2.Sonntag nach Weihnachten

 

1.Lesung Sir 24,1-2.8-12

1 Die Weisheit lobt sich selbst, / sie rühmt sich bei ihrem Volk.
2 Sie öffnet ihren Mund in der Versammlung Gottes / und rühmt sich vor seinen Scharen:
8 Da gab der Schöpfer des Alls mir Befehl; / er, der mich schuf, wusste für mein Zelt eine Ruhestätte. Er sprach: In Jakob sollst du wohnen, / in Israel sollst du deinen Erbbesitz haben.
9 Vor der Zeit, am Anfang, hat er mich erschaffen / und bis in Ewigkeit vergehe ich nicht.
10 Ich tat vor ihm Dienst im heiligen Zelt / und wurde dann auf dem Zion eingesetzt.
11 In der Stadt, die er ebenso liebt wie mich, fand ich Ruhe, / Jerusalem wurde mein Machtbereich.
12 Ich fasste Wurzel bei einem ruhmreichen Volk, / im Eigentum des Herrn, in seinem Erbbesitz.

2.Lesung Eph 1.3-6.15-18

3 Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus: / Er hat uns mit allem Segen seines Geistes gesegnet / durch unsere Gemeinschaft mit Christus im Himmel.
4 Denn in ihm hat er uns erwählt vor der Erschaffung der Welt, / damit wir heilig und untadelig leben vor Gott;
5 er hat uns aus Liebe im Voraus dazu bestimmt, / seine Söhne zu werden durch Jesus Christus / und nach seinem gnädigen Willen zu ihm zu gelangen,
6 zum Lob seiner herrlichen Gnade. / Er hat sie uns geschenkt in seinem geliebten Sohn;
16 Darum höre ich nicht auf, für euch zu danken, wenn ich in meinen Gebeten an euch denke; denn ich habe von eurem Glauben an Jesus, den Herrn, und von eurer Liebe zu allen Heiligen gehört.
17 Der Gott Jesu Christi, unseres Herrn, der Vater der Herrlichkeit, gebe euch den Geist der Weisheit und Offenbarung, damit ihr ihn erkennt.
18 Er erleuchte die Augen eures Herzens, damit ihr versteht, zu welcher Hoffnung ihr durch ihn berufen seid, welchen Reichtum die Herrlichkeit seines Erbes den Heiligen schenkt

 

Evangelium Joh 1.1-5. 9-14

1 Im Anfang war das Wort, / und das Wort war bei Gott, / und das Wort war Gott. 2 Im Anfang war es bei Gott. 3 Alles ist durch das Wort geworden / und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist. 4 In ihm war das Leben / und das Leben war das Licht der Menschen. 9 Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, / kam in die Welt.
10 Er war in der Welt / und die Welt ist durch ihn geworden, aber die Welt erkannte ihn nicht.
11 Er kam in sein Eigentum, / aber die Seinen nahmen ihn nicht auf.
12 Allen aber, die ihn aufnahmen, / gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, / allen, die an seinen Namen glauben,
13 die nicht aus dem Blut, / nicht aus dem Willen des Fleisches, / nicht aus dem Willen des Mannes, / sondern aus Gott geboren sind.
14 Und das Wort ist Fleisch geworden / und hat unter uns gewohnt / und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, / die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, / voll Gnade und Wahrheit.

 

Gottes Wort: Machtwort oder Zauberwort?

Die weihnachtlichen Tage neigen sich dem Ende zu. Wir dürfen uns fragen: Wa bleibt aus der aufgeregten Zeit für den ganz normalen Alltag?.
Noch einmal hören wir heute den Abschnitt vom Wort, das Gott selbst ist, das Fleisch geworden ist und unter uns wohnt..
Dies bedeutet: dass wir davon leben könnten wie vom Fleisch und vom Brot, das wir täglich essen, und dass das Wort Gottes uns nahe sein könnte wie die Menschen, die mit uns leben wie die eigenen Kinder, wie die eigene Frau, wie der eigene Mann.
Unsere Schwierigkeit besteht darin, dass Gott nicht so spricht wie irgendein Mensch. Wer kann schon sagen: Gott hat zu mir gesprochen. Und wenn einer es sagt, rücken wir eher von ihm ab, als dass wir froh wären, wenn auch in unserer Zeit sich Gott vernehmen lässt. Er gilt als jemand, der nicht mehr in das normale Leben passt.
Deshalb die Frage: Wie ist das mit dem so häufig zitierten Wort Gottes?
Das erste Wort, das Gott spricht, lautet: „Es werde Licht!"(Gen1,3) Es geschieht  so. Es ist ein Machtwort am Anfang der Schöpfung. Wir würden uns ein solches auch für unsere Zeit wünschen, damit die Dunkelheit geringer wird und womöglich ganz verschwindet.
Aber könnte es nicht eher so sein, dass Gott auch in unserer Zeit spricht, aber wir es einfach nicht vernehmen, weil uns das Organ dazu fehlt? 
Wir sollten uns von der Vorstellung trennen, dass Gottes Wort ein Machtwort ist, das endlich Ordnung schafft, das Befehle ausgibt, das sich durch Lautstärke auszeichnet, das Angst einjagt, das keine eigene Entscheidung mehr zulässt, dem sich alle zu unterwerfen haben.
Die Weihnachtsbotschaft sagt uns: Das Wort Gottes ist menschlich. Es ist verstehbar, es geht einem nahe. Wir dürfen sein Wirken auf einer Ebene sehen, auf welcher die Dichter die Herzen erreicht haben.
Da gibt es ein Gedicht von Joseph von Eichendorf, das auch das Wort zum Inhalt hat:
Schläft ein Lied in tausend Dingen, die da träumen fort und fort.
Und die Welt fängt an zu singen, findest du das Zauberwort."

