28. Sonntag B 13.10.2024
EröffnungsversPs 130 (129), 13.10.2024
Würdest du, Herr, unsere Sünden beachten,
Herr, wer könnte bestehen?
Doch bei dir ist Vergebung, Gott Israels.
Ehre sei Gott, S. 371 f.
Tagesgebet
Herr, unser Gott,
deine Gnade komme uns zuvor und begleite uns,
damit wir dein Wort im Herzen bewahren
und immer bereit sind, das Gute zu tun.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
ZUR 1. LESUNG Das Lob der Weisheit in dieser Lesung wird dem König Salomo in den Mund gelegt. Macht und Reichtum, Gesundheit und Schönheit haben keinen Wert ohne die Weisheit. Sie allein hat Bestand. Die Sonne scheint nur am Tag, die Weisheit aber leuchtet auch über den Tod hinaus; sie bleibt dem Menschen als ewiges Licht der Gotteserkenntnis und Gottesgemeinschaft.
Erste LesungWeish 7, 7-11
Reichtum achtete ich für nichts im Vergleich mit der Weisheit
Lesung
aus dem Buch der Weisheit.
7Ich betete und es wurde mir Klugheit gegeben;
ich flehte und der Geist der Weisheit kam zu mir.
8Ich zog sie Zeptern und Thronen vor,
Reichtum achtete ich für nichts im Vergleich mit ihr.
9Einen unschätzbaren Edelstein stellte ich ihr nicht gleich;
denn alles Gold erscheint neben ihr wie ein wenig Sand
und Silber gilt ihr gegenüber so viel wie Lehm.
10Mehr als Gesundheit und Schönheit liebte ich sie
und zog ihren Besitz dem Lichte vor;
denn niemals erlischt der Glanz, der von ihr ausstrahlt.
11Zugleich mit ihr kam alles Gute zu mir,
unzählbare Reichtümer waren in ihren Händen
AntwortpsalmPs 90 (89), 12-13.14-15.16-17 (Kv: vgl. 14)
Kv Sättige uns, Herr, mit deiner Huld!GL 50, 1
Dann werden wir jubeln und uns freuen. - Kv
12Unsere Tage zu zählen, lehre uns! *
Dann gewinnen wir ein weises Herz.
13Kehre doch um, Herr! - Wie lange noch? *
Um deiner Knechte willen lass es dich reuen! - (Kv)
14Sättige uns am Morgen mit deiner Huld! *
Dann wollen wir jubeln und uns freuen all unsre Tage.
15Erfreue uns so viele Tage, wie du uns gebeugt hast, *
so viele Jahre, wie wir Unheil sahn. - (Kv)
16Dein Wirken werde sichtbar an deinen Knechten *
und deine Pracht an ihren Kindern.
17Güte und Schönheit des Herrn, unseres Gottes, sei über uns! /
Lass gedeihen das Werk unsrer Hände, *
ja, das Werk unsrer Hände lass gedeihen! -
Zweite Lesung Hebr 4, 12-13
Das Wort Gottes richtet über die Regungen und Gedanken des Herzens
Lesung
aus dem Hebräerbrief.
12Lebendig ist das Wort Gottes,
wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert;
es dringt durch bis zur Scheidung von Seele und Geist,
von Gelenken und Mark;
es richtet über die Regungen und Gedanken des Herzens;
13vor ihm bleibt kein Geschöpf verborgen,
sondern alles liegt nackt und bloß
vor den Augen dessen, dem wir Rechenschaft schulden.
Ruf vor dem EvangeliumVers: Mt 5, 3
Halleluja. Halleluja.
Selig, die arm sind vor Gott;
denn ihnen gehört das Himmelreich.
Halleluja.
EvangeliumMk 10, 17-30
Verkaufe, was du hast, und folge mir nach!
Aus dem heiligen Evangelium nach Markus.
In jener Zeit
17 lief ein Mann auf Jesus zu,
fiel vor ihm auf die Knie
und fragte ihn: Guter Meister,
was muss ich tun, um das ewige Leben zu erben?
18Jesus antwortete: Warum nennst du mich gut?
Niemand ist gut außer der eine Gott.
19Du kennst doch die Gebote:
Du sollst nicht töten,
du sollst nicht die Ehe brechen,
du sollst nicht stehlen,
du sollst nicht falsch aussagen,
du sollst keinen Raub begehen;
ehre deinen Vater und deine Mutter!
20Er erwiderte ihm: Meister,
alle diese Gebote habe ich von Jugend an befolgt.
21Da sah ihn Jesus an,
umarmte ihn
und sagte: Eines fehlt dir noch:
Geh, verkaufe, was du hast,
gib es den Armen
und du wirst einen Schatz im Himmel haben;
dann komm und folge mir nach!
