Erster Adventssonntag  B (03.12.2023)

 


Eröffnungsvers
Ps 25 (24), 1-3
Zu dir, Herr, erhebe ich meine Seele. Mein Gott, dir vertraue ich.
Lass mich nicht scheitern, lass meine Feinde nicht triumphieren!
Denn niemand, der auf dich hofft, wird zuschanden.
Tagesgebet
Herr, unser Gott,
alles steht in deiner Macht;
du schenkst das Wollen und das Vollbringen.
Hilf uns, dass wir auf dem Weg der Gerechtigkeit
Christus entgegengehen
und uns durch Taten der Liebe
auf seine Ankunft vorbereiten,
damit wir den Platz zu seiner Rechten erhalten,
wenn er wiederkommt in Herrlichkeit.
Er, der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.


Zur 1. Lesung Die Lesung aus dem Buch Jesaja ist ein Gebet aus dunkler Zeit; nach der Heimkehr aus dem babylonischen Exil war die Situation in Jerusalem schwierig, fast aussichtslos. Dieses Gebet beginnt mit der Anrufung Gottes: „Du bist unser Vater, unser Erlöser von jeher." Gott vergibt die Schuld und gewährt Zukunft denen, die seinen Namen anrufen. Er ist unser Vater.

Erste Lesung    (Jes 63, 16b-17. 19b; 64, 3-7)

Reiß doch den Himmel auf, und komm herab!
Lesung aus dem Buch Jesaja
16bDu, Herr, bist unser Vater, „Unser Erlöser von jeher" wirst du genannt.
17Warum lässt du uns, Herr, von deinen Wegen abirren und machst unser Herz hart, so dass wir dich nicht mehr fürchten? Kehre zurück um deiner Knechte willen, um der Stämme willen, die dein Eigentum sind.
19bReiß doch den Himmel auf, und komm herab, so dass die Berge zittern vor dir.
3Seit Menschengedenken hat man noch nie vernommen, kein Ohr hat gehört, kein Auge gesehen, dass es einen Gott gibt außer dir, der denen Gutes tut, die auf ihn hoffen.
4Ach, kämst du doch denen entgegen, die tun, was recht ist, und nachdenken über deine Wege. Ja, du warst zornig; denn wir haben gegen dich gesündigt, von Urzeit an sind wir treulos geworden.
5Wie unreine Menschen sind wir alle geworden, unsere ganze Gerechtigkeit ist wie ein schmutziges Kleid. Wie Laub sind wir alle verwelkt, unsere Schuld trägt uns fort wie der Wind.
6Niemand ruft deinen Namen an, keiner rafft sich dazu auf, festzuhalten an dir. Denn du hast dein Angesicht vor uns verborgen und hast uns der Gewalt unserer Schuld überlassen.
7Und doch bist du, Herr, unser Vater. Wir sind der Ton, und du bist unser Töpfer, wir alle sind das Werk deiner Hände.
Antwortpsalm
R Richte uns wieder auf, o Gott,

lass dein Angesicht leuchten, dann sind wir gerettet. - R
Du Hirte Israels, höre!
Der du auf den Kerubim thronst, erscheine!
Biete deine gewaltige Macht auf,
und komm uns zu Hilfe! - (R)
15
Gott der Heerscharen, wende dich uns wieder zu!
Blick vom Himmel herab, und sieh auf uns!
Sorge für diesen Weinstock
16
und für den Garten, den deine Rechte gepflanzt hat. - (R)
18
Deine Hand schütze den Mann zu deiner Rechten,
den Menschensohn, den du für dich groß und stark gemacht.
19
Erhalt uns am Leben!
Dann wollen wir deinen Namen anrufen und nicht von dir weichen. - R

2. Lesung

1 Kor 1, 3-9
Wir warten auf die Offenbarung unseres Herrn Jesus Christus
Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Korinther
3Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus.
4Ich danke Gott jederzeit euretwegen für die Gnade Gottes, die euch in Christus Jesus geschenkt wurde,
5dass ihr an allem reich geworden seid in ihm, an aller Rede und aller Erkenntnis.
6Denn das Zeugnis über Christus wurde bei euch gefestigt,
7so dass euch keine Gnadengabe fehlt, während ihr auf die Offenbarung Jesu Christi, unseres Herrn, wartet.
8Er wird euch auch festigen bis ans Ende, so dass ihr schuldlos dasteht am Tag Jesu, unseres Herrn.
9Treu ist Gott, durch den ihr berufen worden seid zur Gemeinschaft mit seinem Sohn Jesus Christus, unserem Herrn.
Ruf vor dem Evangelium
Vers: Ps 85 (84), 8
Halleluja. Halleluja.
Erweise uns, Herr, deine Huld,
und gewähre uns dein Heil!
Halleluja.

