auserlesenes Volk schaffe,
das voll Eifer danach strebt, das Gute zu tun.
RUF VOR DEM EVANGELIUMVERS: VGL. LK 2, 10-11
Halleluja. Halleluja.
Ich verkünde euch eine große Freude:
Heute ist uns der Retter geboren;
er ist der Christus, der Herr.
Halleluja.
ZUM EVANGELIUM Aus Betlehem stammte Isai, der Ahnherr des davidischen Königshauses. Dort wird Jesus, der Sohn Davids, geboren, der Gottessohn, der Messias. Himmel und Erde (Engel und Menschen) huldigen ihm, auch wenn es noch Nacht ist. Das Zeichen seiner Ankunft ist die Armut, die Schwachheit des Kindes.
EVANGELIUM LK 2, 1-14
Heute ist euch der Retter geboren
Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas.
1Es geschah aber in jenen Tagen,
dass Kaiser Augústus den Befehl erließ,
den ganzen Erdkreis in Steuerlisten einzutragen.
2Diese Aufzeichnung war die erste;
damals war Quirínius Statthalter von Syrien.
3Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen.
4So zog auch Josef
von der Stadt Nazaret in Galiläa
hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Betlehem heißt;
denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids.
5Er wollte sich eintragen lassen
mit Maria, seiner Verlobten,
die ein Kind erwartete.
6Es geschah, als sie dort waren,
da erfüllten sich die Tage, dass sie gebären sollte,
7und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen.
Sie wickelte ihn in Windeln
und legte ihn in eine Krippe,
weil in der Herberge kein Platz für sie war.
8In dieser Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld
und hielten Nachtwache bei ihrer Herde.
9Da trat ein Engel des Herrn zu ihnen
und die Herrlichkeit des Herrn umstrahlte sie
und sie fürchteten sich sehr.
10Der Engel sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht,
denn siehe, ich verkünde euch eine große Freude,
die dem ganzen Volk zuteilwerden soll:
11Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren;
er ist der Christus, der Herr.
12Und das soll euch als Zeichen dienen:
Ihr werdet ein Kind finden,
das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt.
13Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer,
das Gott lobte
und sprach:
14Ehre sei Gott in der Höhe
und Friede auf Erden
den Menschen seines Wohlgefallens.
Die Nacht der Wende
Wir feiern eine Nacht, die anders ist als die übrigen des Jahres. Hinter allen Vorbereitungen, Glückwünschen, dem gelungenen Zusammensein in der Familie, bei guten Freunden und dem Dasein in dieser Kirche steht eine Sehnsucht, die wir nicht so recht in Worte fassen können. Es wird gesagt : es sei die Suche nach einem Ort und nach einer Atmosphäre, wo man sich zuhause fühlt und sich freut, einfach weil man da ist und zusammengehört. Darüber hinaus ist da noch eine geheime Erwartung, die uns auch das beste Geschenk nicht erfüllen kann. Man sehnt sich nach etwas, das größer und stärker ist als wir selbst, das einen ergreift, das einen der Banalität und dem Rummel der Geschäfte, ebenso den Sorgen und Plagen des Alltags entreißt. Das ist, so darf man zu recht vermuten, der verborgene Grund dafür, dass wir um diese Zeit die Kirche aufsuchen.
Unsere Hoffnung könnte sogar erfüllt werden, wenn es gelänge, die Botschaft dieser Nacht ganz in uns bis in die letzte Faser des Herzens wirken zu lassen. Nach dem Bericht des Evangeliums öffnet sich eine andere Welt, so überwältigend und schön, dass es die Angesprochenen nicht fassen können. Wir hören: „Da trat ein Engel zu ihnen und die Herrlichkeit Gottes umstrahlte sie."(Lk2,9). Sie fürchten sich, bis der Engel ihnen die Angst nimmt.
Immer dann, wenn in der Heiligen Schrift vom Erscheinen eines Engels die Rede ist, tritt eine Wende im Leben eines Menschen oder eines ganzen Volkes ein . Es beginnt etwas Neues.
Nicht umsonst wird Weihnachten am Wendepunkt der Sonne gefeiert, nach dem die Nächte wieder kürzer werden. Es hat einen tieferen Grund, dass gerade die Messe zur Mitternacht so beliebt ist, wo die Wende zum Tag sich vollzieht.
