5. Sonntag im Jahreskreis B 04.02.2024
Eröffnungsvers
Ps 95 (94), 6-7
Kommt, lasst uns niederfallen,
uns verneigen vor dem Herrn, unserem Schöpfer!
Denn er ist unser Gott.
Ehre sei Gott
Tagesgebet
Gott, unser Vater,
wir sind dein Eigentum
und setzen unsere Hoffnung
allein auf deine Gnade.
Bleibe uns nahe in jeder Not und Gefahr
und schütze uns.
Darum bitten wir durch Jesus Christus. .
ERSTE Lesung Ijob 7, 1-4.6-7
Nächte voller Mühsal teilte man mir zu
Lesung aus dem Buch Ijob
Ijob ergriff das Wort und sprach:
1Ist nicht Kriegsdienst des Menschen Leben auf der Erde? Sind nicht seine Tage die eines Tagelöhners?
2Wie ein Knecht ist er, der nach Schatten lechzt, wie ein Tagelöhner, der auf den Lohn wartet.
3So wurden Monde voll Enttäuschung mein Erbe, und Nächte voller Mühsal teilte man mir zu.
4Lege ich mich nieder, sage ich: Wann darf ich aufstehn? Wird es Abend, bin ich gesättigt mit Unrast, bis es dämmert.
6Schneller als das Weberschiffchen eilen meine Tage, der Faden geht aus, sie schwinden dahin.
7Denk daran, dass mein Leben nur ein Hauch ist. Nie mehr schaut mein Auge Glück.
Antwortpsalm
Ps 147 (146), 1-2.3-4.5-6 (R: vgl. 3a) R Lobet den Herrn;(GL 528, er heilt die gebrochenen Herzen. - Gut ist es, unserem Gott zu singen; schön ist es, ihn zu loben. Der Herr baut Jerusalem wieder auf, er sammelt die Versprengten Israels. - (R) Er heilt die gebrochenen Herzen und verbindet ihre schmerzenden Wunden. Er bestimmt die Zahl der Sterne und ruft sie alle mit Namen. - (R) Groß ist unser Herr und gewaltig an Kraft, unermesslich ist seine Weisheit. Der Herr hilft den Gebeugten auf und erniedrigt die Frevler. - R
ZWEITE Lesung 1 Kor 9, 16-19.22-23
Weh mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde!
Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Korinther
Brüder!
16Wenn ich das Evangelium verkünde, kann ich mich deswegen nicht rühmen; denn ein Zwang liegt auf mir. Weh mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde!
17Wäre es mein freier Entschluss, so erhielte ich Lohn. Wenn es mir aber nicht freisteht, so ist es ein Auftrag, der mir anvertraut wurde.
18Was ist nun mein Lohn? Dass ich das Evangelium unentgeltlich verkünde und so auf mein Recht verzichte.
19Da ich also von niemand abhängig war, habe ich mich für alle zum Sklaven gemacht, um möglichst viele zu gewinnen.
22Den Schwachen wurde ich ein Schwacher, um die Schwachen zu gewinnen. Allen bin ich alles geworden, um auf jeden Fall einige zu retten.
23Alles aber tue ich um des Evangeliums willen, um an seiner Verheißung teilzuhaben.
Ruf vor dem Evangelium
Vers: vgl. Mt 8, 17
Halleluja. Halleluja.
Christus hat unsere Leiden auf sich genommen,
unsere Krankheiten hat er getragen.
Halleluja.
Evangelium Mk 1, 29-39
Er heilte viele, die an allen möglichen Krankheiten litten
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Markus
In jener Zeit
29ging Jesus zusammen mit Jakobus und Johannes in das Haus des Simon und Andreas.
30Die Schwiegermutter des Simon lag mit Fieber im Bett. Sie sprachen mit Jesus über sie,
31und er ging zu ihr, fasste sie an der Hand und richtete sie auf. Da wich das Fieber von ihr, und sie sorgte für sie.
32Am Abend, als die Sonne untergegangen war, brachte man alle Kranken und Besessenen zu Jesus.
