4.So.Adventsonntag C 15.12.2024
Eröffnungsvers Vgl. Jes 45, 8
Tauet, ihr Himmel, von oben!
Ihr Wolken, regnet herab den Gerechten!
Tu dich auf, o Erde, und sprosse den Heiland hervor!
Tagesgebet
Allmächtiger Gott,
gieße deine Gnade in unsere Herzen ein.
Durch die Botschaft des Engels
haben wir die Menschwerdung Christi,
deines Sohnes, erkannt.
Führe uns durch sein Leiden und Kreuz
zur Herrlichkeit der Auferstehung.
Darum bitten wir durch ihn, Jesus Christus.
1.Lesung Mi 5, 1-4a
1 Aber du, Betlehem-Efrata, / so klein unter den Gauen Judas, aus dir wird mir einer hervorgehen, / der über Israel herrschen soll. Sein Ursprung liegt in ferner Vorzeit, / in längst vergangenen Tagen.
2 Darum gibt der Herr sie preis, / bis die Gebärende einen Sohn geboren hat. Dann wird der Rest seiner Brüder heimkehren / zu den Söhnen Israels.
3 Er wird auftreten und ihr Hirt sein / in der Kraft des Herrn, / im hohen Namen Jahwes, seines Gottes. Sie werden in Sicherheit leben; / denn nun reicht seine Macht / bis an die Grenzen der Erde.
4 Und er wird der Friede sein. /
Antwortpsalm Ps 80 (79), 2ac u. 3bc.15-16.18-19 (R: vgl. 4)
RRichte uns wieder auf, o Gott, (GL 529, 1)
lass dein Angesicht leuchten, dann sind wir gerettet. - R
2ac Du Hirte Israels, höre! II. Ton
Der du auf den Kerubim thronst, erscheine.
3bc Biete deine gewaltige Macht auf,
und komm uns zu Hilfe! - (R)
15 Gott der Heerscharen, wende dich uns wieder zu!
Blick vom Himmel herab, und sieh auf uns!
Sorge für diesen Weinstock
16 und für den Garten, den deine Rechte gepflanzt hat. - (R)
18 Deine Hand schütze den Mann zu deiner Rechten,
den Menschensohn, den du für dich groß und stark gemacht.
19 Erhalt uns am Leben! Dann wollen wir deinen Namen anrufen und nicht von dir weichen. - R
2.Lesung Hebr 10, 5-10
Darum spricht Christus bei seinem Eintritt in die Welt: Schlacht- und Speiseopfer hast du nicht gefordert, / doch einen Leib hast du mir geschaffen; /
6 an Brand- und Sündopfern hast du kein Gefallen.
7 Da sagte ich: Ja, ich komme - / so steht es über mich in der Schriftrolle -, / um deinen Willen, Gott, zu tun.
8 Zunächst sagt er: Schlacht- und Speiseopfer, Brand- und Sündopfer forderst du nicht, du hast daran kein Gefallen, obgleich sie doch nach dem Gesetz dargebracht werden;
9 dann aber hat er gesagt: Ja, ich komme, um deinen Willen zu tun. So hebt Christus das Erste auf, um das Zweite in Kraft zu setzen.
10 Aufgrund dieses Willens sind wir durch die Opfergabe des Leibes Jesu Christi ein für alle Mal geheiligt.
Ruf vor dem Evangelium Vers: vgl. Lk 1, 38
Halleluja. Halleluja.
Maria sagte:
Siehe, ich bin die Magd des Herrn;
mir geschehe nach deinem Wort.
Halleluja
Evangelium Lk 1,39-45
Nach einigen Tagen machte sich Maria auf den Weg und eilte in eine Stadt im Bergland von Judäa.
40 Sie ging in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabet.
41 Als Elisabet den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leib. Da wurde Elisabet vom Heiligen Geist erfüllt
42 und rief mit lauter Stimme: Gesegnet bist du mehr als alle anderen Frauen und gesegnet ist die Frucht deines Leibes.
43 Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?