Es gibt Worte, bei denen einfach das Herz aufgeht, welche die Kraft haben, die Seele auszuloten, die im Tiefsten berühren und Sehnsucht und Wünsche, Gedanken und Handeln wandeln. Das ist mit „Zauberwort" gemeint.
Auf diesem Hintergrund dürfen wir die Worte hören, die Jesus zu den Menschen gesprochen hat. Sie sind so einfach, so anschaulich, aus dem Leben der Zuhörer, der Bauern, der Fischer, der Händler, der Hausfrauen genommen. Sie fallen ganz tief in die Seele. Das Echo auf die Rede Jesu lautet: Er spricht mit der Vollmacht Gottes.
Es ist die Kraft, die Menschen fesselt, die sie Tage lang ausharren lässt auch ohne die nötige Versorgung, die sie von ihren Verwandten wegreißt.
Als der Zöllner auf dem Baum seinen Namen hört: „Zachäus steig schnell herab. Ich werde bei dir einkehren!"(Lk19,5). geht für ihn eine neue Welt auf.
Da wird in ihm etwas wach, das ihn nie mehr loslässt. Und dies ist so wunderbar, dass das Geld für ihn zur Nebensache wird.
Wir dürfen uns auch jene Frau vorstellen, die sich im Gedränge ihre Heilung fast dürfen wir sagen gestohlen hatte, die zur Rede gestellt wird und dann das Wort hört: Dein Glaube hat dir geholfen. Da ist jemand, der um ihre Not weiß, der ihre Tat nicht übelnimmt, der sie einfach versteht. Wir dürfen annehmen, dass auch sie wie jene Frau, die  Sünderin genannt wird, beim Gastmahl der Frommen vor Dankbarkeit  und Freude weint (Vgl.Lk,7,36.50).
Auf diese Weise ist das Wort Gottes konkret, fühlbar, sogar anfassbar und wirksam geworden.
So ist es nicht nur bei Jesus, der das Mensch gewordene Wort Gottes selbst ist, so ist es auch bei denen, die ihm ähnlich geworden sind. Ich darf auf den schon oft zitierten heiligen Franziskus verweisen. Als er in der Öffentlichkeit auftritt, wundert man sich über ihn wie bei Jesus. Seine Rede ist einfach, aber sie kommt aus der Fülle des Herzens und ergreift die Zuhörer. Es ist wie ein brennendes Feuer, das in die Herzen fällt, so berichtet sein Biograf Thomas von Celano. Der Funke springt über und löst einen gewaltigen Brand aus. In Scharen folgen ihm Menschen aus allen Ständen, nehmen seine Gesinnung und seine Lebensweise an.
Wir dürfen sagen: Das Wort, das von Gott kommt, hat mit Feuer zu tun. Es ist keine Macht, die andere unter Druck setzt und den eigenen Willen aufzwingt. Aber es hat die Macht, Menschen zu wach zu machen,  von innen her zu wandeln und zwar so, dass sie zu ihrem ganz Eigenen finden. Und dieses Eigenste ist das Bild oder der Funke Gottes in jedem. Wer dies erfahren hat, kann sagen: Ich darf ganz ich selbst sein. Genau in dieser Verfassung bin ich für andere wertvoll, kann sie schätzen und verstehen.Wo Gott ist, bin ich ganz ich selbst.                                       
Im heutigen Text wird es so umschrieben: „Er gab ihnen Macht, Kinder Gottes zu werden".
Wir haben in den vergangenen Tagen manch gutes Wort gehört --Ausdruck dafür, dass Menwchen uns mögen und schätzen. Wir möchten, dass es auch über das ganze Jahr nicht abreißt.
Wenn wir unser Gespür für das, was uns zutiefst berührt, entwickeln, schaffen wir die Atmosphäre, in der die Worte wohltuend sind, schärfen unser Organ für Gott und wir werden ihn in der Stille sowohl wie in manch gesprochenem Wort vernehmen.

 

Neujahr 2021

Hochfest der Gottesmutter Maria

1.Lesung  Num 6,22-27                                                                                                                                                                                                                                                                                       2.Lesung  Gal 4,4-7                                                                                                                                                 

Evangelium Lk 2,16-21                                                                                                                

Die Zeit - für uns oder gegen uns?

Das Neue Jahr hat gerade begonnen. Die ersten Stunden empfinden wir anders als die übrigen des Jahres. Wir sind wacher und hellhöriger für das, was wir Zeit nennen. Uns geht mehr als sonst nahe, dass unsere Zeit begrenzt ist, dass wir sie nicht festhalten können, dass sie über uns verfügt und nicht wir über sie. Wir merken es am deutlichsten, wenn wir Bekannte nach längeren Jahren wiedersehen. Wie haben sie sich verändert!  Wir müssen uns sagen lassen: Wir auch! Die Gesichter werden ausgeprägter und härter, die Falten tiefer. die Haare sind grau geworden oder nicht mehr vorhanden.  Uns wird bewusst, dass die Zeit an uns arbeitet und keiner mehr das Alter verleugnen kann.

