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12. SONNTAG IM JAHRESKREIS (19.06.2022)


ERÖFFNUNGSVERS Ps 28 (27), 8-9
Der Herr ist die Stärke seines Volkes,
er ist Schutz und Heil für seinen Gesalbten.
Herr, hilf deinem Volk und segne dein Erbe,
führe und trage es in Ewigkeit.
Ehre sei Gott
TAGESGEBET
Heiliger Gott,
gib, dass wir deinen Namen
allezeit fürchten und lieben.
Denn du entziehst keinem deine väterliche Hand,
der fest in deiner Liebe verwurzelt ist.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
ERSTE LESUNG Sach 12, 10-11; 13, 1
Sie werden auf den blicken, den sie durchbohrt haben (Joh 19,37)
Lesung aus dem Buch Sacharja
So spricht der Herr:
10Über das Haus David und über die Einwohner Jerusalems werde ich den Geist des Mitleids und des Gebets ausgießen. Und sie werden auf den blicken, den sie durchbohrt haben. Sie werden um ihn klagen, wie man um den einzigen Sohn klagt; sie werden bitter um ihn weinen, wie man um den Erstgeborenen weint.
11An jenem Tag wird die Totenklage in Jerusalem so laut sein wie die Klage um Hadad-Rimmon in der Ebene von Megiddo.
1An jenem Tag wird für das Haus David und für die Einwohner Jerusalems eine Quelle fließen zur Reinigung von Sünde und Unreinheit.
ANTWORTPSALM Ps 63 (62), 2.3-4.5-6.8-9 (R: vgl. 2)
R Meine Seele dürstet nach dir, mein Gott. - R (GL 676, 1)
2 Gott, du mein Gott, dich suche ich, II. Ton
meine Seele dürstet nach dir.
Nach dir schmachtet mein Leib
wie dürres, lechzendes Land ohne Wasser. - (R)
3 Darum halte ich Ausschau nach dir im Heiligtum,
um deine Macht und Herrlichkeit zu sehen.
4 Denn deine Huld ist besser als das Leben;
darum preisen dich meine Lippen. - (R)
5 Ich will dich rühmen mein Leben lang,
in deinem Namen die Hände erheben.
6 Wie an Fett und Mark wird satt meine Seele,
mit jubelnden Lippen soll mein Mund dich preisen. - (R)
8 Ja, du wurdest meine Hilfe;
jubeln kann ich im Schatten deiner Flügel.
9 Meine Seele hängt an dir,
deine rechte Hand hält mich fest.
R Meine Seele dürstet nach dir, mein Gott.
ZWEITE LESUNG Gal 3, 26-29
Ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus als Gewand angelegt
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Galater
Brüder!
26Ihr seid alle durch den Glauben Söhne Gottes in Christus Jesus.
27Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus als Gewand angelegt.
28Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht Mann und Frau; denn ihr alle seid „einer" in Christus Jesus.
29Wenn ihr aber zu Christus gehört, dann seid ihr Abrahams Nachkommen, Erben kraft der Verheißung.
RUF VOR DEM EVANGELIUM Vers: Joh 10, 27
Halleluja. Halleluja.
(So spricht der Herr:)
Meine Schafe hören auf meine Stimme;
ich kenne sie, und sie folgen mir.
Halleluja.
EVANGELIUM Lk 9, 18-24
Du bist der Messias Gottes.
Der Menschensohn muss vieles erleiden
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas
In jener Zeit
18als Jesus in der Einsamkeit betete und die Jünger bei ihm waren, fragte er sie: Für wen halten mich die Leute?
19Sie antworteten: Einige für Johannes den Täufer, andere für Elija; wieder andere sagen: Einer der alten Propheten ist auferstanden.
20Da sagte er zu ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Petrus antwortete: Für den Messias Gottes.
21Doch er verbot ihnen streng, es jemand weiterzusagen.
22Und er fügte hinzu: Der Menschensohn muss vieles erleiden und von den Ältesten, den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten verworfen werden; er wird getötet werden, aber am dritten Tag wird er auferstehen.
23Zu allen sagte er: Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach.
24Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, der wird es retten.

