30. SONNTAG IM JAHRESKREIS (23.10.2022)
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ERÖFFNUNGSVERS Vgl. Ps 105 (104), 3-4
Freuen sollen sich alle, die den Herrn suchen.
Sucht den Herrn und seine Macht, sucht sein Antlitz allezeit.
Ehre sei Gott
TAGESGEBET
Allmächtiger, ewiger Gott,
mehre in uns den Glauben,
die Hoffnung und die Liebe.
Gib uns die Gnade,
zu lieben, was du gebietest,
damit wir erlangen, was du verheißen hast.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
ERSTE LESUNG (Sir 35, 15b-17.20-22a)
Das Flehen der Armen dringt durch die Wolken
Lesung aus dem Buch Jesus Sirach
15bDer Herr ist der Gott des Rechts, bei ihm gibt es keine Begünstigung.
16Er ist nicht parteiisch gegen den Armen, das Flehen des Bedrängten hört er.
17Er missachtet nicht das Schreien der Waise und der Witwe, die viel zu klagen hat.
20Wer Gott wohlgefällig dient, der wird angeommen, und sein Bittruf erreicht die Wolken.
21Das Flehen des Armen dringt durch die Wolken, es ruht nicht, bis es am Ziel ist. Es weicht nicht, bis Gott eingreift 22a und Recht schafft als gerechter Richter.
ANTWORTPSALM Ps 34 (33), 2-3.6-7.17-18.19-23 (R: vgl. 7)
R Der Herr erhört den Armen, (GL 698, 1)
er hilft ihm aus all seiner Not. - R
2 Ich will den Herrn allezeit preisen; II. Ton
immer sei sein Lob in meine Mund.
3 Meine Seele rühme sich des Herrn;
die Armen sollen es hören und sich freuen. - (R)
17 Das Antlitz des Herrn richtet sich gegen die Bösen,
um ihr Andenken von der Erde zu tilgen.
18 Schreien die Gerechten, so hört sie der Herr;
er entreißt sie all ihren Ängsten. - (R)
19 Nahe ist der Herr den zerbrochenen Herzen,
er hilft denen auf, die zerknirscht sind.
23 Der Herr erlöst seine Knechte;
straflos bleibt, wer zu ihm sich flüchtet. - R
ZWEITE LESUNG 2 Tim 4, 6-8.16-18
Lesung aus dem zweiten Brief des Apostels Paulus an Timotheus
Mein Sohn!
6Ich werde nunmehr geopfert, und die Zeit meines Aufbruchs ist nahe.
7Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, die Treue gehalten.
8Schon jetzt liegt für mich der Kranz der Gerechtigkeit bereit, den mir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tag geben wird, aber nicht nur mir, sondern allen, die sehnsüchtig auf sein Erscheinen warten.
16Bei meiner ersten Verteidigung ist niemand für mich eingetreten; alle haben mich im Stich gelassen. Möge es ihnen nicht angerechnet werden.
17Aber der Herr stand mir zur Seite und gab mir Kraft, damit durch mich die Verkündigung vollendet wird und alle Heiden sie hören; und so wurde ich dem Rachen des Löwen entrissen.
18Der Herr wird mich allem Bösen entreißen, er wird mich retten und in sein himmlisches Reich führen. Ihm sei die Ehre in alle Ewigkeit. Amen.
RUF VOR DEM EVANGELIUM Vers: vgl. 2 Kor 5, 19
Halleluja. Halleluja.
Gott hat in Christus die Welt mit sich versöhnt
und uns das Wort der Versöhnung anvertraut.
Halleluja.
EVANGELIUM Lk 18, 9-14
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas
In jener Zeit
9erzählte Jesus einigen, die von ihrer eigenen Gerechtigkeit überzeugt waren und die anderen verachteten, dieses Beispiel:
10Zwei Männer gingen zum Tempel hinauf, um zu beten; der eine war ein Pharisäer, der andere ein Zöllner.
11Der Pharisäer stellte sich hin und sprach leise dieses Gebet: Gott, ich danke dir, dass ich nicht wie die anderen Menschen bin, die Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner dort.
12Ich faste zweimal in der Woche und gebe dem Tempel den zehnten Teil meines ganzen Einkommens.
13Der Zöllner aber blieb ganz hinten stehen und wagte nicht einmal, seine Augen zum Himmel zu erheben, sondern schlug sich an die Brust und betete: Gott, sei mir Sünder gnädig!
14Ich sage euch: Dieser kehrte als Gerechter nach Hause zurück, der andere nicht. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, wer sich aber selbst erniedrigt, wird erhöht werden.