22Der Mann aber war betrübt, als er das hörte,
und ging traurig weg;
denn er hatte ein großes Vermögen.
23Da sah Jesus seine Jünger an
und sagte zu ihnen:
Wie schwer ist es für Menschen, die viel besitzen,
in das Reich Gottes zu kommen!
24Die Jünger waren über seine Worte bestürzt.
Jesus aber sagte noch einmal zu ihnen:
Meine Kinder, wie schwer ist es, in das Reich Gottes zu kommen!
25Leichter geht ein Kamel durch ein Nadelöhr,
als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt.
26Sie aber gerieten über alle Maßen außer sich vor Schrecken
und sagten zueinander: Wer kann dann noch gerettet werden?
27Jesus sah sie an
und sagte: Für Menschen ist das unmöglich,
aber nicht für Gott;
denn für Gott ist alles möglich.
28Da sagte Petrus zu ihm:
Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt.
29Jesus antwortete: Amen, ich sage euch:
Jeder, der um meinetwillen und um des Evangeliums willen
Haus oder Brüder, Schwestern, Mutter, Vater,
Kinder oder Äcker verlassen hat,
30 wird das Hundertfache dafür empfangen.
Jetzt in dieser Zeit
wird er Häuser und Brüder, Schwestern und Mütter,
Kinder und Äcker erhalten,
wenn auch unter Verfolgungen,
und in der kommenden Welt das ewige Leben.
Das unerfüllbare Gebot
Die Rede Jesu macht uns heute wie sooft ratlos. Wenn es um die Gebote geht, da können wir gut mit dem jungen Mann mithalten und wir sind der festen Überzeugung, dass wir damit auf dem rechten Weg sind. Dann aber kommt ein Wort Jesu, das uns genauso verunsichert wie damals den Fragesteller. : „Eines fehlt dir noch. Geh, verkaufe, was du hast, gib das Geld den Armen, und du wirst einen bleibenden Schatz im Himmel haben; dann komm und folge mir nach!" (MK10,21). Die Forderung wird dann noch zugespritz durch den Spruch, dass eher ein Kamel durch ein Nadelöhr geht als dass ein Reicher in das Reich Gottes kommt ( Mk,10,25). Es ist also nicht genug, dass wir unsere Arbeit tun, für unsere Angehörigen sorgen und uns sonst nichts zuschulden kommen lassen. Der Verdacht hat kommt auf, dass unsere Religion doch eine Last ist, welche die vielen andern schon längst abgeworfen haben.
Wirken lasssen
Es dürfte zunächst gar nicht so verkehrt sein, die Worte Jesu auf uns wirken zu lassen anstatt wie gewohnt sie zu überhören und zu überspringen. Sollten wir sogar wie die Jünger bestürzt und erschrocken sein, wäre zumindest eines erreicht, dass wir uns ernsthaft mit Jesus und seiner Botschaft auseinandersetzen. Die Zeichen der Zeit sagen uns, dass mit unserem gelebten Christentum doch etwas nicht in Ordnung sein kann, wenn uns die Leute in Scharen davon laufen. Sie tun dies nicht nur, weil sie ein bequemeres Leben wollen, sondern weil sie in ihrer persönlichen Not und Verzweiflung in der Kirche Jesu keine Hilfe finden. Noch mehr sollte uns erschrecken, dass so viele ihre Suche nach Lebensvertiefung und religiöser Erfüllung eher bei den fernöstlichen Religionen und deren Praktiken aufgehoben wissen als in einem christlichen Gottesdienst. Dazu kommt, dass es nicht die Dümmsten im Lande sind, vielmehr kommen die meisten Teilnehmer von Zen-Kursen aus akademischen Berufen. Es gibt inzwischen genug aus diesen Reihen, die sich offen zum Buddhismus bekennen. Ihre Kritik lautet ob ausgesprochen oder nicht: die Gottesdienste seien zu routiniert, man spüre eher Hektik und Betriebsamkeit statt Ergriffenheit, das theologische Reden und Verkündigen sei zu unverbindlichen Formeln erstarrt.
Gegen falsche Selbstsicherheit
Im Hinblick auf den bedrohlichen Zustand der Kirche in unserem Land entspricht es der Ehrlichkeit und Klugheit, diese Kritik auf sich wirken zu lassen. Sie kann eine Betroffenheit auslösen, die uns zunächst einmal aus der Betriebsamkeit und falscher Selbstsicherheit herauslöst .Sie kann uns zu der Einsicht führen, dass uns tatsächlich etwas fehlt, aber nicht etwas Zusätzliches, worauf wir verzichten könnten, sondern das Wesentliche, nämlich die Tiefe der eigenen Existenz und der religiösen Erfahrung. Genau dies ist es, was uns daran hindert, die Botschaft Jesu überhaupt zu verstehen und seine Gegenwart glaubwürdig zu leben.
