Wer stützt die einfallende Kirche? ( 

Der Mann der Macht und  der Mann  ohne Rang

Papst Innozenz III und Franziskus von Assisi 

Als der heilige Franziskus von Papst Innozenz III. die Anerkennung seines Ordens erbat, hatte dieser in der vorausgehenden Nacht einen Traum: die große Lateranbasilika, die Hofkirche des Papstes droht einzustürzen. Da kommt ein Mann und stützt mit seinen bloßen Schultern die wankenden Mauern, er ganz allein. Als Franziskus vor dem Papst erscheint, erkennt ihn dieser als den Mann, der die Kirche vor dem Einsturz bewahrt hatte. Die Szene ist in der großen Franziskuskirche in Assisi dargestellt. Dass ein Papst von der Zukunft der Kirche träumt, hat in der Heiligen Schrift eine Parallele. Es erinnert an den Pharao, dem im Traum sieben fette und sieben magere Kühe erscheinen. Der im Gefängnis sitzende Hebräer Joseph kann den Traum deuten.  Er kündet von Überfluss und Mangel des Landes. Joseph wendet durch kluge Voraussicht das Schicksal nicht nur Ägyptens sondern das seiner Familie und des späteren Volkes. Bei den Eingeborenen Afrikas und Amerikas war es auch der Häuptling, der die Zukunft des Stammes und die nötigen Maßnahmen im Traum vorhersah.Warum aber träumt der Papst vom drohenden Einsturz, wo doch damals die schönsten Kathedralen unter großer Teilnahme der Bevölkerung gebaut wurden, wo religiöse Aufbruchbewegungen, Ordensgründer und Mystiker die Länder überschwemmten?                                                                                                                                Träume kommen aus dem Unbewussten, aus dem Bereich der Seele, die dem klaren Verstand verborgen ist. Sie decken eine Wahrheit auf, die im Gegensatz zu dem steht, was das Bewusstsein für gut und richtig erklärt, und woran kaum einer denkt. Papst Innozenz III war damals neben dem Kaiser der mächtigste Mann Europas. Die Bischöfe waren Fürsten, denen mehr an der Macht und angenehmen Leben lag als an seelsorglichem Interesse. Man veranstaltete Kreuzzüge nicht nur gegen die Moslems sondern auch gegen Leute im eigenen Land. So wurden die Katharer in Südfrankreich auf Befehl des Papstes grausam bis zur Vernichtung bekämpft. Die äußere  Machtentfaltung der Kirche hatte ihren Höhepunkt erreicht. Aber gerade darin liegen die große Schwäche und der Keim des Untergangs. Macht und Gewalt sind das Gegenteil von dem, was die Absicht Jesu ist. Er wollte den Menschen die bedingungslose Liebe Gottes nahe bringen. Dies lässt es unter keinen Umständen zu, dass man Menschen unter Druck setzt oder sogar zum Glauben zwingt. Wer sich auf äußere Machtmittel stützen muss, hat die Kraft der Überzeugung verloren. Er vermag es nicht, den Menschen nicht in absichtsloser Liebe zu begegnen. Damit ist er von der Sendung und Verheißung Jesu meilenweit entfernt. So ist denn auch die Kirche des Mittelalters, die solche Züge trug, nach 300 Jahren, in der Reformation eingestürzt. Der verbliebene Rest ist seit der Aufklärung des 18.Jahrhunderts weiter am Schwinden zumindest in den Ländern, wo rationales Erwachen und modernes Denken weiter voranschreiten.

