Religion ist Feuer

Der Satz klingt zunächst überraschend. Für die meisten Menschen der modernen westlichen Kultur ist Religion eher etwas Langweiliges, Weltabgewandtes, Lebensfernes, Unwirksames und Unbedeutendes. Nach einer Umfrage steht Religion in Deutschland an letzter Stelle der Werte, die Eltern ihren Kindern mitgeben wollen. Anders ist es in nicht europäisch geprägten Kulturkreisen. Spätestens am 11.September 2001 und seit dem zum Staat gewordenen Terror,der sich Isis nennt, wurde  einer religionslosen Öffentlichkeit gezeigt, dass Religion Feuer bedeuten kann- Feuer in seiner ganz wörtlichen Bedeutung und Feuer als die letzte unbedingte Motivation, die das Leben eines Menschen in seiner Ganzheit in Beschlag nimmt und je nach Bewusstheit und Einstellung zum Schaden oder zum Guten anderer einsetzt. Das meint die Redewendung,  für etwas durchs Feuer gehen. Immerhin verstehen sich die islamistischen Kämpfer  so. Sie sind bereit, für ihre Ziele zu sterben. Sie selbst nennen es Martyrium. Es ist ihre  felsenfeste Überzeugung, dass sie nach dem Tod unmittelbar in das Paradies gelangen. Der  Isis -Staat in Syrien steht für einen nicht mehr berechenbaren, alle Vorstellungen überschreitenden Schrecken, von dem nicht mehr abgeschreckt werden kann. Seine Kämpfer sind so vom Absoluten vereinnahmt,  dass sie jenseits von Leben und Tod, damit auch jenseits von Regeln des menschlichen Zusammenlebens stehen. Alle Proteste, alle Drohungen der Weltmächte prallen an ihnen ab. Sie sind davon überzeugt, dass sie im Namen und Auftrag  Allahs handeln, seinen Willen erfüllen, ganz gleich, ob  die übrige Menschheit dies Verbrechen nennt.

I

Feuer: das Symbol des Religiösen: Was mich unbedingt angeht.

Zunächst gilt es, das Feuer als Symbol zu betrachten und damit den Erfahrungen nachzugehen, welche die Menschheit damit verbindet. Es steht  für die Energie, die menschliches Leben ermöglicht. Das Symbol des Feuers ist gerade zum Verständnis der Träume wichtig. Denn hier geht es um unser Ureigenstes, um unsere Motivationen, unser Schicksal und unsere Zukunft.  Feuer im Traum steht für alles, was „uns auf der Seele brennt", was uns zu einem brennenden Problem geworden ist.     Der Tiefenpsychologe C.G.Jung berichtet einen Traum, der auf den Zusammenhang von Feuer und Religion hinweist. Der Träumer ist ein Mann, der auf der Leiter seiner Karriere die höchste Stufe erreicht hatte, aber die Vorstellung nicht los wird, er habe Krebs. Und das machte ihn fast verrückt. Mit Religion hatte er überhaupt nichts zu tun. Trotzdem hatte er Träume, die die Religion zum Inhalt hatten und die ihn zur Auseinandersetzung mit ihr veranlassten, sogar zwangen. In einem besonders eindrucksvollen Traum kommt er in ein weihevolles Haus, in das Haus der "Sammlung". Ein alter Mann sagt über die Menschen, die dort sind: „Sobald sie  heraustreten, sind sie rein. Daraufhin hört er eine Stimme: "Was du tust, ist gefährlich.... Religion ist nicht die  Steuer, um das Bild der Frau zu entbehren. kein Ersatz für das Eigentliche, sondern die letzte Vollendung der seelischen Tätigkeit "Aus der Fülle deines Lebens sollst du deine Religion gebären" heißt es wörtlich, " dann wirst du selig sein." Der Schluss des Traumes unterstreicht noch einmal die Wichtigkeit dieser Aussage im Bild vom Feuer. Er hört ferne Musik, die ihn an das Feuerzaubermotiv von Wagner erinnert. Dann sieht er einen brennenden Berg und er fühlt, "ein Feuer, das nicht gelöscht, werden kann, ist ein heiliges Feuer."(1). Er ist am numinosen Grund seiner Existenz angekommen. Es ist das Heilige, das anzieht und erschüttert, dem er nicht mehr ausweichen kann.Der Mann, der von  Religion gar nichts hält,  muss anerkennen, dass Religion keine billige Nebensache ist, auch nicht ein Ersatz für einen Teil des Lebens, sondern die Frucht und der Höhepunkt des Lebens in seiner Vollständigkeit. Das heißt: Wer keine Religion hat, geht am Eigentlichen, an der Erfüllung seines Lebens vorbei. Zu dieser Einsicht kommt er nicht, weil er der Deutung des Arztes glaubt, sondern weil ihn das Erlebnis so beeindruckt, dass er nicht mehr darüber hinwegkommt. Er trägt seitdem ein Feuer in sich, das nie mehr gelöscht werden kann. Es war etwas so Gewaltiges und Umwerfendes, dass er öfters Angst hatte, er könnte wahnsinnig werden. Es war die Erschütterung seiner  Existenz mit ihren bisherigen Vorstellungen von dem, was wertvoll und wichtig ist.                                            