Hier gilt es noch einmal herauszustellen: Was als Ergriffenheit, Betroffenheit und Tiefe der Existenz umschrieben wird, heißt nicht : sich noch mehr anstrengen, noch effektiver arbeiten wollen, noch mehr spenden und noch mehr Freizeit in kirchliches Tun investieren, sondern zur Ruhe kommen, den Stillstand aushalten, seine Handlungen und seine Einstellung selbstkritisch überdenken, neue ungewohnte Ansichten zulassen, vor allem Anregungen von außen annehmen. Wer zuinnerst betroffen ist von der Liebe, von der Freude oder von der Trauer und von der Nähe Gottes, für den ändern sich die Perspektiven, die Interessen und Prioritäten. Wer jeden Tag eine halbe Stunde in der absoluten Stille der Kontemplation verbringt, wird nach einigen Jahren anders denken über das, was für ihn wichtig, was gut und richtig ist.
Suche statt Überforderung
Wir müssen das Gebot Jesu vom vollkommenen Verzicht nicht so verstehen, dass wir mit einem Kraftakt von heut auf morgen alles aufgeben. Vielmehr gilt es, einen Weg zu beschreiten, der und nach und nach zur Gesinnung seiner Nachfolge hinführt. Der heilige Franziskus wird dafür bewundert, dass er die Stelle vom Verzicht ganz und gar radikal befolgt hat. Es begann aber nicht an dem Tag, als er seinem Vater Geld und Kleider vor die Füße warf. Es war vielmehr eine innere Entwicklung, die ihn so nach und nach zu diesem Schritt brachte. Sie wurde ausgelöst durch einen beeindruckenden Traum und durch ein Erlebnis, in dem er von Gott berührt wurde. Die Absicht, diesem Erlebnis, das er „Süße" nannte, nachzukommen und es immer wieder wach zu rufen, brachte ihn zu den bewunderten Entschlüssen. Er hatte ein Glück erfahren, das durch nichts übertroffen werden kann. Genau ein solches Glück das heißt die Nähe Gottes trug Jesus in sich und wünschte es dem jungen Mann deshalb, weil er ihn mochte. Allerdings kostet es die volle Aufnahmebereitschaft und den letzten Einsatz, weil sonst das Glück gar nicht greifen, mit anderen Worten weil die Gnade Gottes sonst nicht wirken kann.
Glaubensbekenntnis, S. 374 ff.
Fürbitten vgl. S. 805 ff.
ZUR EUCHARISTIEFEIER Das unruhige Menschenherz will Leben und Glück, das heißt aber: Es will Heil und Erlösung. Gott selbst hat uns so geschaffen. Er pflanzt die Sehnsucht in unser Herz, und er ist die Erfüllung. Er verleiht uns die Kraft, uns von allem zu lösen, was dieser Erlösung im Wege steht.
Gabengebet
Herr und Gott,
nimm die Gebete und Opfergaben
deiner Gläubigen an.
Lass uns diese heilige Feier
mit ganzer Hingabe begehen,
damit wir einst das Leben
in der Herrlichkeit des Himmels erlangen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Präfation, S. 427 ff.
KommunionversPs 34 (33), 11
Reiche müssen darben und hungern.
Wer aber den Herrn sucht, braucht kein Gut zu entbehren.
Oder:Vgl. 1 Joh 3, 2
Wenn der Herr offenbar wird, werden wir ihm ähnlich sein;
denn wir werden ihn sehen, wie er ist.
Schlussgebet
Allmächtiger Gott,
in der heiligen Opferfeier
nährst du deine Gläubigen
mit dem Leib und dem Blut deines Sohnes.
Gib uns durch dieses Sakrament auch Anteil
am göttlichen Leben.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
FÜR DEN TAG UND DIE WOCHE
Wir Brüder von Taizé sind keine geistlichen Meister, die bereits ans Ziel gelangt sind. Durch unser Leben als Communauté, als Gemeinschaft, möchten wir der Hoffnung Ausdruck geben, die in uns wohnt, und sogar etwas von der neuen Welt vorwegnehmen, die in Christus angebrochen ist. Aber wir sind in der Nachfolge Jesu als Arme des Evangeliums unterwegs, mit unserer Zerbrechlichkeit und unseren Verletzungen. Wir erheben nicht den Anspruch, besser zu sein als andere. Uns charakterisiert die Entscheidung, Christus zu gehören. Bei dieser Entscheidung möchten wir vollkommen konsequent sein und mit dem ganzen Volk Gottes unseren Weg im Glauben gehen. (Frère Alois, Taizé)
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