 

Wer ist Jesus?
Um einen Menschen kennenzulernen, fragen wir als erstes: Was macht er/sie beruflich? Dann: Was hat er/sie geleistet? Wie erfolgreich war seine/ihre Tätigkeit? Wer einen akademischen Titel hat, wird nach dem beurteilt, was er veröffentlicht, welche Bücher er geschrieben hat. Etwas heikler wird schon die Frage nach Partnerschaft und Familie. Wie oft ist oder war jemand verheiratet? Wie lange dauerte eine Beziehung? Was ist mit den Kindern? Kaum aber gilt das Interesse der religiösen Einstellung. Es kann sein, weil man diesen Bereich für unbedeutend hält oder weil man die privateste Sphäre nicht antasten will. Umso beeindruckender war es, als der weltweit bekannte Journalist Peter Scholl-Latour, der 60 Jahre lang Reporter an den heißesten Schauplätzen der Geschichte war, in einem Interview davon sprach, dass er einmal Messdiener war, die Liturgie in der alten Form als Fest sehe und lateinisch bete. Dies offenbart einen völlig neuen Aspekt seiner Persönlichkeit. „So habe ich diesen Mann noch nie gesehen," dürfte mancher Zuschauer bei sich gesagt haben. Es wäre sicher nicht falsch, diese Eigenschaft ernsthaft, verantwortungsvoll, Vertrauen erweckend zu nennen. Aber dies könnten nicht-Betende auch für sich beanspruchen. Da ist noch etwas, das sich schlecht umschreiben lässt, eine Dimension, welche eine andere Welt öffnet. Es ist der Bereich, der unser gewöhnliches Denken übersteigt und welcher der religiöse genannt wird. Wer in diesem Raum zuhause ist, fühlt sich vom Bekenntnis dieses Mannes angesprochen, ihm nahe und bestätigt. Um zu erfahren, wer jemand ist, wie er/sie im Innersten denkt und fühlt, macht es deshalb Sinn zu schauen, ob jemand betet und wie er/sie betet. Damit sind wir mitten im Evangelium des heutigen Sonntags. Es geht um die Frage: Wer ist Jesus? Jesus stellt sie selbst, nachdem er mit seinen Jüngern in die Einsamkeit, abseits vom geschäftigen Treiben und Gerede gezogen war und nachdem er gebetet hatte.
Es ist die Frage nach seinem Persönlichsten, nach seinem Wesen, nach dem, was ihm am wichtigsten, kostbarsten und wo er auch am verletzlichsten ist. Es ist ein Thema, das zunächst nur den engsten Kreis berührt und vor der Öffentlichkeit geschützt werden muss. Genau dieses kommt zum Ausdruck, wenn Jesus betet. Wenn Petrus bekennt, dass Jesus der Messias ist, dürfen wir annehmen, dass gerade die Art, wie Jesus betet, die Jünger zu dieser Erkenntnis geführt hat. An einer anderen Stelle heißt es, dass sich während des Betens das Aussehen Jesu verändert, dass sein Gesicht wie die Sonne geleuchtet hat (Mt 17,2) und dass es für die Umstehenden wunderbar ist, dabei zu sein. Es breitet sich eine Atmosphäre aus, die alle zutiefst berührt. Jesus ist im Gebet mit dem letzten Urgrund, dem „Vater" verbunden, von dem die intensivste Kraft ausgeht, durch Jesus hin durchströmt. Es entsteht eine Atmosphäre, welche die Anwesenden ergreift.