II

Das Feuer des Religiösen: wann wird es gefährlich?

Das Religiöse als existentielle Erschütterung sprengt den  Rahmen seines Denkens, Fühlens und Handelns.  Es öffnet sich die  unbewusste Seele. Dabei steigen auch andere Impulse auf, die mit dem Religiösen vermischt sind: Zorn, Wut, Streben nach Macht und sexuelles Begehren. So können sich die mächtigsten Impulse bilden, für die es wegen der religiösen Überzeugung kaum noch Grenzen gibt.. Man wird von psychischer Energie überschwemmt, die, wie man meint, nur edelste Ziele hat. Man sich setzt mit den höchsten Idealen gleich, die , den einzelnen total in Beschlag nehmen und kritisches Denken ausschalten.  Es ist kann wie   kollektiver, emotionaler  Sog, Hier  hat  die Anziehung des Islam auf junge Menschen unserer Zeit ihre Wurzeln. Der  Aufruf beim gemeinsamen Gebet, das Niederwerfen ,die Stille aushalten von und das getragen sein von der Menge übt eine Faszination aus. Allahu akbar. La ILLlaha ILLa Allah...  Gott ist groß!.. Es gibt keinen Gott außer Allah...                                                                                                                  Der einzelne kann sich voll und ganz einer gemeinsamen Stimmung, überlassen. Es ist eine kollektive Aufblähung des Ich. Man fühlt sich getragen, aufgehoben, besser, erhabener als die andern, die nicht zu derselben weltanschaulichen, politischen Gruppe, religiösen Gemeinschaft gehören unreflektierte Begeisterung muss deshalb noch nicht der Wille Gottes sein. Im irrationalen, mystischen Erleben kann auch eine Zeitbombe verborgen sein.

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                                          III

                            Die Religionsstifter                                                                                                                                                                                          Wenn von stärkster Kraft die Rede ist, dann sind auch Macht und Gewalt nicht mehr weit entfernt. Weil Christentum und Islam aufeinander stoßen , interessiert, wie die Gründer der beiden großen Religionen mit dieser Urerfahrung umgingen, vor allem mit der Gewalt...An ihrem Vorbilde sollen sich ja die jeweiligen Anhänger ausrichten.

                          1.  Mohammed

Er hatte tiefe religiöse Eingebungen, die im Koran niedergeschrieben sind.

