Neujahr 2023

 

HOCHFEST DER GOTTESMUTTER MARIA

r.
ERÖFFNUNGSVERS Sedulius
Vgl. Jes 9, 1.5; Lk 1, 33
Ein Licht strahlt heute über uns auf,
denn geboren ist uns der Herr.
Und man nennt ihn: Starker Gott, Friedensfürst,
Vater der kommenden Welt.
Seine Herrschaft wird kein Ende haben.
Ehre sei Gott
TAGESGEBET
Barmherziger Gott,
durch die Geburt deines Sohnes
aus der Jungfrau Maria
hast du der Menschheit das ewige Heil geschenkt.
Lass uns (auch im neuen Jahr) immer und überall
die Fürbitte der gnadenvollen Mutter erfahren,
die uns den Urheber des Lebens geboren hat,
Jesus Christus,
deinen Sohn, unseren Herrn und Gott,
der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.

1. LESUNG Num 6, 22-27¬

So sollen sie meinen Namen auf die Israeliten legen, und ich werde sie segnen
Lesung aus dem Buch Numeri
22Der Herr sprach zu Mose:
23Sag zu Aaron und seinen Söhnen: So sollt ihr die Israeliten segnen; sprecht zu ihnen:
24Der Herr segne dich und behüte dich.
25Der Herr lasse sein Angesicht über dich leuchten und sei dir gnädig.
26Der Herr wende sein Angesicht dir zu und schenke dir Heil.
27So sollen sie meinen Namen auf die Israeliten legen, und ich werde sie segnen.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       ANTWORTPSALM Ps 67 (66), 2-3.5.6 u. 8 (R: 2a)
R Gott sei uns gnädig und segne uns. - R (GL neu 45,1)
2 Gott sei uns gnädig und segne uns. VI. Ton
Er lasse über uns sein Angesicht leuchten,
3 damit auf Erden sein Weg erkannt wird
und unter allen Völkern sein Heil. - (R)
5 Die Nationen sollen sich freuen und jubeln.
Denn du richtest den Erdkreis gerecht.
Du richtest die Völker nach Recht
und regierst die Nationen auf Erden. - (R)
6 Die Völker sollen dir danken, o Gott,
danken sollen dir die Völker alle.
8 Es segne uns Gott.
Alle Welt fürchte und ehre ihn. - R

2. LESUNG Gal 4, 4-7

Gott sandte seinen Sohn, geboren von einer Frau, damit wir die Sohnschaft erlangen
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Galater
4Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und dem Gesetz unterstellt,
5damit er die freikaufe, die unter dem Gesetz stehen, und damit wir die Sohnschaft erlangen.
6Weil ihr aber Söhne seid, sandte Gott den Geist seines Sohnes in unser Herz, den Geist, der ruft: Abba, Vater.
7Daher bist du nicht mehr Sklave, sondern Sohn; bist du aber Sohn, dann auch Erbe, Erbe durch Gott.
RUF VOR DEM EVANGELIUM Vers: vgl. Hebr 1, 1-2
Halleluja. Halleluja.
Einst hat Gott zu den Vätern gesprochen durch die Propheten;
heute aber hat er zu uns gesprochen durch den Sohn.
Halleluja.

EVANGELIUM Lk 2, 16-21


+ Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas
16So eilten sie hin und fanden Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe lag.
17Als sie es sahen, erzählten sie, was ihnen über dieses Kind gesagt worden war.
18Und alle, die es hörten, staunten über die Worte der Hirten.
19Maria aber bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach.
20Die Hirten kehrten zurück, rühmten Gott und priesen ihn für das, was sie gehört und gesehen hatten; denn alles war so gewesen, wie es ihnen gesagt worden war.
21Als acht Tage vorüber waren und das Kind beschnitten werden sollte, gab man ihm den Namen Jesus, den der Engel genannt hatte, noch ehe das Kind im Schoß seiner Mutter empfangen wurde.