So gesehen, ist die Zeit gegen uns. Unser Leben wäre dann ein Gut, das ständig abnimmt und zu einem Gebäude wird, das immer mehr abbröckelt.                                                                                                                                                                                                                                          Werfen wir jedoch einen Blick auf die jungen Menschen in unserer Familie, auf die Kinder oder Enkel, wie sie größer, verständiger und selbständiger werden, dann ist jedes Jahr ein Gewinn. Es kehrt in uns Gewissheit und Zufriedenheit ein, wenn wir sehen, was alles im Wachsen ist.                                                                                               Der Vorgang des Wachsens liegt außerhalb unserer normalen Sichtweite und des technischen Zugriffs. Wir können ihn nicht unmittelbar   machen. Er vollzieht sich von selbst aus einem inneren Antrieb. Wir können deshalb von einem Geheimnis des Lebens sprechen, das unserer Verfügung entzogen ist. Genau hier hat Jesus angesetzt, um seinen Zuhörern zu vermitteln, wie Gott in dieser Welt zugegen ist.  So nimmt er die Samenkörner, die Saat und die Ernte als Gleichnis dafür, wie Gott in einem Menschen wirkt.                                                                                                                  In einem selbst wächst etwas heran, ein innerer Mensch, der stärker ist als der äußere, der nicht von der Begrenztheit, vom Abbau und Verfall des Leibes abhängig ist.  Wir können Menschen begegnen, die in ihrem Alter eine bewundernswerte Güte ausstrahlen, eine Atmosphäre verbreiten, in der man sich sicher und aufgehoben fühlt. Ihre leuchtenden Augen lassen darauf schließen, dass sie ein dichteres und intensiveres Leben in sich tragen als ihr Körper vorgibt. Mit Recht wird dieser Zustand Reife genannt. Im kirchlichen Hochzeitsegen, wird um die „Ernte des Lebens" gebetet.                                                                                                                                                                                                                             Wenn wir am Geheimnis des Lebens angeschlossen sind, dann haben wir an einem ständigen Wachstum teil. Dann wird die Zeit nicht etwas, das ständig abnimmt und zerrinnt, sondern ein Gut, das fortwährend zunimmt. Sie bringt uns immer mehr zu dem Kern und zu der Größe, die wir im Innersten sind.                                                                                                                                             Menschen, die Gott nahegekommen sind, sprechen von einem Funken, der in ihnen zum großen Feuer wurde. Dasselbe meint der Apostel Paulus, wenn er die Leser seines Briefes, die vom Geist des Auferstandenen erfasst wurden, Söhne -wir dürfen auch sagen- Töchter Gottes nennt. Sie tragen den göttlichen Funken in sich, der sie ganz und gar bestimmt. Ihr Wesen ist göttlich geworden.    Was heißt das nun, wenn wir das Göttliche in uns tragen, sogar Erben Gottes genannt werden? Ist das nur eine Bezeichnung, deren Wirklichkeit man glauben muss?                                                                                    Man darf auf Menschen verweisen, die sich, meist durch Not gezwungen, auf die Suche nach einem tragenden Inhalt ihres Lebens gemacht und zu einer spirituellen Tiefe gelangt sind. Es ist nichts anderes als die Erfahrung des Geistes, von dem Paulus spricht.  Wer sie erlebt  hat, wird bestätigen, dass es mit einer überwältigenden Freude zu tun hat, ebenso mit einer Nähe zu solchen, die eine ähnliche Tiefe in sich tragen. Es ist eine Anziehung, als ob man schon immer zueinander gehört hätte. Das bekannte Wort dafür ist Liebe. Es ist die spontane Freude, dass der und die andere da ist, dass man aufeinander zugeht, einander versteht, bereichert und jeden in seiner Eigenart schätzt. Sie kommt von innen wie selbstverständlich und muss nicht erst durch Anmahnungen zum Handeln veranlasst werden. Man spürt eine Verbundenheit in der Tiefe des Herzens und eine Vertrautheit, als ob man aus einer Familie stammen würde. Aus dieser Erfahrung kommt es, dass Paulus die Leser seiner Briefe als Brüder anspricht. Jesus selbst nennt die, die ihm aufmerksam zuhören und ihn verstehen, Brüder und Schwestern, als seine leiblichen Brüder ihn holen wollen (Vgl.Mk3,35).                                                  Jedoch kann Nähe als solche, die gewöhnlich den Namen Liebe trägt, auch belastend sein. Sie kann dem andern die Freiheit nehmen. In vielen Ehen wird es zum bedrückenden Problem,  wenn ein Partner den andern wie seinen Besitz festhält und ihm nicht den Raum zum eigenen Atmen und zur eigenen Entfaltung gibt oder auch nicht geben kann. Daran stirbt meist die Liebe. Wenn man sich ständig eingeengt fühlt, schwindet die Freude aneinander.                                                                                                                                                                                                                               Freiheit und Nähe gehen dann zusammen, wenn die Liebe aus dem geistigen Grund des Herzens geboren wird. Dies kommt dem nahe, was Paulus als Kennzeichen der Söhne und Erben Gottes meint. Der Geist Gottes bedeutet Freiheit und seine Frucht ist die gegenseitige Anziehung, das Verstehen, die Freude, die Freundlichkeit und Güte (Vgl.Gal.5, 22).                                                                                Freiheit in diesem Sinn kann heißen, dass man nicht mehr den Zwängen und Mechanismen seiner Lebensgeschichte ausgeliefert ist, dass man nicht mehr die falschen Entscheidungen trifft.                                                                                                

Wir wünschen einander ein glückliches Neues Jahr. Glück und Unglück hängen aber auch von unserer Einstellung ab. Man kann blind sein gegenüber dem, was einem schadet, und  immer wieder in dieselbe Falle  stolpern. Wer jedoch weiß, was er tut, wird anders in das Jahr gehen als jemand, der sich nur dem Gehetze und Getriebe einer technisierten Welt ausliefert. Wer vom Geist geleitet wird " (Gal5, 18) und die Augen offen hat, trägt in sich das Gespür für das Richtige. Selbst ein augenscheinliches Unheil kann sich für ihn zum Guten wenden. Unter dieser Voraussetzung kann das neue Jahr ein gutes Jahr sein.



 

 

 

 

 

 

 

 Fest der Heiligen Familie  B

 

1. Lesung

Gen 15, 1-6; 21, 1-3

Lesung aus dem Buch Genesis

In jenen Tagen

1erging das Wort des Herrn in einer Vision an Abram: Fürchte dich nicht, Abram, ich bin dein Schild; dein Lohn wird sehr groß sein.

2Abram antwortete: Herr, mein Herr, was willst du mir schon geben? Ich gehe doch kinderlos dahin, und Erbe meines Hauses ist Elieser aus Damaskus.

3Und Abram sagte: Du hast mir ja keine Nachkommen gegeben; also wird mich mein Haussklave beerben..

4Da erging das Wort des Herrn an ihn: Nicht er wird dich beerben, sondern dein leiblicher Sohn wird dein Erbe sein.

5Er führte ihn hinaus und sprach: Sieh doch zum Himmel hinauf, und zähl die Sterne, wenn du sie zählen kannst. Und er sprach zu ihm: So zahlreich werden deine Nachkommen sein.

6Abram glaubte dem Herrn, und der Herr rechnete es ihm als Gerechtigkeit an.

1Der Herr nahm sich Saras an, wie er gesagt hatte, und er tat Sara so, wie er versprochen hatte.

2Sara wurde schwanger und gebar dem Abraham noch in seinem Alter einen Sohn zu der Zeit, die Gott angegeben hatte.

3Abraham nannte den Sohn, den ihm Sara gebar, Isaak.

 

ZWEITE Lesung

Kol 3, 12-21

Die Liebe ist das Band, das alles zusammenhält

Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Kolosser

Brüder!

12Ihr seid von Gott geliebt, seid seine auserwählten Heiligen. Darum bekleidet euch mit aufrichtigem Erbarmen, mit Güte, Demut, Milde, Geduld!

13Ertragt euch gegenseitig, und vergebt einander, wenn einer dem andern etwas vorzuwerfen hat. Wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr!

14Vor allem aber liebt einander, denn die Liebe ist das Band, das alles zusammenhält und vollkommen macht.

15In eurem Herzen herrsche der Friede Christi; dazu seid ihr berufen als Glieder des einen Leibes. Seid dankbar!

