7.Sonntag im Jahreskreis B Ein ungewöhnlicher Einstieg(Mk 2,1-12)


Eröffnungsvers Ps 13 (12), 6

Herr, ich baue auf deine Huld,
mein Herz soll über deine Hilfe frohlocken.
Singen will ich dem Herrn, weil er mir Gutes getan hat.
 
Ehre sei Gott
 
Tagesgebet

Barmherziger Gott,
du hast durch deinen Sohn zu uns gesprochen.
Lass uns immer wieder über dein Wort nachsinnen,
damit wir reden und tun, was dir gefällt.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
 
1.Lesung Jes 43,18 - 19.21 - 22.24b - 25

Um meinetwillen lösche ich deine Vergehen aus

Lesung aus dem  Buch Jesaja
So spricht der Herr:
18 Denkt nicht mehr an das, was früher war; auf das, was vergangen ist, sollt ihr nicht achten.
19 Seht her, nun mache ich etwas Neues. Schon kommt es zum Vorschein, merkt ihr es nicht? Ja, ich lege einen Weg an durch die Steppe und Straßen durch die Wüste.
21 Das Volk, das ich mir erschaffen habe, wird meinen Ruhm verkünden.
22 Jakob, du hast mich nicht gerufen, Israel, du hast dir mit mir keine Mühe gemacht.
24b Du hast mir mit deinen Sünden Arbeit gemacht, mit deinen üblen Taten hast du mich geplagt.
25 Ich, ich bin es, der um meinetwillen deine Vergehen auslöscht, ich denke nicht mehr an deine Sünden.
 
Antwortpsalm Ps 41 (40), 2 - 3a.4 - 5.13 - 14 (R: 5b)

R Heile mich, Herr; denn ich habe gegen dich gesündigt. - R                      (GL 527,5)

2    Wohl dem, der sich des Schwachen annimmt; zur Zeit des Unheils wird der Herr ihn retten. 3a Ihn wird der Herr behüten und am Leben erhalten. - (R)

4 Auf dem Krankenbett wird der Herr ihn stärken; seine Krankheit verwandelst du in Kraft. 5 Ich sagte: Herr, sei mir gnädig, heile mich; denn ich habe gegen dich gesündigt. - (R)

13 Weil ich aufrichtig bin, hältst du mich fest und stellst mich vor dein Antlitz für immer. 14 Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen, ja amen. - R
 
 
2.Lesung 2 Kor 1,18 - 22   

Jesus Christus ist nicht als Ja und Nein zugleich gekommen; in ihm ist das Ja verwirklicht

Lesung aus dem zweiten Brief des Apostels Paulus an die Korinther
Brüder!
18 Gott ist treu, er bürgt dafür, dass unser Wort euch gegenüber nicht Ja und Nein zugleich ist.
19 Denn Gottes Sohn Jesus Christus, der euch durch uns verkündigt wurde - durch mich, Silvanus und Timotheus - ist nicht als Ja und Nein zugleich gekommen; in ihm ist das Ja verwirklicht.
20 Er ist das Ja zu allem, was Gott verheißen hat. Darum rufen wir durch ihn zu Gottes Lobpreis auch das Amen.
21 Gott aber, der uns und euch in der Treue zu Christus festigt und der uns alle gesalbt hat, 22 er ist es auch, der uns sein Siegel aufgedrückt und als ersten Anteil am verheißenen Heil den Geist in unser Herz gegeben hat.
 
Ruf vor dem Evangelium Vers: vgl. Lk 4, 18

Halleluja. Halleluja.
Der Herr hat mich gesandt,
den Armen die Frohe Botschaft zu bringen
und den Gefangenen die Freiheit zu verkünden.
Halleluja.
 