Wir kreisen um Christus wie die Erde um die Sonne

Die ersten Stunden dieses Tages empfinden wir anders als die vielen im Laufe eines Jahres. Wir sind wacher und hellhöriger für das, was wir Zeit nennen. Von der Schule her wissen wir: Was wir als „Jahr" bezeichnen, ergibt sich daraus, dass die Erde um die Sonne kreist, in dieser Nacht an einem festgelegten Punkt angekommen ist und ihn schon überschritten hat. Aus dieser Sicht ist Zeit nichts als ein Ablauf von Sekunden, Minuten, Stunden, Tagen, Jahren. Würden wir uns nur auf diese Auffassung von Zeit beschränken, gäbe es keinen Anlass zum Feiern, keinen Grund, besondere Tage im Jahr hervorzuheben. Dabei sagt uns die Naturwissenschaft: Unsere Erde ist nur ein Staubkorn im unfassbaren Weltall, wir selbst nicht einmal dies.  Dies ist eine sehr ernüchternte und  düstere Antwort auf die  die Frage: Wer sind wir?  Wo sind wir zuhause? Nun gibt es eine ganz andere Sicht von Mensch, Welt und Zeit. Nach alter Überlieferung entspricht das Außen dem Innen. Der mittelalterliche Theologe Nikolaus von Kues nennt den Menschen eine Welt im Kleinen, einen Mikrokosmos.

Wir fühlen uns dann im großen Kosmos zuhaue, wenn die Seele, unser Inneres darin ihren Platz findet, wenn sie auch mitleben darf. So hat es der heilige Franziskus erlebt, als er für den Glanz der Sonne, für das Leuchten der Sterne, für die Güte der Erde einen Lobgesang auf den Schöpfer anstimmte. Er war allem Geschaffenen nahe wie dem eigenen Bruder, der eigenen Schwester, der eigenen Mutter. Er war mit seiner Seele an einem Punkt, wo er Gott und die Schöpfung zugleich berührte. Dies ist gerade der Ort seiner Existenz, an dem Christus gegenwärtig ist, von dem er bis in die letzten Fasern durchdrungen ist. Dasselbe hat der Verfasser des Kolosserbriefes wahrgenommen, wenn erschreibt: „Auf ihn (Christus) hin ist alles geschaffen.t"(Kol1, 16). Angewandt auf uns heißt das: Es ist eine unsichtbare Mitte in einem jeden von uns und die ist die Mitte der Welt zugleich. Hier ist die verborgene Dynamik, der Ursprung des Lebens, von dem alles ausgeht. Hier ist Christus zu finden, von hier wirkt er in uns. So hat es der Heilige aus Assisi erfahren. Er war zuinnerst mit Christus verbunden, fühlte, dachte und sprach unmittelbar aus dieser Mitte, die wie eine innere Sonne sein ganzes Wesen zum Leuchten brachte. Dies war der Grund seiner Ausstrahlung, seiner Glaubwürdigkeit und seines Erfolges.                                                                                                                                                                 Am ersten Tag des Jahres heißt dies für uns: Wie wir mit der Erde jedes Jahr den Lauf um die Sonne vollziehen, so kreisen wir um eine unsichtbare Mitte, um eine innere Sonne. In unserem Glauben ist es Christus, die innere Sonne. Schon die Christen des Anfangs haben die Sonne als ein Bild für Christus gesehen. Die Apostel und viele Zeitgenossen, die Jesus begegnet sind, hatten erfahren, dass von ihm Licht ausgeht. Der Evangelist Matthäus berichtet, dass das Gesicht Jesu auf dem Berg wie die Sonne leuchtete (Mt 17,1-9). Paulus sah nach eigenen Worten - so berichtet es die Apostelgeschichte - mitten am Tag ein Licht heller als die Sonne (Apg 26,13). Der Verfasser der Geheimen Offenbarung sieht in seiner Einstiegsvision ein „Antlitz, das wie die Sonne in ihrer stärksten Kraft strahlt"(Offb 1,16). Christus als die Sonne ist für uns der feste Punkt, um den sich alles dreht, der jenseits aller Vergänglichkeit steht, der uns den Halt gibt, damit wir nicht den Boden unter uns verlieren.                                      Kein anderer als Friedrich Nietzsche, der allgemein als Gottesleugner gilt, hat erkannt, was es bedeutet, wenn dieser innerste Punkt verloren geht, wenn „Gott tot ist". Es ist, als ob die Erde aus ihrer Umlaufbahn stürzte. „Was taten wir, als wir die Erde von der Sonne losketteten? Stürzen wir nicht fortwährend endlos, ruhelos?" So lässt er den „tollen Menschen" sprechen. Ernsthaft und verantwortlich Denkende stellen sich die Frage, was den aus der Menschheit auf dieser Erde werden soll, wenn es keine unverfügbare Mitte mehr gibt. Wie unantastbar ist die Würde des Menschen, wenn die Mehrheit der Parlamente darüber bestimmt? Über Anfang und Ende des Lebens gibt es tatsächlich sehr verschiedene Meinungen. Es sind die heißdiskutierten Fragen, inwieweit menschliche Embryonen als Material zu wissenschaftlichen und medizinischen Zwecken verwendet werden dürfen, wann der Tod eintritt und dem Körper Organe entnommen werden dürfen, ob einem aussichtslos Leidenden zum „Sterben verholfen" werden darf. Die Sonne ist nicht nur Anziehung und Halt, sie ist Energie und Licht. So dürfen wir darauf vertrauen, dass es in uns selbst und in dem Raum, in dem wir leben, nach einem kalten Winter wieder Frühling wird, dass es wieder blüht und wächst. Gemeint ist, dass Ängste abfallen, dass neuer Lebensmut geweckt wird, dass wir aufeinander zugehen können, dass die Freude einkehrt. Es ist der innere Mensch, der sich von der Mitte her entfalten und etwas von den guten Eigenschaften eines heiligen Franziskus als Früchte zeigen möchte. Die kirchlichen Feste sind die markierten Punkte des Umlaufs um die äußere und die innere Sonne. Wir dürfen sie die Seele des Jahres nennen. Ohne sie wird die Zeit kalt und heimatlos. Wenn wir an das Geheimnis des Lebens angeschlossen sind, dann haben wir teil an einem beständigen Wachstum. Dann wird die Zeit nicht etwas, das ständig abnimmt und zerrinnt, sondern ein Gut, das fortwährend zunimmt. Es wäre zum Verzweifeln, wenn wir nur auf die Jahre schauten, die uns noch verbleiben und die immer weniger werden. Vielmehr kehrt in uns Gewissheit und Zufriedenheit ein, wenn wir sehen, was alles im Wachsen ist und schon geworden ist. Wir dürfen einen Blick in unsere Familie werfen, wie die Kinder größer, verständiger und vernünftiger werden, und in uns selbst, wie wir einem Reifungsprozess unterliegen, wo uns jeder Tag und jedes Jahr mehr zu unserer inneren Wahrheit und Heimat bringen. So betrachtet ist Zeit nicht gegen uns, sondern für uns.