 „Lob sei Allah, dem Weltenhern!  Dem Erbarmer, dem Barmherzigen,dem König am Tag  des Gerichts!                                                                           Dir dienen wir und zu dir rufen um Hilfe wir;" ( nach Mouhanad Korchide,Islam ist Barmherzigkeit, Grundzüge einer modernen Religion

Nach dem Auszug aus Mekka 622 gründete Mohammed eine Glaubensgemeinde und wurde zugleich  deren politischer Anführer. Anhänger anderer Religionen, Heiden und Juden wurden aus der Stadt vertrieben.   Abdel-Hakim Ourghi schreibt in dem Artikel „ Wie das ungelöste Problem der Gewalt im frühen Islam in die Gegenwart hineinwirkt"(  Süddeutsche Zeitung 19.01.2015)                                                                                                                          Nach dem  Mystiker Mahmud Taha (+1985)  gilt nur der in „Mekka 610 bis 622 offenbarte Koran als zeitlos, weil er univer­sal sinnstiftende Lehren im ethischen Sin­ne beinhaltet. Die von Muhammad als Staatsmann einer irdischen Gemeinde in Medina 622 bis 632 verkündeten Koran­stellen seien hingegen nur im historischen Kontext zu begreifen., das heißt für unsere Zeit nicht verbindlich.

Koranverse aus der Medina Zeit:

 „Und wenn die heiligen Monate vorüber sind , dann tötet die Heiden, wo ihr sie findet, greift sie, umzingelt sie und lauert ihnen überall auf. Wenn sie sich aber bekehren, das Gebet verrichten und die Almosensteuer entrichten, dann lasst sie ihres Weges ziehen"(Sure 9,5;13;8,65). „ 624 begann in Medina eine neue Ära - ei­ne Ära der Gewaltmaßnahmen in wel­cher der Prophet die Macht des Wortes und die Gewalt des Schwertes vereinte.     (  Abdel-Hakim Ourghi )Nach der Rückeroberung Mekkas, ließ Mohammed die dort lebenden  Juden, die sich nicht seiner Lehre anschlossen, an die 600,  hinrichten     „Nach dem Tod des Propheten kam es zum Schisma der ersten Gemeinde, und das politisch motivierte Tö­ten erreichte einen ersten Höhepunkt, Drei der vier ersten Kalifen, der Nachfolger des Propheten an der Spitze der islamischen Gemeinde, wurden von Muslimen ermor­det, denen medinensische Koranverse als Rechtfertigung dienten"

Jesus und das Feuer der  Gewalt                                                                                                                                                                                                 Wichtig ist hier der innere Werdegang Jesu.Nach  seiner Taufe „sah er den Himmel sich öffnen und  Geist Gottes wie eine Taube auf sich herabkommen. Und eine Stimme kam vom Himmel: „Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich mein Wohlgefallen."(Mk1,10-12.) Es ist die Urerfahrung des Religiösen. Er musste dieses gewaltige Ereignis erst verarbeiten. Deshalb trieb ihn der Geist in die Wüste. Hier gibt es eine Symbolgeschichte von der Versuchung zur Macht. „Abermals nahm ihn der Teufel auf einen sehr hohen Berg , zeigte ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit und sprach zu ihm „Dies alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest."Mt 4,8,9) Versuchung zur Macht stellt sich  im Zusammenhang mit dem Religiösen ein. Jesus hat diese Versuchung bestanden... Er hat auf Gewaltlosigkeit gesetzt. Am deutlichsten kommt dies in der Bergpredigt zum Ausdruck: „Selig die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden"(Mt5,8).„Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde, tut Gutes denen, die euch hassen und betet für die euch verfolgen! (Mt,5,44). Als Jesus erkennt, dass seine Botschaft von der Mehrzahl des Volkes abgelehnt wird , wird ihm klar, dass er selbst durch den Tod hindurchgehen muss, um seine Aufgabe zu erfüllen. Tod und Auferstehung sind der Schlüssel für    ein neues Dasein.                                            Jesus ist nach seinen Worten gekommen, "um Feuer auf die Erde zu werfen"(Lukas 12,49) Über den Kirchenschriftsteller Origines (nicht über die Evangelien) ist das Wort Jesu überliefert, das lautet: "Wer mir nahe ist, ist dem Feuer nahe." Am Pfingstag   „erschienen den Jüngern Zungen wie von Feuer , die sich verteilten und einzeln herabsenkten auf jeden von ihnen ; alle wurden erfüllt vom Heiligen Geist",(Apg.2,3,4)..Es auch an das Gebet erinnert: Komm Heiliger Geist, erfülle die Herzen deiner Gläubigen und entzünde in ihnen das Feuer deiner Liebe."                                                                                                                                                                                                                        Anwendung von Gewalt war in der frühen Kirche unter der römischen Herrschaft  bis zum vierten Jahrhundert kein Thema.. Als die Christen die volle Freiheit hatten( durch  Kaiser Konstantin 314),steigerte sich auch christlicher Glaube zum Fanatismus. Es gab Mönchsgemeinschaften, die heidnische Philosophen angriffen und vertrieben, sogar ermordeten, vergleichbar den Moslembruderschaften. Ende des vierten Jahrhunderts erklärte Kaiser Theodosios das Christentum zur Staatsreligion. Damit war eine unheilvolle Verbindung von Religion und Macht eingeleitet, die bis in die Neuzeit andauerte.Die Christianisierung unserer Vorfahren war ein Ereignis, das von den Herrschern für das Volk angeordnet und auch mit Gewalt durchgesetzt wurde...