Evangelium Mk 2, 1 - 12

Der Menschensohn hat die Vollmacht, hier auf der Erde Sünden zu vergeben

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Markus
1 Als Jesus nach Kafarnaum zurückkam, wurde bekannt, dass er wieder zu Hause war.
2 Und es versammelten sich so viele Menschen, dass nicht einmal mehr vor der Tür Platz war; und er verkündete ihnen das Wort.
3 Da brachte man einen Gelähmten zu ihm; er wurde von vier Männern getragen.
4 Weil sie ihn aber wegen der vielen Leute nicht bis zu Jesus bringen konnten, deckten sie dort, wo Jesus war, das Dach ab, schlugen die Decke durch und ließen den Gelähmten auf seiner Tragbahre durch die Öffnung hinab.
5 Als Jesus ihren Glauben sah, sagte er zu dem Gelähmten: Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben!
6 Einige Schriftgelehrte aber, die dort saßen, dachten im Stillen:
7 Wie kann dieser Mensch so reden? Er lästert Gott. Wer kann Sünden vergeben außer dem einen Gott?
8 Jesus erkannte sofort, was sie dachten, und sagte zu ihnen: Was für Gedanken habt ihr im Herzen?
9 Ist es leichter, zu dem Gelähmten zu sagen: Deine Sünden sind dir vergeben!, oder zu sagen: Steh auf, nimm deine Tragbahre, und geh umher?
10 Ihr sollt aber erkennen, dass der Menschensohn die Vollmacht hat, hier auf der Erde Sünden zu vergeben. Und er sagte zu dem Gelähmten:
11 Ich sage dir: Steh auf, nimm deine Tragbahre, und geh nach Hause!
12 Der Mann stand sofort auf, nahm seine Tragbahre und ging vor aller Augen weg. Da gerieten alle außer sich; sie priesen Gott und sagten: So etwas haben wir noch nie gesehen.

Ein ungewöhnlicher EinstiegEs i

st eine recht seltsame Art, einem unglücklichen Menschen zu helfen. Verwandte oder Freunde eines Gelähmten decken das Dach ab, um an den berühmten Mann, der Heilungen vollbringt, zu kommen. Sie missachten die Regel, die bei uns im Wartezimmer eines Arztes üblich ist und die sicher auch damals gegolten hat, dass man sich anstellen und warten muss, bis man an der Reihe ist.                                                                                      
Man muss man sich eine Szene vorstellen, wo gehämmert und geschlagen wird, wo Steine und Mauerbrocken herunterfallen mit entsprechendem Getöse und Staub.
Es ist ein regelrechter Einbruch in ein fremdes Haus mit schwerer Sachbeschädigung.

Dies alles übergeht Jesus. Er sieht nur ihr Engagement, ihren Einsatz und ihr Vertrauen. Er hat Verständnis für ihr Handeln. Was tut man nicht alles für einen Funken Hoffnung! Mit keinem Wort wird erwähnt, dass er sich in seinem Reden gestört fühlt. Es dürfte eher so sein, dass dieser Zwischenfall genau das darstellt, was er im Letzten den Leuten sagen will:
Um zum Reich Gottes zu gelangen, muss es nicht unbedingt die Tür sein, durch die alle gehen. Wenn diese verstellt ist, kann es einen ganz unerwarteten, für die Normalen unmöglichen Zugang geben. In diesem Fall über das Dach.

Das erste Wort Jesu auf die Überraschung von oben ist: „Deine Sünden sind dir vergeben“ (Mk 2, 5). Für die Leser von heute ist das nichts Besonderes, eher etwas Überflüssiges, das den Ablauf der Handlung stört. Das Thema der Sünde und Vergebung  hat seine Bedeutung für Heil und Unheil des Menschen verloren. Nach einem  modernen Schriftsteller gehört die Sündenvergebung zum Métier Gottes. Im Grund will er sagen: Gott, Sünde und Vergebung bedeuten den meisten nichts mehr. Zu oft und zu oberflächlich wurde davon gesprochen. Die Schriftgelehrten jedoch, welche in der Nähe Jesu stehen, werden bei diesen Worten ganz wach und aufgeregt. Sie empfinden sie wie einen Schlag ins Gesicht. In ihren Augen ist dies eine Gotteslästerung, auf welche die Todesstrafe steht. Das heißt aber: Sie haben noch eine Ahnung von der Größe und Majestät Gottes, weniger aber von seiner Barmherzigkeit.
Das Neue, das Jesus bringt, verläuft eben nicht in den herkömmlichen, gewohnten und genehmigten Bahnen. Es erregt Anstoß. Die Szene vom Einstieg über das Dach stellt es unmittelbar dar.                                                            