Evangelium   Mk 13, 24-37

Dann wird man den Menschensohn mit großer Macht und Herrlichkeit auf den Wolken kommen sehen.
Seid wachsam! Denn ihr wisst nicht, wann der Hausherr kommt
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Markus
Jesus sprach zu seinen Jüngern:
24In jenen Tagen, nach der großen Not, wird sich die Sonne verfinstern, und der Mond wird nicht mehr scheinen;
25die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden.
26Dann wird man den Menschensohn mit großer Macht und Herrlichkeit auf den Wolken kommen sehen.
27Und er wird die Engel aussenden und die von ihm Auserwählten aus allen vier Windrichtungen zusammenführen, vom Ende der Erde bis zum Ende des Himmels.
28Lernt etwas aus dem Vergleich mit dem Feigenbaum! Sobald seine Zweige saftig werden und Blätter treiben, wisst ihr, dass der Sommer nahe ist.
29Genauso sollt ihr erkennen, wenn ihr all das geschehen seht, dass das Ende vor der Tür steht.
30Amen, ich sage euch: Diese Generation wird nicht vergehen, bis das alles eintrifft.
31Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.
32Doch jenen Tag und jene Stunde kennt niemand, auch nicht die Engel im Himmel, nicht einmal der Sohn, sondern nur der Vater.
33Seht euch also vor, und bleibt wach! Denn ihr wisst nicht, wann die Zeit da ist.
34Es ist wie mit einem Mann, der sein Haus verließ, um auf Reisen zu gehen: Er übertrug alle Verantwortung seinen Dienern, jedem eine bestimmte Aufgabe; dem Türhüter befahl er, wachsam zu sein.
35Seid also wachsam! Denn ihr wisst nicht, wann der Hausherr kommt, ob am Abend oder um Mitternacht, ob beim Hahnenschrei oder erst am Morgen.
36Er soll euch, wenn er plötzlich kommt, nicht schlafend antreffen.
37Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Seid wachsam!


Advent: Die Zeit, die uns wach ruft

 

Schon längst, noch bevor es soweit ist, haben uns Advent und Weihnachten im grellen Licht der Geschäfte und Straßen eingeholt. Bei vielen steigt Überdruss auf, bei ernsthaften und nachdenklichen Menschen Wehmut und die Sehnsucht nach einem tieferen Erleben, nach etwas, was bedeutsamer ist als der oft so graue Alltag. Die Kraft dieser Zeit, die Herzen anzurühren, scheint für viele erloschen zu sein.

Die Älteren erinnern sich noch an das adventliche Singen nach der abendlichen Tagesschau, wo man sich in die festliche Zeit einstimmen lassen konnte, an die Kerze mit Tannenzweigen, an Lieder die etwas von Not und Hoffnung sangen, an eine wohltuenden Stille, der man sich überließ.
Der Trend der Zeit ging inzwischen in die Richtung, dem Zuschauer rund um die Uhr immer mehr Abwechslung, Ablenkung und Überraschungen zu bieten. Es wird ja auch so gewünscht, weil es der angenehmere Weg zu sein scheint.. Man nennt es Entspannung, weil die Anstrengungen des Tages und der Druck, unter dem man steht, vergessen werden.
Fremdes oder eigenes Denken
Es kostet viel Selbstkritik und Mühe, einzusehen, dass man sich im Grunde einem fremden Denken und den Erfahrungen anderer überlässt. Mehr würde es bringen, sich selbst zu spüren, selbst nachzudenken, und sich mit dem Schatten des eigenen Lebens statt mit dem der Gesellschaft zu konfrontieren.
Erst wenn uns plötzlich eine Krise überfällt, wenn es nicht mehr weitergeht, wenn die Sicherheit von vielen Jahren zerbricht, wenn wir feststellen müssen, dass die Liebe schon längst erloschen ist und wir eigentlich wie in einem Traum gelebt haben, merken wir: es gibt auch noch eine Rückseite des Lebens.
Doch muss es nicht unbedingt eine existentielle Katastrophe sein, die uns aus den Illusionen der Oberflächlichkeit holt, bei manchen tut es die eigene Seele. Es gibt Träume, die so eindrucksvoll sein können - erschreckend oder auch überwältigend schön, dass sie einen aus dem Schlaf reißen. Es kann sein, dass uns ein Einbrecher bedroht, sogar Gewalt antut, dass wir in einen Abgrund stürzen, oder dass andere schlimme oder tiefgreifende Ereignisse uns aufwecken. Eine Frau träumte von der Umarmung mit einem liebenden Wesen, das für sie Gott war, und weinte nach dem Erwachen vor Glück. Dieses Erlebnis gab ihrem Leben die große Wende.
Innere Lähmung oder Mut und Freude
Sie entkam ihrer inneren Lähmung. Sie konnte ihr Leben, das so bedrückend und unglücklich verlief, neu begreifen und von sich aus gestalten. Sie gewann Mut und die Freude, am Leben zu sein, zurück.
Das Erwachen aus einem Traum kann sehr tiefgründig verstanden werden. Es ist mehr, als dass der Schlaf unterbrochen wird. Wir werden aus der Traumwelt eines rein vordergründigen Lebens, der vergänglichen und brüchigen Erfolge, aus den Verlockungen einer wohlfeilen Spaßgesellschaft, aus einer eintönigen und belastenden Alltagsatmosphäre herausgeholt. Unser Leben bekommt bei richtigem Verstehen des Traumes eine neue Perspektive. Das Vorher und das Nachher einer solchen Wende wird oft beschrieben wie der Wechsel von der Nacht zum Tag. Man sagt: Es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht.
Bisher nur geschlafen!

