ERSTER ADVENTSSONNTAG A

 

ERÖFFNUNGSVERS Ps 25 (24), 1-3
Zu dir, Herr, erhebe ich meine Seele. Mein Gott, dir vertraue ich.
Lass mich nicht scheitern, lass meine Feinde nicht triumphieren!
Denn niemand, der auf dich hofft, wird zuschanden.
TAGESGEBET
Herr, unser Gott,
alles steht in deiner Macht;
du schenkst das Wollen und das Vollbringen.
Hilf uns, dass wir auf dem Weg der Gerechtigkeit
Christus entgegengehen
und uns durch Taten der Liebe
auf seine Ankunft vorbereiten,
damit wir den Platz zu seiner Rechten erhalten,
wenn er wiederkommt in Herrlichkeit.
Er, der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.

 

1. LESUNG Jes 2, 1-5

Der Herr führt alle Völker zusammen in den ewigen Frieden des Reiches Gottes
Lesung aus dem Buch Jesaja
1Das Wort, das Jesaja, der Sohn des Amoz, in einer Vision über Juda und Jerusalem gehört hat.
2Am Ende der Tage wird es geschehen: Der Berg mit dem Haus des Herrn steht fest gegründet als höchster der Berge; er überragt alle Hügel. Zu ihm strömen alle Völker.
3Viele Nationen machen sich auf den Weg. Sie sagen: Kommt, wir ziehen hinauf zum Berg des Herrn und zum Haus des Gottes Jakobs. Er zeige uns seine Wege, auf seinen Pfaden wollen wir gehen. Denn von Zion kommt die Weisung des Herrn, aus Jerusalem sein Wort.
4Er spricht Recht im Streit der Völker, er weist viele Nationen zurecht. Dann schmieden sie Pflugscharen aus ihren Schwertern und Winzermesser aus ihren Lanzen. Man zieht nicht mehr das Schwert, Volk gegen Volk, und übt nicht mehr für den Krieg.
5Ihr vom Haus Jakob, kommt, wir wollen unsere Wege gehen im Licht des Herrn.


ANTWORTPSALM Ps 122 (121), 1-3.4-5.6-7.8-9 (R: 1b)
R Zum Haus des Herrn wollen wir pilgern. - R (GL 118, 5)
1 Ich freute mich, als man mir sagte: I. Ton
„Zum Haus des Herrn wollen wir pilgern.
2 Schon stehen wir in deinen Toren, Jerusalem:
3 Jerusalem, du starke Stadt,
dich gebaut und fest gefügt. - (R)
4 Dorthin ziehen die Stämme hinauf, die Stämme des Herrn,
wie es Israel geboten ist,
den Namen des Herrn zu preisen.
5 Denn dort stehen Throne bereit für das Gericht,
die Throne des Hauses David. - (R)
6 Erbittet für Jerusalem Frieden!
Wer dich liebt, sei in dir geborgen.
7 Friede wohne in deinen Mauern,
in deinen Häusern Geborgenheit. - (R)
8 Wegen meiner Brüder und Freunde
will ich sagen: In dir sei Friede.
9 Wegen des Hauses des Herrn, unseres Gottes,
will ich dir Glück erflehen. - R.

 

2. LESUNG Röm 13, 11-14a

Jetzt ist das Heil uns näher
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Römer
Brüder und Schwestern!

11Bedenkt die gegenwärtige Zeit: Die Stunde ist gekommen, aufzustehen vom Schlaf. Denn jetzt ist das Heil uns näher als zu der Zeit, da wir gläubig wurden.
12Die Nacht ist vorgerückt, der Tag ist nahe. Darum lasst uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichts.
13Lasst uns ehrenhaft leben wie am Tag, ohne maßloses Essen und Trinken, ohne Unzucht und Ausschweifung, ohne Streit und Eifersucht.
14aLegt (als neues Gewand) den Herrn Jesus Christus an.

RUF VOR DEM EVANGELIUM Vers: Ps 85 (84), 8
Halleluja. Halleluja.
Erweise uns, Herr, deine Huld,
und gewähre uns dein Heil!
Halleluja.
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:

EVANGELIUM (Mt 24, 29-44)