Eifer ohne Erleuchtung oder erleuchtende Einsicht
Zwei Figuren werden uns heute vorgestellt: der Pharisäer, der uns so bekannt ist, dass er zum Schimpfwort wurde, und der Zöllner, der von Jesus gelobt wird. Wie von selbst gehört diesem unsere Sympathie, während die Gestalt des Frommen eher alte Feindbilder wachruft. Wir sollten mit unserem Urteil aber vorsichtig sein. Wenn wir uns allzu schnell auf die Seite des armen Sünders stellen, dann halten wir uns doch für die Besseren und dann ist genau das eingetreten, wogegen Jesus ankämpft: Es ist die gedankenlose und selbstsichere Selbsteinschätzung. Nicht jeder Eifer ist erleuchtet und Gott wohlgefällig. Entscheidend ist, ob man auch weiß, was man tut. Es ist ja gerade so gewesen, dass die Frommen, die sich für das religiöse Leben verantwortlich fühlten, im guten Glauben die schlimmsten Gegner Jesu wurden. Dies ging bis zur radikalen Vernichtung. Seine Worte am Kreuz bringen es klar zum Ausdruck: "Denn sie wissen nicht, was sie tun!" (Lk 24,34 ). Vor dieser Unwissenheit sind auch seine Jünger nicht verschont geblieben. Jesus hat dem blinden Eifer der beiden Apostel Johannes und Jakobus, die den Samaritern das Feuer vom Himmel wünschten(Lk9,54), Einhalt geboten. "Ihr wisst nicht, welchen Geistes ihr seid".(Lk 9,55).
Später in der Geschichte ließen sich seine Jünger allerdings nicht davon abhalten. Dies wird uns von anderer Seite ständig um die Ohren geschlagen. Wir müssen beschämt zugeben, dass unerleuchteter Eifer in seiner Kirche großes Unheil angerichtet, sogar unschuldigen Menschen das Leben gekostet hat. Wichtig ist dabei auch die Einsicht, dass keine Generation, ganz gleich in welchem Jahrhundert, davor sicher ist. Die Tatsache, dass guter Wille gerade im religiösen Leben blind sein kann, sollte uns wachrütteln. Der Auftrag lautet, „Weiß ich auch, was ich tue? Wie kommt das, was ich sage, bei den anderen an? Welche Auswirkungen hat es? Kann ich mich selbst kritisch mit den Augen der andern betrachten?" Wir werden an das Wort aus der Bergpredigt erinnert: „Was siehst du den Splitter im Auge deines Bruders und den Balken in deinem eigenen Auge beachtest du nicht? Du Heuchler! Zieh erst den Balkenaus deinem Auge. dann sieh zu, wie du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehst!"(Mt 7,3-5). Die Einsicht in das eigene Innere nimmt die Fixierung auf den andern und die Sucht, ihn verbessern zu wollen, lockert den Druck, den man auf ihn ausübt, und gibt ihm die Chance, auch bei sich einzukehren und sich nicht mehr verteidigen zu müssen. Es beginnt eigentlich damit, wovon heute die Rede ist. "Zwei Männer gingen in den Tempel, um zu beten"(Lk18.10). Was hat sie dazu getrieben? Man darf annehmen, dass sie es selbst nicht recht wussten, genauso wie wir in Verlegenheit kämen, wenn uns ein Fernsehreporter fragen würde: „Warum gehen Sie in die Kirche?" Wir würden wahrscheinlich sagen: „. Weil ich es so seit meiner Kindheit gewohnt bin. Weil ich ruhiger werde. Weil ich nachher zufriedener bin". Aber irgendwie spüren wir, dass das nicht alles ist. Da ist noch ein Gefühl, das noch viel tiefer liegt und das man schlecht in Worte fassen kann und dem nahe kommt, was manche so beschrieben haben: „Es geht mir darum, einmal ganz tief einzutauchen in eine Atmosphäre, die mir guttut. Ich möchte einmal ganz tief im Innersten berührt sein. Ich möchte einmal wegkommen von den verwirrenden und quälenden Eindrücken des alltäglichen Lebens."
