20. Sonntag B 18.08.202
EröffnungsversPs 84 (83), 10-11
Gott, du unser Beschützer, schau auf das Angesicht deines Gesalbten.
Denn ein einziger Tag in den Vorhöfen deines Heiligtums
ist besser als tausend andere.
Tagesgebet
Barmherziger Gott,was kein Auge geschaut und kein Ohr gehört hat,hast du denen bereitet, die dich lieben.Gib uns ein Herz,das dich in allem und über alles liebt,damit wirden Reichtum deiner Verheißungen erlangen,der alles übersteigt, was wir ersehnen.Darum bitten wir durch Jesus Christus.
ERSTE Lesung Spr 9, 1-6
Lesung aus dem Buch der Sprichwörter
1Die Weisheit hat ihr Haus gebaut, ihre sieben Säulen behauen.
2Sie hat ihr Vieh geschlachtet, ihren Wein gemischt und schon ihren Tisch gedeckt.
3Sie hat ihre Mägde ausgesandt und lädt ein auf der Höhe der Stadtburg:
4Wer unerfahren ist, kehre hier ein. Zum Unwissenden sagt sie:
5Kommt, esst von meinem Mahl, und trinkt vom Wein, den ich mischte.
6Lasst ab von der Torheit, dann bleibt ihr am Leben, und geht auf dem Weg der Einsicht!
ZWEITE Lesung Eph 5, 15-20
Lesung aus dem Brief an die Epheser
Brüder!
15Achtet also sorgfältig darauf, wie ihr euer Leben führt, nicht töricht, sondern klug.
16Nutzt die Zeit; denn diese Tage sind böse.
17Darum seid nicht unverständig, sondern begreift, was der Wille des Herrn ist.
18Berauscht euch nicht mit Wein - das macht zügellos -, sondern lasst euch vom Geist erfüllen!
19Lasst in eurer Mitte Psalmen, Hymnen und Lieder erklingen, wie der Geist sie eingibt. Singt und jubelt aus vollem Herzen zum Lob des Herrn!
20Sagt Gott, dem Vater, jederzeit Dank für alles im Namen Jesu Christi, unseres Herrn!
Evangelium Joh 6, 51-58
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes
In jener Zeit sprach Jesus zu der Menge:
51Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch, ich gebe es hin für das Leben der Welt.
52Da stritten sich die Juden und sagten: Wie kann er uns sein Fleisch zu essen geben?
53Jesus sagte zu ihnen: Amen, amen, das sage ich euch: Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esst und sein Blut nicht trinkt, habt ihr das Leben nicht in euch.
54Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben, und ich werde ihn auferwecken am Letzten Tag.
55Denn mein Fleisch ist wirklich eine Speise, und mein Blut ist wirklich ein Trank.
56Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir, und ich bleibe in ihm.
57Wie mich der lebendige Vater gesandt hat und wie ich durch den Vater lebe, so wird jeder, der mich isst, durch mich leben.
58Dies ist das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Mit ihm ist es nicht wie mit dem Brot, das die Väter gegessen haben; sie sind gestorben. Wer aber dieses Brot isst, wird leben in Ewigkeit.
Mein eigenes Fleisch und Blut
Wir hören Worte, die vertraut klingen, aber doch an uns vorbei rauschen. Wir merken gar nicht , dass es sich um die wichtigsten Themen unseres Lebens handelt, Nehmen wir die Rede Jesu einmal ganz wörtlich, dann stehen wir ratlos davor wie damals die Juden in Kapharnaum. Kann man einen Menschen essen? Wie kann ein Mensch zum Brot werden? Blicken Sie ganz einfach einmal in Ihr alltägliches Leben, wenn Sie jetzt heimkommen und zu Tische gehen. Das Essen, das auf dem Tisch steht, steht für die Mühe derer, die dafür gearbeitet haben. Und dies Tag für Tag, Jahr für Jahr. Es kostet unsere Lebenszeit und unsere Lebenskraft. Mit unserem Einsatz für andere, für die, die wir mögen, und auch für uns selbst werden wir zum Brot, das Nahrung, Kleidung, Wohnung aber noch mehr Zuwendung, Lächeln, Freundlichkeit, ein Zuhause gibt und eine Welt bewohnbar macht. Wir erleiden das Schicksal des Samenkorns: wir werden gesät, wachsen heran, um geerntet, gedroschen, gemahlen, im Feuer gebacken zu werden, nahrhaft, wie eben Brot sein kann. Dabei kommen wir uns gar nicht als Helden vor, es ist uns schon so recht, irgendwie selbstverständlich. Es ist wahr, wir essen Menschen, ohne Kannibalen zu werden, Wir leben von ihrer Treue, von ihrer Nähe, von ihrer Lauterkeit, von ihrem Einfallsreichtum, von ihrer durch Schmerz erworbenen Reife und Größe und von ihren Worten, die mit ihrem Leben gefüllt sind.