Glaubensbekenntnis
GABENGEBET

Barmherziger Gott, von dir kommt alles Gute,
und du führst es zum Ziel.
Wir danken dir für den Anfang des Heiles,
das du uns in der Geburt deines Sohnes
aus der Jungfrau Maria eröffnet hast.
Höre auf ihre Fürsprache
und führe uns (in diesem Jahr)
näher zu dir.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Präfationen von der seligen Jungfrau Maria
oder Präfationen von Weihnachten
In den Hochgebeten I-III eigener Einschub
KOMMUNIONVERS Hebr 13, 8
Jesus Christus ist derselbe gestern und heute und in Ewigkeit.
SCHLUSSGEBET
Herr, unser Gott
am Fest der seligen Jungfrau Maria,
die wir als Mutter deines Sohnes
und Mutter der Kirche bekennen,
haben wir voll Freude
das heilige Sakrament empfangen.
Lass es uns eine Hilfe sein,
die uns zum ewigen Leben führt.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.


BESSER ALS EIN LICHT
Ich sagte zu dem Engel,
der an der Pforte des neuen Jahres stand:
Gib mir ein Licht, damit ich sicheren Fußes
der Ungewissheit entgegengehen kann.
Aber er antwortete:
Geh nur hin in die Dunkelheit,
und leg deine Hand in die Hand Gottes!
Das ist besser als ein Licht
und sicherer als ein bekannter Weg. (Aus China)

 

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