Der Mann der Ausstrahlung                                                                                                                                                                                                                                                                                       Der unbekannte Mann, der am nächsten Tag vor dem Papst erscheint, ist derselbe, der im Traum die Kirche vor dem Einsturz bewahrt. Der Kleidung nach ist er kein Mönch, kein Kleriker, kein Edler, kein Bürger einer Stadt, kein Gelehrter, eher einer aus dem Armenviertel oder vom Land weit draußen, einer von denen, die nichts sind, die man nicht beachten muss, die nichts zählen. Er ist ein Niemand, der Glück hatte, überhaupt eine Audienz zu bekommen. Was aber beeindruckt, ist die Art seines Redens und Auftretens, die Atmosphäre, die er verbreitet, die Aufmerksamkeit, die er erregt. Da ist etwas Friedvolles und Gütiges und zugleich Aufrüttelndes. Er bringt sein Anliegen mit einer Sicherheit und Überzeugung vor, die aufhorchen lässt. Es scheint eine innere Glut in ihm zu sein, die eine solche Ausstrahlung hervorbringt. Der Papst ist anscheinend von diesem Auftreten berührt. Es dürften ihm Zweifel im Hinblick auf seine Machtpolitik gekommen sein. Stattdessen wird ihm bewusst, dass dieser Mann die Kirche retten kann.                                                                                                                                                                                                                                                                                          Der Papst, der Herr der damaligen Welt, hat noch eine andere Seite, die historisch bezeugt ist. Er schrieb eine Abhandlung „über die Verachtung der Welt". Genau diese wird von Franziskus angesprochen, so durchdringend, dass für den Papst etwas von einer Zukunft der Kirche aufleuchtet.Dieser Mann ist es, der die Kirche vor dem Einsturz bewahren kann. Sein erstes Auftreten beschreibt Thomas von Celano so: „Er sprach in einfältiger Rede, aber sein Wort aus der Fülle des Herzens ergriff die Zuhörer. Es war wie ein brennendes Feuer, das in die Tiefe der Herzen drang und alle mit innerer Bewunderung erfüllte"[1]Es war ein Funke, der übersprang. Das Entscheidende war, dass es den Sitz der Gefühle und des Denkens erreichte und deren Ausrichtung umkehrte. Was man  bisher für erstrebenswert gehalten hatte, wurde bedeutungslos. Es taten sich völlig neue Perspektiven auf. Es war  eine innere Glut in ihm, die eine solche Ausstrahlung hervorbrachte.Franziskus löste so, wie er war, eine gewaltige Wirkung aus.  Seine     Überzeugungskraft stütze sich nicht auf Vollmachten, Rang, Namen, Titel oder auf gelehrtes Wissen. Man könnte sich vorstellen: Das wäre heute. Die Leute würden aufhorchen, nach dem Gottesdienst zusammenstehen und weiter diskutieren, auf der Straße stehen bleiben, es gäbe neue Schlagzeilen, die Talkshows bekämen neue Themen.

Das Geheimnis des brennenden Feuers                                                                                                                                                                                                                                                              Was ist das Geheimnis des brennenden Feuers das im Heiligen loderte und das wir uns für die Kirche wünschten?                                                                                                                                                Die Überzeugungskraft des Heiligen ist nicht zu verstehen ohne die Geschichte seiner Innenerfahrungen. In den Lebensbeschreibungen ist von der Liebe zur Braut, von der kostbaren Perle, vom gefundenen Schatz, von den Herrlichkeiten des einfachen Lebens die Rede. Dies ist mehr als ein Ideal, dem er nahekommen will. Es stehen Erlebnisse dahinter, welche diese Bezeichnungen verdienen. Eine Episode zu Anfang seines neuen Weges bringt ihn auf die Spur. Auf dem nächtlichen Heimweg mit seinen Freunden bleibt er plötzlich stehen und kann nicht mehr weitergehen. Es heißt: Gott hatte ihn berührt. Er erschien seinen Freunden wie in einen anderen Menschen verwandelt. Das Erlebnis ist so überwältigend, dass alles, was bisher für ihn wichtig war, seine Bedeutung verliert. Für ihn verschieben sich die Perspektiven: Besitz, Ansehen, Karriere, Macht werden zu Null, auch der Name seines Vaters, die Wertschätzung seiner Freunde und der Bewohner der Stadt.   Je mehr er sich davon löst, umso mehr taucht er in das Glück der Nähe Gottes ein. Es ist das Erleben der „Süße", des „inneren Erglühens", des Jubels, welches alle anderen Motive und Begehrlichkeiten verblassen lässt, eine Motivation, die weiter lockt und weitertreibt.  Was nach außen als der größte Verlust erscheint, wird für Franziskus zur höchsten Lebenssteigerung, zum lohnendsten Ziel, das ein Mensch erreichen kann, zur „Fülle des Lebens".