Wir dürfen annehmen, dass solche geheimen, nie ausgesprochenen Überlegungen bei Kirchgängern vorhanden sind gerade bei solchen, die außerhalb der Gottesdienstzeiten den sakralen Raum aufsuchen. Im Blick auf die Geschichte der Frömmigkeit dürfen wir auch an den Bauernburschen Hans Birndorfer aus dem Rotttal denken, der als Bruder Konrad allen Altötting- Wallfahrern bekannt ist. Von ihm wird berichtet, dass ihn Kirchen fast magisch anzogen. Er nahm den Fußweg von sechs Stunden auf sich, um am Sonntag nach dem Wallfahrtsort „Maria Hilf" ob Passau zu pilgern, dort zu beichten und zu kommunizieren. Er ging dann nüchtern, wie er gekommen war, wieder nach Hause. Es muss ihn etwas bewegt haben, das er Außenstehenden nicht sagen konnte. Schließlich ging ihm auf, dass sein Platz genau dort sein musste, wo er sich in heiligen Räumen bewegen konnte nämlich im Kloster
Wir sind sicher auf keiner falschen Spur, wenn wir die Freude eines heiligen Franziskus und eines Johannes Birndorfer zusammen sehen und mit dem in Beziehung setzen, was Jesus vom Zöllner sagt: „Er ging als Gerechter nach Hause zurück". Das Wort „gerecht", das häufig in der Heiligen Schrift vorkommt, ist mehr als sorgsames Beachten des Gesetzes. Gewöhnlich wird es als „recht sein vor Gott" bezeichnet. Wenn wir davon ausgehen, dass Gott die Liebe und die Freude ist, heißt das nichts anderes, als dass wir mit der Liebe übereinstimmen, sie spüren, dass wir getragen sind und dass wir anderen Menschen und Wesen mit Sympathie begegnen. So dürfte es beim heiligen Franziskus und beim heiligen Bruder Konrad gewesen sein. Deren Frömmigkeit war davon geprägt, dass sie von Gott berührt wurden. Das war etwas so Schönes, Erhabenes und Kostbares, dass sie auf alles andere verzichten konnten. So war es wahrscheinlich auch beim Zöllner, der als „Gerechter nach Hause ging". Er war damit meilenweit vom frommen Pharisäer entfernt, der, wie es aus seinen Worten erscheint, eher eine Bestätigung und eine Belohnung für seine Mühen suchte. Blicken wir selbstkritisch in unser Inneres, wird sich zeigen, dass jeder von uns etwas vom Pharisäer in sich trägt, von seiner falschen Selbstgewissheit, von seiner Überheblichkeit, von seiner Verschlossenheit für das Schicksal anderer, von seinem Unverständnis für das, was mit der Botschaft Gottes gemeint ist. Wenn wir uns aber kritisch selbst anschauen, macht es uns betroffen, wir hören auf, uns selbst für unfehlbar und unantastbar zu halten. Wir sind dann an dem Punkt, an dem uns Gott berühren kann.
Glaubensbekenntnis
Fürbitten: Im Jahreskreis
ZUR EUCHARISTIEFEIER
Gott ist dem zerbrochenen Herzen nahe (Ps 34,19). uche also nicht einen hohen Berg, als wärest du dort näher bei Gott. Erhebst du dich, so zieht er sich zurück; beugst du dich nieder, so neigt er sich zu dir herab." (Augustinus)
GABENGEBET
Allmächtiger Gott,
sieh gnädig auf die Gaben, die wir darbringen,
und lass uns dieses Opfer so feiern,
dass es dir zur Ehre gereicht.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Präfationen für die Sonntage im Jahreskreis
KOMMUNIONVERS Vgl. Ps 20 (19), 6
Wir jubeln über die Hilfe des Herrn.
Wir frohlocken im Namen unseres Gottes.
Oder: Eph 5, 2
Christus hat uns geliebt und sich für uns hingegeben
als Gabe und Opfer, das Gott wohlgefällt.
SCHLUSSGEBET
Herr, unser Gott,
gib, dass deine Sakramente
in uns das Heil wirken, das sie enthalten,
damit wir einst
als unverhüllte Wirklichkeit empfangen,
was wir jetzt in heiligen Zeichen begehen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
FÜR DEN TAG UND DIE WOCHE
Opfer und Gebet werden nur aus solchen Händen angenommen. die sich Ihm entgegenhalten. „Lasst uns nicht beten, ihr Brüder, wie es im Gleichnis der Pharisäer tat. Der Pharisäer, von der Prahlsucht besiegt, und der Zöllner, in Reue gebeugt, traten vor dich hin, den alleinigen Herrn. Jener rühmte sich und erhob sich über den anderen; so wurde er des Guten beraubt. Dieser hingegen verstummte und wurde der Gnade gewürdigt.
Erbarme dich unser! Nimm uns auf in die Zahl der Befreiten!
Heiland, hab Erbarmen mit mir!" (Ostkirchliches Gebet)
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