16Das Wort Christi wohne mit seinem ganzen Reichtum bei euch. Belehrt und ermahnt einander in aller Weisheit! Singt Gott in eurem Herzen Psalmen, Hymnen und Lieder, wie sie der Geist eingibt, denn ihr seid in Gottes Gnade.

17Alles, was ihr in Worten und Werken tut, geschehe im Namen Jesu, des Herrn. Durch ihn dankt Gott, dem Vater!

18Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter, wie es sich im Herrn geziemt.

19Ihr Männer, liebt eure Frauen, und seid nicht aufgebracht gegen sie!

20Ihr Kinder, gehorcht euren Eltern in allem; denn so ist es gut und recht im Herrn.

21Ihr Väter, schüchtert eure Kinder nicht ein, damit sie nicht mutlos werden.

 

Evangelium

Lk 2, 22-40

Das Kind wuchs heran; Gott erfüllte es mit Weisheit

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas

22Es kam für die Eltern Jesu der Tag der vom Gesetz des Mose vorgeschriebenen Reinigung. Sie brachten das Kind nach Jerusalem hinauf, um es dem Herrn zu weihen,

23gemäß dem Gesetz des Herrn, in dem es heißt: Jede männliche Erstgeburt soll dem Herrn geweiht sein.

24Auch wollten sie ihr Opfer darbringen, wie es das Gesetz des Herrn vorschreibt: ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben.

25In Jerusalem lebte damals ein Mann namens Simeon. Er war gerecht und fromm und wartete auf die Rettung Israels, und der Heilige Geist ruhte auf ihm.

26Vom Heiligen Geist war ihm offenbart worden, er werde den Tod nicht schauen, ehe er den Messias des Herrn gesehen habe.

27Jetzt wurde er vom Geist in den Tempel geführt; und als die Eltern Jesus hereinbrachten, um zu erfüllen, was nach dem Gesetz üblich war,

28nahm Simeon das Kind in seine Arme und pries Gott mit den Worten:

29Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden.

30Denn meine Augen haben das Heil gesehen,

31das du vor allen Völkern bereitet hast,

32ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel.

33Sein Vater und seine Mutter staunten über die Worte, die über Jesus gesagt wurden.

34Und Simeon segnete sie und sagte zu Maria, der Mutter Jesu: Dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele durch ihn zu Fall kommen und viele aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird.

35Dadurch sollen die Gedanken vieler Menschen offenbar werden. Dir selber aber wird ein Schwert durch die Seele dringen.

36Damals lebte auch eine Prophetin namens Hanna, eine Tochter Pénuels, aus dem Stamm Ascher. Sie war schon hochbetagt. Als junges Mädchen hatte sie geheiratet und sieben Jahre mit ihrem Mann gelebt;

37nun war sie eine Witwe von vierundachtzig Jahren. Sie hielt sich ständig im Tempel auf und diente Gott Tag und Nacht mit Fasten und Beten.

38In diesem Augenblick nun trat sie hinzu, pries Gott und sprach über das Kind zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten.

39Als seine Eltern alles getan hatten, was das Gesetz des Herrn vorschreibt, kehrten sie nach Galiläa in ihre Stadt Nazaret zurück.

40Das Kind wuchs heran und wurde kräftig; Gott erfüllte es mit Weisheit, und seine Gnade ruhte auf ihm.

Das Heilige, das zusammenführt

Das Fest dieses Tages soll uns das Thema der Familie nahebringen. Die drei Personen Jesus, Maria und Joseph werden uns als leuchtendes Vorbild der Eintracht und der Liebe vor Augen gestellt. Wir beten um die Gnade, dass auch alle, die heute in  einer  Familie leben,  wie sie  ihr  Zusammenleben gestalten.Allerdings tut man sich schwer, ein Vorbild nachzuahmen, das in einer ganz andren Zeit unter ganz anderen Umständen gelebt hat. Doch könnte uns das Heilige, unter dem die Familie von Nazareth steht, eine Spur auch in unserer Zeit aufzeigen.                                                                                     Die Erzählung beginnt damit, dass die Eltern ihr Kind nach „Jerusalem bringen, um es dem Herrn zu weihen"(Lk2,22).                                                                                                                                           Auch dieses Vorgehen erscheint uns fremd. Wer weiht heute noch sein Neugeborenes dem Herrn?  Oder doch!                                                                                                                                            Dazu eine Begebenheit, die weiterführen kann.  Es handelt sich um eine taufähnliche Feier in einer Familie. Eine mir aus der nichtkirchlichen Bildungsarbeit bekannte Frau hat ein Kind bekommen. Sie gehört eigentlich zur evangelischen Kirche, hat aber keine Verbindung zu ihr. Das Religiöse erlebt sie eher naturhaft mit einem sehr starken Empfinden für tiefere Vorgänge. So war ihr nach der Geburt bewusst geworden, dass das Geschenk des neuen Lebens in einer religiösen Form gefeiert werden müsste. Sie tritt deshalb mit der Bitte an mich heran, aus diesem Anlass ein Ritual zu gestalten. Eine Taufe kommt nicht in Frage. Wir können aber den Ritus des Kreuzzeichens, der Handauflegung, des Lichtes auch ohne die Taufe vollziehen als Segnung des Kindes. Die Mutter bereitet mit großem Eifer die Feier vor und lädt dazu noch Freunde   ein. Der Ablauf mit Liedern, Lesungen, Handaufle­gung und ganz individuell gestalteten Wünschen für das Kind geschieht in einer solch innigen Weise, dass alle Beteiligten zutiefst ergriffen sind, der Vater sogar vom Weinen geschüttelt wird. Es entsteht eine Dichte, die in einer „normalen" Taufe kaum vorkommt. Man kann wohl kaum abstreiten, dass in dieser Stunde Gott spürbar anwesend war.Etwas vom Heiligen ist aufgeleuchtet. Was hindert eigentlich zu sagen, dass diese Feier auch eine Art Weihe an Gott war? 