44 In dem Augenblick, als ich deinen Gruß hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib.
45 Selig ist die, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ.
Erfüllte Sehnsucht
Lassen wir den letzten Satz noch einmal nachschwingen: „Selig ist die, die geglaubt hat." Es gibt eine Übersetzung für das Wort „selig", die lautet: O, das Glück! Es ist eine Größe des Erlebens, die einen überwältigt, wo die Tränen fließen nicht aus Traurigkeit und Leid, sondern einfach, weil es so wunderbar, nur noch zum Staunen ist. Es gibt Ereignisse, die sind so erschütternd schön, dass sie unglaublich klingen. Eine Altenpflegerin schreibt in ihrem Buch „Ich will dich erreichen" von Begegnungen mit demenzkranken Menschen, die zunächst äußerst unwahrscheinlich erscheinen aber doch äußerst wirklich sind. Es gibt sie auf einer ganz tiefen spirituellen Ebene.
Die wunderbare Begegnung
Die Frau, die sich um diese Menschen annimmt, hatte selbst einen intensiven religiösen Lernprozess durchgemacht. Sie spricht und handelt aus ihrer existentiellen Tiefe. Sie schildert im Einzelnen genau, wie sie in einer Gruppe auf einen verwirrten Mann zugeht, ihn an den Händen fasst und ihm fest in die Augen schaut. Da kommen ihm die Tränen, er schluchzt und stammelt nur: „Ja gibt es das! Dieses Leuchten!" Er sieht etwas Schönes und Überwältigendes, das er noch nie wahrgenommen und spürt ein Glück, das er noch nie gekannt hatte.
Es hatte sich für diesen unglücklichen Menschen plötzlich eine neue Welt aufgetan, ein Raum des Erlebens, auf den er eigentlich schon lange gewartet hatte. Er, der nicht mehr wusste, wer er war und wo er war, der Unsinniges vor sich hinsagte und hinlärmte, reagierte in dieser Situation völlig angemessen, einfach hingerissen von einer Kraft und Dynamik, die ganz tief in ihm schon immer da war und sein Ureigenstes ausmachte. Er hatte den Anschluss an sein wahres Selbst gefunden.
Man kann durchaus sagen, dass es für diesen Mann war, als ob ihm ein Engel erschienen sei und dass für ihn auch das Wort „selig, der geglaubt hat", zutrifft.
Eine bei ihm schon immer schon vorhandene Sehnsucht hat sich-so darf man annehmen- erfüllt.
Es ist hier eine Episode geschildert, die außerhalb des Gewöhnlichen liegt und doch eine Spur aufweist, die jeder von uns verfolgen kann. Wir dürfen auf die Sternstunden unseres Lebens schauen. Wer sie noch nicht erlebt hat, darf sich darauf einstellen. Es gibt sie, die Ereignisse, bei denen es einem so ist, als ob einem ein Engel begegnet sei. So leicht, so froh, so zuversichtlich ist einem plötzlich zumute. Man hat das Empfinden, dass sich alle Sehnsucht erfüllt hat.
Das Kind, das vor Freude hüpft
Im Evangelium wird uns gesagt: es ist, wie wenn ein kleines Kind vor Freude hüpft mit leuchtenden Augen, mit lachendem Mund.
Diese Stimmung dürfen wir mit dem Erscheinen und dem Willen Gottes zusammenbringen, von dem wir in der zweiten Lesung hörten. „Ich komme, um deinen Willen zu tun"(Hebr.10,9). Wir müssen eingestehen, dass sich beim Gedanken an den Willen Gottes nicht immer Leichtigkeit und Jubel einstellen. Eher das Gegenteil. Für viele sind Sterbebildchen in Erinnerung, auf denen Jesus am Ölberg mit leidendem Gesicht, blutschwitzend dargestellt ist. Darunter steht: Dein Wille geschehe! Es wurde der Eindruck vermittelt, dass der Wille Gottes mit Leiden zu tun hat, dass uns etwas Hartes und Schweres auferlegt wird. Die großen Gestalten der Geschichte, die fragten, was der Wille Gottes für ihr Leben sei, haben es anders erlebt.
Die leichte Last
Als der heilige Franziskus das Evangelium von der Aussendung der Jünger hörte mit dem Auftrag, nichts auf den Weg mitzunehmen, da überkam ihn eine übergroße Freude und er sagte: „Das ist es, was ich suche." Es ist ein Ausdruck innerer Stimmigkeit und Echtheit. Was Franziskus nun tun will, nämlich sich der vollen Armut auszuliefern, ist von außen gesehen eine hohe Anforderung, aber es ist das, wonach sein Inneres verlangt, es ist sein ganz Eigenes. Deshalb ist für ihn die Last leicht.