Kann die Glut entfacht werden?                                                                                                                                                                                                                                                                              Meist wird die radikale Armut zitiert, für die sich die Kirche entscheiden sollte. Aber ohne den inneren, erfüllenden Reichtum wird die äußere, sogar freiwillig gelobte Armut zur Last, der man entfliehen will, oder sogar zur menschlichen Verkümmerung, in keinem Fall zu einer überzeugenden Ausstrahlung. Eine  äußere Nachahmung in dem Sinne, indem  wir von heute auf morgen das zu tun unsbemühen, was der große Heilige getan hat, wird es nicht bringen. Denn dann würden wir gerade das verfehlen, was das große Vorbild ausgezeichnet hat. Er hat als erstes sein ganz Eigenes entdeckt gegen alles, was von außen kommt, gegen alle Erwartungen seiner Familie, seiner Freunde, seiner Heimat. Seine Originalität und seine Spontaneität lassen sich nicht absichtlich herbeiholen, wohl aber kann jeder eine innere Dynamik für sich selbst entdecken. Den wenigsten ist bekannt, dass jeder Mensch eine Antenne zu einer inneren Quelle hat, die einen über das herkömmliche, banale und oberflächliche Denken hinaushebt. Dafür spricht der überwältigende Andrang zur absoluten Stille in den Meditationshäusern und zu anderen nichtkirchlichen spirituellen Angeboten. Davon ist die Übung der absoluten Stille, wie es im Zen geschieht, ernst zu nehmen, sogar als die große Chance. Es bedeutet nichts anderes als nicht reden, sich nicht bewegen, nur seinen Atem spüren. Gerade das Anhalten aller Aktivitäten des Ich öffnet eine neue Dimension des Daseins. Wegen der Absichtslosigkeit wachsen.Glaubwürdigkeit, Vertrauen, Überzeugungskraft, die Fähigkeit, auf andere zuzugehen und auf die geistige Entwicklung der Zeit wandelnden Einfluss zu nehmen.  Das heißt aber auch dass das Ringen um Strukturen, um äußere Maßnahmen und Veränderungen nur relative Bedeutung haben. Nicht die äußeren Machtmittel und die Position, die man sich durch gesellschaftlichen Aufstieg erwirbt, auch nicht die intellektuelle Überlegenheit und die scharfe Logik sind die entscheidenden Faktoren einer geistigen Umkehrbewegung, sondern Menschen, die wie Franziskus ihren Weg zur vollen Wahrheit  gehen und selbst zur Botschaft werden.