Der Hl. Franziskus und das Feuer                                                                                                                                                                                             Franziskus hatte eine besondere Liebe zum Feuer.Diese Spur greifen die Biografen immer wieder auf, wenn sie von der Glut seiner Liebe sprechen und von seiner besonderen, ganz eigenen Nähe zu diesem Element Sie wollen damit sagen, dass diese beiden Dinge zusammengehören. Er nennt das Feuer  seinen kraftvollen und wilden Bruder und preist Gott dafür. Für ihn sind Sonne und Feuer Geschwister des Lichts, für die man Gott danken sollte.                                         

 Islamisten und Franziskus: Gemeinsames - Unterschiede.

Beide leben die so genannte heiße Phase der Religion. Sie lassen sich ergreifen von der Totalität des religiösen Anspruchs bis zur Hingabe des Lebens. Sie sind bereit, durchs Feuer zu gehen für ein Ziel, das als Einheit der Welt und Reinigung von allem, was nicht dem Willen Gottes entspricht, bezeichnet werden kann. Die Islamisten wollen, dass alles in einem Land und sogar die ganze Welt nach dem Gesetz Gottes,wie sie meinen, der Scharia ausgerichtet und dies auch mit äußerer, staatlicher Gewalt. Franziskus will ebenfalls, dass alle Menschen den Willen Gottes erfüllen, das bedeutet aber, dass sie die Liebe Gottes erkennen und von sich innen her wandeln. Sollten sich Widerstände zeigen, dann sollten sich die Verkündiger unterordnen, demütig sein, lieber Verfolgung erleiden als anderen Gewalt antun. Ein Aufruf zum Hass und zur Gewaltanwendung ist bei Franziskus nicht zu denken.    Sehr aufschlussreich ist die Begegnung mit dem Sultan Al-Kamil 1219. Der orientalische Herrscher war tief beeindruckt und schätzte ihn sehr. Als Fanatiker hätte er versucht, den Sultan zu ermorden. Aber Hass und Fanatismus lagen ihm völlig fern. Fanatiker- Fundamentalisten -  haben etwas Verbissenes und Stures an sich, nie etwas Gelöstes und Heiteres. Die Grundstimmung des Heiligen aus Assisi ist die Heiterkeit des Geistes, die innere Freude und die Glut der Liebe. Seine Ermahnungen laufen immer darauf hinaus, sich vor negativen Affekten zu hüten, vor Zorn, Rache, Neid, Verurteilung, selbst vor moralischer Entrüstung, wenn andere Unrecht tun.

 

  Zusammenfassung

Damit Religion nicht zur Gewalt wird, ist wichtig:

1 Eine religiöse Erfahrung ist noch nicht der Wille Gottes.Es werden Energien frei, die auch Dunkles wie Hass und sexuelle Begehrlichkeiten mit sich führen, die „Schatten"genannt werden, in der religiösen Tradition sind es Eingaben des Teufels.

