SONNTAG 09.10.2022  (28.C)


ERÖFFNUNGSVERS Ps 130 (129), 3-4
Würdest du, Herr, unsere Sünden beachten,
Herr, wer könnte bestehen?
Doch bei dir ist Vergebung, Gott Israels.
Ehre sei Gott


TAGESGEBET

Herr, unser Gott,
deine Gnade komme uns zuvor und begleite uns,
damit wir dein Wort im Herzen bewahren
und immer bereit sind, das Gute zu tun.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.

 


ERSTE LESUNG 2 Kön 5, 14-17

 

Naaman kehrte zum Gottesmann zurück und bekannte sich zum Herrn
Lesung aus dem zweiten Buch der Könige
In jenen Tagen
14ging Naaman, der Syrer, zum Jordan hinab und tauchte siebenmal unter, wie ihm der Gottesmann befohlen hatte. Da wurde sein Leib gesund wie der Leib eines Kindes, und er war rein.
15Nun kehrte er mit seinem ganzen Gefolge zum Gottesmann zurück, trat vor ihn hin und sagte: Jetzt weiß ich, dass es nirgends auf der Erde einen Gott gibt außer in Israel. So nimm jetzt von deinem Knecht ein Dankgeschenk an!
16Elischa antwortete: So wahr der Herr lebt, in dessen Dienst ich stehe: Ich nehme nichts an. Auch als Naaman ihn dringend bat, es zu nehmen, lehnte er ab.
17Darauf sagte Naaman: Wenn es also nicht sein kann, dann gebe man deinem Knecht so viel Erde, wie zwei Maultiere tragen können; denn dein Knecht wird keinem andern Gott mehr Brand- und Schlachtopfer darbringen als Jahwe allein.


ANTWORTPSALM Ps 98 (97), 1.2-3b.3c-4 (R: vgl. 2)
R Der Herr hat sein Heil enthüllt (GL 149,1)
Vor den Augen der Völker. - R
1 Singet dem Herrn ein neues Lied; VIII. Ton
denn er hat wunderbare Taten vollbracht.
Er hat mit seiner Rechten geholfen
und mit seinem heiligen Arm. - (R)
2 Der Herr hat sein Heil bekannt gemacht
und sein gerechtes Wirken enthüllt vor den Augen der Völker.
3ab Er dachte an seine Huld
und an seine Treue zum Hause Israel. - (R)
3cd Alle Enden der Erde
sahen das Heil unsres Gottes.
4 Jauchzt vor dem Herrn, alle Länder der Erde,
freut euch, jubelt und singt! - R

ZWEITE LESUNG 2 Tim 2, 8-13

Wenn wir standhaft bleiben, werden wir mit Christus herrschen
Lesung aus dem zweiten Brief des Apostels Paulus an Timotheus


8Denk daran, dass Jesus Christus, der Nachkomme Davids, von den Toten auferstanden ist; so lautet mein Evangelium,
9für das ich zu leiden habe und sogar wie ein Verbrecher gefesselt bin; aber das Wort Gottes ist nicht gefesselt.
10Das alles erdulde ich um der Auserwählten willen, damit auch sie das Heil in Christus Jesus und die ewige Herrlichkeit erlangen.
11Das Wort ist glaubwürdig: Wenn wir mit Christus gestorben sind, werden wir auch mit ihm leben;
12wenn wir standhaft bleiben, werden wir auch mit ihm herrschen; wenn wir ihn verleugnen, wird auch er uns verleugnen.
13Wenn wir untreu sind, bleibt er doch treu, denn er kann sich selbst nicht verleugnen.


RUF VOR DEM EVANGELIUM Vers: 1 Thess 5, 18
Halleluja. Halleluja.
Dankt für alles; denn das will Gott von euch,
die ihr Christus Jesus gehört.
Halleluja.

