10. Sonntag im Jahreskreis B
Eröffnungsvers
Ps 27 (26), 1-2
Der Herr ist mein Licht und mein Heil;
vor wem sollte ich mich fürchten?
Der Herr ist die Kraft meines Lebens;
vor wem sollte mir bangen?
Meine Bedränger und Feinde,
sie müssen straucheln und fallen.
Ehre sei Gott
Tagesgebet
Gott, unser Vater,
alles Gute kommt allein von dir.
Schenke uns deinen Geist,
damit wir erkennen, was recht ist,
und es mit deiner Hilfe auch tun.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
Erste Lesung Gen 3, 9-15
Feindschaft setze ich zwischen dich und die Frau, zwischen deinen Nachwuchs und den Nachwuchs der Frau
Lesung aus dem Buch Genesis
9Nachdem Adam von der Frucht des Baumes gegessen hatte, rief Gott, der Herr, ihm zu und sprach: Wo bist du?
10Er antwortete: Ich habe dich im Garten kommen hören; da geriet ich in Furcht, weil ich nackt bin, und versteckte mich.
11Darauf fragte er: Wer hat dir gesagt, dass du nackt bist? Hast du von dem Baum gegessen, von dem zu essen ich dir verboten habe?
12Adam antwortete: Die Frau, die du mir beigesellt hast, sie hat mir von dem Baum gegeben, und so habe ich gegessen.
13Gott, der Herr, sprach zu der Frau: Was hast du da getan? Die Frau antwortete: Die Schlange hat mich verführt, und so habe ich gegessen.
14Da sprach Gott, der Herr, zur Schlange: Weil du das getan hast, bist du verflucht unter allem Vieh und allen Tieren des Feldes. Auf dem Bauch sollst du kriechen und Staub fressen alle Tage deines Lebens.
15Feindschaft setze ich zwischen dich und die Frau, zwischen deinen Nachwuchs und ihren Nachwuchs. Er trifft dich am Kopf, und du triffst ihn an der Ferse.
Antwortpsalm Ps 130 (129), 1-2.3-4.5-6b.6c-7a u. 8 (R: 7bc)
R Beim Herrn ist die Huld,
bei ihm ist Erlösung in Fülle. -R
1 Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir:
II. Ton
2 Herr, höre meine Stimme!
Wende dein Ohr mir zu,
achte auf mein lautes Flehen! - (R)
3 Würdest du, Herr, unsere Sünden beachten,
Herr, wer könnte bestehen?
4 Doch bei dir ist Vergebung,
damit man in Ehrfurcht dir dient. - (R)
5 Ich hoffe auf den Herrn, es hofft meine Seele,
ich warte voll Vertrauen auf sein Wort.
6ab MeineSeele wartet auf den Herrn
mehr als die Wächter auf den Morgen. - (R)
6c Mehr als die Wächter auf den Morgen
7a soll Israel harren auf den Herrn.
8 Ja, er wird Israel erlösen
von all seinen Sünden. - R
Zweite Lesung 2 Kor 4, 13 - 5, 1
Wir glauben, darum reden wir
Lesung aus dem zweiten Brief des Apostels Paulus an die Korinther
Brüder!
13Wir haben den gleichen Geist des Glaubens, von dem es in der Schrift heißt: Ich habe geglaubt, darum habe ich geredet. Auch wir glauben, und darum reden wir.
14Denn wir wissen, dass der, welcher Jesus, den Herrn, auferweckt hat, auch uns mit Jesus auferwecken und uns zusammen mit euch vor sein Angesicht stellen wird.
15Alles tun wir euretwegen, damit immer mehr Menschen aufgrund der überreich gewordenen Gnade den Dank vervielfachen, Gott zur Ehre.
16Darum werden wir nicht müde; wenn auch unser äußerer Mensch aufgerieben wird, der innere wird Tag für Tag erneuert.
17Denn die kleine Last unserer gegenwärtigen Not schafft uns in maßlosem Übermaß ein ewiges Gewicht an Herrlichkeit,
18uns, die wir nicht auf das Sichtbare starren, sondern nach dem Unsichtbaren ausblicken; denn das Sichtbare ist vergänglich, das Unsichtbare ist ewig.