2.    Es braucht die Unterscheidung  und Auseinandersetzung mit dem Schatten in einem persönlichen Rückzug..Es geht um Bewusstwerden der was unbewältigten Lebensgeschichte  und welch dunklen Motive sich mit den hellen vermischen z.B. religiöse Euphorie mit Herrschsucht. Dies zeigt sich in der Versuchung Jesu; Franziskus betete um Erhellung der Finsternisse seiens Herzend, Ignatius von Loyola widmet in seinen Exerzitien der Unterscheidung der Geister ein wichtiges Kapitel.

3.    Der Schatten wird deutlich in Impulsen der Ablehnung und  des Hasses gegenüber Andersdenkenden. Bewältigung des Schattens heißt: die andern  nicht aus der Welt wünschen oder sogar vernichten, wenn man könnte, sondern sie  respektieren, verstehen und sie  lassen, wie sie sind. Feindesliebe muss nicht sofort ein Gefühl sein, sie beginnt mit der Achtung vor dem sogenanten Feind.                                    

4. Echte Gottesefahrung wird empfunden als eine Kostbarkeit wie die kostbare Perle,wie der Schatz im Acker. Die Reaktion darauf ist Ergriffensein und  Dankbarkeit.

5.    Sie richtet sich gegen niemand, sondern führt zur Nähe in Freiheit.

6.    Grundstimmung echter Gottesnähe ist Gelassenheit, Freude und Heiterkeit, welche wohltuenden Humor zulässt.Ich denke an den jetzigen Papst Franziskus, noch ist mir Papst Johannes XXIII in Erinnerung, von dem viele humorvolle Anekdoten erzählt werden.

Das Feuer der Religion hat zwei Gesichter: Es kann zum Fanatismus werden, zur Macht und Herrschaft über andere missbraucht werden. Es kann zum  Feuer des Schreckens werden. Man denke an die Scheiterhaufen der Inquisition und die Türme des Welthandelszentrums. Es kann zur Glut der Liebe werden wie bei Franziskus, sodass es möglich wird, den Aussätzigen zu umarmen. Es kann auch bei den Sufis und den Buddhisten brennen. Nichts wäre heute wichtiger als eine heiße Religion, welche die Kraft hat, viele Feuer der Liebe zu entzünden und von der brutalen Kälte dieser Welt zu erlösen.

 

...

 

 

PFINGSTEN

Hochfest

1.Lesung Apg 2, 1 - 11

Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen zu reden

Lesung aus Apostelgeschichte
1 Als der Pfingsttag gekommen war, befanden sich alle am gleichen Ort.
2 Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie waren.
3 Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder.
4 Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen, in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab.
5 In Jerusalem aber wohnten Juden, fromme Männer aus allen Völkern unter dem Himmel.
6 Als sich das Getöse erhob, strömte die Menge zusammen und war ganz bestürzt; denn jeder hörte sie in seiner Sprache reden.
7 Sie gerieten außer sich vor Staunen und sagten: Sind das nicht alles Galiläer, die hier reden?
8 Wieso kann sie jeder von uns in seiner Muttersprache hören:
9 Parther, Meder und Elamiter, Bewohner von Mesopotamien, Judäa und Kappadozien, von Pontus und der Provinz Asien,
10 von Phrygien und Pamphylien, von Ägypten und dem Gebiet Libyens nach Zyrene hin, auch die Römer, die sich hier aufhalten,
11 Juden und Proselyten, Kreter und Araber, wir hören sie in unseren Sprachen Gottes große Taten verkünden.