Wir dürfen hier Parallelen erkennen zu jener Szene im Tempel, die uns heute vor Augen geführt wird. Es sind außer den Eltern zwei Personen, ein Mann und eine Frau, welche den Funken Gottes im Neugeborenen erkennen und davon völlig überwältigt sind. In diesem Augenblick wird ihnen klar, dass sich hier erfüllt hat, wonach sie sich ein ganzes Leben lang gesehnt, worauf sie gehofft, worum sie gebetet und gelitten haben. Man darf annehmen, dass der betagte Simeon mit Tränen in den Augen jenes Gebet spricht, das seinen Platz im kirchlichen Nachtgebet gefunden hat: „Nun lässt du, Herr deinen Diener in Frieden scheiden." Dasselbe ist von der Frau zu sagen, die im hohen Alter sich nur noch im Tempel aufhält. Sie erinnert an eine Großmutter, die bei einer Taufe mit Tränen in den Augen ihr Enkelkind in den Armen hält.                                                                                                                                                                                                                                                                         Szenen der Ergriffenheit wie diese sind eigentlich der große Schatz der Kirche und unserer christlichen Tradition. Es geht hier um mehr als um eine Episode, die man wieder vergisst. Ergriffen sein heißt, dass Menschen in der Tiefe ihrer Wesens getroffen sind, an jenem  Punkt ihrer Existenz, an dem die beherrschenden Motive ihren Sitz haben. Weil das Ganze nicht absichtlich veranlasst ist, vielmehr von innen her geschieht, ist am Ernst und an der Echtheit eines solchen Erlebnisses nicht zu zweifeln.  Die frohe Botschaft ist zudem, dass eine Erfahrung dieser Art Menschen zusammenführt. Dies gilt in besonderer Weise für die, welche eine Familie bilden.Damit ist auch etwas gesagt über das Problem, das unsere Gesellschaft zu zerreißen droht. Gemeint ist die Schwierigkeit, das zu halten, was sich die Eheleute versprechen „einander zu lieben und zu achten, in Gesundheit und Krankheit, in guten und bösen Tagen, bis der Tod und scheidet." Die allgemeine Einstellung ist eher Unverbindlichkeit und Vereinzelung. Trotzdem sehnen sich die meisten nach Geborgenheit, nach einem sicheren Zuhause. Nicht die Anmahnungen und das scheinbare Wissen um das Richtige sind es, was in der Ausweglosigkeit weiterhilft,  sondern  Räume des Vertrauens, in denen Menschen vom Funken Gottes ergriffen werden.

 

 Weihnachten Am Tag

 

Das Wort, das die Herzen bewegt

 

1. Lesung                                                                                                             Jes 52, 7-10

Lesung aus dem Buch Jesaja

7Wie willkommen sind auf den Bergen die Schritte des Freudenboten, der Frieden ankündigt, der eine frohe Botschaft bringt und Rettung verheißt, der zu Zion sagt: Dein Gott ist König.

8Horch, deine Wächter erheben die Stimme, sie beginnen alle zu jubeln. Denn sie sehen mit eigenen Augen, wie der Herr nach Zion zurückkehrt.

9Brecht in Jubel aus, jauchzt alle zusammen, ihr Trümmer Jerusalems! Denn der Herr tröstet sein Volk, er erlöst Jerusalem.

10Der Herr macht seinen heiligen Arm frei vor den Augen aller Völker. Alle Enden der Erde sehen das Heil unseres Gottes.

 

2. Lesung                                                                                                             Hebr 1, 1-6

Gott hat zu uns gesprochen durch den Sohn

Lesung aus dem Hebräerbrief

1Viele Male und auf vielerlei Weise hat Gott einst zu den Vätern gesprochen durch die Propheten;

2in dieser Endzeit aber hat er zu uns gesprochen durch den Sohn, den er zum Erben des Alls eingesetzt und durch den er auch die Welt erschaffen hat;

3er ist der Abglanz seiner Herrlichkeit und das Abbild seines Wesens; er trägt das All durch sein machtvolles Wort, hat die Reinigung von den Sünden bewirkt und sich dann zur Rechten der Majestät in der Höhe gesetzt;

4er ist um so viel erhabener geworden als die Engel, wie der Name, den er geerbt hat, ihren Namen überragt.

5Denn zu welchem Engel hat er jemals gesagt: Mein Sohn bist du, heute habe ich dich gezeugt, und weiter: Ich will für ihn Vater sein, und er wird für mich Sohn sein?

6Wenn er aber den Erstgeborenen wieder in die Welt einführt, sagt er: Alle Engel Gottes sollen sich vor ihm niederwerfen.

Evangelium     Joh 1, 1-18

Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes

1Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.

2Im Anfang war es bei Gott.

3Alles ist durch das Wort geworden, und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist.

4In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.

5Und das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst.

6Es trat ein Mensch auf, der von Gott gesandt war; sein Name war Johannes.

7Er kam als Zeuge, um Zeugnis abzulegen für das Licht, damit alle durch ihn zum Glauben kommen.

8Er war nicht selbst das Licht, er sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht.

9Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt.

10Er war in der Welt, und die Welt ist durch ihn geworden, aber die Welt erkannte ihn nicht.

11Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf.

12Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, allen, die an seinen Namen glauben,

13die nicht aus dem Blut, nicht aus dem Willen des Fleisches, nicht aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind.

14Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt, und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit.

15Johannes legte Zeugnis für ihn ab und rief: Dieser war es, über den ich gesagt habe: Er, der nach mir kommt, ist mir voraus, weil er vor mir war.

16Aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, Gnade über Gnade.

17Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben, die Gnade und die Wahrheit kamen durch Jesus Christus.

18Niemand hat Gott je gesehen. Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht.

Das Wort, das die Herzen bewegt

Fast verwirrend erscheint uns der  Text zum heutigen Festtag.

Da ist vom „ Wort" die Rede, Zeile für Zeile, bis es sich wandelt in „Fleisch", das man sehen, greifen und sogar essen kann.

Denken wir einmal an all die Worte, die wir zu Weihnachten einander gesagt und geschrieben, voneinander gehört oder gelesen haben. Nehmen wir einmal alles weg, was bloße Konvention oder bloßes Geschäftsinteresse ist, so bleiben doch einige Worte, die echt sind, die aus tiefer Überzeugung kommen. Worte können ganz tief in uns hineinfallen, besonders dann, wenn wir spüren, welchen Platz andere in unserem Herzen einnehmen.

Lassen wir die guten Worte in unserem geistigen Ohr noch einmal nachklingen oder das Geschriebene vor unserem Auge vorbeiziehen. Vielleicht in einer stillen Stunde in diesen Tagen.

Es ist beglückend, wenn wir durch alle Formulierungen, durch alle weihnachtlichen Sprechweisheiten hindurch die Gewissheit wahrnehmen:

Es gibt Menschen, die mich mögen und die ich mag, denen ich etwas bedeute und die mir wichtig sind. Das schönste Wort, nachdem sich doch die meisten Menschen im Innersten sehnen, ist immer noch: Ich liebe dich.