1Wir wissen: Wenn unser irdisches Zelt abgebrochen wird, dann haben wir eine Wohnung von Gott, ein nicht von Menschenhand errichtetes ewiges Haus im Himmel.
Ruf vor dem Evangelium
Vers: vgl. Joh 12, 31b.32
Halleluja. Halleluja.
(So spricht der Herr:)
Jetzt wird der Herrscher dieser Welt hinausgeworfen.
Und wenn ich über die Erde erhöht bin, werde ich alle an mich ziehen.
Halleluja.
Evangelium Mk 3, 20-35
Das Reich des Satans hat keinen Bestand
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Markus
In jener Zeit
20ging Jesus in ein Haus, und wieder kamen so viele Menschen zusammen, dass er und die Jünger nicht einmal mehr essen konnten.
21Als seine Angehörigen davon hörten, machten sie sich auf den Weg, um ihn mit Gewalt zurückzuholen; denn sie sagten: Er ist von Sinnen.
22Die Schriftgelehrten, die von Jerusalem herabgekommen waren, sagten: Er ist von Beelzebub besessen; mit Hilfe des Anführers der Dämonen treibt er die Dämonen aus.
23Da rief er sie zu sich und belehrte sie in Form von Gleichnissen: Wie kann der Satan den Satan austreiben?
24Wenn ein Reich in sich gespalten ist, kann es keinen Bestand haben.
25Wenn eine Familie in sich gespalten ist, kann sie keinen Bestand haben.
26Und wenn sich der Satan gegen sich selbst erhebt und mit sich selbst im Streit liegt, kann er keinen Bestand haben, sondern es ist um ihn geschehen.
27Es kann aber auch keiner in das Haus eines starken Mannes einbrechen und ihm den Hausrat rauben, wenn er den Mann nicht vorher fesselt; erst dann kann er sein Haus plündern.
28Amen, das sage ich euch: Alle Vergehen und Lästerungen werden den Menschen vergeben werden, so viel sie auch lästern mögen;
29wer aber den Heiligen Geist lästert, der findet in Ewigkeit keine Vergebung, sondern seine Sünde wird ewig an ihm haften.
30Sie hatten nämlich gesagt: Er ist von einem unreinen Geist besessen.
31Da kamen seine Mutter und seine Brüder; sie blieben vor dem Haus stehen und ließen ihn herausrufen.
32Es saßen viele Leute um ihn herum, und man sagte zu ihm: Deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und fragen nach dir.
33Er erwiderte: Wer ist meine Mutter, und wer sind meine Brüder?
34Und er blickte auf die Menschen, die im Kreis um ihn herumsaßen, und sagte: Das hier sind meine Mutter und meine Brüder.
35Wer den Willen Gottes erfüllt, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter.
Die stärkere Kraft
In den Medien tauchen immer wieder dieselben Namen auf. Es wird von ihnen berichtet wie von uralten Bekannten, wie von der eigenen Familie. Man spricht von Promis, von Prominenten, die das Feld der aufmerksamketiít beherrschen. Wir dürfen fragen: Was macht einen Menschen so anziehend, dass Massen zu ihm strömen? Das Geheimnis eines erfolgreichen Redners und Schauspielers besteht darin, dass er in den Zuhörern oder Zuschauern etwas in Bewegung setzt, in Schwingung bringt. Das kleine Ich eines Menschen findet für eine kurze Zeit Anschluss an ein größeres Ganzes und ist damit seiner Einsamkeit, seiner Anstrengungen und seiner Lasten enthoben. Der Verdacht besteht allerdings: Es ist nur ein aufwallendes Gefühl für den Augenblick; nachher wird die Einsamkeit umso schmerzlicher empfunden. Es handelt sich nur um eine Welle der Begeisterung mit unkalkulierbaren Entscheidungen, die man später bereut. Das Erfahrungsfeld Jesu
Als immer mehr Menschen zu Jesus kommen, ist gewiss etwas von diesen Wirkungen eingetreten. So wie er spricht, in seiner bejahenden und klaren Art liegen Festigkeit und Kraft. Und das suchen Menschen, auch heute noch. In der Nähe Jesu empfinden sie sich aufgehoben, frei, sicher; „Es ist gut, dass wir hier sind" (Lk 9,33), sagte Petrus bei der Verklärung Jesu, es könnten auch die vielen, die ihn hörten, gesagt haben. Da ist ein größeres Ganzes, das einen trägt; ein Fluidum, eine Atmosphäre, die man nicht vergessen kann und nicht mehr verlieren möchte. Bei denen, die sich ganz darauf einlassen, wird etwas Bleibendes geweckt, das Entscheidungen fordert, diese aber auch möglich macht.