Wie niemand den Ablauf des Jahres und des Tages in der Hand hat, so stehen auch die Wende- punktedes Lebens nicht zu unserer Verfügung. Ob das große Glück der Liebe gelingt, ob unser Leben erfüllt und fruchtbar wird, ob die Finsternisse unseres Herzens erleuchtet werden, ob der Himmel sich öffnet und uns die Gewissheit zuteilwird: es wird alles gut, gehört zu jenem Bereich unseres Daseins, den wir Gnade nennen, und damit kann das „Geheimnis der Heiligen Nacht" gemeint sein.
Lassen wir einmal die Worte des Engels voll und ganz in uns eindringen: „Heute ist euch der Retter geboren"(Lk2,11).
Es ist der Augenblick, in dem drückende Last abfällt, wo wir uns aufrichten und wieder durchatmen können. Es ist der Moment unseres Lebens, in dem Gott allein die Ehre gebührt und wir nur danken können für alle wunderbare Führung, für alles Große und Schöne.
Dann hören wir: „Der Stock des Antreibers wird zerbrochen" (Jes9,3). Das Bild einer schrecklichen Szene steht uns vor Augen: Kriegsgefangene und Sklaven bei der Arbeit, Hiebe prasseln erbarmungslos nieder, wenn einer aus Erschöpfung nicht mehr weiterkann.
Dieser Stock wird zerbrochen. Er steht für alle Gewalt von außen, die uns unter Druck setzt, uns demütigt und klein macht; für die Zwänge, die ein Leben zermürben und liebendes Miteinander verhindern.
Die Botschaft dieser Nacht lautet: Es einen Stärkeren, der die alten Mächte besiegt und er ist auf unserer Seite. Zu Ende ist alles, was uns Angst macht und nicht leben lässt, was uns ständig in die Enge und in die Hetze treibt.
So dürfen wir die alte Friedenshoffnung verstehen und tief in uns aufnehmen:
„Ein Kind geboren, ein Sohn ist uns geschenkt. Die Herrschaft liegt auf seiner Schulter; man nennt ihn: Wunderbarer, Ratgeber, Starker Gott, Vater in Ewigkeit, Fürst des Friedens"(Jes.9,5).
In uns kann heute die Gewissheit aufsteigen: Gott ist größer als unser Tod und jede Gewalt, die dem Tod in die Hände spielt, größer als Hass und Feindschaft, Enttäuschung und Verzweiflung, Einsamkeit und Leere.
Der Retter ist größer als der Horizont, in dem wir denken, und die Worte, die wir mühsam suchen;
Er ist mächtiger als die Wirrnis der eigenen Sorgen und Ängste;
Wir dürfen heute wenigstens einen Funken jenes großen Ereignisses erhaschen, in dem Gottes Größe sichtbar wird. Wir dürfen unser Leben in diesen großen Rahmen stellen.
Dann ist es, als ob wir nach langen Umwegen und Irrwegen endlich am Ziel angekommen sind.
Glaubensbekenntnis
Zu den Worten hat Fleisch angenommen bzw. empfangen durch den Heiligen Geist knien alle.
Fürbitten
ZUR EUCHARISTIEFEIER Gott, du hast „Ja" gesagt zur Welt und du hast „Ja" gesagt zu mir. Das Kind in der Krippe ist das Zeichen deiner Liebe, genauso wie das Brot auf dem Altar. Ich danke dir, dass das Ja-Wort, das du zu mir sprichst, ein Licht ist, das meine Dunkelheit erleuchtet.
GABENGEBET
Allmächtiger Gott,
in dieser heiligen Nacht
bringen wir dir unsere Gaben dar.
Nimm sie an
und gib, dass wir durch den wunderbaren Tausch
deinem Sohn gleichgestaltet werden,
in dem unsere menschliche Natur
mit deinem göttlichen Wesen vereint ist.
Darum bitten wir durch ihn, Christus, unseren Herrn.
Weihnachtspräfation
In den Hochgebeten I-III eigener Einschub
KOMMUNIONVERS JOH 1, 14
Das Wort ist Fleisch geworden,
und wir haben seine Herrlichkeit geschaut.
SCHLUSSGEBET
Herr, unser Gott,
in der Freude über die Geburt unseres Erlösers
bitten wir dich:
Gib uns die Gnade, ihm unser ganzes Leben zu weihen,
damit wir einst Anteil erhalten
an der ewigen Herrlichkeit deines Sohnes,
der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
EIN MENSCH FÜR MICH
Wie viele kleine Lichter muss Gott uns ausblasen, bis uns das eine Licht aufgeht: die Freude an Gott, meinem Heiland und Retter. Die Freude, dass er herabgekommen ist zu mir, dass er Mensch geworden ist, nicht bloß ein Mensch wie ich, sondern ein Mensch für mich, mein Heiland. (Theo Brüggemann)
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