Träume-die unbekannten Ressourcen                                                                                                                                                                                                                                                                      Der heilige Franziskus hat viele Bewunderer aber wenig Nachfolger. Selbst gut gemeinten Versuche, es so zu machen wie er, gewinnen nicht die überzeugende Kraft oder scheitern über kurz oder lang. Man kann den großen Mann nicht imitieren wohl aber sich von ihm inspirieren lassen. Es bleibt nichts anderes, als dort anzufangen, wo der Heilige angefangen hat, nämlich bei sich selbst.                             Es ist wichtig zu betonen, dass das neue Leben des Heiligen mit Träumen beginnt, nicht mit heroischen Taten und aszetischen Übungen. Hier trifft er sich mit der modernen Psychoanalyse, welche mit Träumen arbeitet, um einen Menschen von Grund auf zu verändern. Träume steigen aus dem Teil unserer Seele auf, über den wir nicht verfügen, der aber unsere Stimmungen, unsere Interessen, unsere Freude, Angst, unsere Sympathien und Abneigungen, unsere Entscheidungen wesentlich bestimmt. Keine Frau kann sich absichtlich in einen Mann und kein Mann kann sich mit bloßem Willen in eine Frau verlieben. Ähnlich ist es, wenn  die Liebe erlischt, ohne dass sie es wollten.  Ob die Liebe gelingt, ob Vertrauen sich bildet, ob neue Hoffnung in ein Menschenleben und in die Gemeinschaft der Kirche einkehrt, hängt von Faktoren ab, über die wir nicht unmittelbar verfügen können. Sie wirken von sich und fragen uns nicht nach unserer Zustimmung. Das Schwierige daran ist, dass wir um diese Elemente unserer Existenz kaum etwas wissen. Ihr Bereich wird deshalb in der Fachsprache das „Unbewusste" genannt.  Nach Jung ist unser Bewusstsein nur eine Insel im Ozean des Unbewussten. So wie die Wesen auf dem Festland vom großen Meer leben, so ist unser Ich auf die Kräfte aus dem Unbewussten angewiesen. Man kann regelrecht ausdörren an Gefühlen, Lebensmut und Energie. Man nennt dies „burn out". Es kann aber auch sein, dass man von inneren Strömungen, von Leidenschaften, von Gier, Hass sogar von religiösen Ideen überschwemmt wird.                                                                            Die gute Botschaft ist, dass in der Mitte dieses „Ozeans" eine Instanz ist, die das Ganze lenkt und ordnet und zu einem Ziel führen will.  Es findet ein Prozess statt, welcher dem körperlichen Wachstum und dem Genesungsprozess ähnlich ist. Die Seele ist auch bei Nacht am Werk. Wir merken es, wenn wir beim Erwachen feststellen, dass vieles, was am Tag vorher unlösbar schien, anders aussieht.  Deshalb ist es auch berechtigt zu sagen: Darüber muss ich erst einmal schlafen.Die Träume sind die Botschafter dieses Teils unserer Existenz, sie zeigen uns, was da passiert. Sie lassen uns in die Werkstatt der Seele blicken und zugleich sind sie Träger der Energie, welche den Prozess voranbringt.                                                                                                                                                                                           Die Geschichte des hl. Franziskus beginnt mit Innenerfahrung und Träumen, in denen er nach und nach die Stimme Gottes erkennt. Er braucht einige Jahre des verborgenen Lebens, um die seelischen Einbrüche wie die neuen Impulse zu verarbeiten. Im ersten Traum wird er in ein wunderbares Schloss geführt. Eine Stimme sagt ihm, dass es ihm gehört. Dies bestätigt zunächst sein Vorhaben, in den Krieg zu ziehen und Ritter zu werden. Auf dem Weg wird er erneut im Traum von einer Stimme angesprochen, er müsse den ersten Traum anders verstehen. Es kommen ihm Zweifel an seinem Vorhaben und er kehrt nach Hause zurück. Er nimmt die Stimme der ganz anderen Seite ernst. Dies ist die Wende seines Lebens. Die äußere Umkehr von Spoleto nach Assisi entspricht der inneren. Er ist ganz in sich gekehrt. Die Achtsamkeit für das, was wichtig ist, geht jetzt von außen nach innen. Sein Interesse hat sich verändert. Er ist offen und aufnahmebereit für das, was jetzt weiter mit ihm geschieht.  Er setzt sich einem Prozess aus, in dem die Botschaften des Innern die Hauptrolle spielen.  Er wird darin von einem überwallenden Glücke und stillem Jubel begleitet.                                                                   Wenn wir nun auf unsere Träume achten, sie auf uns wirken lassen, kommen wir an jenen Punkt in der Tiefe unserer Existenz, der für unsere Zukunft von Belang ist. Wenn wir uns sogar mit dieser obersten Instanz verbünden, gelangen wir zu einer dauerhaften und tiefgreifenden Wandlung unserer Motive, Interessen, der Gefühle sowohl wie des äußeren Verhaltens. In der Sprache der Heiligen Schrift heißt dies: Gott schenkt uns ein neues Herz. Es ist das ganze Herz, mit dem wir wie selbstverständlich, mit höchster Freude Gott und Menschen lieben. Das heißt wir können einander annehmen, verstehen, nahe sein, helfen ohne einander festzuhalten und die eigene Meinung und den eigenen Willen aufzuzwingen. Wir haben die Spontaneität, im Augenblick das Richtige zu sagen und zu tun. Wir haben die Kraft, die Herzen der Menschen anzusprechen und einen ähnlichen Prozess auszulösen. Es ist jene Instanz, die der Tiefenpsychologe C.G. Jung  im Unterschied zum Ich  das Selbst nennt. Ein anderer Name ist Archetyp der Ganzheit oder des Gottesbildes. Es ist das Gefäß der Gnade Gottes. Das bedeutet, dass hier die Stelle der Seele ist, wo Gott spricht, wo wir ergriffen sind und gewandelt werden. So war es beim heiligen Franziskus. Der Traum vom Schloss ist eine Botschaft von dieser obersten Instanz. Auch die heilige Teresa von Avila spricht vom Schloss, um das Wohnen Gottes in der Seele zu beschreiben. Franziskus wurde an die Stelle seines Wesens angeschlossen, die mit unbegrenzter Energie aufgeladen ist. Dies zog seine volle Aufmerksamkeit und Hinwendung zu sich und erfüllte ihn mit überwallendem Glück. An anderer Stelle heißt es: Die Süße zog ihn weiter und weiter.