Petrus hat dies gespürt und -so ist anzunehmen-auch die übrigen Apostel. Er spricht aus, was alle, die in diese Atmosphäre der Ergriffenheit eingetaucht sind, fühlen. Das Bekenntnis, „Du bist der Messias Gottes" (Lk9,20) ist uns zunächst fremd. Messias heißt auf Deutsch „der Gesalbte, auf Griechisch christós. Es ist der Name für Christus. In der Geschichte Israels wurden die Könige von einem Propheten oder vom Hohen Priester gesalbt und damit die Sendung und die Kraft Gottes auf sie übertragen. An den „Gesalbten" knüpften sich die Hoffnung und das Schicksal des ganzen Volkes. Er nahm eine zentrale Stellung ein. Er war die Mitte der kleinen Welt Israels. Wenn das Wort „Messias" bei den Juden der damaligen Zeit fällt, werden damit Erwartungen geweckt, die Jesus so nie erfüllen wird: politischer Erfolg, Macht, Befreiung von Fremdherrschaft, überfließender Wohlstand und unerschöpflicher Reichtum. Die Sendung Jesu liegt vielmehr auf einer ganz anderen Ebene. Um dem Missverständnis zu wehren, lenkt Jesus sofort den Blick auf sein zukünftiges Schicksal: Er werde von der Führung des Volkes abgelehnt, sogar getötet. Aber genau dies ist der Weg, um voll und ganz in die Mitte der Welt einzutreten und sie allen Menschen zu öffnen. Gemeint ist der Punkt seiner Existenz, an dem er allen Menschen nahe ist, sie voll und ganz bejaht und den Grund ihres Wesens ausmacht. Wer ihm nahe sein will, muss denselben Weg auf sich nehmen. Es ist nicht die schnell packende Begeisterung, welche den Kern der Nachfolge Jesu ausmacht, sondern die innere Wahrhaftigkeit, die ein ähnliches Schicksal nach sich zieht. So bekommt das Wort vom „Sich selbst verleugnen", das man heute nicht so gerne ausspricht, den Sinn der eigenen Echtheit. Es geht darum, kritisch und bejahend zugleich, auch mit den Augen der anderen sich selbst anzuschauen, sich von der Suche nach Vertiefung und Erfüllung des Lebens bewegen und umtreiben zu lassen. Weil Echtheit Vertrauen schafft, wird man sehr bald in der Mitte vieler stehen. So führt der Weg zur eigenen Mitte zugleich in die Richtung, wo die Mitte der Welt verborgen ist. Paulus, der auf diese Weise Christus nahegekommen ist, durfte erleben, wie Grenzen fallen, die zwischen Mann und Frau, zwischen Höhergestellten und Untergebenen, zwischen Völkern, Religionen und Rassen gezogen waren. Wörtlich schreibt er: „Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht Mann und Frau; denn ihr alle seid «einer» in Christus Jesus"(Gal 3,28). Dies ist mehr als eine scharsinnige Spekulation über die Bedeutung Christi. Der Apostel spricht vielmehr die Erfahrung an, welche den ersten Christen gemeinsam ist. Im Glauben an Christus haben sie eine Kostbarkeit entdeckt, um derentwillen sie ihren Besitz aufgeben, sich von ihren Freunden und Verwandten trennen und alle erdenklichen Mühen auf sich nehmen. Sie haben einen Schatz gefunden, den sie sich nicht durch Verlockung oder Drohung entreißen lassen. Sie werden von einem gemeinsamen Punkt wie von der Mitte eines Kreises angezogen und begegnen einander in der Tiefe. Dies geschieht in voller Freiheit, ohne von der Gruppe aufgesogen zu werden. Freiheit und Nähe, Liebe genannt, sind wesentliche Bestandteile dieses neuen Lebensgefühls. Der Apostel nennt sie „Frucht des Geistes"(Gal5,22). Die Seelentüren der Glaubenden stehen für einander offen und lassen ergreifende Begegnungen gelingen.
Glaubensbekenntnis
Fürbitten: Im Jahreskreis
GABENGEBET
Barmherziger Gott,
nimm das Opfer des Lobes
und der Versöhnung an.
Löse uns durch diese Feier aus aller Verstrickung,
damit wir in freier Hingabe ganz dir angehören.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Präfationen für die Sonntage im Jahreskreis
KOMMUNIONVERS Ps 145 (144), 15
Joh 10, 11.15
Ich bin der gute Hirt. Ich gebe mein Leben für meine Schafe -
so spricht der Herr.
SCHLUSSGEBET
Gütiger Gott,
du hast uns
durch den Leib und das Blut Christi gestärkt.
Gib, dass wir niemals verlieren,
was wir in jeder Feier der Eucharistie empfangen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.