Wir werden an einige Seiteneinsteiger in die Jüngerschaft Jesu erinnert. Es sind die, welche von einer ganz anderen Seite kommen, als von einem Gott - und den Menschen wohlgefälligem Leben. Solche Personen treffen auf Jesus und es sind sehr dichte und innige Begegnungen. Eine davon ist die mit einer stadtbekannten, öffentlich verachteten, aber im Geheimen begehrten Frau. Sie wird eine Sünderin genannt. Sie kommt Jesus so nahe, dass sie ihm die Füße salbt und küsst (Lk 7,36 - 50).
Dann gibt es die Zöllner, welche sich an der Herrschaft und Ausbeutung der Römer bereichern und zu Jesus finden. Einer davon heißt Zachäus.

Denken wir auch an Paulus, der auch einmal Saulus hieß. Er war ein hasserfüllter religiöser Fanatiker, zu jeder Gewalttat fähig, vergleichbar mit den heutigen Islamisten. Er hat Jesus nicht persönlich kennengelernt. Er ist nicht dabei, als der Meister zu den Leuten von Kapharnaum spricht, als er Kranke heilt, Dämonen austreibt und sich mit den Schriftgelehrten anlegt. Und doch wird er zum erfolgreichsten Apostel, so bedeutend, dass seine Schriften seit fast 2000 Jahren in der Liturgie vorgelesen werden. Soeben haben wir ja einen Ausschnitt gehört.
Die große Wende seines Lebens geschieht auf dem Weg nach Damaskus, als ihn ein Licht umstrahlt heller und anders als die Sonne. Es ist Jesus selbst, der ihn jetzt anspricht und ihm auf diese Weise begegnet. Der junge Rabbi Saul erfährt etwas völlig Neues, welches alles bisherige Denken und Hadern umwirft und ausschaltet.
Es ist ein absolutes Ja zu ihm selbst, zum tiefsten Grund seines Wesens. Später nennt er dieses Erleben unter anderen Bezeichnungen Vergebung der Sünden (Röm 3,25, Eph 1, 7).
Es ist das zentrale Ereignis seines Lebens. Deshalb kommen ihm solche Sätze in den Sinn, die wir in der Lesung gehört haben: „In ihm ist das Ja verwirklicht. 20 Er ist das Ja zu allem, was Gott verheißen hat. Darum rufen wir durch ihn zu Gottes Lobpreis auch das Amen“ (2 Kor 1,20).

Was bei Paulus geschah, das übertrug sich auch auf die, welche sich seiner Verkündigung öffneten. Das Wort „Deine Sünden sind dir vergeben“ hat deshalb bei den ersten Christen einen ganz anderen Stellenwert als bei uns heute. Vergebung und Erlösung werden in den Schriften der ersten Christen in einem Zug genannt. Es ist die Erfahrung, dass sich von innen her alles umdreht, Lasten abfallen, dass es in einem aufhört, zerrissen, getrieben und gehetzt zu sein, dass man stattdessen eine Freude in sich spürt, die nicht zu fassen ist und die zu einem immerwährenden Dank Anlass gibt.

Es ist die Stimmung aller, die Jesus auf dem tiefsten Grund ihres Herzens begegnet sind. Das war es auch, was die  Frau vor allen Gästen dazu drängt, zu Jesus zu treten und ihm die Füße zu salben. Ihr Tun zeigt, dass sich mit der Vergebung der spontane und ungehinderte Austausch von Liebe verbindet, dass Gefühle strömen dürfen. Sie spürt in der Nähe ein unbeschränktes, bedingungsloses Ja. Da öffnet sich bei ihr die Quelle aller Gefühle. Dasselbe geschieht beim Zöllner Zachäus, der daraufhin seinen Reichtum aufgibt.