Wir sollten begreifen, dass der Grundton dieser Worte etwas von dem Wort ist, von dem heute das Evangelium spricht. Genauer ausgedrückt:  alle Worte, die Jesus zu den Menschen gesprochen hat, lassen sich in dem einen Wort zusammenfassen, das er selbst gehört hat: „Du bist mein geliebter Sohn!".  „An dir habe ich mein Wohlgefallen"(Mk1, 11).

Lassen wir einmal diese Aussage auf uns wirken! Es bedeutet:   Dieser uns oft so ferne, fremde und rätselhafte Gott freut sich, dass wir da sind, wie sich Eltern über ihre Kinder und Enkel freuen, die um den Weihnachtstisch sitzen. Er sagt zu jedem von uns: „Du bist mein geliebter Sohn!  Du bist meine geliebte Tochter!"  Es ist die Botschaft von heute: „Er gab ihnen die Macht, Kinder Gottes zu werden"(Joh 1,14).

So bedeutend der Inhalt ist, so klein ist meist unser Vermögen, ihn mit Herz und Verstand aufzunehmen. Wir können es dann am ehesten, wenn wir dem nachgehen, was uns zutiefst bewegt.

 Stellen wir uns einmal eine Situation aus unserem Leben vor, an die wir vielleicht durch weihnachtliche Post erinnert wurden, und lassen wir einmal das Schöne einer Begegnung oder eines Ereignisses aus unserer Familie in uns aufsteigen. Es kann so überwältigend sein, dass es uns heute noch einmal Tränen in die Augen treibt.

Wir bekommen das Gefühl: dafür habe ich gelebt, dafür habe ich mich abgemüht. Ich bin dem Leben als solchem auf eine nicht erklärbare, wunderbare Weise nähergekommen. Wer dieses erfährt, versteht auch etwas von der Aussage „In ihm war das Leben"(Joh.1,4). Uns sollte bewusst werden: das ist die Spur Gottes, der Mensch geworden ist, der uns im zutiefst Menschlichen nahe ist.

Dabei ist das nur ein Tropfen im Hinblick auf das Meer, welches das Wort enthält, das mit dem Wesen Gottes aufgeladen ist.

Hier dürfen wir an die Worte denken, die Jesus gesprochen hat. Sie sind keine komplizierten Gebilde, sondern ganz einfach und lassen sich in dem einen Satz zusammenfassen: „Das Reich Gottes ist nahe". (Mk1,15). Aber jedes Wort, das Jesus sagt, ist angereichert mit der Nähe und mit der Kraft Gottes. Das bedeutet: Die Atmosphäre verändert sich, wenn Jesus spricht. Die Zuhörer stehen nicht mehr gelangweilt herum, sie horchen auf, reißen Mund und Ohren auf, treten nachher zusammen und fragen einander: Wer ist das, der so redet?                                                                                                                           Viele gehen zutiefst betroffen nach Hause mit erhellten Gesichtern und   Freude im Herzen. Sie konnten erleben, dass die Worte Jesu heilen, trösten, befreien und beglücken. Sie wurden ihnen so kostbar, dass sie sie nicht mehr vergessen konnten und gerne weitergaben. Sie durften mit ansehen, wie sie von selbst weiterwirkten, Menschen ergriffen und verwandelten.

Bei allen, wo dies geschah, wurde es heller, sogar so hell, dass sie ihr bisheriges Dasein nur als Finsternis ansahen. So war es naheliegend, das Erscheinen Jesu als das große Licht zu bezeichnen.  Diese Erfahrung steht hinter dem Satz vom „Licht, das in der Finsternis leuchtet"(Joh 1,4) und anderen   weihnachtlichen Texten, die vom wunderbaren Licht künden.

 

Wir haben zu diesem Fest Glückwünsche ausgetauscht: ein gnadenvolles Weihnachtsfest, Gesundheit, Frieden!     Was aber kaum ausgesprochen wird, ist der Wunsch, dass Worte echt sind, dass sie Verstehen und Nähe   bringen, die Angst vertreiben und die Herzen öffnen. Es ist die geheime Sehnsucht, dass das „Wort Fleisch wird". 

Weihnachten

Heilige Nacht

Erste Lesung                                                 Jes 9, 1-6


1Das Volk, das in der Finsternis ging,
sah ein helles Licht;
über denen, die im Land des Todesschattens wohnten,
strahlte ein Licht auf.
2Du mehrtest die Nation,
schenktest ihr große Freude.
Man freute sich vor deinem Angesicht,
wie man sich freut bei der Ernte,
wie man jubelt, wenn Beute verteilt wird.
3Denn sein drückendes Joch
und den Stab auf seiner Schulter,
den Stock seines Antreibers zerbrachst du
wie am Tag von Mídian.
4Jeder Stiefel, der dröhnend daherstampft,
jeder Mantel, im Blut gewälzt, wird verbrannt,
wird ein Fraß des Feuers.
5Denn ein Kind wurde uns geboren,
ein Sohn wurde uns geschenkt.
Die Herrschaft wurde auf seine Schulter gelegt.
Man rief seinen Namen aus:
Wunderbarer Ratgeber, Starker Gott,
Vater in Ewigkeit, Fürst des Friedens.
6Die große Herrschaft
und der Frieden sind ohne Ende
auf dem Thron Davids und in seinem Königreich,
es zu festigen und zu stützen durch Recht und Gerechtigkeit,
von jetzt an bis in Ewigkeit.
Der Eifer des Herrn der Heerscharen
wird das vollbringen.    

 

                                                                                                                                       
2.Lesung Tit  2,11-14
11Die Gnade Gottes ist erschienen,
um alle Menschen zu retten.
12Sie erzieht uns dazu,
uns von der Gottlosigkeit
und den irdischen Begierden loszusagen
und besonnen, gerecht und fromm in dieser Welt zu leben,
13während wir auf die selige Erfüllung unserer Hoffnung warten:
auf das Erscheinen der Herrlichkeit
unseres großen Gottes und Retters Christus Jesus.
14Er hat sich für uns hingegeben,
damit er uns von aller Ungerechtigkeit erlöse
und für sich ein auserlesenes Volk schaffe,
das voll Eifer danach strebt, das Gute zu tun.