Es ist, als ob man bisher nur geschlafen hätte. Man sieht die Gegebenheiten neu und hat Mut und schöpferische Kraft zum Handeln. Selbst ein anscheinend niederschmetterndes Unglück verliert von seinem bedrückenden Charakter, berichten Menschen, die es erlebt haben. Sie sagen, sie würden nun das Echte, das Eigentliche und Wesentliche spüren, das sie ausfüllt und von dem sie zu leben vermögen. Was ihnen widerfuhr, war für sie die große Befreiung. Sie hätten in dieser Zeit des Umbruchs erst angefangen, bewusst und sinnvoll zu leben. Sie könnten sich nicht mehr vorstellen, in den alten Zustand zurückzukehren.
Betrachten wir vor diesem Hintergrund die Texte zum ersten Adventssonntag! Es fällt auf, dass uns Jesus eindringlich zum Wachen ermahnt. Ein Missverständnis wäre jedoch , in ständiger Anspannung zu leben und sich keine Ruhe und Erholung zu gönnen. Eher ist daran zu denken, dass Menschen die Begegnung mit Jesus wie ein Erwachen aus tiefer Dunkelheit, Verwirrung, Einsamkeit und Ungenügen empfanden. Für sie war es der Übergang wie von der Nacht zum Tag, das Erscheinen des Lichts, ein Vorgang, der auch heutigen Menschen vertraut sein kann.

Äußeres Erscheinen oder inneres Erwachen
Der Apostel Paulus, dem sich Christus als das hellste Licht zeigte, meint dieses umwerfende Erlebnis, wenn er die Adressaten seiner Briefe und sich selbst "Kinder des Lichts und des Tages" nennt. So dürfen wir bei dem so oft gehörten Wort von der Offenbarung Jesu Christi also mehr an ein inneres Erwachen als an ein äußeres Kommen denken. Nach den Worten des Apostels wohnt ja Christus schon in ihm(Gal 2,20) und in jedem, der an ihn glaubt. Der Auferstandene ist die Mitte, die trägt; er ist die Orientierung für das Echte, das Wesentliche und das ganz Eigene.
Den Advent richtig zu gestalten heißt demnach, uns den Raum und die Zeit zum Erwachen zu geben.
Im Grunde ist es dasselbe, was man bisher Besinnung genannt hat. Es ist aber mehr, als sich einer nostalgischen Stimmung auszusetzen, einer Sehnsucht nach Geborgenheit und Heimat, die sich dann doch nicht erfüllt.
Es geht auch weniger darum, unser Inneres nun mit frommen Inhalten anzufüllen statt mit den Sensationen des Tagesgeschehens. Wir haben den Auftrag Jesu besser verstanden, wenn wir wachsam sind gegenüber uns selbst und die ganz eigene Situation bewusster anschauen. Wie geht es mir wirklich in meinem Innersten? Von welcher Not, von welcher Leere bin ich geplagt? Oder von welcher Hoffnung bin ich beseelt? Wenn es uns gelingt, die eigene Befindlichkeit und die eigenen Gefühle wahrzunehmen, sie vielleicht einem guten Menschen anzuvertrauen oder wenigstens dem Tagebuch, haben wir viel für uns selbst und für andere getan. Ein Stück unserer Sehnsucht nach dem Größeren in uns selbst kann in Erfüllung gehen, weil wir den Grund bereiten, auf dem Christus uns entgegenkommt.

Glaubensbekenntnis
Fürbitten: Advent

Gabengebet
Allmächtiger Gott,
alles, was wir haben, kommt von dir.
Nimm die Gaben an, die wir darbringen.
Mache sie für uns in diesem Leben
zum Sakrament der Erlösung
und rufe uns an deinen Tisch im kommenden Reich.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Präfationen vom Advent
Kommunionvers
Ps 85 (84), 13
Der Herr wird seinen Segen spenden,
und unsere Erde bringt ihre Frucht hervor.
Schlussgebet
Herr, unser Gott,
du hast uns an deinem Tisch
mit neuer Kraft gestärkt.
Zeige uns den rechten Weg
durch diese vergängliche Welt
und lenke unseren Blick auf das Unvergängliche,
damit wir in allem dein Reich suchen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Für den Tag und die Woche
Er ist nahe Gott ist da, Gott ist ganz nahe. Er kann gefunden werden. Wir Menschen haben keine Maße, um seine Unermesslichkeit zu fassen; keine Hände, die ihn greifen, keine Begriffe, die ihn be-greifen könnten. Aber er hat uns ein Herz gegeben, das ihn suchen kann und finden will. „Im Wolkendunkel komme ich zu dir", sagte er zu Mose. Er kommt, aber im Wolkendunkel. Er ist nahe, aber in Verborgenheit.

Array