Das größere Ganze, auf das sie sich einlassen sollten, nennt Jesus Reich Gottes, seinen und ihren Vater. Sie begreifen: das Leben wird dadurch reicher, erfüllter, obwohl es hart genug ist. Man braucht sich nicht mehr ohnmächtig zu fühlen gegen alles, was das Glück beeinträchtigt. Da ist eine Kraft, die stärker ist als alle Mächte, welche dem kleinen Ich zusetzen, es ängstigen und mürbe machen. Es tut sich ein Erfahrungsfeld auf, das man bisher nicht kannte.
Einbruch des ganz Anderen
Fast erschrecken muss es uns, wie die Angehörigen Jesu auf dieses Geschehen reagieren. Sie halten ihn für verrückt. Was ist mit der Mutter Jesu, von der gesagt wird, sie habe ihr Kind auf Grund einer Verheißung empfangen, sie habe um den Willen Gottes gewusst?
Es spricht für die Echtheit dieser Stelle, dass nichts beschönigt und im Nachhinein verklärt wird, was zwischen Jesus und seiner Familie vorging. Jesus hatte zu diesem Zeitpunkt einen Weg hinter sich, den seine Angehörigen nicht mitvollzogen hatten. Für ihn hatte sich der „Himmel aufgetan" (Mk 1,10). Wie immer man diese Stelle interpretieren mag, es war ein Erlebnis, wodurch Jesus in eine neue Welt eintrat, ein Einbruch des ganz Anderen, der ihn seinen Vorstellugen von Brauchtum, Recht und Gesetz seiner bisherigen Umgebung entriss..
Er hatte den Rahmen, in den Familie und religiöse Tradition einen Heranwachsenden hineinstellen, verlassen. Es war ihm einfach zu eng geworden: die Art, wie man denkt, was man tut, was sich gehört, was man für heilig und verehrenswert hält, wie man miteinander umgeht, wie man über Gott und seine Gebote spricht. Alles war anders geworden. Nicht ein Mehr an Eifer im Bisherigen, sondern der Eifer zeigte in eine ganz neue Richtung. Jesus ist nicht mehr einzuordnen. Er passt nicht mehr zu der Vorstellung, welche die Familie von ihm hat. Die Schriftgelehrten, Theologen der damaligen Zeit, kommen nach reiflicher Überlegung aufgrund strengster Logik zu dem Ergebnis: die Kraft, die in ihm wirkt, kann nicht von Gott sein.
Hindernis Familie
Hier wird eine Tragik offenbar, in die sich jeder auf der Suche nach seinem eigenen Lebensweg hineingezogen weiß. Die Familie, aus der wir stammen und die unsere erste Heimat in dieser Welt ist, gibt uns auch ihre belastende Geschichte mit und wird häufig zum Hindernis für das Gelingen unsres Weges. Es gibt kaum jemand, der so perfekte Eltern hatte, als dass er nicht auch an deren Schwächen litte. Die Prägung unserer Kindheit enthält nicht nur Positives. Wir erben nicht nur das Guthaben der Eltern, sondern auch die Schulden. Viele werden bis zum Ende ihres Lebens die Schäden nicht los, die ihnen durch eine übergroße Strenge, durch Kälte und mangelnde Zuwendung, auch durch missverstandene Frömmigkeit zugefügt wurden. Sie sind mitverantwortlich für falsche, schicksalsschwere Entscheidungen, dass hoffnungsvoll Begonnenes so oft scheitert. Meist haben sich die Hüter der Ordnung mit der Härte und nicht mit der Güte verbündet. Das Tragische ist, dass Eltern falsche Grundhaltungen, den Mangel an Lebensfreude und Lebensmut an ihre Kinder weitergeben, ohne dass sie es wollen und wissen. Es müsste denn Hilfe von außen kommen. Denn aus diesem Teufelskreis kann sich niemand selbst befreien. Dem heutigen Evangelium können wir entnehmen, dass Jesus der Stärkere ist gegen alle Mächte, die unser Leben einengen und eintrüben und uns immer wieder in die alten Gleise zurückstoßen. Damals hat man sie „Dämonen" genannt, unsichtbare, geistige Kräfte, die von Menschen Besitz ergreifen. Die Namen haben sich geändert, aber die Tatsachen sind geblieben.