 


2.Lesung 1 Kor 12, 3b-7.12-13

Durch den einen Geist wurden wir in der Taufe alle in einen einzigen Leib aufgenommen

Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Korinther
Brüder!
3b Keiner kann sagen: Jesus ist der Herr!, wenn er nicht aus dem Heiligen Geist redet.
4 Es gibt verschiedene Gnadengaben, aber nur den einen Geist.
5 Es gibt verschiedene Dienste, aber nur den einen Herrn.
6 Es gibt verschiedene Kräfte, die wirken, aber nur den einen Gott: Er bewirkt alles in allen.
7 Jedem aber wird die Offenbarung des Geistes geschenkt, damit sie anderen nützt.
12 Denn wie der Leib eine Einheit ist, doch viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obgleich es viele sind, einen einzigen Leib bilden: so ist es auch mit Christus.13 Durch den einen Geist wurden wir in der Taufe alle in einen einzigen Leib aufgenommen, Juden und Griechen, Sklaven und Freie; und alle wurden wir mit dem einen Geist getränkt.


Evangelium Joh 15,26-27; 16,12-15

Der Geist der Wahrheit wird euch in die ganze Wahrheit führen

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
26 Wenn der Beistand kommt, den ich euch vom Vater aus senden werde, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, dann wird er Zeugnis für mich ablegen.
27 Und auch ihr sollt Zeugnis ablegen, weil ihr von Anfang an bei mir seid.
12 Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen.
13 Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in die ganze Wahrheit führen. Denn er wird nicht aus sich selbst heraus reden, sondern er wird sagen, was er hört, und euch verkünden, was kommen wird.
14 Er wird mich verherrlichen; denn er wird von dem, was mein ist, nehmen und es euch verkünden.
15 Alles, was der Vater hat, ist mein; darum habe ich gesagt: Er nimmt von dem, was mein ist, und wird es euch verkünden.

Das Licht, das die Herzen anziehend macht

Pfingsten ist das Fest, dessen Geheimnis sich erst öffnen muss. Beginnen wir mit dem, was heute die Menschen umtreibt. Im Grund besteht eine allgemeine Ratlosigkeit in der Politik, gerade im Hinblick auf den schrecklichen Konflikt im Heiligen Land, mit dem Klimawandel, mit der Zerstörung der Erde und in so vielen Menschenschicksalen.   Kaum jemand, der ausgewogen und verantwortlich denkt, wird für sich in Anspruch nehmen, er wüsste, wie es weitergeht. Die Corona Krise hat uns überrascht und erschreckt und deutlich gemacht, wie sehr unser modernes Leben mit allen Errungenschaften bedroht ist. Es betrifft nicht nur die eigene Gesundheit, bitter ist die Einschränkung der Freiheiten, noch mehr, dass man nicht mehr sicher ist, ob man sein Leben in Ruhe, Gelassenheit und innerem Frieden im Kreis von geliebten Menschen führen kann. Das innere Feuer als spontane Herzlichkeit, Mut und Zuversicht scheint auch in der Kirche zu erlöschen. Es gibt Lücken des gesicherten Daseins, wo man um Hilfe froh wäre.. Viele müssen sich eingestehen: Wir wissen nicht mehr weiter! Hier sollten wir innehalten und uns auf das Versprechen Jesu besinnen und es ernst nehmen. Von einem „Beistand, der kommen wird‘" (Joh 15,26) ist die Rede.