Solche Ereignisse sind in unserer Zeit selten, aber es gibt sie durchaus.
Der französische Journalist André Frossard, der völlig atheistisch aufgewachsen war und es für überflüssig hielt, Gott zu leugnen, hatte als junger Student mit 20 Jahren in einer Kirche in Paris ein Erlebnis, das ihn völlig umwarf. Die  Worte, mit denen er es zu schildern versucht, können es nicht wieder geben, was mit ihm geschah. Für ihn ist eines absolut sicher geworden: „Gott existiert. Ich bin ihm begegnet“, lautet der Titel seines Buches. Es ist einfach die Wahrheit, die Wirklichkeit und die Freude und Erleichterung, wie wenn einer vom Schiffbruch errettet wird. Er spricht vom Himmel, der sich emporschwingt, von einem Kristall mit fast unerträglicher Leuchtkraft. Er fügt hinzu, dass ihm erst in diesem Moment bewusst wurde, in welchem Schlamm er gesteckt hatte. Dies ist zugleich eine Erklärung dafür, warum „die Vergebung der Sünden“ für die meisten unserer Zeit kein erstrebenswertes Ziel ist. Man weiß gar nicht mehr, in welchem Schlamm man steckt.
Frossard  wurde mit einem Schlag gläubig. Er gehört damit auch zu den Seiteneinsteigern in die Gefolgschaft Jesu. 

Sein Bericht weist darauf hin, dass das Heil des Menschen mehr ist, als dass man seine Glieder bewegen kann.
Wir brauchen die Heilung von der Wurzel her, im tiefsten Grund unseres Wesens, wo unsere Gefühle, unsere Strebungen, Interessen, Leiden und Wünsche, ebenso die körperlichen Reaktionen ihren Sitz haben. Wenn wir darin gelähmt sind, dann ist alles wie verhext, dann geht uns keine Arbeit von der Hand, dann sind unsere Füße schwer wie Blei, dann sind wir gereizt und tun uns schwer aufeinander zuzugehen und ein gutes Wort zu finden.
Die Vergebung, die Jesus bringt, ist mehr als dass wir uns bemühen, keinen Groll mehr gegen jemand zu hegen. Sie ist das große Geschenk, dass wir uns bedingungslos angenommen fühlen wie die Sünderin und der Zöllner. Die Freude, die uns ausfüllt, lässt alles abfallen, was uns voneinander trennt.

Glaubensbekenntnis

Fürbitten: Im Jahreskreis

Gabengebet

Allmächtiger Gott,
in der Feier der göttlichen Geheimnisse
erfüllen wir den Dienst, der uns aufgetragen ist,
Gib, dass wir deine Größe würdig loben und preisen
und aus diesem Opfer Heil empfangen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

Präfationen für die Sonntage im Jahreskreis

Kommunionvers Ps 9, 2 - 3

Herr, verkünden will ich all deine Wunder. Ich will jauchzen und an dir mich freuen, für dich, du Höchster, will ich singen und spielen.

Oder: Joh 11, 27

Ja, Herr, ich glaube, dass du der Messias bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.

Schlussgebet

Getreuer Gott,
du hast uns das heilige Sakrament
als Unterpfand der kommenden Herrlichkeit gegeben.
Schenke uns einst das Heil in seiner ganzen Fülle.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

FÜR DEN TAG UND DIE WOCHE

Er ist da 

Ob wir von Christus wissen oder nicht, er ist da, ganz nahe bei jedem. Wie ein unbemerkter Begleiter, wie Licht in unserer Finsternis, wie ein brennendes Feuer im Herzen des Menschen. Er hat sich so sehr an die Menschen gebunden, dass er bei ihnen bleibt, auch wenn sie es nicht wissen.
Aber Christus ist, wie Gott, auch ein anderer als wir. Er ist das Gegenüber des Menschen, der ihn unablässig sucht, von Angesicht zu Angesicht. (Frère Roger)