Kommen wir auf unsere adventliche Erzählung zurück, als Maria auf dem Weg zu Elisabeth Jesus in ihrem Leibe trägt. Beim Rosenkranz beten wir: "Den du, o Jungfrau, zu Elisabeth getragen hast". Wir dürfen dabei an eine leichte Last denken. Angewandt auf uns kann das nur heißen: Wer Christus in seinem Herzen trägt, wer ihn verstanden hat und in seine Atmosphäre eingetaucht ist, für den sind viele Lasten abgefallen, für den ist das Leben im guten Sinn leichter geworden. Die richtig verstandene Nachfolge erfüllt die Suche nach Glück für einen selbst und zugleich für viele andere.Ein Blick in die Wirklichkeit sagt uns aber, dass für einen großen Teil der Getauften diese Aussage nicht zutrifft. Wenn jedes Jahr Katholiken im Umfang einer Großstadt die Kirche verlassen, kann man nur vermuten, dass sie den Glauben an Christus und die Mitgliedschaft in der Kirche als zusätzliche Belastung empfanden und froh sind, sie los zu sein. Hier gilt es, Altes zu korrigieren und Neues zu entdecken.
Der Herrscher ohne Thron
Bleibt noch ein Thema, das in den Lesungen des Advents beständig auftaucht. Es ist das des Herrschers, welcher der verheißene Messias sein wird.
Wir hörten die Sätze: „Es wird einer hervorgehen, der über Israel herrschen soll. Seine Macht reicht bis an die Grenzen der Erde"(Mi5, 1, 6). Ebenso sind uns Aussagen unverständlich, die lauten: „Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben. Er wird über das Haus Jakob herrschen in Ewigkeit und seines Reiches wird kein Ende sein."(Lk 1,32,33). Wir tun uns schwer mit diesen Worten. Wo ist denn dieses Reich? Es gibt weder einen Thron Davids, noch einen, der darauf sitzt, noch reicht seine Herrschaft bis an die Grenzen der Erde.
Wir kommen erst dann weiter, wenn wir die Heilige Schrift als eine Sprache für innere Vorgänge sehen. Diese sind nicht leicht wahrzunehmen, aber nicht weniger real als die äußeren Ereignisse. Sie gehen diesen voraus. Wer könnte leugnen, dass Liebe und Hass das Schicksal des einzelnen wie das ganzer Völker bestimmen? Auf dieser Ebene das heißt aber in der Tiefe der Herzen dürfen wir alle Aussagen über die verheißene Herrschaft des Erlösers ansiedeln.
Die Kraft der Ausstrahlung
So verstanden ist seine Macht die innere Kraft, welche die größte Anziehung ausstrahlt, die stärkste Motivation, die Menschen bewegt.
So haben es die erfahren, welche den Anschluss an die innere Kraft gefunden haben und sich ihrer Führung überlassen, die „geglaubt haben". Um noch einmal den heiligen Franziskus zu erwähnen.
Wenn er etwas Neues unternahm, so steht in der Lebensbeschreibung häufig: "Die Süße zog ihn weiter und weiter". Er spürte einen Drang, den er als sehr angenehm, befreiend und frohmachend-als „selig" empfand, dem nachzukommen sein zentrales Anliegen war und ihm leicht fiel. In diesem Sinn wurde er von Christus „beherrscht" oder - anders gesagt- übte Christus seine Herrschaft in ihm aus. Er ging den Weg, den Maria mit Jesus ging, auf seine Weise. Seine Begleiter berichten, dass er stets Jesus im Herzen trug, im Mund und in den Ohren und im ganzen Leib.
Die Kraft, mit der Christus sein Herz lenkte, führte ihn zu seinem wahren Selbst und zum vollkommenen Glück. Lassen wir uns auch in diesen Tagen von ihr ergreifen.
Gabengebet
Herr, unser Gott,
wir legen die Gaben auf den Altar.
Heilige sie durch deinen Geist,
der mit seiner Kraft
die Jungfrau Maria überschattet hat. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Präfationen vom Advent
Kommunionvers Jes 7, 14
Seht, die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären.
Sein Name ist Immanuel, Gott mit uns.
Schlussgebet
Allmächtiger Gott,
du hast uns in diesem Mahl das Heil zugesagt
und uns schon jetzt Anteil daran gegeben.
Lass uns das Kommen deines Sohnes
in Freude erwarten
und mache uns umso eifriger in deinem Dienst,
je näher das Fest seiner Geburt heranrückt.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herr
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