Das griechische Wort dafür ist Parakletos. Es heißt wörtlich:  Herbeigerufener. Er ist der Anwalt und Beistand, der Tröster genannt wird. Einer, der größer ist als wir, der mehr weiß, einer, der uns versteht, dem wir uns voll anvertrauen dürfen. der uns weiterhilft.                                                                              Er wird uns etwas bringen, das noch mehr und größer ist als was Jesus vor seinem Tod gewirkt hat. Er wird es noch übertreffen. So dürfen wir das Wort verstehen: " Es ist gut für euch, dass ich fortgehe; denn wenn ich nicht fortgehe, wird der Beistand nicht zu euch kommen "(Joh16,7). Auch eine  andere Aussage könnte uns aufhorchen lassen: „Ich habe die Welt besiegt " (Joh 16,33). Mit anderen Worten: Wenn der Geist Jesu, seine Kraft, seine Sicht der Dinge, seine  Gesinnung in uns wohnt, dann sind wir an dem Punkt. an dem  eine Wende möglich wird, wo sich der Verlauf des Schicksals umkehrt und etwas Neues die alten Denkschablonen aufbricht. Gesagt wird uns: Der Beistand wird uns von dem geben, was das ganz Eigene Jesu ist. „Denn er wird von dem, was mein ist, nehmen und es euch verkünden " (Joh 16,14).     Das ganz  Eigene von Jesus ist seine Nähe zu Gott,  seine Gesinnung und seine Kraft. Wenn sie  in uns voll zur Wirkung kämen, würde dies bedeuten: Wir würden so tief und so innig von Gott ergriffen  sein, dass unsere Augen leuchten wie das Gesicht Jesu, als er auf dem Berg betete.Wir würden  von solchem inneren Jubel erfüllt sein, dass wir spontan zu singen anfangen, um  Gott zu  loben, wie Jesus es getan hat, als die Jünger zurückkehrten(Lk10,21-23). Wenn uns Menschen begegnen, würden sie von unserer Freude angesteckt. Es würde eine Atmosphäre sein, wo man einander zuinnerst nahekommt und doch einer den andern nicht festhält; Wo man einander guttut. Der Geist Jesu ist das freundliche Licht, das die Menschen einander anziehend macht. Es würde sogar sein, dass Menschen in dieser Gestimmtheit die Fassung verlieren und voll Freude weinen wie die Frau, die Jesus beim Gastmahl die Füße salbt. Der Streit um Meinungen und Recht haben erlischt, wenn man einander  im Grund des Herzens berührt und neuen  Ansichten zugänglich wird. Verhärtungen und Verkrustungen weichen auf, Gespräche und Gefühle beginnen zu fließen, bereichernder Austausch wird möglich aus der Tiefe unseres Herzens, wo wir Gott, der Schöpfung, einander und uns selbst nahe sind.

Mancher  wird einwenden: Dies ist doch alles Utopie! Doch lässt sich nachweisen,  dass sich die beschriebenen Dinge ereignet haben.Dafür stehen die großen Gestalten des Christentums. Sehr nahe ist uns der heilige Franziskus. In seinem Sonnengesang bringt er zum Ausdruck, was mit dem großen Geschenk Jesu gemeint ist.Am Anfang des Liedes steht die Freude, die Dankbarkeit, die Ehrfurcht vor der Güte und Größe Gottes. Es ist die Grundstimmung eines Lebens, das bis zum Rand gefüllt ist, eine Dichte der Existenz, neben der Vergnügen, Ansehen und Reichtum zu Bagatellen werden. Der Verfasser ist an dem Punkt, wo sich große Wende vollzogen hat; er ist von Gott und seiner Schöpfung im Innersten berührt, sodass ihn selbst die Angst vor dem Tod nicht mehr überwältigen kann. Sein Geist inspirierte viele Suchende und Interessierte. Wie es sich auswirkte, können wir bei einem Autor aus derselben Zeit lesen:                                                                                                                                                                                         „Von welcher Liebesglut waren die neuen Jünger Christi entflammt! Welche Liebe zu frommer Gemeinschaft war in ihnen lebendig! Wenn sie sich nämlich irgendwo trafen oder auf dem Weg irgendwo begegneten, sprang ein Pfeil geistiger Liebe über, der über alle natürliche Zuneigung den Samen einer wahren, höheren Liebe streute. Voll Sehnsucht suchten sie zusammenzukommen, umso größer war ihre Freude, zusammen zu sein, schwer war dagegen die Trennung von einander, bitter das Scheiden, hart das Geschieden sein."                                                                                                               Selbst wenn wir die Heiligen nachzuahmen versuchen, die spontane Herzlichkeit, die Freude, einander zu sehen und zu begrüßen, ist etwas, was wir uns selbst nicht geben können. Es ist etwas von dem Licht, das die Herzen  anziehend macht. Dieses Licht hat uns Jesus versprochen. Es ist  jener Geist, der uns die großen Schätze entdecken lässt.