33Die ganze Stadt war vor der Haustür versammelt,
34und er heilte viele, die an allen möglichen Krankheiten litten, und trieb viele Dämonen aus. Und er verbot den Dämonen zu reden; denn sie wussten, wer er war.
35In aller Frühe, als es noch dunkel war, stand er auf und ging an einen einsamen Ort, um zu beten.
36Simon und seine Begleiter eilten ihm nach,
37und als sie ihn fanden, sagten sie zu ihm: Alle suchen dich.
38Er antwortete: Lasst uns anderswohin gehen, in die benachbarten Dörfer, damit ich auch dort predige; denn dazu bin ich gekommen.
39Und er zog durch ganz Galiläa, predigte in den Synagogen und trieb die Dämonen aus.
Gegen die Dämonen der Angst
Kranksein kann bitter sein. Es kann einen treffen plötzlich, unerwartet. Zuerst kleine Beschwerden. Nach der Untersuchung heißt es: Es sei eine Operation nötig. Und dann der kalte Schauder, die nackte Wahrheit! Kranksein kann bedeuten, aus dem ganz normalen Alltag herausgerissen zu werden, in ein Loch zu fallen, dessen Boden unbekannt ist.
Kranksein ist ein Schlag gegen das eigene Wertgefühl gerade bei Menschen, die ihre Freude daran hatten, für andere zu sorgen. "Wer bin ich noch?" so steigt es in einem auf, "wenn ich nichts mehr für sie tun kann?"
Manchmal, wenn die Selbstzweifel übermächtig werden, kommt noch die Empfindung hinzu, den Angehörigen zur Last zu fallen oder auch ohnmächtig ihrem oft schwankenden Mitleid ausgeliefert zu sein.
Heilung ist wieder Mensch sein dürfen
Solchen Menschen begegnet Jesus, damals wie heute. Eine davon ist die Schwiegermutter des Petrus. Was Jesus ihr schenkt, ist mehr, als dass sie aufstehen kann. Indem er sie bei der Hand nimmt und aufrichtet, nimmt er von ihr auch die Bitterkeit. Er gibt ihr die Gewissheit, leben zu dürfen, die zu sein, die sie ist. Ihre Freude am Dasein kehrt zurück. Man kann sich vorstellen, wie leicht es ihr fällt, die Gäste zu bedienen und den Haushalt zu versorgen.
"Freude, Freude, Tränen der Freude!" Mit diesen Worten drückte der Philosoph Blaise Pascal seine überwältigende Gotteserfahrung aus. So könnten alle gesprochen haben, die Jesus begegnet sind und denen er seine Zeit, seine Aufmerksamkeit und Nähe schenkte. Von der Gestalt Jesu, von seinem Blick, von seiner Berührung ging -so dürfen wir es lesen - eine so beglückende Kraft und Atmosphäre aus, dass Menschen in seiner Nähe vor Freude weinten. So wird an einer Stelle berichtet: Eine Frau, die als Sünderin galt, hat bei Jesus das gefunden, wonach sie sich immer gesehnt hatte und was sie nie mehr vergessen wird: das Gefühl, jetzt ist alles gut! Ohne die Angst, abgelehnt, verachtet und ausgestoßen zu werden, wie verworren die eigene Geschichte auch gewesen sein mag.
