17. Sonntag im Jahreskreis 24.07.2022 

ERÖFFNUNGSVERS Vgl. Ps 68 (67), 6-7.36
Gott ist hier, an heiliger Stätte.
Gott versammelt sein Volk in seinem Haus,
er schenkt ihm Stärke und Kraft.
Ehre sei Gott
TAGESGEBET
Gott, du Beschützer aller, die auf dich hoffen,
ohne dich ist nichts gesund und nichts heilig.
Führe uns in deinem Erbarmen den rechten Weg
und hilf uns,
die vergänglichen Güter so zu gebrauchen,
dass wir die ewigen nicht verlieren.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      ERSTE LESUNG Gen 18, 20-32

In jenen Tagen
20sprach der Herr zu Abraham: Das Klagegeschrei über Sodom und Gomorra, ja, das ist laut geworden, und ihre Sünde, ja, die ist schwer.
21Ich will hinabgehen und sehen, ob ihr Tun wirklich dem Klagegeschrei entspricht, das zu mir gedrungen ist. Ich will es wissen.
22Die Männer wandten sich von dort ab und gingen auf Sodom zu. Abraham aber stand noch immer vor dem Herrn.
23Er trat näher und sagte: Willst du auch den Gerechten mit den Ruchlosen wegraffen?
24Vielleicht gibt es fünfzig Gerechte in der Stadt: Willst du auch sie wegraffen und nicht doch dem Ort vergeben wegen der fünfzig Gerechten dort?
25Das kannst du doch nicht tun, die Gerechten zusammen mit den Ruchlosen umbringen. Dann ginge es ja dem Gerechten genauso wie dem Ruchlosen. Das kannst du doch nicht tun. Sollte sich der Richter über die ganze Erde nicht an das Recht halten?
26Da sprach der Herr: Wenn ich in Sodom, in der Stadt, fünfzig Gerechte finde, werde ich ihretwegen dem ganzen Ort vergeben.
27Abraham antwortete und sprach: Ich habe es nun einmal unternommen, mit meinem Herrn zu reden, obwohl ich Staub und Asche bin.
28Vielleicht fehlen an den fünfzig Gerechten fünf. Wirst du wegen der fünf die ganze Stadt vernichten? Nein, sagte er, ich werde sie nicht vernichten, wenn ich dort fünfundvierzig finde.
29Er fuhr fort, zu ihm zu reden: Vielleicht finden sich dort nur vierzig. Da sprach er: Ich werde es der vierzig wegen nicht tun.
30Und weiter sagte er: Mein Herr zürne nicht, wenn ich weiterrede. Vielleicht finden sich dort nur dreißig. Er entgegnete: Ich werde es nicht tun, wenn ich dort dreißig finde.
31Darauf sagte er: Ich habe es nun einmal unternommen, mit meinem Herrn zu reden. Vielleicht finden sich dort nur zwanzig. Er antwortete: Ich werde sie um der zwanzig willen nicht vernichten.
32Und nochmals sagte er: Mein Herr zürne nicht, wenn ich nur noch einmal das Wort ergreife. Vielleicht finden sich dort nur zehn. Und wiederum sprach er: Ich werde sie um der zehn willen nicht vernichten.


ANTWORTPSALM Ps 138 (137), 1-2b.2c-3.6-7b.7c-8 (R: 3a)
R Herr, du hast mich erhört an dem Tag, als ich rief. - R (GL 698, 1)
1 Ich will dir danken aus ganzem Herzen, II. Ton
dir vor den Engeln singen und spielen;
2ab ich will mich niederwerfen zu deinem heiligen Tempel hin
und deinem Namen danken für deine Huld und Treue. - (R)
2cd Denn du hast die Worte meines Mundes gehört,
deinen Namen und dein Wort über alles verherrlicht.
3 Du hast mich erhört an dem Tag, als ich rief;
du gabst meiner Seele große Kraft. - (R)
6 Ja, der Herr ist erhaben;
doch er schaut auf die Niedrigen,
und die Stolzen erkennt er von fern.
7ab Gehe ich auch mitten durch große Not:
du erhältst mich am Leben. - (R)
7cd Du streckst die Hand aus gegen meine wütenden Feinde,
und deine Rechte hilft mir.
8 Der Herr nimmt sich meiner an.
Herr, deine Huld währt ewig.
Lass nicht ab vom Werk deiner Hände! - R

ZWEITE LESUNG Kol 2, 12-14

Brüder und Schwestern!
12Mit Christus wurdet ihr in der Taufe begraben, mit ihm auch auferweckt, durch den Glauben an die Kraft Gottes, der ihn von den Toten auferweckt hat.
13Ihr wart tot infolge eurer Sünden, und euer Leib war unbeschnitten; Gott aber hat euch mit Christus zusammen lebendig gemacht und uns alle Sünden vergeben.
14Er hat den Schuldschein, der gegen uns sprach, durchgestrichen und seine Forderungen, die uns anklagten, aufgehoben. Er hat ihn dadurch getilgt, dass er ihn an das Kreuz geheftet hat.                                            
RUF VOR DEM EVANGELIUM Vers: Röm 8, 15bc
Halleluja. Halleluja.
Ihr habt den Geist empfangen, der euch zu Söhnen macht,
den Geist, in dem wir rufen: Abba, Vater!
Halleluja.