Eine Rose - Brot für die Seele
Um einmal ganz konkret zu werden: wie ist es, wenn uns jemand sagt: Es ist schön, dass es dich Leben gibt. Wer dieses Schöne erspüren kann, kann davon leben, es ist Balsam und Nahrung für die Seele. Es kommt an die Stelle unseres Herzens, wo wir Hunger leiden. Wir werden erinnert an jene Geschichte, die von Rainer Maria Rilke erzählt wird. Er schenkte einer Bettlerin statt Geld eine Rose. Am nächsten Tag war sie verschwunden. Als sie nach einer Woche wieder kam, fragte er sie, wovon sie denn gelebt habe,ohne zu betteln, Sie sagte: Von der Rose! Es gibt eine Nahrung, die nicht aus Eiweiß und Kohlehydrate besteht. Sie hat mit der Stelle zu tun, die wir in den Herzen anderer einnehmen und mit dem Raum in uns, der von ihnen ausgefüllt wird. Es sind die, die uns nahe stehen und wichtig sind. Hier erhält das Wort Jesu von seinem Fleisch und von seinem Blut ein tieferes Verstehen. In früheren Zeiten gab es ein häufig gebrauchtes Wort, das uns die Aussage etwas erschließen kann. Wenn Eltern mit dem Schicksal ihrer Kinder konfrontiert wurden im Guten oder im Schlimmen, wenn ihnen das Leben ihres Sohnes oder ihrer Tochter besonders nahe ging, konnte man hören: „Mein eigenes Fleisch und Blut." Es drückt eine Verbundenheit aus, die durch kein Ereignis, durch keine Entwicklung, durch kein Alter, nicht einmal durch den Tod aufgehoben wird. Vater und Mutter ist man sein Leben lang und man erlebt die Geschichte seines Kindes wie seine eigene
So nahe wie der eigene Leib.
Diese so menschliche Erfahrung spricht Jesus an, wenn er vom Essen seines Leibes und vom Trinken seines Blutes redet. Er will sagen: so nahe und so verwoben ist mein Fühlen, mein Empfinden, mein Atem mit jedem, der sich mir öffnet und mich aufnimmt. Das, was mich ausmacht, wird so tief und umfassend in ihm Fuß fassen, dass man es nie mehr verlieren kann. Denken wir an jene Frau, die als erste dem Auferstandenen begegnet, an Maria von Magdala. Ihr Schicksal wurde von Jesus total gewandelt. Er hatte von ihr sieben Dämonen ausgetrieben. Wer von sieben Teufeln gequält wird, der ist mitten inder Hölle. Er hatte sie herausgeholt und in den Himmel versetzt. Es wird verständlich, dass er in ihr so groß und so mächtig wird wie ihr eigenes Leben. Das gibt ihr den Mut, selbst bei der Hinrichtung dabei zu stehen und das schrecklichste Geschehen unmittelbar mit zu erleben. Ihre Sehnsucht hat sie noch in der Dunkelheit an das Grab getrieben. Als sie nun von dem fremden Mann mit ihrem Namen angesprochen wird, wird mit einem Schlag alles wach, was sie mit Jesus verbindet und sie erkennt ihn unmittelbar. Er war in der Tiefe ihrer Seele wie im Grab verborgen. Hier ist die Spur, die über den Tod hinausweist, von der Jesus sagt:" Wer dieses Brot isst, wird leben in Ewigkeit"(Joh 6,58). Im Letzten und Tiefsten ist es das Schöne und Gewaltige der Liebe, die den Tod überwindet, weil die Liebe mit dem unlösbar verbindet, der unsterblich ist. Erinnern wir uns noch einmal an die Rede Jesu vom Brot und vom Leben: „Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist"(Joh 6,51). Überall dort, wo sich Jesus unter Menschen begibt, wird es lebendig. Sie erwachen aus ihrer Lethargie, Angst und Hoffnungslosigkeit. Es ist,wie wenn eine neue Lebenskraft aus einer anderen Welt die Wesen beseelt, wie wenn der Frühling ins Land zieht, wie wenn nach einer Hungersnot eine neue Ernte zu erwarten ist.
Gabengebet
Herr, wir bringen unsere Gaben dar
für die Feier,
in der sich ein heiliger Tausch vollzieht.
Nimm sie in Gnaden an
und schenke uns dich selbst
in deinem Sohn Jesus Christus,
der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
Präfation, S. 427 ff.
KommunionversPs 130 (129), 7
Beim Herrn ist die Huld, bei ihm ist Erlösung in Fülle.
Oder:Joh 6, 51
So spricht der Herr:
Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist.
Wer von diesem Brote isst, wird leben in Ewigkeit.
Schlussgebet
Barmherziger Gott,
im heiligen Mahl
schenkst du uns Anteil am Leben deines Sohnes.
Dieses Sakrament
mache uns auf Erden Christus ähnlich,
damit wir im Himmel
zur vollen Gemeinschaft mit ihm gelangen,
der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
FÜR DEN TAG UND DIE WOCHE
Als Jesus am Abend vor seinem Leiden das Brot nahm, es segnete, brach und seinen Jüngern gab, fasste er in dieser Geste sein ganzes Leben zusammen. Jesus wurde vor aller Ewigkeit auserwählt, bei der Taufe im Jordan gesegnet, durch den Tod am Kreuz gebrochen und als Brot der Welt hingegeben. Ausgewählt, gesegnet, gebrochen und hingegeben werden sind die Stationen der heiligen Reise des Gottessohnes Jesus Christus.
Wenn wir das Brot nehmen, es segnen, brechen und mit den Worten „Der Leib Christi" reichen, verpflichten wir uns, unser Leben mit dem Leben Jesu in Einklang zu bringen. Auch wir wollen als Menschen leben, die ausgewählt, gesegnet und gebrochen wurden, um Speise für die Welt zu sein. (Henri Nouwen)
Array