Die Vision von Kirche                                                                                                                                                                                                                                                                                                Franziskus war ein Mann, wie ihn unsere Zeit brauchen könnte. Es geht um die geistige Macht, welche stärker ist als die Strömungen der Zeit mit ihren hohen Ansprüchen nach unbeschränkter Freiheit und Lebenssteigerungen und mit ihrem Suchen nach Lösungen. Die Anziehung neuer spiritueller Bewegungen und des Psychomarktes liegt darin, dass sie den Menschen Antworten zu geben versuchen auf Fragen, die sie bedrängen                                                                                                                                                                                                                                                                                . Wie finde ich einen Ausweg aus meiner verworrenen Lebenssituation, aus den misslungenen Beziehungen, aus Einsamkeit und verödetem Dasein, aus der Angst vor der Zukunft?                                        Der sogenannte postmoderne Mensch hat sich von den Bindungen an Traditionen und Autoritäten gelöst. Ihn beeindruckt nicht, was Vertreter der Institutionen  sagen oder einmal gesagt haben, sondern die Begegnung von Mensch zu Mensch ist maßgebend.. Es kann nur ein Wort sein, das aus der Echtheit und Tiefe des Herzens kommt.                                                                                                        Die große Vision                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Die Kirche könnte der Ort sein, wo solches geschieht. Dazu tragen alle bei, die eine Atmosphäre schaffen, wo man aufatmen und sich öffnen kann, wo Menschen mit ihrer Geschichte ernst genommen und verstanden werden, wo einem keine klugen Lehren  oder Appelle vorgehalten werden. Titel und Rang als solche greifen nicht, wenn es um die innersten Belange geht, um Sinn und Ausrichtung des Lebens. Wirksam  ist die Authentizität der Person, die getragen ist von einer unmittelbaren Gotteserfahrung, von einer ähnlichen Glut, die  Franziskus hatte. Dessen Originalität und Ausstrahlung lassen sich nicht herbeireden, wohl aber kann sich jeder der Dynamik einer Entwicklung öffnen. Man wird dem Heiligen aus Assisi nur dann ähnlich werden, wenn man seinen ganz eigenen Weg so geht, wie dieser den seinen gegangen ist. Die Aufgabe besteht nicht, in neue Lasten auf sich zu nehmen, sondern jenen Kern in sich zu entdecken, der einen über sich selbst hinauswachsen lässt und die innerste Sehnsucht erfüllt. Wenn wir schon das Bild Gottes in uns tragen, dann ist jeder ganz er/sie selbst, wenn er/sie bei Gott angekommen ist. Oder Gott ist dort, wo ich ganz ich selbst bin. Das ist die gesuchte Authentizität, die überzeugt und die Kirche stützt.

 

 

 

 



[1] Franziskus von Assisi, Legenden und Laude, hggb.von Otto KarrerArray