 

EVANGELIUM Lk 11, 1-13


1Jesus betete einmal an einem Ort; und als er das Gebet beendet hatte, sagte einer seiner Jünger zu ihm: Herr, lehre uns beten, wie schon Johannes seine Jünger beten gelehrt hat.
2Da sagte er zu ihnen: Wenn ihr betet, so sprecht: Vater, dein Name werde geheiligt. Dein Reich komme.
3Gib uns täglich das Brot, das wir brauchen.
4Und erlass uns unsere Sünden; denn auch wir erlassen jedem, was er uns schuldig ist. Und führe uns nicht in Versuchung.
5Dann sagte er zu ihnen: Wenn einer von euch einen Freund hat und um Mitternacht zu ihm geht und sagt: Freund, leih mir drei Brote;
6denn einer meiner Freunde, der auf Reisen ist, ist zu mir gekommen, und ich habe ihm nichts anzubieten!,
7wird dann etwa der Mann drinnen antworten: Lass mich in Ruhe, die Tür ist schon verschlossen, und meine Kinder schlafen bei mir; ich kann nicht aufstehen und dir etwas geben?
8Ich sage euch: Wenn er schon nicht deswegen aufsteht und ihm seine Bitte erfüllt, weil er sein Freund ist, so wird er doch wegen seiner Zudringlichkeit aufstehen und ihm geben, was er braucht.
9Darum sage ich euch: Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch geöffnet.
10Denn wer bittet, der empfängt; wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird geöffnet.
11Oder ist unter euch ein Vater, der seinem Sohn eine Schlange gibt, wenn er um einen Fisch bittet,
12oder einen Skorpion, wenn er um ein Ei bittet?
13Wenn nun schon ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gebt, was gut ist, wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist denen geben, die ihn bitten.                                                                     

Beten : die große Illusion  oder  Das Wunder, das Menschen verwandelt.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    