Die Begegnung Jesu mit Kranken endet mit der Heilung. Aber wie ist es, wenn wir uns nicht unter den Geheilten befinden, wenn uns ein ganz anderer Ausgang erwartet? Dazu sollten wir den zweiten Teil des heutigen Textes näher betrachten. Jesus vollbringt eine Heilung anderer Art. Sie geschieht an den Besessenen, an den von Dämonen Gequälten. In der aufgeklärten Gesellschaft überlassen wir das Thema „ Teufel und Dämonen" eher der Psychiatrie oder der Esoterik. Als Gebildete, die vom Gebrauch ihrer Vernunft etwas halten, haben wir es nicht nötig, an naive Vorstellungen einer archaischen Welt zu glauben, so meinen die meisten. In Wirklichkeit geht es nicht um irgendwelche abstruse Fantasien von jenseitigen, bösen Wesen, sondern um eine alltägliche Erfahrung, um Mächte, die uns im Griff haben, die unser Zusammensein stören, die immer dazwischenfunken, wenn wir uns nach Harmonie sehnen; vor allem sind es Ängste, die unser Leben vergiften. Zu diesen scheinbar unbezwingbaren Dämonen gehört die Wirkung, die eine medizinische Diagnose auslösen kann, nämlich die Wahrheit über Leben und Tod. Es ist der Augenblick, wo ein Arzt nicht mehr helfen kann. Er kann einem die Angst nicht nehmen. Ihr gegenüber ist auch die Medizin machtlos. Das Mittel gegen das Unergründliche kommt nicht aus den messbaren Daten und chemischen Reaktionen. Stellen wir uns die Nacht vor einer schwierigen Operation vor. Die Angst vor der Narkose hat manchen schon total überwältigt trotz der oft gehörten Versicherung, dass man in besten Händen sei. Man wird ja in einen Zustand versetzt , in welchem man nicht mehr über sich selbst verfügen kann und ganz andern ausgeliefert ist. Es gibt noch andere schlimme Szenarien, welche das Leben bereit hält. Es kann eine unerwartete Todesnachricht sein, die uns erschüttert und uns das klare Denken raubt. Da ist es, als ob uns der Boden unter den Füßen weggezogen würde.Wie froh wären wir, wenn jemand die niederdrückende Stimmung auflösen und diesen Dämon austreiben könnte.
Heilung anderer Art
Genau das hat Jesus getan. Er hat die Mächte, welche damals wie heute die Menschen unter ihrer Kontrolle halten, entwaffnet. Konkret heißt das: Er hatte die Kraft, die sogenannten Besessenen von der grausamen Erfahrung, unheimlichen Mächten ausgeliefert zu sein, zu befreien. Er gab ihnen den Sinn für ihre eigene Würde zurück und den Mut und die Zuversicht, ihr weiteres Leben zu bestehen. In der Nähe Jesu ist nichts mehr zu spüren von Angst, von quälenden und bedrängenden Gefühlen, von fremden Gewalten, die stärker sind als wir.
Eine Krankheit kann unseren Körper überwältigen, sogar zerstören, nicht aber uns selbst.
Voraussetzung ist allerdings, dass wir in die Atmosphäre Jesu eintauchen, dass wir den Raum betreten, in dem Er lebte, aus dem heraus er seine Geschichten und Gleichnisse erfand und seine bewunderten Taten vollbrachte. Der Geist Jesu kann zu einer schützenden Hülle werden. Mit anderen Worten: Es gilt, wie Er den Wert der absoluten Stille zu entdecken, wie Er uns in das Gebet zu vertiefen, wie Er eins zu werden mit dem Urgrund in uns selbst, mit dem "Vater", von dem alles kommt. Wir sind auf dem rechten Weg, wenn wir zu einer Einstellung finden, wie sie im Tagesgebet des heutigen Sonntags anklingt:
"Wir sind dein Eigentum und setzen unsere Hoffnung allein auf deine Gnade." Wenn die Gnade das einzige ist, woran wir uns festhalten, sogar festklammern können, dann wächst in uns auch die Gewissheit, dass sich uns wie Jesus der Himmel öffnet.
Wenn uns die Nähe Gottes erfüllt, dann sind wir vor den Dämonen der Angst, der Bitterkeit und Verzweiflung bewahrt.
Gabengebet
Herr, unser Gott,
du hast Brot und Wein geschaffen,
um uns Menschen in diesem vergänglichen Leben
Nahrung und Freude zu schenken.
Mache diese Gaben zum Sakrament,
das uns ewiges Leben bringt.
Präfationen für die Sonntage im Jahreskreis
Kommunionvers
Ps 107 (106), 8-9
Wir wollen dem Herrn danken für seine Huld,
für sein wunderbares Tun an den Menschen,
weil er die hungernde Seele mit seinen Gaben erfüllt hat.
SCHLUSSGEBET
Barmherziger Gott,
du hast uns teilhaben lassen
an dem einen Brot und dem einen Kelch.
Lass uns eins werden in Christus
und Diener der Freude sein für die Welt.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.