EVANGELIUM Lk 17, 11-19


+ Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas
11Auf dem Weg nach Jerusalem zog Jesus durch das Grenzgebiet von Samarien und Galiläa.
12Als er in ein Dorf hineingehen wollte, kamen ihm zehn Aussätzige entgegen. Sie blieben in der Ferne stehen
13und riefen: Jesus, Meister, hab Erbarmen mit uns!
14Als er sie sah, sagte er zu ihnen: Geht, zeigt euch den Priestern! Und während sie zu den Priestern gingen, wurden sie rein.
15Einer von ihnen aber kehrte um, als er sah, dass er geheilt war; und er lobte Gott mit lauter Stimme.
16Er warf sich vor den Füßen Jesu zu Boden und dankte ihm. Dieser Mann war aus Samarien.
17Da sagte Jesus: Es sind doch alle zehn rein geworden. Wo sind die übrigen neun?
18Ist denn keiner umgekehrt, um Gott zu ehren, außer diesem Fremden?
19Und er sagte zu ihm: Steh auf und geh! Dein Glaube hat dir geholfen.

 

Begegnung im Grenzgebiet

An diesen Sonntag werden wir mit Jesus durch ein Grenzgebiet geführt. Grenzen zu überschreiten hatte einmal etwas Aufregendes an sich. Die Älteren erinnern sich an die Nachkriegszeit, als die Wunden des Krieges noch nicht verheilt waren, als man sich von den andern Ländern abschottete, als der Massentourismus noch nicht üblich war, als man nur aus Erzählungen von der anderen Seite wusste.
Da war man neugierig, wie es auf der anderen Seite wohl aussieht, welche Menschen man antrifft, welche Gespräche sich entwickeln. Es hatte etwas von einer anderen Welt. Jesus trifft auf seiner Wanderung nach Jerusalem auf Menschen, die anders sind als seine Landsleute, Gott anders verehren, vor allem ablehnend denen gegenüber, die nach Jerusalem ziehen und sich als bekennende Juden ausweisen. Das Grenzgebiet ist voller Unsicherheiten. Manche Dörfer sind von den einen, andere von den andern bewohnt, manche auch gemischt.
Das bedeutet, dass man auch seelisch in ein Grenzgebiet geht, dass Ängste aufkommen, dass es Zusammenstöße gibt, dass herzliche Gastfreundschaft kaum anzutreffen ist, eher verschlossene, misstrauische Gesichter. Hier auf diesem Feld tauchen die Aussätzigen auf. Man darf annehmen, dass sie, überall abgewiesen und vertrieben, sich wenigstens im Grenzgebiet aufhalten dürfen. Für Jerusalempilger sind sie Träger einer kultischen Unreinheit, vor der die Unglücklichen selbst die Vorbeiziehenden warnen.
Das Schicksal der Aussätzigen ist ein Herz zerreißendes Elend, wie es die Ärztin Ruth Pfau in Pakistan und Afghanistan angetroffen hat und in ihrem packenden Buch „Das letzte wird die Liebe sein" schildert. Als junge Ordensschwester und Ärztin entdeckte sie in den Elendsvierteln von Karachi viele Leprakranke, um die sich niemand kümmerte und die es in der Statistik der Regierung gar nicht gab. Sie war so betroffen von dem Leid der Ausgestoßenen, dass sie in der Sorge um sie ihre Berufung erkannte. In einer kleinen Hütte mitten im Slum errichtete sie eine provisorische Station zur Behandlung der Leprakranken. Es war in einem Gebiet jenseits der Zivilisation, wo die für uns selbstverständlichen Regeln des Zusammenlebens nicht gelten. Genau an einem solchen Ort dürfen wir die Aussätzigen vermuten, denen Jesus begegnet. Es ist nachvollziehbar, mit welcher Erregung  der Satz gerufen, ja geschrien wird: "Jesus, Meister, hab Erbarmen mit uns!" (Lk17,13) Es ist so etwas wie die letzte Hoffnung und der ganze Einsatz dessen, was ein Mensch aufzubieten hat. Wir kennen das Schreien des Blinden von Jericho, der in der Menge durch seine Stimme Jesus auf sich aufmerksam macht.
