Das Glück-von den Ratgebern oder aus dem Glauben?

 

Auf wen freue ich mich?
Auf die Frage „Sind sie glücklich?" lässt sich schwer eine treffende Antwort geben. Es bringt mehr, den inneren Zustand an konkreten Situationen festzumachen. Dann könnte die Frage lauten: Wie schaut der Alltag aus? Was macht die Arbeit mit mir? Macht sie mir Freude? Oder bin ich erschöpft und verärgert, wenn ich meinen Arbeitsplatz verlasse? Auf wen freue ich mich, wenn ich heimkomme? Glück ist, wenn mich die begrüßen, die mir am wichtigsten sind: mein/e Lebenspartner/n, meine Kinder oder mein Hund? Oder ist da nur die leere, tote Wohnung? Ob jemand glücklich ist, kann am ehesten am Gesicht eines Menschen erkennen. Man sieht düstere, bedrückte, erstarrte Gesichter und ganz andere, die Freude ausstrahlen. Man denke an leuchtende Kinderaugen oder an abgeklärte Gesichter älterer Menschen, die Zufriedenheit, Gelassenheit und Vertrauen vermitteln. Glückliche Menschen haben auch Humor. Er ist etwas von der Freiheit des Geistes und der Leichtigkeit des Seins.
Die klugen Ratschläge

Ratgeber in Illustrierten, Büchern, im Internet sagen: Man sollte positiv denken, das Gute am Kollegen sehen, Joga oder Meditation machen, sich etwas Schönes leisten, gut essen und vieles andere , was die Stimmung heben kann. Man sollte gute Beziehungen führen, mehr im Hier und Jetzt leben und versuchen, im täglichen Leben Zufriedenheit zu empfinden. Von Religion und Glaube ist nicht die Rede! Aber trägt eine solche Einstellung auch in den Ereignissen, die nicht nach Glück aussehen? Unsere Existenz hat auch eine Rückseite, die Risiken, Verlust, Scheitern enthält. Es heißt, müsse man selbst aktiv werden und soziale Kontakte herstellen. Aber was ist, wenn einem danach gar nicht ist? Was ist, wenn die Liebe, die Ehe, die Familie, die Hoffnung auf die Kinder zerbricht? Wenn der gute Arbeitsplatz verloren ist? Wenn die Diagnose lautet: Metastasen sind überall im Körper? Glück ist mehr als ein freundlicher Augenaufschlag, als ein sexueller Rausch, als ein Hochgefühl nach bestandenem Examen, nach gelungenem Geschäftsabschluss oder nach zufriedenem Durchschauen des Kontos. Von wahrem und wesentlichen Glück kann man erst dann sprechen, wenn auch der Schatten der hellen, erfolgreichen Gesichter miteinbezogen wird
Eine andere Sicht

Hier ist entscheidend, dass es noch eine andere Sicht von menschlicher Existenz gibt, die auf diese Fragen eine praktische Antwort kennt und die sich auf reale Erfahrungen stützen kann. Es ist jener Bereich, den wir mit Glauben, Religion, Gott bezeichnen. Meine Arbeit mit Menschen in Lebenskrisen seit 50 Jahren bestätigt die Annahme, dass auf der Rückseite unserer Seele nicht nur Dunkles droht, sondern wertvolle Ressourcen vorhanden sind, die auch schweres Unheil bewältigen. Es sei der Schicksalsschlag einer Frau angeführt, deren Sohn mit 33 Suizid beging. Er hinterließ eine Familie mit drei Kindern und Schulden, die das von den Eltern geerbte Anwesen kosteten. Ihr Mann, mit dem sie eine glückliche Ehe führte, starb kurze Zeit danach. Wo ist das Glück geblieben? Sie hat wohl kaum bei den klugen Ratgebern gesucht. Es war ihr tiefer Glaube, der sie durch den Abgrund von Leid trug und durch den sie wieder froh sein konnte. Dazu ein anderes Beispiel. Eine Frau mit 79 erfährt die tödliche Diagnose. Die Zeit danach ist für sie total erfüllt. So dicht hatte sie ihr Leben noch nie empfunden, was man wohl Glück nennen darf. Sie war seit mehr als dreißig Jahren einen Weg des spirituellen und persönlichen Wachstums gegangen durch Abbrüche und Neuaufbrüche, durch schmerzliche und beglückende Erfahrungen hindurch."
Der göttliche Grund

Es gibt eine Instanz in uns, die mehr weiß als mein Ich und stärker ist als die dunklen Strömungen. Sie bewirkt, dass Krisen zu Wendezeiten werden, wenn man sich ihrer Führung überlässt. In der Mystik spricht man vom Seelengrund oder vom Seelenfunken, in der Tiefenpsychologie vom Selbst, vom Archetyp des Gottesbildes, dem Gefäß der Gnade Gottes. Es entspricht dem, was in der Hl. Schrift mit dem Herz gemeint ist. Es ist jene Instanz, welche die hilfreichen Einfälle liefert, die Freude an Gott und am Dasein, das Gespür, wer bei der Wahl des Partners zu einem passt und bewirkt, dass die Liebe gelingt. Es ist die Kraft aus der Tiefe der Seele, über die wir nicht verfügen, die aber uns ergreift, was als numinose oder religiöse Erfahrung bezeichnet wird. Sie ist nach C.G.Jung „der Schatz einer großen Sache, die jedem, der sie hat zu einer Quelle von Leben, Sinn und Schönheit wird und die der Welt und der Menschheit einen neuen Glanz gibt."

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