 

Evangelium   Lk 2,1-14

In jenen Tagen erließ Kaiser Augustus den Befehl, alle Bewohner des Reiches in Steuerlisten einzutragen. 2 Dies geschah zum ersten Mal; damals war Quirinius Statthalter von Syrien. 3 Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen. 4 So zog auch Josef von der Stadt Nazareth in Galiläa hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Betlehem heißt; denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids. 5 Er wollte sich eintragen lassen mit Maria, seiner Verlobten, die ein Kind erwartete. 6 Als sie dort waren, kam für Maria die Zeit ihrer Niederkunft, 7 und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war. 8 In jener Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld und hielten Nachtwache bei ihrer Herde. 9 Da trat der Engel des Herrn zu ihnen und der Glanz des Herrn umstrahlte sie. Sie fürchteten sich sehr, 10 der Engel aber sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteilwerden soll: 11 Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr. 12 Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt. 13 Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das Gott lobte und sprach: 14 Verherrlicht ist Gott in der Höhe / und auf Erden ist Friede / bei den Menschen seiner Gnade.                                                                                      

Die Nacht der Wende                                                                                                                                             

 Wir feiern eine Nacht, die anders ist als die übrigen  des Jahres und als die Hl. Nacht, die wir bisher feierten. Das sagen uns schon die Vorschriften, die Masken, die Zahlen der Infektionen.

Bei  allen Vorbereitungen, bei allen Glückwünschen,  bei aller Verbundenheit ist unter der Schwelle der eine Wunsch: Es möge doch das Unheil ein Ende nehmen!

Wir werden damit konfrontiert, dass wir nicht Herr dieser Welt sind, dass wir noch ganz anderen Mächten ausgeliefert sind. Es wird uns deutlich gemacht, wie sehr wir bedroht sind und wie                        notwendig wir Schutz und Geborgenheit brauchen.

Nur so kann sich eine  Atmosphäre ereignen, wo man zuhause ist, wo man sich  freut, einfach weil man da ist und  zusammengehört. Doch ist das noch nicht alles. Da ist noch eine geheime Erwartung, die uns auch äußere Sicherheit und das beste Geschenk nicht erfüllen können. Man sehnt sich nach  etwas, das einen  ergreift, das größer und  stärker ist als wir selbst, das einen der Banalität und dem Rummel der Geschäfte, ebenso den  Sorgen und Plagen des Alltags entreißt. Es ist ,so darf man zu recht vermuten, der verborgene Grund dafür, dass wir  zu später Stunde eine  Kirche  aufsuchen.

Unsere Hoffnung würde sogar erfüllt, wenn es uns gelänge, die Botschaft dieser Nacht ganz in uns bis in die letzte Faser des Herzens vordringen  zu lassen. Nach dem Bericht des Evangelisten öffnet sich eine ganz andere Welt, so gewaltig und  schön, welche die Angesprochenen nicht fassen können. „Da trat ein Engel zu ihnen und die Herrlichkeit Gottes umstrahlte sie."(Lk2,9). Sie fürchteten sich, bis der Engel  ihnen die Angst nahm.Immer dann, wenn in der Heiligen Schrift ein Engel erscheint, tritt ein Wendepunkt im Leben eines Menschen oder eines ganzen Volkes ein. Es beginnt  etwas Neues.Nicht umsonst wird Weihnachten am Wendepunkt der Sonne, an dem die Tage wieder länger werden, begangen. Es hat durchaus einen Grund, dass gerade die Messe zur Mitternacht, wo die Wende von der Nacht zum Tag sich vollzieht, so beliebt ist und in diesem Jahr arg vermisst wird.                                                                                                     Wie niemand den Ablauf des Jahres und des Tages in der Hand hat, so stehen auch die Wende- punkte unseres Lebens nicht zu unserer Verfügung. Ob das große Glück der Liebe gelingt, ob das Finstere  unseres Herzens erleuchtet wird, ob der Himmel sich öffnet und uns die Gewissheit zuteilwird, dass alles gut wird, gehört dem Bereich unseres Daseins, den  wir Gnade nennen und der mit dem „Geheimnis der Heiligen Nacht" gemeint sein kann.

Lassen wir einmal die Worte des Engels voll und ganz in uns eindringen: „Heute ist euch der Retter geboren"(Lk2,11).Damit kann ein Augenblick gemeint sein, in  dem die drückende Last abfällt und wir wieder durchatmen können. Es ist der Moment unseres Lebens, wo Gott allein die Ehre gebührt, wo wir für alles Große und Schöne, für alle wunderbare Führung  nur  danken können.Dazu hören wir: „Der Stock des Antreibers wird zerbrochen" (Jes9,3). Das Bild einer schrecklichen Szene steht uns vor Augen: Kriegsgefangene und Sklaven bei der Arbeit, Hiebe prasseln erbarmungslos nieder, wenn einer zu langsam ist oder aus Erschöpfung nicht mehr weiterkann.Dieser Stock wird zerbrochen. Er steht für alle Gewalt von außen, die uns unter  Druck setzt, die uns demütigt und klein macht; für  die Zwänge,  die ein Leben zermürben und ein liebendes Miteinander verhindern.Die Botschaft dieser Nacht lautet: Es ist ein Stärkerer, der die alten Mächte besiegt, und der ist auf unserer Seite. Zu Ende ist alles, was  uns Angst macht und nicht  leben lässt, was uns ständig in die Enge und in die Hetze treibt.So dürfen wir die alte Friedenhoffnung verstehen:

„Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns geschenkt. Die Herrschaft liegt auf seiner Schulter; man nennt ihn: Wunderbarer, Ratgeber, Starker Gott, Vater in Ewigkeit, Fürst des Friedens"(Jes.9,5).In uns darf heute die Gewissheit aufsteigen: Gott ist größer als unser Tod, als jede  Gewalt, die dem Tod in die Hände spielt, als Hass und Feindschaft, Enttäuschung und Verzweiflung, Einsamkeit und Leere.Der Retter  ist größer als der Rahmen, in  dem  wir denken und die Worte, mit denen wir reden;Er ist mächtiger  als der Wirrwarr der eigenen Sorgen und Ängste;Wir dürfen heute wenigstens einen  Funken jenes großen Ereignisses erhaschen, in dem Gottes Größe sichtbar wird.                                                                                                                 Wir dürfen unser Leben in diesen großen Rahmen stellen.Es ist dann so, nachdem  wir  nach langen Umwegen und Irrwegen endlich am Ziel ankommen wie die Hirten in Betlehem.