Situationen wie diese, in denen Not und Verzweiflung antreiben, kann man auch als Grenzgebiet bezeichnen zwischen einem gesicherten, bürgerlichen Leben und einem Dasein, wo nichts mehr normal läuft, wo es um das bloße Überleben geht und der volle Einsatz gefordert wird.
Hier können wir einsteigen und unser eigenes Grenzgebiet einmal wahrnehmen. Man spricht heute von Lebenskrisen und meint eine Situation, in der man aus der Bahn geworfen wird, aus dem Beruf, aus einer liebenden Verbindung, aus der Ehe und Familie, aus der Gesundheit, aus dem normalen Alltag. Der Schrei der Verzweifelten dürfte uns in Erinnerung bleiben und bei vielen einen Nachhall finden. Weil er aus dem tiefsten Herzen kommt, hat er das Herz Jesu erreicht und auch das eigene für ihn geöffnet. Das Wort Jesu konnte ankommen und heilen. Die Heilung der Aussätzigen war mehr als eine körperliche, medzinisch feststellbare Genesung. Damit verbunden war, was wir heute Resozialisierung nennen. Der Weg zu den Priestern sollte die offizielle Anerkennung ihrer Gesundheit bedeuten. Damit durften sie wieder in das normale Leben zurückkehren, sie durften wieder heim in ihr Dorf, zu ihrer Familie, zu Freunden und Bekannten. Sie dachten an nichts anderes mehr. Bei dem einen, der zu Jesus zurückkehrte, war da noch etwas ganz anderes, dürfen wir annehmen. Es war in ihm eine Freude aufgebrochen, die selbst die Heimkehr verblassen ließ. Er war innerlich ein anderer geworden: nicht mehr der ausgestoßene, verachtete Samariter, der in der Gruppe der Unglücklichen auch nur der letzte war. Es hat sich in der Begegnung mit Jesus wahrscheinlich das ereignet, was heute in der Sprache der neuen spirituellen Wege "Erleuchtung" genannt wird. Er ist wie eingetaucht in eine Atmosphäre der Freiheit, der Nähe, des Glücks. Es ist, wie wenn alle Blätter leuchten und alle Menschen gut sind. Es ist, als ob sich die ganze Welt umgedreht hätte. Erleuchtete sagen: „Rosen und Mandelbäume blühen wieder herrlich". Es ist so etwas Kostbares, als ob die ganze Welt einem gehören würde. Wir können diese innere Gestimmtheit gewiss nur vermuten. Aber der Dank, der ihn wohl einen weiten Weg noch einmal gehen ließ, kommt aus einem mit Glück erfüllten Herzen. Wir dürfen auch an jene Frau denken, die als Sünderin galt und in der Nähe Jesu vor Freude und Dankbarkeit weinte.


Glaubensbekenntnis
Fürbitten: Im Jahreskreis
GABENGEBET
Herr und Gott,
nimm die Gebete und Opfergaben
deiner Gläubigen an.
Lass uns diese heilige Feier
mit ganzer Hingabe begehen,
damit wir einst das Leben
in der Herrlichkeit des Himmels erlangen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

Präfationen für die Sonntage im Jahreskreis
KOMMUNIONVERS Ps 34 (33), 11
Reiche müssen darben und hungern.
Wer aber den Herrn sucht, braucht kein Gut zu entbehren.
SCHLUSSGEBET
Allmächtiger Gott,
in der heiligen Opferfeier
nährst du deine Gläubigen
mit dem Leib und dem Blut deines Sohnes.
Gib uns durch dieses Sakrament auch Anteil
am göttlichen Leben.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
FÜR DEN TAG UND DIE WO

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