Beten- das ist ein Rufen zu jemand, den es nicht gibt, das ist die Zeitvergeudung, in der man einer Illusion huldigt. Vor allem aber: es ist überflüssig. Das ist die Meinung, die man so hören kann, mit der auch die meisten in unserem Land übereinstimmen. Nach einer Umfrage setzen die meisten Eltern die religiöse Erziehung ihrer Kinder an die letzte Stelle. Wenn wir ganz ehrlich sind, selbst wir, die wir uns für glaubende Christen halten, haben Mühe mit dem Gebet und können den Worten Jesu nicht ohne weiteres folgen. Vor allem haben wir Schwierigkeiten mit der Aussage, dass jedes Gebet erhört wird. Die Erfahrung der meisten ist eine andere. Versuchen wir, die Begründung Jesu zu verstehen.
Jesus bringt keineswegs irgendeine Lehrmeinung vor, sondern geht vom menschlichen Leben aus. Er sagt zu den Leuten: "Ihr habt doch Kinder. Und wenn ihr an eure Kinder denkt, da wird es euch doch warm ums Herz". Ich denke an eine Frau, die sehr unglücklich war. Als sie aber von ihrem zehnjährigen Sohn erzählte, da kam Freude in ihr Gesicht. Als Mutter oder Vater will man doch nur eines: dass es das Kind gut hat, dass es aufblüht und heranwächst und glücklich wird. Jesus spricht die beste Seite seiner Zuhörer an. "Schaut doch!" sagt er, " in euch selbst ist die Quelle des Guten trotz aller Schwierigkeiten, Nöte und Versagen". So dürfen wir den so schwierigen Satz verstehen: "Ihr, die ihr böse seid, versagt doch euren Kindern nicht das, was sie zum Leben brauchen. Wer von euch könnte so hartherzig sein?" Mit dem Verstehen des Gebets kommen wir dann weiter, wenn wir wie Jesus diese innere Quelle ins Blickfeld nehmen, sie erschließen und von ihr aus die Dinge unseres Lebens betrachten. Das bedeutet: Das Beten um äußere Dinge, um Verhinderung eines Unglücks, um Gelingen eines Vorhabens, um Schutz und Geleit für einen geliebten Menschen hat mit unserem Innersten zu tun. Es geht nicht, ohne dass wir uns im Innersten engagieren, ohne dass wir selbst verändert werden. Deshalb ist es so wichtig zu schauen, was das Beten als solches mit einem Menschen macht. Bei Jesus ist es so, dass ihn das Beten verwandelt. Es muss den Jüngern aufgefallen sein, dass mit ihm etwas geschehen ist wenn vom Gebet in der Einsamkeit kommt. Er ist aufgeladen mit Energie und Dynamik. Einmal wird berichtet, dass sich während des Gebetes sein Aussehen verändert hat. Sein Gesicht fing an zu leuchten wie die Sonne. Seine Kleider wurden weiß wie Schnee (Vgl.Mt17, 2). Jesus war unmittelbar an die innerste Quelle angeschlossen, die auf sichtbare Weise nach außen drang. Er nennt sie "Abba, Vater." An einer anderen Stelle heißt es: Nachdem er die ganze Nacht gebetet hatte, ging eine Kraft von ihm aus, die alle heilte (Vgl.Lk.6,19). Die Menschen strömten zu ihm, einfach deshalb, weil sie sich in seiner Nähe aufgehoben und wie zuhause fühlten.
An einer anderen Stelle sagt Jesus: " Kommt alle zu mir, die ihr unter Lasten stöhnt. Ich will euch ausruhen lassen" (Mt 11,28). Man könnte auch übersetzen: Ich will euch aufatmen lassen. Man kann sich vorstellen, dass Jesus eine Atmosphäre verbreitet, die einfach gut ist und die vom Gebet ausgeht. Auf diesem Hintergrund wird der Wunsch der Jünger verständlicher: So wie Jesus möchten wir auch beten können! Jesus beginnt mit dem Wort „Vater". Damit ist alles angesprochen, was mit „Vater- und Mutter sein" zu tun hat. Er will seinen Jüngern sagen: Versucht einmal den Anschluss zu finden an das, was euch am teuersten und heiligsten ist, zum Beispiel an das Gefühl, das ihr zu euren Kindern habt. Das ist zugleich die Mitte eures Herzens. Jesus meint hier nichts anderes, als wenn wir sagen: Wir sollten beim Gebet gesammelt sein, wir sollten uns selbst einmal spüren, wir sollten mit der Tiefe unserer Seele in Kontakt treten. Vor lauter Arbeit und Sorge haben viele ihre Seele verloren. Das heißt sie haben keinen Zugang zu jenem Bereich ihres Daseins, wo Gefühle ihr Recht bekommen, wo man die Stille genießen kann, ebenso die Nähe und die Freude aneinander. Gemeint ist jener Raum, wo die Seele leben darf. Zum Leben gehört als erstes das Atmen. Der indische Religionsführer und Politiker Mahatma Ghandi sagte zum Thema Gebet: " Beten ist das Atmen der Seele." Gerade er ist das beste Beispiel dafür, dass Beten nicht eine Flucht vor der Wirklichkeit, noch weniger eine Illusion ist. Er war der Freiheitskämpfer, der auf friedliche und gewaltfreie Mittel setzte und dabei sein Land mit seinen(damals) fünfhundert Millionen Einwohnern ohne Blutvergießen zur Freiheit von der Kolonialmacht führte. Er demonstriert am überzeugendsten, was geschehen kann, wenn das Innere auf das Äußere einwirkt. Dazu noch eine Episode, wie sie täglich vorkommen kann. In einer Ehe gab es eine große Spannung. Beide konnten nicht mehr miteinander reden. Es war infach die totale Blockade der Gefühle auf beiden Seiten. Da betete die Frau, die sehr gläubig war, fast die ganze Nacht. Am nächsten Morgen war alles verändert. Die Atmosphäre, die so bedrückend auf beide lastete, war wie weggeblasen. Das Gespräch lief wieder, und die Harmonie stellte sich wieder ein.   Entscheidend war,  dass sich  in ihr selbst etwas gelöst hat. Das brachte die Wende. Das Gebet als Hilfe für Eheprobleme  zu empfehlen, ist vielleicht nicht ganz falsch. .An den äußeren Dingen können wir oft nichts ändern, aber niemand kann uns daran hindern, es mit uns selbst zu versuchen. Esgeht nicht ohne, dass wir uns selbst einmal kritisch betrachten zunächst. Das  Gebet und  die Meditation können uns wesentlich dabei weiterhelfen..Wir betreten damit einen Wandlungsweg, der uns von unserer negativen Sicht der Wirklichkeit löst, von Ängsten, von Zorn, Hass und Vorurteilen. Sobald wir von schädlichen Gefühlen befreit sind, ergibt sich eine Atmosphäre, die ein neues Verhalten eher  ermöglicht. Man reagiert gelassener, wir setzen niemand unter Druck, es ergeben sich neue Perspektiven.                                                                                                                                                                                Eines dürften wir dem heutigen Evangelium entnehmen: Es wird zum großen Gewinn, wenn wir die Bedeutung des Gebets neu schätzen lernen. Gerade an den Wendepunkten unseres Lebens ist es die Entscheidung für unsere Zukunft. Der Raum und die Zeit, die wir dafür brauchen, sind nicht verloren.

GABENGEBET
Gütiger Gott,
nimm die Gaben an,
die wir von deiner Güte empfangen haben.
Lass deine Kraft in ihnen wirken,
damit sie uns in diesem Leben heiligen
und zu den ewigen Freuden führen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

Präfationen für die Sonntage im Jahreskreis
KOMMUNIONVERS Ps 103 (102), 2
Lobe den Herrn, meine Seele,
und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat!

 

SCHLUSSGEBET
Herr, unser Gott,
wir haben
das Gedächtnis des Leidens Christi gefeiert
und das heilige Sakrament empfangen.
Was uns dein Sohn
in unergründlicher Liebe geschenkt hat,
das werde uns nicht zum Gericht,
sondern bringe uns das ewige Heil.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

 

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