Die neue Nähe
Wer den Anschluss gefunden hat an das größere Ganze, das mit dem Namen Jesu zuinnerst verbunden ist, darf darauf hoffen, allen Teufelskreisen seines Lebens entrissen zu werden, auch denen, die durch Herkunft und geheiligte Traditionen fast unüberwindbar erscheinen. Er wird wie Jesus ein Stück seines Lebens unverstanden sein und manchen wird er als verrückt oder sogar als gefährlich erscheinen. Wenn wir jedoch den Punkt in uns finden, wo wir uns ganz in der Nähe Gottes spüren, wo jeder ganz er selbst ist, wo wir schöpferisch und lebendig sind, beginnen wir, auch die anderen wahrzunehmen, die auf demselben Weg sind.
In diesem Punkt, auf dem Goldgrund unserer Seele, kommen wir uns alle nahe wie Eltern ihren Kindern, wie Brüder und Schwestern, die von klein auf miteinander gespielt haben. So war es damals, als Jesus, die ihn verstanden, Mutter, Brüder oder Schwestern nannte. Dann wurde es sogar üblich, sich gegenseitig "Brüder und Schwestern"zu nennen. Dahinter steht die Erfahrung: Wo immer die Kraft Christi als das größere Ganze die Herrschaft übernimmt, erhellt er die Dunkelheiten und heilt das Zerrissene. Dann gelangt der einsame Weg des inneren Aufbruchs an sein Ziel.
Glaubensbekenntnis
Fürbitten: Im Jahreskreis
Zur Eucharistiefeier Christus in unserer Mitte: er sieht uns als seine Brüder und Schwestern. Uns: „wer den Willen Gottes tut", so wie er selbst nichts anderes gesucht hat als den Willen des Vaters.
Gabengebet
Herr, sieh gütig auf dein Volk,
das sich zu deinem Lob versammelt hat.
Nimm an, was wir darbringen,
und mehre durch diese Feier unsere Liebe.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Präfationen für die Sonntage im Jahreskreis
Kommunionvers
Ps 18 (17), 3
Herr, du bist mein Fels, meine Burg, mein Retter,
mein Gott, meine Zuflucht.
Oder:
1 Joh 4, 16
Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott,
und Gott bleibt in ihm.
Schlussgebet
Barmherziger Gott,
die heilende Kraft dieses Sakramentes
befreie uns von allem verkehrten Streben
und führe uns auf den rechten Weg.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Für den Tag und die Woche
Die Spannung Das Wachstum im Glauben steigert die Empfindsamkeit des Menschen, und zwar nach der positiven wie nach der negativen Seite hin. Den Heiligen werden unendliche Räume der Freude erschlossen, aber sie leiden auch am schlimmsten an sich und an der Unerlöstheit der Welt. Mit der Fähigkeit zur Vision der kommenden, anbrechenden Herrlichkeit steigert sich auch die Einsicht in die Tiefe des Abgrunds der Bosheit und Gottwidrigkeit. Die Waagschalen des Empfindens werden auf beiden Seiten stärker beladen ... Das bringt in das Leben des Glaubenden eine große, oft ungeheure und zuweilen kaum mehr zu ertragende Spannung. (Bernardin Schellenberger)
Array