Sie werden den Menschensohn mit großer Macht und Herrlichkeit auf den Wol¬ken des Himmels kommen sehen. ¬
Seid wachsam, und haltet euch bereit!
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
29Sofort nach den Tagen der großen Not wird sich die Sonne verfinstern, und der Mond wird nicht mehr scheinen; die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden. 30Danach wird das Zeichen des Menschensohnes am Himmel erscheinen; dann werden alle Völker der Erde jammern und klagen, und sie werden den Menschensohn mit großer Macht und Herrlichkeit auf den Wolken des Himmels kommen sehen.31Er wird seine Engel unter lautem Posaunenschall aussenden, und sie werden die von ihm Auserwählten aus allen vier Windrichtungen zusammenführen, von einem Ende des Himmels bis zum andern.
32Lernt etwas aus dem Vergleich mit dem Feigenbaum! Sobald seine Zweige saftig werden und Blätter treiben, wisst ihr, dass der Sommer nahe ist.
33Genauso sollt ihr erkennen, wenn ihr das alles seht, dass das Ende vor der Tür steht.
34Amen, ich sage euch: Diese Generation wird nicht vergehen, bis das alles eintrifft.
35Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.
36Doch jenen Tag und jene Stunde kennt niemand, auch nicht die Engel im Himmel, nicht einmal der Sohn, sondern nur der Vater.
37Denn wie es in den Tagen des Noach war, so wird es bei der Ankunft des Menschensohnes sein.
38Wie die Menschen in den Tagen vor der Flut aßen und tranken und heirateten, bis zu dem Tag, an dem Noach in die Arche ging,
39und nichts ahnten, bis die Flut hereinbrach und alle wegraffte, so wird es auch bei der Ankunft des Menschensohnes sein.
40Dann wird von zwei Männern, die auf dem Feld arbeiten, einer mitgenommen und einer zurückgelassen.
41Und von zwei Frauen, die mit derselben Mühle mahlen, wird eine mitgenommen und eine zurückgelassen.
42Seid also wachsam! Denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt.
43Bedenkt: Wenn der Herr des Hauses wüsste, zu welcher Stunde in der Nacht der Dieb kommt, würde er wach bleiben und nicht zulassen, dass man in sein Haus einbricht.
44Darum haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet.