 

 

 

 

 

 

Vierter ADVENTSSONNTAG B

 

Erste Lesung

2 Sam 7, 1-5.8b-12.14a.16

 

2. Lesung

Röm 16, 25-27

 

Evangelium

Lk 1, 26-38

                               Die große Zukunft des Kindes

Die Szene mit Maria und dem Engel ist uns als „Maria Verkündigung" vertraut und doch so fremd. Es wird uns gesagt: Es ist der Augenblick, in dem Gott  Mensch wird. Aber wissen wir jetzt mehr über Gott? Was bedeutet es, dass Gott Mensch wird?                                                                            Wir denken dabei meist an die Heiligen, die uns als groß und wunderbar geschildert werden, aber auch unerreichbar erscheinen. Doch  sie waren  ganz normale Menschen wie du und ich, bevor ihr Leben eine andere Richtung nahm. Am meisten interessiert, was sie dazu veranlasst hat. Sie haben nicht einfach alles liegen und stehen lassen, nur weil sie das Evangelium gelesen hatten.Wir dürfen Vorgänge in ihrem Innern vermuten, so beeindruckend, überwältigend und schön, dass sie aus den gewohnten Gleisen geworfen wurden. Auf diesem Hintergrund könnten wir eine Spur entdecken, die uns das geschilderte Ereignis vom Engel Gabriel, von der Jungfrau Maria, vom Herrscher auf dem Thron Davids etwas näherbringen könnte.  Zur Szene in Nazareth finden wir eine Parallele in der Geschichte des heiligen Franziskus und der heiligen Klara. Wer wüsste noch den Namen einer Chiara Offreduccio aus einer Stadt des 13.Jahrhunderts, wäre sie nicht Francesco Bernardone begegnet? Dieser junge Mann aus demselben Ort tritt wie ein „Engel" in ihren Lebensraum und löst in ihr etwas so Mächtiges und Schönes aus, dass sie das Haus ihres Vaters verlässt und nur mehr dem entdeckten Weg folgt. Ihr Leben bekommt einen völlig neuen Inhalt. Es ist die Liebe, die in ihr erwacht, die menschlich ist und doch anders, mehr als menschlich. Sie hat wohl -so dürfen wir annehmen- in der Begegnung mit diesem Mann eine seelische Tiefe ausgelotet, die eine erotische Nähe und deren Verlangen sogar ausschließt. Es muss  ein Glück  gewesen  sein, das den Gedanken, ein normales bürgerliches -adeliges  Dasein mit dem jungen Mann  zu teilen, gar nicht aufkommen ließ. Der Rahmen wäre dafür zu eng gewesen. Es brannte in ihr ein Feuer, das sie immer mehr antrieb, es zu nähren und noch mehr auflodern zulassen. Dies war wohl der Sinn ihres Lebens in vollkommener Armut mit allen Entbehrungen. Wir dürfen sagen, dass sie den Gruß des Engels an Maria, "Du bist voll der Gnade" an sich selbst gerichtet weiß. Die Gnade Gottes ist für sie kein leerer Begriff, sondern konkretes Erleben, das ihr die endgültige Ausrichtung gibt. In ihr hat sich das ereignet, was Mystiker die „Geburt Gottes" im Menschen und den innersten Antrieb dazu das „göttliche Kind" nennen.                                             Vorausgegangen war allerdings, dass sich in Franziskus, der ihr zum Engel geworden war, fast dasselbe ereignet hatte. Wir dürfen an jene bekannte Szene denken, als er auf dem nächtlichen Nachhauseweg plötzlich stehen bleibt und nicht mehr weitergehen kann, weil Gott ihn berührt hat. Es geht in ihm etwas vor, so gewaltig, dass ihm die Glieder versagen und er kein Wort mehr hervorbringt. Wir dürfen uns  an die Stelle im Evangelium  erinnern: „Maria erschrak über diese Anrede" (Lk1, 29). Es ist ein Ereignis, das den gewohnten Rahmen des Denkens aufbricht. Es mag sich eine Spur zu dem Engel auftun, der zu Maria gesandt war. Wenn das Wort „Engel" fällt, scheint es, dass man die Wirklichkeit verlasse. Eher dürfen wir darin einen Vorgang sehen, der ähnlich wie beim Franziskus den Einbruch einer anderen Welt darstellt.                                                                                                   Dass es sich bei dem Heiligen um ein reales Ereignis handelt, dafür spricht die Ausstrahlung, die von ihm ausging. Betrachtet man  die Verbreitung des Ordens in die  Länder der damaligen Welt, die geistigen und spirituellen Größen, die von seinem Geist angezogen wurden, und  die gewaltigen Kirchenbauten mit dem Namen des Heiligen, dann lässt sich  doch darauf schließen, dass damals ein großes Feuer entfacht wurde. Es muss eine Kraft gewesen sein, welche die Strömung der Zeit wesentlich mitbestimmte.                                                                                                                                                                                                                                                                                  Wie ist es nun mit der großen Zukunft des Kindes, die der Engel Maria verheißt?

Jesus wurde als Sohn Davids angesprochen, aber als König der Juden hingerichtet. Von einer Herrschaft auf dem Thron Davids ohne ein Ende kann keine Rede sein. Wo ist sie dann? Nach seiner Auferstehung spricht Jesus von einer Macht nicht nur über Israel, sogar über Himmel und Erde (Mt.28,19). Es ist die Kraft seines Geistes. Kraft heißt im Griechischen, in der Sprache der Heiligen Schrift dynamis. Davon kommen die Begriffe „Dynamik" und „Dynamit". Daran dürfen wir denken, wenn vom Heiligen Geistes die Rede ist. Es geht um eine Dynamik, welche die Herzen bewegt und die Menschen von innen her verändert, ihr Denken, ihre Interessen und ihr Verhalten, welche  sogar jeden dem Auferstandenen ähnlich macht.. Es ist nicht eine Herrschaft, welche anderen ihren Willen aufzwingt. Sie ist nicht weniger wirksam als die eines orientalischen Herrschers oder eines römischen Cäsars, aber von ganz anderer Art. Es ist die Herrschaft Gottes in einem Menschen. Das war das Geheimnis des heiligen Franziskus, der heiligen Klara und ungezählter Unbekannter. Diese Macht ist stärkerr als die Finsternis, stärker als die Strömung der Zeit und stärker als Verzweiflung und Tod..