Das Zeichen des Menschensohnes

Es wird uns heute die größte aller Katastrophen vor Augen geführt: Das Himmelsgewölbe stürzt ein. Die tragenden Säulen sind ins Wanken geraten. Die Sonne scheint nicht mehr. Es wird finster und kalt auf der Erde, so kalt, dass Pflanzen, Tiere und Menschen zu Eis erstarren. Es gibt keinen Tag mehr, nur noch Nacht. Es ist kein Mond mehr da und keine Sterne, welche die Nacht erhellen. Wie immer die Vorstellung der damaligen Zeit war: Es wird ein Ereignis geschildert, das allem Leben und Treiben auf dieser Erde ein Ende setzt. Diese Vision des Untergangs ist inzwischen aktueller den je, sie treibt viele zu Aktionen, die aufrütteln sollen.
Es gibt Katastrophen wie Weltuntergang im ganz privaten Bereich. Wie oft hören wir: „Da brach für  sie, für ihn eine Welt zusammen". Es kann sein, dass eine Beziehung zerbricht, dass sich der Mensch, dem man einmal  sein ganzes Vertrauen geschenkt hat, von einem endgültig abwendet.  Eine Welt bricht für die Kinder zusammen, wenn sich Vater und Mutter nicht mehr verstehen, wenn sie nur noch im Zorn von einander reden. Für viele brach die  heilige Welt der Kirche zusammen, als die Missbrauchsfälle Schlagzeilen machten. Es gibt Einbrüche in ein Menschenleben, die furchtbar grausam sein können. Die Sonne ist untergegangen, kann man sagen, wenn der geliebte Mensch nicht mehr da ist. Die Freude und die Wärme des Lebens sind geschwunden, wenn die Liebe fehlt.
Die entscheidende Frage ist:     Was geschieht nach dem großen Schrecken?                                                                                                                                                                                                 Im heutigen Text wird uns ein Satz gesagt, den wir sehr aufmerksam auf uns wirken lassen sollten. „Danach wird das Zeichen des Menschensohnes am Himmel erscheinen" (Mt 24,30) Das heißt die große Katastrophe ist nicht das Ende. Mit ihr ist nicht alles aus. Das Letzte ist das Zeichen des Menschensohnes. Dies ist nichts anderes als das Kreuz, dessen Bedeutung heute nicht mehr verstanden wird. Für viele ist es das Zeichen der Verneinung, der Unterdrückung der Lebensimpulse. Andere denken sofort an die Kreuzzüge mit ihren Gewalttaten. Nehmen wir es so, wie es vor uns erscheint. Es sind zwei Linien, die sich kreuzen. Damit sind wir mitten in der Bedeutung, die uns heute gesagt werden soll. Es gibt einen Punkt, an dem ein Querstrich gesetzt wird für alles, was geschieht, und  für jeden, für jede, ganz gleich, ob er/sie  an Gott glaubt oder nicht. Und dieser Strich ist nicht mehr wegzuwischen. Unser Leben wird durchkreuzt: die Linie der Freude, des Erfolgs und der Lust von der Linie des Scheiterns, des Unheils und des Leids. So ist die eigene Geschichte und so ist die Geschichte der ganzen Welt. Es ist der Augenblick, in dem wir mit der vollen Wahrheit unseres Daseins konfrontiert werden. Der Augenblick ist da, wenn die äußeren Stützen, die tragenden Säulen  wegfallen, die Gesundheit, das Ansehen in der Öffentlichkeit, das Vermögen, der Einfluss auf andere, alles, worauf man sich einmal verlassen hatte, wenn uns Krankheit und Tod bedrohen. Entscheidend ist, was an diesem Punkt geschieht. Im Zeichen des Menschensohnes ist das Schicksal jedes Menschen dargestellt. Es wird am Himmel erscheinen. Dann geschieht es, dass „sie den Menschensohn mit großer Macht und Herrlichkeit auf den Wolken des Himmels kommen sehen " (Mt24, 30).Der Himmel wird von allen Lichtern leergefegt und mit der Herrlichkeit Christi ausgefüllt. Er ist unauflöslich mit dem Kreuz verbunden.
Wir dürfen darunter die inneren LIchter  eines Menschen verstehen, nach denen er sich ausgerichtet hat. Sie werden verschwinden und einem ganz anderen Licht weichen. Dieses ist Christus selbst, dessen Gesicht  wie die Sonne leuchtet wie einst auf dem Berg (Mt,17,2). Als Menschensohn, als Mensch in voller Wirklichkeit ist er in seinem Sterben eingetreten in die Mitte all dessen, was geschieht, in den Schnittpunkt, in dem sich alles umkehrt. Bei seinem Tod hat sich die Sonne verfinstert. Am Ostermorgen ist  Christus selbst die Sonne, die  in den Herzen aufgeht und alles überstrahlt, alle Katastrophen und alles Treiben der Menschen.                                                                                                                                                                                                                     Dieses Ereignis dürfen wir mitdenken, wenn vom Zeichen des Menschensohnes die Rede ist. Wer es erkannt hat und es als sein eigenes verstehen kann, dem gilt die Verheißung: „Wenn dies zu geschehen anfängt, dann richtet euch auf und erhebt euer Haupt; denn eure Erlösung ist nahe"(Lk21,28). Das heißt aber: am Ende stehen nicht Finsternis, Kälte und Erstarrung, sondern Licht, Wärme und das volle Leben. „Die Engel werden die Auserwählten von den Winden sammeln, von einem Ende des Himmels bis zum andern"(Mt24, 31). In unsere Sprache übertragen kann das heißen: Wir werden angezogen von derselben Kraft, die in jedem schwingt, die alle aufeinander einstimmt und einander nahebringt. Einer wird dem andern das Glück widerstrahlen, wie es schon in dieser Lebenszeit in jeder beglückenden Begegnung geschieht. Einer wird die Freude des andern sein.
Den Menschen, denen eine Welt zusammenbricht, wird eine neue erschaffen. Dies berichten viele, die eine erschütternde und beglückende Wende ihres Lebens erfahren haben. Sie seien wie aus tiefer Dunkelheit erwacht. Es war für sie wie der Übergang von der Nacht zum Tag. Paulus war dem auferstandenen Herrn in einem „Licht heller als der Glanz der Sonne" (Ap 26,13) begegnet. Dieses Erlebnis steht im Hintergrund, wenn er die Adressaten seiner Briefe und sich selbst „Söhne des Lichts und Söhne des Tages" (1Th5,5) nennt. Nach seinen eigenen Worten wohnt Christus in ihm (Gal 2,20) und in jedem, der an ihn glaubt. Christus selbst ist die Sonne, die aus jedem leuchtet. Wenn von der Offenbarung Jesu Christi die Rede ist, dürfen wir deshalb an leuchtende Augen denken. Das ist nichts anderes als die Freude, die nicht mehr überboten werden kann.

 

Glaubensbekenntnis
Fürbitten: Advent
GABENGEBET
Allmächtiger Gott,
alles, was wir haben, kommt von dir.
Nimm die Gaben an, die wir darbringen.
Mache sie für uns in diesem Leben
zum Sakrament der Erlösung
und rufe uns an deinen Tisch im kommenden Reich.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Präfationen vom Advent
KOMMUNIONVERS Ps 85 (84), 13
Der Herr wird seinen Segen spenden,
und unsere Erde bringt ihre Frucht hervor.

SCHLUSSGEBET
Herr, unser Gott,
du hast uns an deinem Tisch
mit neuer Kraft gestärkt.
Zeige uns den rechten Weg
durch diese vergängliche Welt
und lenke unseren Blick auf das Unvergängliche,
damit wir in allem dein Reich suchen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
FÜR DEN TAG UND DIE WOCHE
Schon leuchtet der Tag - er ist für uns angebrochen, als wir getauft wurden. Wir leben im Morgenlicht der Wahrheit. Wir wissen, dass Gott Gott ist und nicht der Weltgeist; dass er der Gott ist, der in Christus Jesus uns aus Erbarmen angenommen hat. In diesem Licht kann uns sein „Tag" nicht mehr überraschen. In diesem Licht bereiten wir uns ja im Glauben und in der Liebe für ihn vor. (H. Schlier)

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